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Es werden Posts vom Oktober, 2019 angezeigt.

Volker Weidermann: Das Buch der vebrannten Bücher

Thema: 10. Mai 1933 - Das Buch erzählt die Lebensgeschichten aller Autoren, deren Werke damals in Flammen aufgingen. - Dieses "Dokument gegen das Vergessen" ist sehr informativ und es ist wirklich erstaunlich und erschreckend zu gleich, dass es die Nazis (aber später auch die junge BRD) geschafft hat, viele Autoren auszulöschen. An manchen Stellen ist mir das Buch zu sehr kommentierend und wertend, aber trotzdem hat es sich für mich gelohnt, es zu lesen.

"Jüdisches Leben" in München - Sachbuch -

Das Buch bietet einen Überblick über das jüdische leben in München vom Mittelalter bis heute. Es kam 2008 zur 850 Jahrfeier der Stadt München und anderer Seits zum Neubau des jüdischen Zentrums am Jakobs-Platz heraus. Mich interessiert das Thema besonders, weil die Spuren unserer jüdischen Mitbürger in der "Hauptstadt der Bewegung" im "1000jährigen Reich" (fast) vollkommen beseitigt wurden. Die Zusammenstellung von Geschichte, Fakten und menschlichen Schicksalen beeindruckte mich sehr!

Walter Kirchner: Die Ameisen - Sachbuch -

„Die Ameisen gehen durchs Land, lange Karawanen, eilen fleißig durch den Sand auf gepflegten Bahnen, wenn es einem schwierig scheint, etwas fort zu schieben, transportieren es vereint, sechse oder sieben.“ Das ist ein Teil eines alten Kinderreimes. Ja, bereits als Kind fanden wir diese Tierchen interessant und faszinierend. Allerdings sind wir mit ihnen nicht immer wohlwollend umgegangen. Das haben diese kleinen Krabbeltiere eigentlich nicht verdient, weil sie beispielsweise in unseren Wäldern wichtigen Aufgaben nachkommen, die diese schützen. Zudem leben Ameisen wie wir Menschen in Gemeinschaften und sind somit soziale Wesen. Deshalb denke ich, kann ihr Verhalten uns durchaus als Spiegel dienen. Bei näherer Betrachtung zeigt es sich allerdings, dass die kleinen Tierchen mit ihren Artgenossen nicht selten solidarischer umgehen, als wir mit den unsrigen. Somit lohnt es sich durchaus, Walter Kirchners Aufzeichungen über die Ameisen zu lesen!

Platon: Sämtliche Werke – Band 2

Dieser über 600 Seiten starke Band hat folgende Texte des außergewöhnlichen Denkers der Antike hauptsächlich in der Übersetzung von Schleiermacher in quasi chronologischer Reihenfolge zum Inhalt: Lysis, Symposion, Phaidon, Kleitphon, Politeia, Phaidors. Wobei mir die Politeia bereits bekannt war und ich sie deshalb nicht nochmals las. Fazit: Platon zu lesen bereitet mir immer wieder großen Spaß und macht mir zudem sehr viel Freude! Zum Glück habe ich noch einiges von ihm zu rezipieren. Und vor allem darüber nachzudenken, was uns dieser Philosoph im 21. Jahrhundert (noch) zu sagen hat!

Ljudmilla Ulitzkaja: Medea und ihre Kinder

Die 1947 in Dawlekanowo geborene russische Autorin lebt heute in Moskau und hat sich als Putin-Kritikerin geoutet. Ein Dutzend Ihrer frauenaffinen Romane wurden inzwischen ins Deutsche übersetzt. Der o. g. Roman mit literarischem Anspruch, überzeugte mich mit einer gut geschriebenen Story, die auf der Krim spielt. Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht die Titelfigur des Romans, „Meda“, eine geborene Griechin, die ihren vielfach verzweigten Familienclan aufrechterhält und große und kleine Probleme managet.

Thomas Anz: Marcel Reich-Ranicki – Portrait –

Dieses Portrait über den „Literaturpapst“ Reich-Ranicki, er starb 2013,  ist sehr interessant. Reich-Ranicki  wird er als Kritiker unnachahmlich und vor allem unvergesslich bleiben, das ist sicher! Er entdeckte Talente und entthronte Größen mit seiner spitzen Feder und im Fernsehen mit seiner flotten Zunge, wobei er die Spreu vom Weizen trennte, und auf diese Art und Weise unzählige Menschen zum Lesen anregte, von denen bestimmt viele ohne sein Dazutun nicht zum Buch gegriffen hätten. Hier noch ein Reich-Ranicki-Kriterium für ein gutes Buch: Es darf einen nicht ermüden, es muss einen erschüttern!

Halldór Laxness: Die Islandglocke

In diesem großartigen Roman erzählt der isländische Autor Halldór Laxness, der 1955 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, eine Geschichte aus dem 17. Jahrhundert, in der er das ärmliche Leben kleiner Leute in seiner Heimat aufzeichnet. Sie sind der ständige Spielball der Mächtigen und deren brutaler und unmenschlicher Willkür vollkommen unterlegen und ihnen somit unwiderruflich ausgeliefert. Aber trotzdem gibt es Untertanen, wie es Laxness am Beispiel seines Protagonisten Jon Hreggvidsson - einem Menschen mit einem starken Charakter - zeigt, der sich trotz aller Widerstände nicht unterdrücken lässt und sich seinen angeborenen Freiheitsdrang bis ins hohe Alter bewahrt!

Parmenides: Über das Sein

Parmenides (um 520/515 v. Chr.; † um 460/455 v. Chr), der Vater der Logik genannt wird und als Vorsokratiker gilt, führte als Instrument den evidenten Beweis in die Logik ein, der für ihn eine vollständige Einsicht mit Wahrheitsanspruch bietet. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen „Über das Sein“, die allerdings nur fragmentarisch vorliegen, steht Dike, die Hüterin des ätherischen Tores, die Parmenides bei „seiner Himmelsfahrt“ die Wahrheit verkündet. Weil das ewige Sein, weder Vergangenheit noch Zukunft besitzt, ist der Gedanke ad absurdum geführt, dass das Ewige als unaufhörliche Zeit verstanden werden kann, denn vor Gott ist alle Zeit ewige Gegenwart! Verfolgt man Parmenides Gedanken, hat man den Eindruck, dass für ihn die Welt der Erscheinungen einen Augenblick transparent waren; und lässt man sich als Leser auf sie ein, so wird auch für einen selbst, das ein oder andere „durchsichtiger“.

Doris Lessing: Die Geschichte von General Dann und Maras Tochter, von Girot und dem Schneehund

Dieser Roman ist ein Folgeroman, der erste Teil war mir nicht bekannt. Der Protagonist der Geschichte wandert im Nordwesten des imaginären Landes Ifrik und gerät aufgrund einer Eisschmelze in Europa in einen riesigen Sumpf. Er stößt auf verschiedene Umherirrende und schickt sich am Ende an, eine Gesellschaft zu gründen, in der es eine Zukunft für sie gibt und in der man versteht, Gutes und Böses fein auseinander zuhalten. Damit der Leser kapiert wie sich die Bösen von den Guten äußerlich unterscheiden, sind sie durch Narben gezeichnet! Darüber hinaus vermittelt Lessing dem Leser, dass sich ein gutes Leben nicht lohnt, denn es mache ihn lebensuntauglich. Und da mir ihr Folgeroman nicht taugte, werde ich Teil 1 nicht lesen; oder lohnt es sich vielleicht doch?

Michael Winterhoff: Deutschland verdummt – Wie das Bildungssystem die Zukunft unserer Kinder verbaut - Sachbuch –

Bei diesem Sachbuch handelt es sich um eine verständlich geschriebene komprimierte Kritik von 200 Seiten an unserem Schul- bzw. Bildungssystem aus der Sicht eines Psychotherapeuten und Jugendpsychiaters mit einem reichen Erfahrungsschatz, den er vor allem aus Gesprächen mit betroffenen Eltern, aber auch mit Erziehern und Pädagogen erwarb. Michael Winterhoffs Ansichten sind durchaus kontrovers und sicherlich für die eine oder den anderen nicht oder nur schwer hinnehmbar. Aber das zeigt vor allem, dass der Autor einen wunden Punkt berührt, der sich innerhalb unserer Gesellschaft auftut, und der so nicht akzeptierbar ist, weil diese Fehlentwicklung, wie sie Winterhoff darlegt, durchaus gravierende Konsequenzen für das Allgemeinwohl nach sich ziehen kann. Mein Fazit: Gut „gebrüllt“ Herr Winterhoff! Die Frage ist allerdings ob die Strippenzieher in unserer Bildungslandschaft - die von ideologischen Diskrepanzen geprägt ist - wach gerüttelt werden. Allerdings ist das Lesen dies...

Wolfgang Meyer-Hentrich: Wahnsinn Kreuzfahrt – Gefahr für Natur und Mensch / Sachbuch

Als jemand der noch nie auf einer Kreuzfahrt dabei war - und dies auch nie sein wird - wollte ich mich überzeugen, ob sich meine Vorurteile bestätigen würden, die ich mir bereits über diese Art Tausende von Euro auszugeben, um mit Tausenden von Menschen auf dem Meer in einer riesigen die Umwelt belastenden „Konservenbüchse“ die Fische zu beobachten, gebildet habe. Leider taten sie es nach Wolfgang Meyer-Hentrichs Aufzeichnungen zu tausend Prozent!

James Hawes: Die kürzeste Geschichte Deutschlands - Sachbuch -

Ein gut geschriebenes und flott zu lesendes Sachbuch, das die deutsche Geschichte von der Herrmanns Schlacht im Teutoburgerwald über die „Wiedervereinigung“ und ihre nicht immer positiven Folgen beschreibt, die zum Teil bis heute sichtbar sind, wie beispielsweise die Tatsache, dass nicht nur kurz nach der Grenzöffnung viele junge Menschen in den Westen gingen, um dort Arbeit zu suchen, obwohl Milliarden in ihre alte Heimat flossen, weil Helmut Kohl den ehemaligen DDR Bürgern blühende Landschaften versprach, wobei er bei seinen spontanen Entscheidungen die westlichen Verbündeten eher außen vor ließ und von sich aus unwiderrufbare Tatsachen schuf! „Die Bevölkerung Bayerns wuchs zwischen 1991 und 2012 um 8 Prozent, in Sachsen-Anhalt fiel sie um 20 Prozent.“ Nicht nur an dieser Stelle hält James Hawes mit seiner kritischen Sicht auf „die Wende“ nicht hinter dem Berg und stellt in seinen lebendigen Ausführungen zudem die provokante Frage: Ist Deutschland insgesamt nicht eher d...

Martin Mosebach: Mogador

Ich beendete diesen Roman, in dem ein betrügerischer Banker auf der Flucht ist, nach knapp 100 Seiten, weil ich mich von banal aneinander gereihten und teilweise frauenfeindlichen Metaphern bzw. Plattitüden, erschlagen fühlte, die meinen Lesefluss permanent bremsten und mir die vielleicht gar nicht unspannende Story verleideten! (Siehe unten!) - „Wenn Elf sein schwarzes Sportcoupe aus der Firmengarage ans Licht aufsteigen ließ – der Motor schnurrten wie ein Kater -,… S. 75 Mitte! “… vom Rauch umweht wie ein Geist, der soeben der Flache entstiegen ist.“ S. 75 Unten! - „Ich bin nicht so alt, wie ich aussehe…“ S. 81 Mitte - „Sie brachte, leicht vornüber gebeugt, sodass ihre unter einem T-Shirt verborgenen Brüste beinahe mit im Obstkorb bei den Orangen lagen, das Dessert, ihre Gäste dabei kritisch musternd.“ S. 79 Mitte - „Als sie durch den Raum lief, auf kleinen bloßen Füßen die Kugelmassen ihres Körpers balancierend, bot sie Patrick auch den Anblick ihres Hinterteils, das zum E...

Arno Geiger: Es geht uns gut

Plätscher, plätscher! Genau dieses geschieht in dieser inhaltsleeren Story des österreichischen Autors, die 2005 erschien und 390 Seiten umfasst. Obwohl Arno Geiger (geb. 1969), in seiner Familiengeschichte, die von mehreren Generationen erzählt, Zeitsprünge einbaut, wird sie keinen Deut spannender, geschweige denn besser. Darüber hinaus strotzt sie vor anachronistischen Vorurteilen und Plattitüden, wie z.B.: „Wenn ihr Vater wüsste, dass sie längst eine Frau ist, würde er sie vermutlich einsperren. Die Hühner sollen gefälligst im Stall bleiben.“ Mein Fazit: Mir ging es beim Lesen „Nicht gut!“ Vielleicht hätte ich diesen, auch sprachlich enttäuschenden Roman, nach kurzer Zeit, lieber zur Seite legen sollen?

Dirk Müller: Machtleben - Sachbuch -

Nach 80 Seiten abgebrochen! Der Autor entwirft in einer simplen und reißerischen Sprache ein zukunftspessimistisches Szenario und beschwört eine erneute Weltwirtschaftskrise herauf. Nach meiner Ansicht wird er auf dieser Art und Weise diesem diffizilen und sensiblen Thema nicht gerecht. Es mag ja durchaus sein, dass eine solche Krise nicht ausgeschlossen werden kann, aber was der Autor an Thesen „zusammenmüllert“ dient nach meiner Ansicht nur dazu Ängste zu schüren, um die Verkaufszahlen seine Buches anzuheizen!

Engelbert Obernosterer: Die Mäher und die Grasausreisser - Sachbuch -

Der ehemalige, inzwischen über 80 jährige Volks- und Hauptschullehrer sowie Schriftsteller aus dem österreichischem Sankt Lorenzen im Lesachtal in Kärnten, rechnet mit dem rein funktionalen Schulsystem ab und spart dabei nicht mit bissiger, aber offensichtlich berechtigter Kritik, die darin mündet, „dass die seelische Versteppung dort besonders um sich greift, wo die Maschinerie am besten funktioniert, bei welcher vorne Kinder hinein geschoben werden und hinten Unlust, Desinteresse und Rückgratlosigkeit im Maturaanzug herauskommen.“ (Siehe Klappentext!) Engelbert Obernosterer und Michael Winterhoff („Deutschland verdummt“) stoßen also in dasselbe Horn, wobei Obernosterers Kritik, nach Jahrzehnten des Lehrerdaseins, verständlicherweise emotionaler ausfällt!

Eric De Luca: Das Meer der Erinnerung

In dieser lesenswerte Geschichte eines 16-jährigen Jungen, der auf Insel Ischia in den 50er Jahren Ferien macht und in Kontakt mit dem schweigsamen Fischer Nicola kommt, werden die tabuisierten Geschehnisse am Ende des 2. Weltkriegs reflektiert, in denen die Deutschen Verbündeten zu verhassten Besatzern wurden. Es ist aber auch der Sommer, in der dem junge Erzähler die geheimnisvolle Caia kennenlernt, sich in sie verliebt und sogar ihr großes Geheimnis lüftet und deutsche Urlauber Nazilieder grölen!

Hans Keilson: Der Tod des Widersachers

Der jüdische Autor und Psychoanalytiker Hans Keilson, der 2011 im Alter von 101 Jahren starb und zahlreiche Werke mit autobiografischen Zügen hinterließ, erzählt in dieser Geschichte, bei der es sich um eine Parabel handelt, von einem Mann, dessen Eltern im 3. Reich deportiert und ermordet wurden. Er selbst überlebte als Flüchtling. Keilson zeigt auf wie Hass entsteht und macht für mich in seinem, nicht immer einfach zu lesenden „Text-Experiment“ zudem eindringlich klar, welche untergründigen Verbindungen es zwischen Täter und Opfer gibt und wie Liebe und Hass ineinandergreifen.

Frank O’ Connor: Die Reise nach Dublin

Der irische Autor Frank O’ Connor, der 1903 als Michael Francis O'Donovan geboren wurde und 1966 starb, schrieb vorwiegend Kurzgeschichten, die im katholischen Arbeitermilieu Irlands spielen, in dem er selbst aufwuchs. Bereits mit 12 Jahren verließ er die Schule! In diesem interessanten Roman steht ein junges, armes Paar, mit den Namen Mary und Phil im Mittelpunkt, das versucht, aus seinen schwierigen Verhältnissen und bigottem Umfeld in Cork auszubrechen, um in Dublin glücklich zu werden.

Jan Demas: Große Denker des Mittelalters - Sachbuch -

Hier eine grobe Zusammenfassung des o. g. Sachbuches, das ich durchaus interessant finde, weil das Mittelalter und seine Denker „locker flockig“ vorgestellt und analysiert werden! Zunächst waren im religiösen Umfeld Druiden ein Thema und als stark sehende und intensiv erkennende Menschen galten. Der große Streitpunkt zwischen den Gläubigen setzte bereits im 4. Jahrhundert ein: Es ging um die wahre Vorstellung von Gott! Man hielt Jesus z. B. für Vollkommen, aber nicht für so vollkommen wie Gott; wobei später Hildegard von Bingen, die als kreativ verrückt galt, ihn als „Kugel“ sah! Für Thomas von Aquin, der nichts auf „seinen“ Aristoteles kommen ließ, war das höchste Wohl, das Allgemeinwohl. Auf sein eignes Wohl war er, der den Menschen „als Reisenden“ sah, offensichtlich weniger bedacht, denn seine „eigene Reise“, die ihn spirituell von Erkenntnis zu Erkenntnis führte, stoppte sein Schaffen im Advent 1273, als er einen Zusammenbruch am Katheder erlitt. Zwischen 1347 und ...

Sven Papcke: Progressive Gewalt – Studien zum Sozialen Widerstandsrecht – / - Sachbuch -

Dieses Buch aus der Reihe „Texte zur politischen Theorie und Praxis“ des deutschen Soziologen Dr. Sven Papcke, das 1973 als Fischertaschenbuch erschien, ist mir vor einiger Zeit in die Hände gefallen. Und jetzt stieg es mir, nachdem ich es lesenderweise zur Hand nahm, zu Kopf, wobei ich hoffe, dass es dort zumindest fragmentarisch, abgelegt ist! Papckes theoretische Thesen zu Gewalt, Ordnung und Widerstand empfinde ich als durchaus interessant, weil ich in den 70er Jahren damit begann, an Protesten zu den unterschiedlichsten Themen teilzunehmen. Aber für mich zeigt sich bei der Beleuchtung meiner Erinnerungen wieder einmal, dass Theorie und Praxis wirklich zwei ganz verschieden Dinge sind, wobei beide selbstverständlich ihren berechtigten Stellenwert haben: kognitiv und physisch!

David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand - Sachbuch -

Bei Hume steht der Empirismus, also die Sinneserfahrung, bei seinen Untersuchungen im Vordergrund. In seinen interessanten oben genannten Ausführungen wird das sehr deutlich. Emanuel Kant hat sich bei seinen Untersuchungen zu den verschiedensten philosophischen Feldern an Humes Vorgehensweise angelehnt und sie durch den Begriff der Erkenntnis erweitert. Hume kommt am Ende seiner Ausführung schließlich zu dem Ergebnis, dass nichts als real anzunehmen ist, was nicht auf Erfahrung und Erkenntnis basiert.

Platon: Sämtliche Werke – Band 2

Dieser über 600 Seiten starke Band hat folgende Texte des außergewöhnlichen Denkers der Antike hauptsächlich in der Übersetzung von Schleiermacher in quasi chronologischer Reihenfolge zum Inhalt: Lysis, Symposion, Phaidon, Kleitphon, Politeia, Phaidors. Wobei mir die Politeia bereits bekannt war und ich sie deshalb nicht nochmals las. Fazit: Platon zu lesen bereitet mir immer wieder großen Spaß und macht mir zudem sehr viel Freude! Zum Glück habe ich noch einiges von ihm zu rezipieren. Und vor allem darüber nachzudenken, was uns dieser Philosoph im 21. Jahrhundert (noch) zu sagen hat!

Dieter Wellershof: Der Sieger nimmt alles

Der Autor Dieter Wellershoff (1925-2018), der im Erwerbsberuf Lektor war, schrieb 1983 auf mittlerem Unterhaltungsniveau diese mit 511 Seiten „gut weg zu lesende“ leichte Belletristik mit einem zu erwartenden Ende. Im Mittelpunkt der von Allgemeinplätzen strotzenden Story - sie ist in der alten beschaulichen BRD angesiedelt - versucht ein bemühter Geschäftsmann in die Fußstapfen seines Schwiegervaters zu treten, was ihm allerdings aus diversen Gründen sehr große Mühe bereitet.

A. M. Uhlmann: Büchner – Ein Lesebuch für unsere Zeit

Dieses inzwischen antiquarische Buch, das 1954 im Thüringer Volksverlag erschien, fiel mir auf einem Flohmarkt in die Hände und weist folgendes Vorwort auf:  „Die Bourgeoisie ließ das literarische Erbe zerflattern; wir sind verpflichtet, es sorgfältig zu sammeln, es zu studieren und nach kritischer Aneignung weiter zu entwickeln.“ Ja, das waren noch Zeiten als vorgegebnen wurde, wie man zu lesen hat! Ich jedenfalls las es mit viel Freude und großem Vergnügen. Die aufgeführten Dramen waren mir zwar bekannt, aber gern rezipierte ich sie nochmals. Als sehr interessant empfand ich in diesem Lesebuch auch die Kommentare, die Briefe an Büchner sowie die Zeittafel zum Leben des mit 23 Jahren viel zu früh verstorbenen Autors!  

J.M.G. Le Clézio: Wüste-

Dieser poetische und lesenswerte Roman des französisch-mauritischen Schriftstellers, der 2008 den Nobelpreis für Literatur erhielt, führt den Leser in die Wüste und stellt ihm auf einer Ebene die junge Marokkanerin Lalla vor! Diese treibt es aus der Sandwüste hinaus und in das Häusermeer der südfranzösischen Großstadt Marseille hinein, um dort ihr Glück zu finden. Clézios zweiter Handlungsstrang ist die Traumebene der jungen Frau. Auf ihr begegnet ihr immer wieder einer Karawane, die 1909/1910 in der Westsahara unterwegs ist und von der man ihr als Kind oftmals erzählte.

Beendet: Hanno Rauterberg: Wie frei ist die Kunst – Der neue Kulturkampf und die Krise des Liberalismus - Sachbuch -

Schranken in Köpfen nehmen zu, allenthalben wird Sexismus beklagt! Daraus resultierende Folgen: In Museen werden Bilder abgegangen, die Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte lang nicht als anstößig galten. Aber auch Theateraufführungen und Filme werden mit Schlagworten wie Rassismus und Frauenfeindlichkeit, etc. belegt. Es scheint, dass unsere liberale Gesellschaft den Rückwärtsgang eingelegt hat! Diesen sich einschleichenden Vorgang zeigt Hanno Rauterberg in seinem Essay an diversen Beispielen in den verschiedensten kulturellen Bereichen auf und warnt davor, dass die künstlerische Freiheit auf der Strecke bleibt! Daraus resultiert für mich die Gefahr, dass die Prüderie der 50.er Jahre des 20. Jahrhunderts wieder als Maßstab für Kunst etc. gilt! Ein Grund für diese heutige Kunstphobie könnte meiner Ansicht nach sein, dass sich die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen von dem schnellen Wandel in Kunst, Kultur, etc. überrollt fühlen. Für mein Dafürhalten sind allerdings ni...

Patrick Modiano: Place de l’Etoil

Der Erzähler der sehr guten literarischen Geschichte und des höchst politischen Romans, der sich mit der französischen Vergangenheit in der Zeit der deutschen Okkupation befasst und mit jüdischen und antijüdischen Klischees spielt, ist der junge Raphael Schlemilovitch. Der Autor Patrick Modiano, geb. 1945, zeigt in seiner sehr lesenswerten Story auf, dass Antisemitismus kein rein groß-deutsches Thema war, sondern z.B. auch in Frankreich grassierte und durch die Vichy-Regierung, die mit Hitler paktierte, zum Ausdruck kam. Allerdings sieht Modiano in politischen Äußerungen auch Israel durchaus kritisch und begründet dies damit, dass das Land gegenüber seinen Nachbarn hoch militaristisch aufgerüstet ist.

Pico della Mirandola: Rede über die Würde des Menschen

Der italienische Philosoph der Renaissance schrieb diese bis heute beeindruckende Rede zum Humanismus um 1486/87. Im Mittelpunkt des Themas steht das Wesen des Menschen. Die Schrift fand erst nach dem Tod des Autors den Weg in die Öffentlichkeit. Allerdings hat sie uns im Jahr 2019 immer noch etwas zu sagen und das liegt daran, dass sich der Mensch in seinen Grundstrukturen auch in unserer heutigen High-Tech-Welt nicht geändert hat!

Fernan Cabllero (Cecilia Böhl de Faber): Die Möwe

Die spanische Schriftstellerin Cecilia Francisca Josefa Böhl de Faber Larrea wurde als Tochter eines Deutschen am 24.12.1796 in der Schweiz geboren. Sie schrieb unter dem Pseudonym Fernán Caballero, weil ihr klar war, dass man sie als schreibende Frau nicht Ernst nahm. Sie starb am 07.04.1877 in Sevillia, Spanien. In ihrem o. g. Roman zeichnet die „Multikulti“ Autorin eine Art Sittengemälde, das die Stellung einer Frau aus der Oberschicht beschreibt, an dem sich eine Leserin aus „besseren“ Gesellschaftlichen Kreisen zu orientieren hatte. Fazit: Gut zu lesende Unterhaltungsliteratur mit literarischem Anspruch, die Einblicke in längst vergangen Zeiten gibt und zur Reflektion anreget.

Hubert Schleichert: Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren

Der 1935 geborene Wiener Philosoph beschäftigte sich u. a. mit Argumentationsphilosophie, was er in seinen o. g. Aufzeichnungen, die ich nur empfehlen kann, bestens dokumentiert. Anstatt einer Rezension möchte ich Schleichs unten stehenden Absatz rezitieren, der für mich eine hervorragende Anleitung darstellt, mit Menschen umzugehen, die meinen sie haben „Die Wahrheit“, aus welchen Gründen auch immer, für sich gepachtet und müssten sie anderen aufoktroyieren! „Ideologien, Religionen, Schwärmereien, Visionen, Dogmen, Doktrinen, Glaube und Aberglaube, Orthodoxien, Häresien und was der gleichen noch alles geben mag, die zu Verletzungen der Menschenrechte anleiten oder dieselben verharmlosen, soll man attackieren – auch dann, wenn sie sich im Moment lammfromm geben. Denn die Erfahrung lehrt, dass man in diesen Dingen, überhaupt nicht misstrauisch genug sein kann. Deshalb soll man jeden Versuch, die Vernunft verächtlich zu machen, jede Relativierung der Vernunft durch verspielt...

Sybille Berg: GRM. Brainfuck

„Schöne neue Welt“ Huxley lässt grüßen! Allerdings ist die Welt, die Sybille Berg in ihrem in Großbritannien spielenden Roman aufzeichnet, um einiges autokratischer: Algorithmen übernehmen die Macht über die Menschheit. Hinzu kommt Brainfuck. Das ist die permanente Überflutung der Gehirne durch massenhafte Informationen! Allerdings sorgen vier Kinder für Gegenwehr; denn sie spielen das Spiel des Neoliberalismus nicht mit. Sie lehnen sich zudem dagegen auf, dass Menschen zur Perfektionierung der Überwachung Chips eingepflanzt werden! Der Halt der Kinder ist Grime (GRM), die größte musikalische Revolution seit dem Punk. Bergs eingängige Sprache entwickelt in ihrer apokalyptischen Story einen unheimlichen Sog, dem ich mich kaum entziehen konnte. Und wenn man zwischen den Zeilen liest, ist unschwer zu erkennen, dass unsere Gegenwart von Bergs Vision eines perfekten Überwachungsstaats, vielleicht weniger trennt, als wir meinen.

Eva Maaser: Der Moorkönig

Diese leicht zu lesende und ohne höheren Anspruch zu Papier gebrachte Geschichte, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in meiner westfälischen Heimat spielt, beschreibt die Abhängigkeit der geknechteten Kleinbauern, auch Kötter genannt, von ihrem Landherrn, dem Klerus sowie den französischen Besatzern. Bittere Armut, Leid und Ausbeutung sind das Schicksal der Geschundenen und Unmündigen. Ihr klischeehaft beschriebener Alltag zieht sich gleichförmig und monoton dahin. Bis ein so genannter „Spökenkieker“ das Licht der Welt erblickt! Ist dieser merkwürdige Knabe mit dem Zweiten Gesicht, vielleicht ein Hoffnungsschimmer, ein Zeichen für Veränderung und Aufbruch? Schön wäre es …

Afa-Wossen Asserate: Die neue Völkerwanderung – Wer Europa bewahren will, muss Afrika retten - Sachbuch -

Der äthiopisch-deutsche Geschäftsmann und Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie und folglich Prinz, geboren 1948, hat inzwischen verschiedene Sachbücher geschrieben, u. a. das oben genannte. Es gefiel mir sehr gut, weil es eingehend und informativ die Gründe für die Flucht vieler Afrikaner aus ihrer Heimat nach Europa kritisch hinterfragt und versucht zu erklären wie die Antworten der regierenden Politik in den Zuwanderungsländern, z. B. in Europa, darauf aussehen sollten. Zunächst einmal sei Hilfe zur Entwicklung und Förderung der kleinen Leute wichtig! Hierbei gilt es vor allem Frauen zu unterstützen, die für Afa-Wossen Asservate die Zukunft Afrikas darstellen und zudem anders als Männer, Geld zusammen halten und es nicht für Spirituosen ausgeben. Gleichzeitig ist es von Bedeutung, so der Autor, dass europäische Politiker darauf achten, dass Afrika gut regiert wird! Als Beispiel dafür nennt er den tansanischen Präsidenten John Magafuli, der ein üppig...

Franziska Schreiber: Inside AfD - Sachbuch -

Franziska Schreiber, eine junge ostdeutsche Frau und ehemalige AfD Mitarbeiterin outet in ihrem Erfahrungsbericht diese sich bürgerlich gebende Partei als eindeutig rechts und sieht sie in der Nachfolge der marginalisierten NPD! Nach Aussagen Schreibers fühlen sich verunsicherte misstrauische Menschen aus allen Schichten von dieser Partei angezogen, weil sie ihnen (vermeintlich) einfache Antworten auf komplexe Fragen und Themen bietet. Allerdings streut die AfD gezielt falsche Fakten und setzt Unwahrheiten in die Welt, um bei ihren Wählern vorhandene Vorurteile und Ängste zu schüren bzw. sie anzuheitzen. Was die Wähler von ihrer Partei vor allem erwarten, ist die direkte Ansprache und die permanente Bestätigung ihres „gesunden“ Menschenverstandesverstandes, weil sie ihm erstens vertrauen und sich zweitens ausschließlich von diesem leiten lassen! Genau diese emotionalen Bedürfnisse sind es, die ihnen diese stark rechtslastige Partei bietet, bei der permanente Anschuldigung...

Beendet: Velma Vellis: Zwei alte Frauen – Eine Legende von Verrat und Tapferkeit

Eine einfach „gestrickte“ Geschichte, die von zwei alten Frauen erzählt, die von ihrer Eskimogemeinschaft ausgestoßen wurden, weil die Nahrung nicht mehr für alle reichte. Aber die Frauen finden in ihrer Not nach einigem Hin und Her zueinander und sogar den Weg zurück in die Gemeinschaft, die sie freudig wieder aufnimmt, weil die zwei „Aussätzigen“ diese vor dem Hungertod bewahren. Das Positive an dieser Geschichte ist, dass sie zeigt, dass Not die Menschen zusammenschweißt, aber weshalb eigentlich erst immer in der Not?

Anton Tschechow: Das Duell – Ein kleiner Roman

Ehre, Gerechtigkeit und Wahrheit sind Tschechows Themen in diesem sehr bewegenden, kleinen, aber sehr lesenswerten Roman, der in der russischen Provinz an der kaukasischen Küste spielt. Zum Thema Wahrheit, die viele Menschen für sich gepachtet zu haben scheinen, und dafür auf die eine oder anderen Art (siehe oben!) ihr Leben aufs Spiel setzen, schreibt der mit bereits 44 Jahren verstorbene Tschechow: „Auf der Suche nach der Wahrheit machen die Menschen zwei Schritte voran und einen Schritt zurück, der Durst nach Wahrheit aber und der hartnäckige Wille jagen sie voran und voran. Und wer will es wissen: vielleicht werden sie noch einmal bis zur wirklichen Wahrheit hingelangen …“ Text – Coverrückseite Bürgers Taschenbücher – Ullstein Bücher.

Zeruya Shalev: Liebesleben

Die 1959 geborene israelische Autorin und studierte Bibelwissenschaftlerin beschreibt in dieser, 1979 im Original erschienen Story, nicht die Geschichte von Adam und Eva, sondern von einer jungen Frau, die sich in einen älteren Mann verliebt und ihm mehr oder weniger verfällt, da sie für diese Liebe sehr viel aufgibt und sich fast in ihr verliert. Klug und raffiniert bringt die Autorin ihre intensive Story in einer faszinierend lebendigen, mitunter tobenden Sprache zu Papier; und fesselt so ihre Leserschaft, in diesem Fall mich, an ihre literarisch glänzenden und voller Erotik steckenden 368 Seiten.

Laura Wilson: Wenn die Nacht kommt

Die einzelnen Kapitel des spannenden und gut geschriebenen Thrillers, der 1940 zur Zeit des 2. Weltkrieges in London spielt, sind jeweils aus der Sichtweise der agierenden Charaktere geschrieben. Besonders interessant und erschreckend zugleich, ist die Perspektive des Mörders, der nach außen hin einen jungen, gut funktionierenden Flieger der britischen Luftwaffe abgibt. Offensichtlich kann er aber nicht damit umgehen, Menschen zu töten, wie es von ihm als Kampfpilot verlangt wird. Allerdings erfüllt er seinen Auftrag trotzdem und macht in einer Art krankhaften Wahns in seiner Freizeit nahtlos da weiter, wofür er als Flieger ausgebildet wurde und bezahlt wird. Übrigens, die über 65 Millionen bei Kampfhandlungen getöteten Menschen des 2. Weltkrieges waren in der Mehrzahl keine Soldaten, sondern Zivilisten!

Herfried Münkler: Der Grosse Krieg - Die Welt 1914-1918 - Sachbuch -

Dieses Buch kann ich allen an Geschichte Interessierten wärmsten empfehlen! Nationalismus war und ist (neben wirtschaftlichen Interessen) immer die treibende Kraft für Kriege. Er war es auch, der die Begeisterung, insbesondere bei der bürgerlichen Schicht, in Deutschland für den 1. Weltkrieg entfachte. Exemplarisch steht dafür der 1. August 1914, der Tag der deutschen Kriegserklärung, der mit patriotischen Gesängen in Städten wie Berlin und München von dem oben genannten Klientel euphorisch aufgenommen wurde. Auf dem Lande ging es, wie Herfried Münkler schreibt, eher ruhiger zu. Dezidiert zeigt er den Weg in den Krieg des deutschen Kaiserreichs, Hand in Hand mit seinen Verbündeten, der k. u. k. Doppelmonarchie, Österreich-Ungarn, auf. Gleich zu beginn stellt er die Frage, ob das Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914 auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, das von serbischen revolutionären Kämpfern ausgeführt wurde, zwingend zum Waffengang führen...

Timothy Synder: Bloodlands - Sachbuch -

Dieses Sachbuch bietet eine niederschmetternde Dokumentation über Gewalt. Der amerikanische Yale Professor Synder reiht Fakten und Zahlen aus mehr als 70 Jahren europäischer Geschichte aneinander und lässt dabei das Blut seiner Leser gefrieren. Stalin und Hitler sind die treibenden Kräfte in diesem Kampf um Lebensräume im Osten, bei denen Millionen Menschen, vor allem Juden, auf der Strecke blieben. Der Autor macht am Ende seines Buches seinen Lesern Folgendes deutlich: „Wir müssen fähig sein, nicht nur die Zahl der Toten zu sehen, sondern jedes Opfer als Individuum wahrzunehmen. Die eine sehr große Zahl, die der Prüfung standhält, ist die des Holocaust mit seinen 5,7 Millionen jüdischen Opfern, von denen 5,4 Millionen von den Deutschen ermordet wurden. Doch diese Zahl darf wie alle anderen nicht als 5,7 Millionen gesehen werden, eine Abstraktion, die nur wenige von uns erfassen können, sondern als 5,7 Millionen Mal eins. Das bedeutet nicht irgendein abstraktes Bild eines...

Julien Green: Leviathan

Der Amerikaner Julien Green präsentiert in diesem Psychothriller von 1929, der erst nach mehr als 60 Seiten richtig Fahrt aufnimmt, einen Seelenstriptease vom feinsten. Seine Charaktere, vor allem der zum Mörder werdende Protagonist, lassen ihre Masken fallen und outen sich als fragile Wesen, wenn plötzlich ihre kleinbürgerliche, und scheinbar heile Welt in der französischen Provinz durch sexuelle und merkantile Obsessionen zusammenbricht. Ein gelungener Roman dieses Genres, aber sicher keine Meisterwerk, das auf Ewigkeit in der Weltliteratur Einzug hält.

Günther Weisenborn: Das Mädchen von Fanö

Eine Liebesgeschichte aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts die mit gängigen Konventionen bricht: Ein Liebespaar, sie zunächst allein stehend, er später verheiratet, bekommt sich im Anschluss eines dramatischen Endes, bei dem es um Leben und Tod geht. Günter Weisenborn, ein Pazifist, der von den Nazis inhaftiert wurde und nach 1945 im Theaterbetrieb in West-Berlin Kariere machte, überzeugte mich in diesem Roman mit seiner realistischen Darstellung der Charaktere und seiner Landschaftsbeschreibung der Nordsee. Der Mensch, der nur schlecht aus seiner Haut heraus kann, ist eingebunden in seiner Rolle und wird erdrückt von seinen täglichen Pflichten, die sich für Mann und Frau in den gängigen Geschlechterklischees abspielen. Weisenborns Verdienst ist es, aufzuzeigen, dass Konventionen nicht für die Ewigkeit bestimmt sind, wenn zwei Menschen trotz scheinbar unüberwindbaren Schwierigkeiten wirklich gewillt sind ihren eigenen Weg zu gehen. Dieser Roman wurde übrigens au...

Ernest Feydeau: Fanny

Dieser Roman, der mich vor allem durch seine dynamische und bildhafte Sprache in den Bann zog, erschien 1858 in Paris und war ein Sensationserfolg. Feydau erzählt in seinem einzigen erfolgreichen kurzen Werk eine Dreiecksgeschichte aus der Sicht eines jungen Liebhabers, den seine Eifersucht in den Wahnsinn treibt. Als Leser spürt man das seelische Leiden des Ich-Erzählers, wenn er seine Gefühle bis ins kleinste Teil seziert, und dabei in Selbstmitleid versinkt. Diese wirklich beeindruckende psychologische Studie über einen Ehebrecher, den die Eifersucht packt, stellt in der Weltliteratur eine Ausnahme dar, weil es in der Regel immer die gehörnten Ehemänner sind, die an der Untreue ihrer Ehefrau zerbrechen und nicht selten an ihrem Gegenspieler rächen. Feydeaus „Etude“, so nannte der Autor sein Büchlein, ist mehr als 150 Jahre nach seinem Erscheinen lesenswert, obwohl sich die Sitten in unserer Zeit sehr geändert haben. Allerdings wird es Eifersucht, von der jeder von un...

Urs Widmer: Der Geliebte der Mutter

In diesem Roman, der im letzten Jahrhundert spielt, geht es ebenfalls um die Liebe. Um die zur klassischen (modernen) Musik die zur Leidenschaft wird, um die Verschmähte, die in den Wahnsinn führt und um die zum Vaterland, die ins Verderben führt. Als weitere Komponenten gesellen sich zu dieser Geschichte, die aus der Sicht des Sohnes zur geliebten Mutter erzählt wird, Macht und Geld. Urs Widmers Roman steckt voller Unterhaltung, Spannung und Sinnlichkeit. Und ist, weil literarisch nicht anspruchslos, lesenswert!

Gabriel García Márquez: Erinnerungen an meine traurigen Huren

Dieser kurze faszinierende und letzte Roman von Márquez, erschienen 2004, stellt sich für mich nach seinem Tod wie ein grandioser Abgesang dar, sowie nur er ihn hat verfassen können. Ein Greis von 90 Jahren, der sein ganzes Leben lang für Sex bezahlt hat, entdeckt die Liebe: „An jenem Abend, wieder daheim ohne Katze und ohne Delgadina, stellte ich fest, dass Sterben nicht nur im Bereich des Möglichen lag, sondern dass ich, alt und mutterseelenallein, gerade dabei war, vor Liebe zu sterben.“ (S. 119). Eindrucksvoller lassen sich Vergänglichkeit und Liebe nicht beschreiben!

Nicolò Machiavelli: Der Fürst“ - Sachbuch -

Dieses Werk, um 1513 verfasst, ist eines der ersten der modernen politischen Philosophie und befasst sich mit dem Thema Macht und wie mit ihr von Seiten der Herrschenden umgegangen werden soll. Obwohl Machiavellis Ausführungen in der Renaissance entstanden und sich auf totalitäre Regime beziehen, lassen sich durchaus Parallelen zur politischen Gegenwart aufzeigen. So ist der Autor der Ansicht, dass „die Menschen im allgemeinen mehr nach den Augen, als nach den Händen schließen: weil zu sehen einem Jeden gegeben ist, zu fühlen, Wenigen. Jeder sieht was du scheinest, Wenige fühlen was du bist...“ Machiavelli folgert aus seinem Befund: „Es sorge demnach ein Fürst, die Oberhand und den Staat zu behaupten, so werden die Mittel immer ehrenvoll, und von jedermann löblich befunden werden: weil der Pöbel immer von dem, was scheint, und der Dinge Erfolg befangen wird; und in der Welt ist nichts als Pöbel.“ Dieser Strategie folgt, so meine ich, auch heute der ein oder andere demokra...

Elizabeth von Arnim : Elizabeth auf Rügen - Ein Reiseroman -

- “Wenn einer eine Reise tut,…“ Ja, Elizabeth von Arnim hat viel zu erzählen! Ihre Urlauberlebnisse auf Rügen liegen zwar schon mehr als 100 Jahre zurück. Aber interessant sind sie für den heutigen Zeitgenossen allemal, hat sich doch an dem Typus „Deutscher (Tourist)“ nicht viel geändert: laut, selbstherrlich und in Massen auftretend eher unerträglich. Außerdem lassen die nationalgeprägten Gesänge und Parolen der durch übermäßigen Bierkonsum angeheiterter Feriengäste bereits ein Jahrzehnt vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges Düsteres erahnen. Etwas anderes hat sich allerdings radikal geändert: Blieb man anno dazumal in der Regel vier Wochen an seinem Urlaubsort, so reichen vielen Reisenden inzwischen vier Tage! Außerdem bietet der Roman interessante Einblicke in die damalige Gesellschaft mit ihren gravierenden Standesunterschieden und der Reduzierung der Frau auf kuschendes Eheweib und funktionierende Mutter. Emanzipierte Frauen hatten es zur damaligen Zeit ziemlich schwer...

Stephen L. Carter: Schachmatt

Diesen Roman, geschrieben von einem amerikanischen Rechtsanwalt, lieh ich mir von einer Bekannten aus, weil sie erstens über ihn sprach und weil mich zweitens ihr Büchergeschmack interessierte und ich drittens mit ihr über ihn diskutieren möchte. Eigentlich sind nur die Ausführungen über die Rassenungleichheiten in den USA bis in die heutige Zeit und einige Bemerkungen über egoistische Verhaltensmuster vieler Individuen westlicher Gesellschaften lesenswert. Die Handlung des 850 Seiten umfassenden „Thrillers“ zieht sich hin wie ein Kaugummi und ein Spannungsbogen ist nirgends auszumachen. Die Anlehnungen an Figurenkonstalliationen beim Schachspiel in den Kaptitelüberschriften sind ebenso konstruiert wie der gesamte Verlauf der Story. Der konservative Protagonist, ein Juraprofessor, der wie der Autor der afroamerikanischen Oberschicht angehört, steckt in einer imaginären Zwangsjacke gesellschaftlicher und religiöser Dogmen und lässt sich von seiner, ebenfalls schwarzen, un...

Daniel Kehlmann: F

Im Mittelpunkt dieses Roman steht ein Vater mit seinen drei Söhnen, die sich als Heuchler, Betrüger und Fälscher entpuppen. Nette unterhaltsame Familiensaga der es trotz Fantasie an literarischer Substanz - trotz Anlehnung an Thomas Mann zu Beginn - und gesellschaftlicher Relevanz fehlt.

Elfriede Jelinek: Die Klavierspielerin

Ein Klassiker der Frauenliteratur, der das Mutter-Tochter-Verhältnis - ein ewiges Thema - drastisch beleuchtet. Aber dieser phantastisch geschriebene Roman, der besonders durch seine Einzigartigkeit besticht, ist durchaus auch für Männer empfehlenswert. Jelineks Sprachpower paart sich mit sexueller Gewalt zu einem fulminanten tragisch endenden Höhepunkt.

Jorge Luis Borges: Labyrinthe

Borges ist ein Autor der nichts neu erfindet. Er ist ein belesener Literat, der sozusagen vorgefundene Werke auf- und vermischt, um sie mit seiner Schreibkunst auf neue, ungeahnte Bahnen zu katapultieren, die den Leser von einer in die nächste Ungewissheit stürzt, aus der er sich selbst seinen Weg bahnen muss, damit er sich in Borges dunklen Labyrinthen nicht ganz verliert. Große Literatur die erhellt, wenn der Leser seinen Ausgang findet!

Marlo Morgan: Traumfänger

Ich hatte von diesem (Macht-)Werk bereits gehört. Gelobt wurde es in esoterischen Zirkeln. Der Wahrheit entspricht diese schwarz-weiss-Beschreibung definitiv nicht! (Siehe unten!) Wer an eine schöne heile Welt glauben will, wird sicher mit Morgans Phantasien glücklich. Wer nicht, muss sich jeden Tag dieser Welt stellen. Einer Welt in der sich das Leben zwischen weiß und schwarz bewegt und somit aus vielen Schattierungen besteht, die aber viel interessanter sein können als hell und dunkel bzw. gut und böse bzw. Naturvolk versus Zivilisationsgesellschaft. 1996 gab die Autorin gegenüber einer Aborigines-Kommission zu, dass sie den Inhalt des Buches frei erfunden hat!!!

David Rokeah: Jerusalem / Gedichte + Jorge Luis Borges: Die Bibliothek von Babel / Roman

Auf die zwei oben genannten Werke bin ich ebenfalls durch Enzensbergers Sachbuch "Über Literatur", das ich bereits erwähnte, aufmerksam geworden! David Rokeah: Jerusalem - Gedichte von Überzeugende und einprägende Verse über die Stadt mit den drei Weltreligionen. Jorge Luis Borges: Die Bibliothek von Babel – Achtung: Literatur! Lateinamerikanische Literatur in der der Autor seine europäischen Wurzeln nicht verleugnet. „Die Bibliothek von Babel“ von Jorge Luis Borges – Achtung: Literatur! Lateinamerikanische Literatur in der der Autor seine europäischen Wurzeln nicht verleugnet. Ich beabsichtige in naher Zukunft den Roman "Das Labyrinth" von diesem Autor zu lesen. Kennt ihn jemand?

Imre Kertèsz: Roman eines Schicksallosen – Achtung: Literatur!

Der Autor hat als Jugendlicher Ausschwitz und Buchenwald am eigenen Leib er- und überlebt. Eindrucksvoll schildert er seine Erfahrung, die er nicht, wie oft von Außenstehenden apostrophiert, als Hölle empfunden hat, sondern als eine endlose Aneinanderreihung von Zeit, die er, ein glücklich Überlebender, ausgewartet hat. Dem ungarischen Nobelpreisträger für Literatur Kertèsz, ist mit diesem Roman ein Ausnahmewerk über die Schilderung von KZ-Greueltaten und anderen deutschen Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus gelungen. Er beschreibt eine erschreckend vermeintliche „Normalität“, die mir, dem Leser, den Atem anhalten lässt.

Die Entdeckung der Currywurst + Hinter den Sieben Bergen / Zwei Geschichten über starke Frauen!

In den zwei folgenden Geschichten geht es um starke Frauen. Die das Heft (ihres Lebens) in die Hand nehmen; und den Männern zeigen, wo es lang geht bzw. darum, dass sie als emanzipierte Wesen, sich nicht länger von den Männern, im zweiten Fall von dem Vater, bevormunden lassen. Es ist einfach so, dass Frauen eher Missstände erkennen und sich vor Veränderungen nicht fürchten wie Männer! Obwohl sie das vermeintlich stärkere Geschlecht sind, warten sie eher ab und harren der Dinge die da kommen oder wie in den meisten Fällen, eher nicht kommen. Anders gesagt, sie sitzen sie aus, werden fett und noch träger. Inzwischen hat aber Frau, zum Glück Tatsachen geschaffen, die er nun, ob er will oder nicht, akzeptieren muss. Wenn es gut läuft und er Einsicht zeigt, denkt er um, wenn es dann nicht zu spät ist! Wie beispielsweise in der zweiten Geschichte." Uwe Timm: Die Entdeckung der Currywurst - Novelle / Achtung: Literatur! Die Entdeckung der Currywurst oder auch nicht, beginnt...

Gegen den Strom - Ein Gespräch über Geschichte und Politik - Joschka Fischer, Fritz Stern - Sachbuch -

Dieses Interview-Buch habe ich in einer Bahnhofsbuchhandlung entdeckt, als ich mir die Wartezeit auf die S-Bahn verkürzen wollte. Super, dass ich die vorherige Bahn um 30 Sekunden verpasst habe, denn ansonsten wäre ich auf dieses lebendige Gespräch, das 2012 geführt wurde, sicher nicht aufmerksam geworden! Besonders bemerkenswert fand ich die Passagen zur Wiedervereinigung und zur Verdummung der Gesellschaften, besonders der amerikanischen! Aber leider schaut es ja in dieser Hinsicht bei uns in Europa nicht viel besser aus. Verursacher dieses Debakels sind die Massenmedien, bei dem nicht die Information sondern der Kommerz im Vordergrund steht und damit Populisten, wie Fritz Stern richtig bemerkt, in die Hände spielt!

Peter Sloterdijk: Du musst dein Leben ändern - Sachbuch -

Anspruchsvolle, interessante Kost, die aber ohne Vorwissen auf vielen Gebieten nicht zu bewältigen ist. Sloterdijk referiert über Philosophie, Religion, Geschichte, Politik und befiehlt schließlich seinen Lesern, den Titel seines Buches umzusetzen, damit er vor der unaufhaltsamen Globalisierung gefeit ist. Ob dieser Appell das Menschengeschlecht und die Welt retten kann, steht sicher auf einem ganz anderen Blatt Papier.

Marc Aurel: Selbstbetrachtungen - Sachbuch -

Großartige Ausführungen, die den Verstand preisen, der sich aber bis heute, somit fast 2000 Jahre später, in der Welt nicht durchsetzten konnte. Leider gibt es immer noch zu viele arme Seelen, bei denen Selbstmitleid und damit Egoismus vor Gemeinwohl stehen. Und diese "Seelchen" gelten zudem in der Öffentlichkeit als die vermeintlich Starken. Leider wird sich dies, so lange das Menschengeschlecht existiert, nicht ändern. Aber allen die anders "ticken" spricht Marc Aurel, der "Philosophenkaiser", aus dem Herzen. Seine Sammlung mit diesen ungemein bemerkenswerten aphoristischen Überlegungen kann man einmal durchlesen, aber vor allem immer wieder zur Hand nehmen, denn sie bieten unvergängliche Inspiration.

Hans Magnus Enzensberger: Über Literatur. Herausgegeben von Rainer Barbey. - Sachbuch -

Diese Sammlung von Enzensberger-Texten aus vier Jahrzehnten erschien 2009 zu seinem 80. Geburtstag. Ich habe es nach einer fast vierjährigen Unterbrechung über die Feiertage zu Ende gelesen. Sehr interessant, weil sich viele Anregungen zum weiteren Recherchieren und Lesen darin finden lassen. Für Leser, die sich mit Literatur(-theorie) ausgiebig befassen möchten, ist dieser Band nur zu empfehlen. Clemens Brentano: Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter - Erzählung  Ein kleines lebendiges literarisches Kunststück mit märchenhaften Zügen aus der Zeit der Romantik, das in der völker- und kulturell Facettenreichen Balkanregion angesiedelt ist. Aufmerksam wurde ich darauf durch das u. g. Sachbuch.

Sabine Bode: Nachkriegskinder – Die 1950er Jahrgänge und ihre Kriegsväter - Sachbuch -

Wer zu diesem Thema etwas wissen möchte - vielleicht als "Betroffener" wie ich -  ist mit diesem Buch nicht schlecht bedient. Allerdings fehlte mir an der ein oder anderen Stelle der wissenschaftliche Ansatz. Zudem verlieren sich Frau Bode und ihre Gesprächspartner bei ihren Ausführungen teilweise ins Beliebige und Allgemeine.

Amanda Sthers: Schweine züchten in Nazareth

Dieser keineswegs als Literatur zu bezeichnende Roman hat kurz vor Jahresschluss, wie wenige zuvor, meinen Nerv getroffen, da mich die erwähnten Themen intressierten, bewegten und vor allem berührten. Außerdem gefiel mir sehr gut die Form der Mischung aus Briefen und Faxen. Ich las ihn übrigens, weil er in diesem Forum von zwei Leserinnen empfohlen wurde. Liebe Damen, danke für den Tipp! Nun liebäugle ich sogar mit einer Reise nach Israel. Hat jemand eine Ahnung wie man dort als allein Reisender Individualtourist mit Englischkenntnissen durchkommt?

Zoé Valdés: Dir gehört meine Liebe“

Eine in vielerlei Hinsicht "bewegende" Geschichte aus Kuba, in der der musikalische Rhythmus des Landes die virtuosen Sprachbilder bestimmt. Zu Anfang fiel es mir nicht ganz leicht einen Zugang zu dem Roman der im französischen Exil lebenden Schriftstellerin Zoé Valdés zu finden. Letztlich hat er mich aber ebenso wie Marcel Reich-Ranicki formell und inhaltlich voll überzeugt. Für an (südamerikanische) Literatur interessierte sehr empfehlenswert.

„Papsttum und Politik – Eine Institution zwischen geistlicher Gewalt und politischer Macht“, - Sachbuch - Tobias Möschl (HG.)

Auf dem rückseitigen Umschlag befindet sich folgender Text: "Das Buch fragt nach den Voraussetzungen und Funktionsweisen päpstlicher Macht in Geschichte und Gegenwart. Thematisiert werden Roms ambivalente Rolle als Wegbereiter und zugleich Gegner der Moderne, seine komplexe Beziehung zu Staat und Staatlichkeit, seine virtuose Inszenierungskunst sowie sein Beitrag zum interreligiösen Dialog." Die o.g. Themen werden von verschiedenen Autoren beleuchtet. Das Buch endet 2007 mit Ausführungen über Benedikt dem XVI., dem heutigen "Schattenpapst". (Der zum Beispiel in seiner Kemenate im Hinterhof des Vatikans mit seinen Getreuen gestern ebenfalls wie Papst Franziskus den Jahreswechsel zelebrierte.) An mehreren Stellen des Buchs wird auf Benedikts Rede in Regensburg eingegangen, mit der ihm (eher wohl aus einer Mischung aus Unwissenheit und bösem Willen) aus dem Nahen Osten Islamfeindlichkeit unterstellt wurde. Der Intellektuelle Joseph Ratzinger fand beim (ei...

Ruth Rehmann: Der Mann auf der Kanzel - Fragen an einen Vater -

Auf dieses Werk bin ich durch Walter Hicks Sachbuch, "Selbstannäherungen - Autobiographien im 20. Jahrhundert von Elias Canetti bis Marcel Reich-Ranicki", aufmerksam geworden. Das Thema interessierte mich sehr. Ruth Rehmanns Buch, das eher Dokumentation als Roman ist, beleuchtet das Leben und Wirken ihres Vaters, einem protestantischen Pfarrer. Sie, die Jüngste von mehreren Kindern, die in der Familie immer nur "das Kind" genannt wurde, begibt sich Jahre nach dem 2. Weltkrieg auf die Suche nach der Gesinnung ihres Vaters, um sich ein Bild von seinem Wirken - verstärkt im 2. Weltkrieg - zu verschaffen. Sie findet einen intellektuellen, tiefgläubigen und kaisertreuen Menschen der Oberschicht, der sich loyal zur Staatsführung der Nationalsozialisten nach 1933 verhält, da ein guter evangelischer Christ zu seiner Obrigkeit - ist sie doch von Gott gewollt - zu stehen hat. Erst kurz vor seinem Tod scheint Rehmanns Vater, der einerseits dogmatisch aber auch s...

Rachel Joye: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

Eines der schlechtesten Bücher die ich je gelesen habe! Ich empfinde es als schrecklich, wenn Schreiberlinge, in diesem Fall Mrs. Joye, ihren Lesern ihre Thesen zu bestimmten Themen einhämmern wollen. Wäre diese Geschichte nur ansatzweise literarisch erzählt worden, hätte aus ihr durchaus etwas werden können. Andererseits mag es Rezipienten geben, die den Holzhammer benötigen, um aus Büchern Erkenntnisse zu bestimmten Themen - hier vor allem Tod und Einsamkeit (auch bzw. gerade in einer Zweierbeziehung) - zu erlangen. Mein Fazit zu diesem Machwerk: Lesen ist trotz allem immer noch besser als glotzen, weil dabei im Kopf einfach mehr passiert. Und vielleicht aus diesem Grund mehr hängen bleibt! Andererseits hat es nur Doko-Soap-Niveau a la RTL 2 & Co. Aber vielleicht ist das auch kein Wunder, da die Schreiberin bisher irgendetwas mit TV machte .... Also doch lieber gleich die Finger von diesem Buch lassen!

Walter Hinck: Selbsannäherungen - Autobiographien im 20. Jahrhundert von Elias Canetti bis Marcel Reich-Ranicki" - Sachbuch -

Ein sehr schönes kleines Werk, das in Essays Autobiographien verschiedener Schriftstellerinnen und Schriftsteller beschreibt und die unterschiedlichen Stile dieser Gattung erörtert. Walter Hinck gelang es, mich auf mir unbekannte Autobiographien aufmerksam zu machen. Ganz bestimmt lese ich die ein oder andere. Beginnen werde ich mit "Der Mann auf der Kanzel" von Ruth Rehmann. Kennt jemand diesen Roman?

Jonas Jonasson: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Unterhaltsame Massenware mit vielen schrägen Typen, einer phantasievollen Story und einem vertrotteltem Kommissar mit einem karrieregeilen Staatsanwalt im Schlepptau. Das Herz des Mainstream-Konsumenten hüpft; meines nicht. Deshalb gibt es auch einen Nachfolger „Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten“! Mich wird er allerdings nicht retten ...

Herbert Ellinger: Buddhismus - Sachbuch -

Herbert Ellinger zeigt dem westlichen Menschen deutlich, sachlich und fundiert die Nuancen des Buddhismus auf und setzt ihn im Kontext zu den monothestischen Religionen. Zudem macht er deutlich, dass diese interessante Bewegung für "Suchende" durchaus eine Alternative zu anderen spirituellen und ähnlichen Gruppierungen sein kann. Leider wird heutzutage auch die "Ich-Findung" des Einzelnen total vermarktet und sogar der "selbstlose" Buddhismus ist inzwischen nicht davon verschont geblieben.

Iwan Gontscharow: Oblomow

In diesem herrlichen "Schmöker" kann man sich wunderbar fallen lassen, um in die Erzählung zu versinken. Sie spielt in Russland des 19. Jahrhunderts und ist nicht zu unrecht ein Klassiker der Weltliteratur, aber leider bei uns immer noch nicht sehr bekannt. Obwohl Gontscharow für Dostojevski als Schriftsteller ein Vorbild war. Interpretieren lässt sich dieser vierteilige Roman, an dem der Autor viele Jahre schrieb, in den unterschiedlichsten Richtungen. Aber eines ist klar, der Begriff "Oblomowerei" hat ein Alleinstellungsmerkmal in der internationalen Literaturgeschichte und gilt unter Insidern als geflügeltes Wort: Nichtstun! Gibt es was Schöneres? Nicht viel, außer natürlich zu lesen, z.B. "Oblomow"!

Christa Wolf: Medea - Stimmen

Nach "Kassandra" ist dieser Roman aus dem Jahre 1998, der aus Monologen besteht, Christa Wolfs weiterer Ausflug in die griechische Mythologie. Auch hier steht eine Frauenfigur im Vordergrund, die ihren eigenen Weg geht! Man spürt, dass Christa Wolf viel von sich selbst und der "Wendezeit" in ihre Schlüsselfigur legt, um so aus der Vergangenheit auf die Parallelen zur Gegenwart zu verweisen. Inhaltlich ist das bei manchen Kritikern umstritten. Aber für mich ist auch dieses Werk sprachlich einfach meisterlich.

Sigrid Undset: Kristin Lavranstochter

Ein norwegisches Epos aus dem 13. Jahrhundert. Diese Familiensaga mit fast 1000 Seiten ist wirklich sehr lesenswert und zeigt wie ausgeprägt das Christentum das Leben und die Werte der Menschen im ausgehenden Mittelalter bestimmte. Mich hat es durch seine eindrucksvollen Natur- und Landschaftsbeschreibungen auf  Norwegen neugierig gemacht.  - Herausgegeben wurde dieses Buch von J. Sandmeier. Berlin, Deutsche Buch-Gemeinschaft, 1957! -

Ernst-Wilhelm Händler: Welt aus Glas

Dieser Roman konnte mich nicht überzeugen! Langatmig und mit wenig Spannung entwickelt sich der Plot, der mit Einblicken in die Glaskunst, mit Beschreibungen aus dem Reiseführer Venedigs sowie mit Sexszenchen gespickt ist. Zusätzlich wartet er mit der Premisse auf, dass wer im Geschäftsleben erfolgreich sein will, kein schlechtes Gewissen haben darf. Allerdings sollte diese glorreiche Erkenntnis allgemein bekannt sein!

Italo Svevo (Ettore Schmitz): Zenos gewissen

Eine um die vorletzte Jahrhundertwende spielende philosophische und analytische Studie eines in Deutschland kaum bekannten Autors, obwohl hier die Wurzeln seiner Familie liegen. Ausschweifende individuelle Gedanken, gespickt mit realen und ersehnten erotischen Erlebnissen sowie Ausführungen über Familie und Gesellschaft, bestimmen die mehr als 500 Seiten. Lesenswert!

Kinderduden - 27 farbige Bildtafeln - 5000 Stichwörter, Bibliographisches Institut AG, Mannheim 1959

Dieses Büchlein fand ich einst in einem Antiquariat in Ulm. "Köstlich"!? Kindheitserinnerungen werden besonders beim Betrachten der 27 mehrfarbigen Bildtafeln wach. Auf ihnen und vor allem durch die da zugehörigen Texte lassen sich die Vorstellungen von Gesellschaft und Moral dieser Zeit abschauen bzw. ablesen. In den 50er Jahren wusste man noch wo die Frau hingehörte, nämlich an den Herd und der (rauchende) Mann in die Arbeit. Kinder richtete man eher ab, als dass man sie erzog. Es regierte militärischer Drill, väterliche Strenge und mütterliche Güte. Vordergründig handelte es sich um eine schöne heile Welt! Doch wer diese Zeit selbst erlebt hat weiß, dass damals überhaupt nichts heil war, denn die Menschen waren nach dem Krieg kaputt. Zudem wurde verdrängt, verschwiegen und geprügelt. Geprügelt deshalb, weil die Kriegsgewalt, die die Männer und Männlein, diejenigen die mit 15, 16 Jahren Soldat wurden, erlebt hatten, nicht psychologisch verarbeitet wurde, sonder...

Peter Høeg : Das stille Mädchen

Das war mein 3. Høeg. Und wird sicherlich mein letzter bleiben! Høeg, dieses "kluge Kerlchen", erzählt seinem Leser was er alles über Musik, Philosophie, Religionen, Mystik, Esoterik und andere Themen weiß. Das ist schön. Eine logische Handlung, in der er "Gott die Herrin" ziemlich häufig erwähnt, erschließt sich mir aber leider nicht. Fazit: Høeg hatte bei der Ziehung aus seiner Zettelkastenlotterie kein glückliches Händchen.

Pia Ziefle: Suna

Der Einstieg in diesem Unterhaltungsroman ist verwirrend, da Charaktere, Handlungsstränge und Zeiten nur schwer einander zuzuordnen sind. Nach cirka 100 Seiten spürt man die Hand des Lektorats, die die Autorin bis zum Ende ihrer Migration-Story, die deutsche Zeitgeschichte widerspiegelt, führt. Fazit: Trotz Schwächen nicht unlesenswert.

Markus Seidel: Freischwimmer

Ein lesenwerter kurzer Roman (231 S.), der sich in einem Zug, nicht nur in einem Zug*) bei einer etwas längeren Reise, gut lesen lässt. Vielleicht liegt dieses auch daran, dass Markus Seidel ihn wie aus einem Guss schrieb. Seine Ausführungen kommen mir vor, als seien sie ein ziemlich langer Atem der erst ausgeht, wenn das letzte Wort gedacht bzw. gesagt ist. Die Worte in diesem Roman gehören dem Ich-Erzähler Hannes, einem Berliner Buchhändler, der seinen Leser einerseits auf seine Gefühlsreise und andererseits auf einen fünftägigen Cafe-, Kneipen-, und Stadtviertel-Trip durch die Bundeshauptstadt am Ende des letzten Jahrhunderts mitnimmt. Zum Schluss findet Hannes, kurze aufregende, besinnliche und erotische Erlebnisse eingeschlossen, zu sich bzw. zu seiner Freundin zurück. *) Sinniger Weise fand ich dieses Buch beim Ende einer eher kurzen Zugfahrt verlassen auf einem Sitz.

Jhumpa Lahiri: Melancholie der Ankunft

Dieser Erzählband, das erste veröffentliche Buch der Autorin, wurde gleich mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Überwiegend handelt es sich um kleine Geschichten von Migranten, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihr Land verlassen haben und in einem neuen - hier die Vereinigten Staaten von Amerika - angekommen sind. Wobei sich das Ankommen bei dem ein oder anderen sehr lange hinzieht und wiederum manche nie ganz ankommen. Diese Erzählungen der in England geborenen Autorin Jhumpa Lahiri, deren Eltern Bengalen sind, stehen für mich exemplarisch einerseits für Menschen, die zeitlebens auf der Suche nach ihren Wurzeln sind, die man ihnen genommen hat bzw. die sie verloren haben und andererseits dafür, wie prägend Wurzeln für Menschen sind. Von Jhumpa Lahiri las ich außerdem „Fremde Erde“, ebenfalls Erzählungen, und den Roman "Der Namensvetter". Sie ist eine Autorin, die ich uneingeschränkt empfehlen kann!

Peter Høeg : Vorstellung vom 20. Jahrhundert

Das war 1988 der Debütroman des dänischen Schriftstellers (*1957). International bekannt wurde er mit "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" (1992). Ich fand dieses Buch vor kurzem auf einem Flohmarkt. Da ich Høegs-"Schneeroman" gelesen habe und er mir gut gefiel - im Gegensatz zum Film *), den ich später auf einer DVD sah - kaufte ich ihn für 1,- €. Und ich bin begeistert! Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Ich-Erzähler, der vor seiner Leserschaft Jahrhunderte mit Worten ausbreitet und sie mit handelnden Personen aus gesellschaftlich unterschiedlichen Familien chronologisch füllt. So gerät der Rezipient in die Vergangenheit und spürt mit den handelnden Charakteren, wie einem Grafen, einem Schlossverwalter, einer Zeitungsverlegerin, einem Pastor, einem Dieb und einer Zirkusprinzessin, so wie mit vielen weiteren schrägen Typen mit. Sie alle entsprechen nicht wirklich der allgemeinen Norm! Der Ich-Erzähler tritt sogar in Dialog mit dem Lesern und sei...

Johannes Bobrowski: Levins Mühle: 34 Sätze über meinen Großvater

Dieser Roman hat mir sowohl inhaltlich als auch sprachlich sehr gut gefallen. Er spielt im Culmerland - wohl auch Kulmerland geschrieben -, Westpreußen, um 1874 herum, sowie in Rückblenden Jahrhunderte vorher. Der Autor gibt hervorragende Einblicke in Land und Leute, wobei sich diese aus unterschiedlichen Ethnien und Religionsgemeinschaften etc. rekrutieren, die sich untereinander nicht grün sind. Leider gibt es diese und ähnliche Ressentiments bis heute, besonders gegenüber so genannten "Zigeunern".

Henry James: Bis zum Äußersten

Ein Klassiker unter den Geistergeschichten. Dieser Roman erschien 1898 unter dem Titel "The Turn of the Screw". Mit "Das Durchdrehen der Schraube" wurde er zunächst ins Deutsche übersetzt. 1954 hieß der deutsche Titel "Die sündigen Engel". Seit 1962 lautet er "Bis zum Äußersten". Es handelt sich um eine dramatische, fesselnde und höchst brisante Erzählung in Form des inneren Monologs aus der Sicht der Protagonistin, einer jungen Erzieherin, die vor allem psychisch an ihrer Aufgabe scheitert zwei Kinder *) aus gutem Haus zu betreuen, da sich bei ihr Emotionen und Realitäten vermischen. Freud läßt grüßen! *) Siehe Titel von 1954 oben!

Ruth Schweikert: Augen zu

Eine Frau reflektiert an ihrem 30. Geburtstag ihr Leben. Gedankenströme fließen: Biographien, Erlebnisse, Zeiten verschwimmen. Der Leser erlebt einen sprachlich meisterhaften Literaturerguss einer exzellenten Lyrikerin und Schriftstellerin, dem er trotz großer Bemühungen inhaltlich nicht immer folgen kann. Zum Schluss aber spürt er förmlich die katharsische Reinigung, die die Protagonistin bei diesem emotionalen Parforceritt erlebt und fühlt sich am Ende selbst ein wenig durcheinander geschüttelt. Mein Fazit: Lesenswert!

Félix J. Palma: Die Landkarte der Zeit

Blabla ohne Substanz. Dieser "Roman" des spanischen Schreiberlings Félix J. Palma wurde vor einigen Jahren, als er in Deutschland herauskam, über den Schellenkönig gelobt und durch den Verlag in allen Buchhandlungen sehr stark beworben. Ich erwarb diesen Schmöker, dieser Begriff ist für dieses Buch eigentlich zu positiv, als Mängelexemplar mit zwei weiteren für 10,- €. Ich dachte mir, da kannst du nicht viel falsch machen. Aber falsch gedacht! Der Inhalt, ein Bericht von angeblichen Zeitreisen, ist ätzend, banal und vollkommen an den Haaren herbeigezogen. Die klischeehafte "Schreibe" ist furchtbar belanglos. Palmas Ausführungen sind einfach grauenhaft! Irgendwie passend, dass das Werk beim Spiegel als Bestseller aufgeführt wurde und die "Brigitte" schrieb (siehe rückseitiges Cover): "Ein Fest für alle Zeitreise-Fans". Ich meine eine Qual für alle, die sich gutgeschriebene Unterhaltung wünschen!

António Lobo Antunes: Der Judaskuss

Der Autor bringt seinem Leser den Angolakrieg sehr nah. Er dauerte mit Unterbrechungen von 1975 bis 2002. Als Leser erlebt man die Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten des Kriegs unmittelbar. Inhaltlich und besonders sprachlich stellt diese Buch ein weiteren gelungenen Anti-Kriegsroman dar. Für mich einer der Besten! Wer sich für dieses Genre interessiert und für sehr gute Literatur einen Zugang hat, sollte dieses Buch unbedingt lesen.

John Connolly: Das Buch der verlorenen Dinge

Wer sich auf Märchen und Fantasy einlassen kann, ist mit diesem Buch, das ich der gehobenen Belletristik zu ordne, sehr gut bedient und vor allem unterhalten. Der Ire John Connolly entwirft eine Traumwelt, in die sich sein 12 jähriger Protagonist David aus der Realität über exzessives Lesen flüchtet. Sein junges Leben, das vom Tod seiner Mutter, den Konflikten mit dem Vater, den Auseinandersetzungen mit der neuen Frau seines Vaters, der Geburt des Stiefbruders sowie dem Ausbruch des 2. Weltkriegs, geprägt ist, bekommt er auch mit Hilfe eines Psychologen (Freud lässt Grüßen!) nicht in den Griff. Was ihm bleibt sind die Bücher in seinem neuen Zimmer, das einmal ein Onkel seiner Stiefmutter vor vielen Jahren bewohnte. Dieser Onkel verschwand als 14 Jähriger zusammen mit seiner Stiefschwester. Und wie es kommen muss, verschwindet David eines Tages ebenfalls ...

Hans-Martin Lohmann: Freud - Für die Westentasche" - Sachbuch -

Dieses Büchlein ist zur Auffrischung zu Freud und seinem Werk, aber auch zum Einstieg bzw. Wiedereinstieg in selbiges geeignet. Hier ein Zitat, das ich als Freund guter Literatur sehr interessant finde. Lohmann schreibt: "Freud war sich der Tatsache bewußt, dass Literatur so etwas wie eine Umschrift des Unbewußten ist, eine wie immer nachträgliche Umbildung primärprozeßhafter Vorgänge in die geordnete Sprache des Sekundärprozesses - daher sein Faible für die Dichter, denen er ungeheuer viel zutraute." S. 91 unten. Piper Verlag GmbH München, 2006

Jeanette Winterson: Das Power Book

Eine schöne Erzählung über eine lesbische Liebe durchwoben von geschichtlichen Episoden und (E-Mail-)Verkehr. Wundervoll beschreibt Jeanette Winterson das Liebespiel zweier Frauen als Asymmetrie: "Sex mit Frauen ist spiegelgleiche Geographie. Sein Geheimnis ist subtil - unendlich gleich, unendlich anders. Du bist eine Spiegelwelt. Du bist der versteckte Ort, der sich auf der anderen Seite des Spiegels öffnet... Du küsst mich und der Spiegel läuft an. Ich höre auf zu denken. Die fleischliche Welt hat schon noch Vorteile für ein Mädchen aus Kohlenstoff." S. 168, Berlin Verlag 2001.

Gunter Gebauer: Poetik des Fußballs" - Sachbuch -

Der Autor, ein Intellektueller, der mit dem Fußball und der Fußballbundesliga aber vor allem mit der deutschen Nationalmannschaft und ihren Erfolgen in den 70er Jahren groß geworden ist, reflektiert und analysiert diese Sportart, die mittlerweile auch für ihn, wie für mich, zum puren Kommerz verkommen ist, großartig. Für Freunde dieses Spiels, die im Alltag eher den Kopf als den Fuß präferenzieren, ist dieses Sachbuch eine wahre Freude!

Andreas Stichmann: Das große Leuchten

Dieser Roman ist ist Literatur! Vielen Lesern genügt konventionelle Unterhaltung. Das ist ihr gutes Recht. Meine Ansprüche gehen meistens darüber hinaus, denn ich möchte in der Regel, wobei Ausnahmen die selbige bestätigen, gefordert und zum Nachdenken angeregt werden. Für mich ist ein Roman gut, wenn ich dabei am Ende anders "rausgehe" als ich hineingegangen bin. "Das große Leuchten" ist eine kuriose, verzwickte und schräge Geschichte, die den Suchenden Ich-Erzähler bis in den Iran führt. Aber im Grunde ist sie nichts anderes als ein Selbstfindungsprozess. Der Autor Andreas Stichmann zeigt auf, dass sein Protagonist (das Alterego des Autors?) diesen Prozess Stück für Stück durchläuft. Der aufmerksame Leser geht diesen Weg mit und reflektiert seinen eigenen Werdegang. Ja, diese Art Erzählung ist für den Rezipienten anstrengend, mich aber begeistert sie nicht nur, sondern sie unterhält mich ganz hervorragend!

Agatha Christie: Blausäure

Die Klassikerin des Krimis, Agatha Christie, treibt auch in diesem Plot, der in den 40.er Jahren des letzten Jahrtausends angesiedelt ist, das Spiel mit der Psychologie auf die Spitze und hält so ihren Roman, und damit die verbundene Anspannung des Lesers, bis zu letzt auf höchstem Niveau. Ach wie blass und uninspiriert kommt für mich im Gegensatz dazu, die größte Anzahl der so genannten Regionalkrimis daher. Der Hype um sie bleibt mir unverständlich! Mein Tipp: Um Stadtbeschreibungen etc. zu lesen eignen sich am besten Reiseführer oder ausgewählte Literatur zur Heimatkunde. Und wer wirklich gute Krims mag, sollte die Klassiker - siehe oben - wählen!

Oliver Maria Schmitt: Der beste Roman aller Zeiten

Satirischer Blödsinn oder blödsinnige Satire. Das ist hier die Frage. Dieser Roman liegt abseits des Mainstreams, er beginnt stark und endet vollkommen schräg! Einerseits zieht sich die Geschichte ewig hin und endet letztendlich in den Albanischen Bergen, nach dem sie im Rotlichtmilieu am Frankfurter Hauptbahnhof begann. Andererseits lassen sich aber in Oliver Maria Schmitts Buch, das eher keinen literarische Meisterleistung ist, überdrehte Situationen, spitzfindige Satire und pointierte Kommentare finden, die einfach herrlich sind! Wie z. B. unten stehende Aussage zu Herrn Grass. Der ich-Erzähler Mick Rademann, ein so genannter Diplom-Entschleuniger, und der sich selbst überschätzende fettleibige Schriftsteller Dr. Hollenbach, Autor des aus vielen berühmten Werken der Weltliteratur zusammen gestöpselten "BRAZ", schwadronieren in längeren Passagen über über den Literaturbetrieb im Allgemeinen und den besagten Nobelpreisträger im Besonderen: "Günther Gra...

Gert Loschütz: Die Bedrohung

Nach anfänglichen Geplänkel entwickelt sich die Handlung zu einer interessanten Story, die zum Schluss überraschend endet. Oder doch nicht?  Der Ich-Erzähler, ein Schriftsteller, hadert mit seinem Beruf und mit seiner Partnerin. Also letztendlich mit sich selbst! Nach einer Schreibblockade meint er, die absolute Sensationsgeschichte gefunden zu haben. Über tatsächliche und vermeintliche Fakten steigert er sich langsam, bar aller Realität, in seine Gedankenwelt, die ihn in einen Sog zieht, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Loschütz' Roman zeigt auf, wie durch Besessenheit Ebenen im Kopf dermaßen verschoben werden können, dass Wirklichkeit zu Wahn wird. Und davor scheint niemand gefeit zu sein!

W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit

"Grau und trübe brach der Tag an." "Und die Sonne schien." Zwischen dem ersten und dem letzten Satz, dieses Entwicklungsromans, in dem sich biographische Bezüge zum Autor finden, liegen 700 Seiten. Die erwähnten Sätze sind ein Spiegelbild der Gemütslage des Protagonisten und verdeutlichen, dass sich für ihn trotz vieler Turbulenzen am Ende alles zum Guten fügt. Obwohl die Story konstruiert und vorhersehbar ist, ist der Roman für mich ein lesenswerter Klassiker des oben genannten Genres, weil er nicht zuletzt, so denke ich, sehr präzise die sozialen Lebensverhältnisse der Menschen um die vorletzte Jahrhundertwende in den Metropolen Paris und vor allem in London beschreibt. Und dieses wiederum erinnert mich an Charles Dickens, der u. a. offensichtlich ein schriftstellerisches Vorbild für W. Somerset Maugham war.

Mario Vargas Llosa: Das böse Mädchen

Ein einfach gestrickter Plot der sich über 400 Seiten (stellenweise wie K a u g u m m i) zieht. Zufälle über Zufälle sind aneinandergereiht. Und am Ende stehen eine tote Frau, die mit allen Mitteln und körperlichen Einsatz nach Reichtum strebte, und der von ihr über Jahrzente an der Nase herumgeführte Ich-Erzähler, ein als Übersetzer und Dolmetscher arbeitender Kleinbürger. Liebeskomik statt Liebesromantik, Allerwelts- statt Weltliteratur. Ich bin der Ansicht, dass dieser Roman kein Ruhmesblatt für einen Literatur-Nobelpreisträger ist. Llosas "Tante Julia und der Kunstschreiber" gefiel mir beisiepielsweise sehr gut, da ich ihn als schräg und humorvoll empfand. Aber letztendlich lässt sich selbst zum "bösen Mädchen" noch sagen, dass sogar das schlechteste Buch seine gute Seite hat, nämlich "die letzte"

V.S. Naipaul: Das Rätsel der Ankunft

Für Kenner ein Meisterwerk der Weltliteratur. Naipaul stammt aus Trinidad und hat indische Wurzeln. Seine phänomenale Sprache ist schlicht überwältigend. Ausführlich und detailliert beschreibt er seine Spaziergänge in der Region von Stonehenge und charakterisiert dabei brillant ihre Bewohner. In diesem Landstrich Englands lebte er über einen längeren Zeitraum. Neben seinen Landschafts- und Gesellschaftstudien lässt er die Geschichte seiner Vorfahren und seiner Familie mit einfließen und macht deutlich, wie die Kolonialmächte - zunächst Spanien und später Großbritannien - den karibischen Inselstaat wirtschaftlich und ökologisch ausbeuteten. Das geschah vor allem durch die Briten, weil sie einseitig Zuckerrohr anbauten. Nachdem die Sklaverei abgeschafft war brachten sie Inder ins Land. Zu denen gehörten die Vorfahren des Autors, der sich bereits in jungen Jahren für das Schreiben entschied. Mit 18 Jahren bekam er ein Stipendium, das ihn nach London führte. Später wurde Engl...

Robert A. Heinlein: Fremder in einer fremden Welt - Science-Fiktion - Ungekürzte Fassung von 1991-

Das Original erschien bereits 1961. Es war stark gekürzt und vor allem zensiert. Die 650 Seiten dieser ungekürzten Fassung erschienen mir keine Minute langweilig. Eher im Gegenteil, es war fast schade, dass dieses vom Liberalismus und Humanismus geprägte Werk so schnell zu Ende ging. Diese Parabel gehört zum Besten was die Science-Fiktion-Literatur überhaupt zu bieten hat. Mit der Figur Michael Smith - der Mann vom Mars - hält der Autor seinem Leser einen Spiegel vor und stellt Politik, Religion sowie die damit verbundenen gesellschaftlichen und moralischen Werte an den Pranger. Am Ende siegt die Emotion, und damit die Dummheit, über den Verstand. Und das geschieht bis heute, weil sich auch in unserem Jahrhundert immer wieder "Gimpel" finden, die sich vor dem reaktionären Karren spannen lassen.

Margaret Atwood: Der Report der Magd

Bei diesem spannenden, brillanten und vor allem berührenden Roman der Kanadierin Margaret Atwood handelt es sich um eine fiktionale in der Zukunft spielende Erzählung in einem militant religiös geführten Staat mit dem Namen Gilead. Die Autorin erzählt aus der Sicht ihrer Ich-Erzählerin Desfred erstens wie ein demokratisch geführter Staat (die USA) durch verschiedene einschneidende Maßnahmen in die persönliche Freiheit des Einzelnen pö a pö zu einem Unterdrückerstaat werden kann und zweitens eindrücklich die Leidensgeschichte der Frau, die von der Vergangenheit über die Gegenwart (siehe ganz aktuell Indien!) bis in die Zukunft reicht. Somit hat dieser Roman von 1985 für mich bis heute mit seiner Kritik an (patriarchalischen) politischen aber auch religiösen Strukturen und Diktaturen sowie mit seiner Warnung vor weiteren negativen Entwicklungen in den o. g. Bereichen an Aktuallität nichts eingebüßt. Im Gegenteil, vielleicht ist er nicht zuletzt durch die Machtfülle weniger ...

Jonathan Safran Foer: "Extrem laut und unglaublich nah" von

Dieser zweite Roman des Autors erschien 2005. Vordergründig geht es um den 11. September 2001. Oskar ein aufgeweckter und hochbegabter achtjähriger Junge (das Alterego des Autors?) hat beim Einsturz des World Trade Centers seinen Vater verloren. Verständlicherweise fällt ihm dieser Verlust sehr schwer und er versucht ihn auf seine ganz spezielle Art und Weise zu verarbeiten. Am Schluss gelingt ihm dieses mit der Hilfe seines plötzlich auftauchenden, vermeintlich verschollenen, Großvaters. Sehr bald erkennt der Leser, dass Foers Story, die über verschiedene Erzählstränge verfügt, sich grundsätzlich mit den Themen Tod, Trauer, Einsamkeit aber auch Liebe auseinandersetzt und vor allem für intellektuelle Leser eine Hilfe sein kann, den plötzlichen Verlust - wodurch auch immer - eines ihm nahestehenden Menschen vielleicht zu begreifen. Man merkt diesem Roman an, dass er durch und durch konzipiert ist und der o. g. Termin ganz bewusst als Aufhänger gewählt ist, damit viele Le...

Nicholas Evans: Der Pferdeflüsterer

Dieser Roman steckt voll mit (amerikanischen) spießbürgerlichen Klischees und moralischen Werten. Er erzählt sehr konventionell eine belanglose und billig gestrickte Liebesgeschichte zwischen einer gutsituierten verheirateten New Yorkerin und einem Single-Cowboy. Ach, wie aufregend und romantisch zugleich... Der Titel "Der Pferdeflüsterer" ist für Evans nur ein Aufhänger um seine mit dem Pfeil Amors angereicherte Allerweltsstory zu erzählen, denn die Arbeit des Pferdeflüsteres mit seinem Klientel wird nur äußerst peripher beschrieben. Aber gerade aufgrund dieses Aspekts interessierte mich das Buch! Dass dieser Roman ein Besteller wurde kann nur daran liegen, dass Evans die Masse mit einfachen Sätzen, bestätigten Vorurteilen und tradierten Normen bedient und ihre Denkmuster nicht zerstört. So zementiert man gesellschaftlich gewünschte Klassenunterschiede. Diese Love-Story, angereichert mit einem Schuss Mitleid für ein durch einem Reitunfall behindertes Mädchen und seinem lädie...

Margaret Atwood: Der Report der Magd

Bei diesem spannenden, brillanten und vor allem berührenden Roman der Kanadierin Margaret Atwood handelt es sich um eine fiktionale in der Zukunft spielende Erzählung in einem militant religiös geführten Staat mit dem Namen Gilead. Die Autorin erzählt aus der Sicht ihrer Ich-Erzählerin Desfred erstens wie ein demokratisch geführter Staat (die USA) durch verschiedene einschneidende Maßnahmen in die persönliche Freiheit des Einzelnen pö a pö zu einem Unterdrückerstaat werden kann und zweitens eindrücklich die Leidensgeschichte der Frau, die von der Vergangenheit über die Gegenwart (siehe ganz aktuell Indien!) bis in die Zukunft reicht. Somit hat dieser Roman von 1985 für mich bis heute mit seiner Kritik an (patriarchalischen) politischen aber auch religiösen Strukturen und Diktaturen sowie mit seiner Warnung vor weiteren negativen Entwicklungen in den o. g. Bereichen an Aktuallität nichts eingebüßt. Im Gegenteil, vielleicht ist er nicht zuletzt durch die Machtfülle weniger ...

Jonathan Safran Foer: Extrem laut und unglaublich nah

Dieser zweite Roman des Autors erschien 2005. Vordergründig geht es um den 11. September 2001. Oskar ein aufgeweckter und hochbegabter achtjähriger Junge (das Alterego des Autors?) hat beim Einsturz des World Trade Centers seinen Vater verloren. Verständlicherweise fällt ihm dieser Verlust sehr schwer und er versucht ihn auf seine ganz spezielle Art und Weise zu verarbeiten. Am Schluss gelingt ihm dieses mit der Hilfe seines plötzlich auftauchenden, vermeintlich verschollenen, Großvaters. Sehr bald erkennt der Leser, dass Foers Story, die über verschiedene Erzählstränge verfügt, sich grundsätzlich mit den Themen Tod, Trauer, Einsamkeit aber auch Liebe auseinandersetzt und vor allem für intellektuelle Leser eine Hilfe sein kann, den plötzlichen Verlust - wodurch auch immer - eines ihm nahestehenden Menschen vielleicht zu begreifen. Man merkt diesem Roman an, dass er durch und durch konzipiert ist und der o. g. Termin ganz bewusst als Aufhänger gewählt ist, damit viele Le...

-"Fremder in einer fremden Welt" von Robert A. Heinlein - Ungekürzte Fassung von 1991 -

Das Original erschien bereits 1961. Es war stark gekürzt und vor allem zensiert. Die fast 650 Seiten erschienen mir keine Minute langweilig. Eher im Gegenteil, es war fast schade, dass dieses vom Liberalismus und Humanismus geprägte Werk so schnell zu Ende ging. Diese Parabel gehört zum Besten was die Science-Fiktion-Literatur überhaupt zu bieten hat. Mit der Figur Michael Smith - der Mann vom Mars - hält der Autor seinem Leser einen Spiegel vor und stellt Politik, Religion sowie die damit verbundenen gesellschaftlichen und moralischen Werte an den Pranger. Am Ende siegt die Emotion, und damit die Dummheit, über den Verstand. Und das geschieht bis heute, weil sich auch in unserem Jahrhundert immer wieder "Gimpel" finden, die sich vor dem reaktionären Karren spannen lassen.

Harald Welzer: Welzer wundert sich – Rückblicke auf die Zukunft von heute – Sachbuch –

In diesem sehr interessanten und erst vor kurzem herausgekommenen Sachbuch finden sich die Kultkolumnen aus dem „National Georaphic Magazin“ des o. g. promovierten Sozialpsychologen. Sie behandeln die unterschiedlichsten Themen unserer Zeit, wie u. a. Kreuzfahrten, Nachhaltigkeit, Angst und viele andere, auf eine informative und unterhaltsame Weise und regen zu Diskussionen sowie zum Nach- und Weiterdenken an. Vor allem machen sie deutlich, in welcher „ver-rückten“ Gegenwart wir leben. Welzer zeigt aber auch auf, dass ein persönliches und damit vielleicht auch ein gesamtgesellschaftliches Umdenken, durchaus möglich ist, bzw. notwendig ist, um das allgemeine Miteinander in einer vom Turbokapitalismus geprägten Welt, wieder verträglicher zu gestalten, damit unser Leben, aber vor allem auch unser Lebensraum, für nachfolgende Generationen nicht komplett aus den Fugen gerät!

Erri de Luca: Der Tag vor dem Glück

Flott geschriebene und keineswegs klischeehafte Geschichte über einen gut beobachtenden italienischen „Waisenknaben“ aus Neapel, die in der Zeit des letzten Weltkrieges angesiedelt ist, in der der aufmerksame Leser viel über das sich vom Faschismus und den Nazis abspaltende Land erfährt, aus dem sich der zum Mann gereifte Knabe am Ende der Story, aus nicht vorhersehbaren, aber sehr interessant und aufschlussreich geschilderten Umständen in die weite Welt entfernt!

Julian Barnes: Flauberts Papagei

Dieser Roman des Engländers Barnes ist ein nicht ganz leicht zu lesender „Lobgesang“ auf Flaubert und dessen Literatur und wird der Postmoderne zugeordnet. Im Mittelpunkt der Story stehen der ehemalige Landarzt Geoffrey Braithwaite und seine Gedankenstürme, die er sich zu seinem französischen Lieblingsautor macht. Nach und nach gibt der Protagonist zudem Einzelheiten über seine verstorbene Frau und über seine Beziehung zur ihr preis. Letztlich zeigt „Flauberts Papagei“ aber auch, dass es nicht möglich ist, das Leben eines Menschen eins zu eins wiederzugeben, da jedes Individuum so viele Facetten hat, sodass man ihm insgesamt nie ganz gerecht werden kann.