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Es werden Posts vom Oktober, 2018 angezeigt.

Michail Bulgakow: Der Meister und Margarita

Ein fantastischer Roman, der in satirischer Art und Weise die Wirklichkeit Russlands (konkret Moskaus) der Stalinära beschreibt. Aber bei genauer Sichtweise lassen sich sogar einige Parallelen zum realen Russland und seiner ehemaligen Republiken sowie in anderen autoritärer Staaten der Welt erkennen. Wie beispielsweise das willkürliche Verhaften, das plötzliche Verschwinden und das Töten kritischer Gegner, wie Journalisten, Politiker, Wirtschaftsgrößen etc.. Und vor allem das Lügen, das allerdings zurzeit aber auch im (wilden) Westen ganz oben auf der Agenda steht!!! Übrigens, Bulgakows Roman „Der Meister und Margarita“ gehört - nicht nur vom Thema her - mit Goethes Drama „Faust" (I + II) und Thomas Manns „Mephisto“ in einem Atemzug genannt. Ein Muss für Liebhaber von Weltliteratur!

Agota Kristof: Das große Heft

Dieser Antikriegsroman, in dem Notizen männlicher Zwillingskinder im 2. Weltkrieg in Ungarn im Mittelpunkt stehen, ist nichts für schwache Nerven, denn er bietet starken Tobak. Weil Krieg herrscht, leben sie bei ihrer heruntergekommenen Großmutter. Diese beutet ihre Enkel aus! Die zwei verwahrlosten Jungs erschaffen sich, um zu überleben, eigene Moralbegriffe und stumpfen physisch und psychisch total ab. Mit der Zeit ertragen sie Schmerzen und erlernen das gefühllose Töten! Das grausame, überragend geschilderte Szenario ist ein einziger Aufschrei gegen den Krieg und gegen das Vergessen! Wie viele Bücher dieser Art benötigt die Welt eigentlich noch???  

Michael Köhlmeier: Abendland

Der unchronologische Ablauf des Romans macht ihn ein wenig interessant und vermittelt ein bisschen Spannung. Ansonsten kommt mir der Autor wie sein Icherzähler Sebastian Lukasser - ein Einser Maturand - vor, der zwar nicht sagt: „Herr Lehrer, ich weiß was“, sondern „Lieber Leser, ich weiß alles!“ Geradezu lächerlich ist es, wenn der Autor ganz zum Schluss seines Buches beschreibt, wie sein „Monster“ Hanns Alverdes (diese Figur entspringt - wie vieles andere - der Fantasie des Autors) fast siebzig Jahre Zeitgeschehen sowie Zeitzeugen im vergangenen Jahrhundert, quasi aussaß. An dieser Stelle habe ich den Eindruck, dass der Autor seinem Leser nochmals kundtun bzw. auf die Augen drücken will "Mein lieber das hat sich alles ereignet und davon habe ich Dir erzählt. Und wenn Du brav und aufmerksam gelesen hast, hast Du bestimmt alles mitbekommen!“ Zusätzlich gefällt mir nicht, wie der Autor das Verhalten seiner Charaktere einfach behauptet, ohne es nur ansatzweise zu erlä

Rüdiger Safranski: ROMANTIK - Eine deutsche Affäre - Sachbuch

In diesem Buch finden sich eine informative Darstellung der Romantik sowie weitere interessante Aspekte und Analysen zu diesem Thema. Safranskis Thesen und Schlussfolgerungen sind für mich nicht immer unbedingt nachvollziehbar, aber wer sich grundsätzlich für die Epoche der Romantik interessiert ist, bei diesem Autor nicht schlecht aufgehoben.

David Rosenberg: ARTGAMEBOOK – Kunst des 20. Jahrhunderts – Sachbuch

"Der Betrachter fragt sich was er sieht, und das Werk fragt ihn, wer er ist." Ich las das Zitat im o. g. Buch! Aus dem Englischen von Rita Seiß, 2005. Es ist interessant und spannend zugleich, weil der Autor mit der modernen Kunst „spielerisch“ umgeht. Man liest es nicht einfach durch, sondern blättert und lernt auf lockere Art und Weise etwas über die Kunst des 20. Jahrhunderts. Sehr empfehlenswert, weil es Spaß macht!  

Marlen Haushofer: Die Wand

Marlen Haushofers Roman von 1963 ist ein gut verfasstes Werk. Es ist quasi wie aus einem Guss geschrieben und zieht den Leser in seinem Bann. In ihrem Bericht stößt die Autorin den Menschen von seinem Sockel. Sie zeigt ihm in seiner Einsamkeit seine Grenzen auf und führt ihm seine Endlichkeit vor Augen. Am Ende der Geschichte steht eine demütige aber starke Frau, an der man sich - vor allem in der heutigen Zeit - ein Beispiel nehmen sollte. Ob ein Mann zu einer solchen existentiellen Erkenntnis fähig ist, steht sicher auf einem anderen Blatt Papier!

Steffen Kopetzky: Grand Tour oder die Nacht der großen Complication

Dieser etwas ausschweifende Roman, der in der Schlafwagenszene spielt und in dessen Mittelpunkt ein studentischer Aushilfsschaffner steht, fordert von seinem Leser volle Aufmerksamkeit und Konzentration. Andererseits bietet er eine sehr kreative, schöpferische aber auch ironische Sprache sowie einen komplexen und vielschichtigen Plot, in dem sich eine großen Anzahl von Charakteren tummelt und unzählige Details aus den verschiedensten Bereichen zur Sprache kommen, die mir - und sicher auch anderen Lesern - nicht unbedingt bekannt waren. Fazit: Grand Tour bietet eine  bewegende und lebendige Story auf Schienen!

Marlen Haushofer: Die Wand

Dieser Roman wurde mir mehrfach als sehr gut geschildert und ich kann mich dieser positiven Bewertung, nach dem ich ihn endlich las, voll anschließen. Haushofers Story von 1963, geschrieben wie aus einem Gus, zieht den Leser sofort in seinem Bann. In ihrem Bericht stößt die Autorin den Menschen von seinem Sockel. Sie zeigt ihm in seiner Einsamkeit seine Grenzen auf und führt ihm seine Endlichkeit vor Augen. Am Ende der Geschichte steht eine demütige aber starke Frau, an der sich jeder Einzelne von uns - vor allem in der heutigen Zeit - ein Beispiel nehmen sollte. Ob ein Mann zu einer solchen existenziellen Erkenntnis fähig ist, steht sicher auf einem anderen Blatt Papier!

Stefan Mühldorfer: Tagsüber dieses strahlende Blau

Ein Versicherungsmakler aus Ontario will an einem Freitagmorgen wie immer zur Arbeit gehen, doch wird alles anders sein als sonst ... Empfehlenswert für Männer die in der Mitlifekrisis - oder kurz davor - sind und keine Angst davor haben eigene Gedanken und Gefühle zu reflektieren. Frauen können bzw. dürfen es - oder sollen es sogar - ebenfalls lesen.    

Peter Härtling: Krücke

Der Autor weiß einfühlsam - nicht nur für junge Leute - von den Nöten und Sorgen der Menschen in der Nachkriegszeit zu erzählen. Diese zeitgeschichtliche Literatur berührt noch heute. Leider gerät die Kriegs- und Nachkriegszeit mehr und mehr ins Vergessen. Peter Härtling hält sie für uns zum Glück (noch) wach. Vor allem als Geschenk für junge Menschen zu empfehlen.

Karim Miské: Entfliehen kannst du nie

Ein spannender Krimi aus Frankreich aus dem Jahre 2012. Quasi mit Bezug zu den Ereignissen um den Anschlag auf „Charlie Hebdo“, einer Satire Zeitung, bei der am 7. Januar 2015 in Paris bei einem islamistisch motivierter Terroranschlag, Menschen ums Leben kamen. Miské, wurde 1964 in Abidjan als Sohn einer Französin und eines Mauretaniers geboren und wuchs in Paris auf. Bekannt wurde er zunächst als Dokumentarfilmer. Für „Entfliehen kannst du nie“, seinen ersten Roman, erhielt er sofort den Grand Prix de la Littérature Policière. Sein Thema sind islamische Parallel-Gesellschaften in Frankreichs Vororten, in denen religiöser Fanatismus herrscht. Und hier liegt der Bezug zum oben erwähnten Anschlag. Sogar „Charlie Hebdo“ wird in dem Roman erwähnt. Wer einen Einblick in diese Parallelwelt bekommen will, ist mit diesem sehr guten Roman, der zu einem Thriller wird, bestens bedient. Erklären kann er pure religiöse Gewalt natürlich nicht, aber wer oder was kann das schon wirklich…

Willy Vlautin: Northline

Auch dieser Roman, der in Las Vegas und Reno spielt, des amerikanischer Schriftstellers und Musikers - der auch Sänger der Band Richmond Fontaine ist - vermittelt wie „Ditte Menschenkind“ keine Hoffnung, höchstens am Schluss einen kleinen winzigen Schimmer. In Vlautins Story steht  ebenfalls eine Frau aus der Unterschicht bzw. dem Prekariat im Mittelpunkt. Obwohl sie, ihr Vorname ist Allison, mehr als 100 Jahre später als Ditte lebt, hat sie ebenfalls keine Chance ihrem Milieu zu entrinnen. Unterstrichen wird die depressive Grundstimmung der Handlung von einem Soundtrack, den der Autor, zusammen mit Paul Brainard einspielte. Willy Vlautin - die Übersetzung übernahm Robin Detje - benutzt eine einfache, aber sehr fesselnde Sprache, die mich von Anfang an in ihren Bann zog. Bei diesem Buch handelt es sich folglich nicht um Weltliteratur, aber dieser Aspekt tut diesem zeitgenössischen schnörkellosen Roman eher gut. Mein Tipp: Lesenswert!

Oliver Sacks: Der einarmige Pianist - Über Musik und das Gehirn - Sachbuch

Der Neurologe und Schriftsteller Oliver Sacks schrieb u. a. das Buch mit dem pfiffigen Titel „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“. Dieses Buch las ich noch nicht. Aber im o. g.  verweist er immer wieder darauf. Somit ist „Der einarmige Pianist“ eher ein „Abklatsch“ seines bekanntesten Werkes, denn wirklich überzeugen konnte es mich nicht, obwohl es über einige interessante, informative und wissenswerte Kapitel verfügt.

Martin Andersen Nexö: Ditte Menschenkind

Dieser dänische Autor (1869-1954) war mir vollkommen unbekannt. In der ehemaligen DDR ist er eine Größe gewesen, im Westen verschwieg man ihn offensichtlich. Das lag sicherlich daran, weil er ein Kommunist war. Der Autor kann sich stilistisch und sprachlich durchaus mit einigen literarischen Größen wie Stefan Zweig oder Joseph Roth vergleichen lassen. Weltliteratur, wie auf dem Klappentext behauptet, ist es allerdings nicht. Was leider des Öfteren bei der sehr berührenden Geschichte über eine Frau, die von Anfang an im Leben aus gesellschaftlichen Gründen keine Chance hat, nervt, ist die sozialistische Arbeiterideologie, die der Autor seinem Leser permanent einhämmert. Ich war immer wieder versucht mit dem Autor ein Zwiegespräch zu führen und ihm zu sagen: „Ich verstehe Dich, Du hast ja Recht! Aber bitte, jetzt reicht es!“ Trotzdem lautet mein Fazit: Lesenswerte Arbeiterliteratur ohne Hoffnung (das ist allerdings mit der Zeit sehr deprimierend), die beeindruckend das Le

Susan Howatch: Das Glücksrad oder der Zauber von Oxmoon

Dieser konventionell (und daher eingängig) geschriebene Roman bietet Intrigen, Sex & Crime, eben als das, was zur leichten Belletristik dazu gehört. Wer diese Art von Kost mag bzw. hin und wieder - so wie ich - benötigt, fühlt sich sicher gut unterhalten! Wie gesagt, Mann - vielleicht doch eher Frau - kann diese Familiensaga, mit mehr als 1200 Seiten, lesen, muss es aber nicht zwingend.

Jaume Cabret: Die Stimmen des Flusses

Eine Lehrerin findet zufällig in einer abbruchreifen spanischen Schule Notizen eines Dorfschullehrers, der im Oktober 1944 in einer Kirche getötet wurde und spürt sein Schicksal nach. Das Buch, des in Barcelona geborenen Schriftstellers, ist nicht schlecht, allerdings auch nicht überragend. Spannung erhält es hauptsächlich durch Zeitsprünge. Ansonst ist der Erzählstil eher konventionell. Schließlich entlarvt die Story das Zusammenspiel zwischen bigotten Christen und katholischer Amtskirche.

Folgende Hörbücher habe ich mal konsumiert:

„Brautprinzessin“ von William Goldman, Jochen Malmsheimer, und Bela B. von Roof Music (Audio CD - November 2002) – Sehr amüsant, unterhaltend und spannend! „Wir nennen es Arbeit: Die digitale Bohème oder Intelligentes Leben jenseits der Festanstellung“ von Holm Friebe, Sascha Lobo, Britta Steffenhagen, und Simon Müller-Lerch von Hoffmann und Campe (Audio CD - April 2007) - Vom Stil fast ein Hörspiel. Informativ, teilweise amüsant… Aber auch ein wenig „verkopft“! „Fleisch ist mein Gemüse“ von Heinz Strunk von Roof Music (Audio CD - Juli 2005) Lustig, humorvoll aber entschieden zu lang! Die erzählten Ereignisse ähneln sich mit der Zeit sehr… Als Hörbuch vielleicht besser als Roman, da der Autor teilweise singt. Das bringt etwas Abwechslung ins Ganze. „Das Spiel des Engels“ von Carlos Ruiz Zafón und Gerd Wameling (Sprecher) Der Sprecher gefiel mir sehr gut! Den Beginn der Story war interessant und spannend. Aber mehr und mehr schien es mir, als hätte der Autor seinen

Johannes Fried: Das Mittelalter - Geschichte und Kultur – Sachbuch –

Wie wäre es einmal mit einem interessanten Sachbuch über das gar nicht „finstere“ Mittelalter? Wer neugierig geworden ist, dem kann ich es nur empfehlen, denn der Mediävist Fried führt seinen Leser in eine wirklich spannende und innovative Zeit und zeigt wie Menschen, Staat und Kirche in kleinen und großen Auseinandersetzungen die Basis für unser heutiges Europa legten. Ferner geht es um die vielen innovativen Entdeckungen die Reisende und Forschende in aller Welt machten und Antrieb für elementare Umbrüche und Erneuerungen für die damaligen Menschen und ihre Zeit darstellten, die wir heute nicht mehr missen möchten, die allerdings in unserer globalen Informationsgesellschaft permanent weiter entwickelt und weiter vernetzt werden, sodass es durchaus möglich ist, dass Cyberspace-Utopien eines Tages Realität werden!

Khaled Hossein: Drachenläufer

Dieser Roman ist in allen Punkten empfehlenswert: Handlung, Stil, Intention! Der Autor erzählt in ihm die Geschichte eines Paschtunen, der 1962 geboren wurde. Es geht um die Themen Freundschaft, Treue und Verrat, Schuld und Verantwortung, Opportunismus und Rassismus sowie um Korruption. Darüber hinaus erfährt man als Leser auf spannende Art und Weise einiges über das Leben der afghanischen Bevölkerung während des Stellvertreterkriegs zwischen der UdSSR und der USA in ihrem Land.

Veronika Peters: Was in zwei Koffer passt - Klosterjahre

Die Autorin erzählt, wie sie sich entschied mit 21 Jahren in den Benediktinerinnen-Orden einzutreten und beschreibt ihre Erlebnisse, aber auch über ihre Gefühle in dieser Zeit hinter Klostermauern. Die Aufzeichnungen ließen sich gut lesen, waren interessant und informativ. Allerdings empfand ich die Einstellung der Protagonistin ihrem Orden (Äbtissin) gegenüber als egoistisch. Darüber hinaus schien sie mir nicht bindungsfähig zu sein, denn als der erst beste Mann kommt, läuft sie davon.

Jim Knipfel: Klaps Mühle - Ein halbes Jahr in der Geschlossenen -

Dieses autobiographische Buch des 1965 geborenen amerikanischen Autors, ist ein Erlebnisbericht, der seine Erfahrungen in einer Psychiatrischen Klinik beschreibt. Seine Aufzeichnungen waren durchaus interessant, aber wirklich überzeugen konnten sie mich inhaltlich und sprachlich nicht! Knipfel leidet an einer unheilbaren Augenkrankheit, die ihn langsam erblinden lässt. Über sie schrieb er in seinem Erstling "Blindfisch", den ich allerdings nicht gelesen habe.

Katharina Hagena: Der Geschmack von Apfelkernen

Es ist eine gut geschriebene, interessante und nicht alltägliche Geschichte, die von mehreren Generationen einer Familie handelt. Erzählt wird sie aus der Sicht einer Frau mittleren Alters aus der dritten Generation. Interessant sind die Verknüpfungen und die immer wieder auftauchenden Parallelen zwischen den verschiedenen Generationen. Die Verknüpfungen und Parallelen werden in unchronologischen Episoden erzählt und ergeben am Schluss ein komplettes Ganzes, das mich überzeugte! Allerdings fühlte ich mich als Mann beim Lesen dieser Geschichte (das ist mir bei „Frauen-Literatur“ noch nie passiert) ein bisschen wie ein Eindringling, sogar fast wie ein Voyeur, weil sie - erzählt aus der Sicht einer Frau - sehr weibliche Perspektiven, Sichtweisen sowie Animositäten (besonders zwischen Schwestern und Freundinnen) beschreibt. Eigentlich mag ich keine Klischees. Aber es stimmt einfach: Frauen ticken anders als Männer! (Allerdings ist es aber durchaus gut, dass dem so ist.) Darüber hinaus ist

Ilse Aichinger: Die größere Hoffnung

Dieses Buch hat mir jemand empfohlen. Dieser Empfehlung kann ich mich sowohl inhaltlich als auch stilistisch voll anschließen. Auf der Rückseite des Covers der SZ-Bibliothek-Ausgabe, die ich las, ist eine Rezension von Heinrich Böll zu finden: "Zwischen das Erzählerische sind Stücke bezaubernder lyrischer Prosa eingestreut wie kapseln, die in doppeltem Sinne märchenhaft wirken: märchenhaft, weil sie eben wie Märchen sind und märchenhaft gut geschrieben." Diese Aussage möchte ich unkommentiert stehen lassen!

Richard David Precht: Wer bin ich - und wenn ja wie viele? - Sachbuch -

Sprache und Stil sind ganz okay! Allerdings hat Herr Precht ziemlich viele Themen in sein Werk hineingepackt. Wahrscheinlich wollte er seine Meinung zu all den Themen loswerden. Mit Philosophie im eigentlichen Sinne hat das Buch am Ende nicht mehr viel zu tun. Wenn man in die Philosophie (-Geschichte) einsteigen möchte, gibt es eine Reihe von informativeren und interessanteren Büchern. Das Beste an Prechts Buch ist eigentlich der Titel, aber er deckt für mich nicht den Inhalt ab. Übrigens, der Titel hat mich auf das Buch neugierig gemacht. Ein Titel kann somit, wie in diesem Fall, durchaus irreführend sein!

Gitt Becker: Das Rosenspiel

Die Autorin debütierte 2008 mit diesem Erstling. Ich las es in ca. vier Stunden. Es gefiel mir, weil es gut lesbar, kurzweilig und darüber hinaus der Schreibstil ansprechend ist. Das Thema "Ehebruch" kommt leider etwas spröde daher, aber der Plot ist durchaus interessant. Allerdings hätten etwas mehr Pfiff, Leichtigkeit und vor allem Selbstironie nicht geschadet. Aber vielleicht sind die von mir erwähnten Kriterien bei diesem Thema nicht so einfach umzusetzen.

Fernando Pesso: Das Buch der Unruhe

Der portugiesische Autor, er hat sein Buch in den 20ern und 30ern Jahren in Lissabon verfasst, ist ein ziemlich intellektueller, tiefschürfender, philosophischer und einsamer Typ, der über sich und vor allem über das bzw. sein Leben auf einer sehr anspruchsvollen literarischen Ebene schreibt! Maike Albath vom Tagesspiegel verglich das Buch mit der Bibel, in das man immer wieder hineinschauen aber vor allem auch querbeet lesen kann. Kurzum, für mich steckt das Buch voller interessanter Weltanschauungen und philosophischer sowie vor allem auch sozial- und gesellschaftskritischen Spitzfindigkeiten. Vereinfacht könnte man sagen, dass das Buch von einem Individualisten erzählt, der sich schreibend versucht im Kontext der Welt zu setzen, weil er, Real quasi nicht dazu gehört, obwohl er beruflich als Buchhalter durch seine Zahlenkolonnen im Leben eingebunden ist... Diese fast 600 Seiten sind nicht einfach zu lesen - manche Aussagen muss ich zwei bis dreimal lesen - aber sie sind unheimlic

Marisha Pressel: "Die alltägliche Physik des Unglücks"

Diesen Roman empfand ich als ein wenig langatmig, es ist das Erstlingswerk der amerikanischen Schriftstellerin. Aber für mich ist es durchaus empfehlenswert, weil witzig, pfiffig und klug - manchmal so gar ein wenig "klug scheißernd" - geschrieben. Letzteres darf sich eine junge Autorin mit einem fulminanten Wissen und einem immensen Gedächtnis durchaus erlauben. Dieser Tochter-Vater-Story mit Krimi-Elemente bietet einen unerwartenden und mysteriösen Schluss, für den es sich schließlich doch lohnte, dass ich mich durch die ein oder andere langatmige Passage biss. (Ich denke, diese Lesesituation hat sicher bereits jeder einmal durchgemacht!)

Richard David Precht: Wer bin ich - und wenn ja wie viele?

Richard David Precht: Wer bin ich - und wenn ja wie viele? Das Buch ist nicht schlecht. Der Stil bzw. die Sprache ist ganz i. O.! Nur hat Herr Precht ziemlich viele Themen in sein Werk hineingepackt! Wahrscheinlich wollte er seine Meinung zu all den Themen loswerden. Mit Philosophie im eigentlichen Sinne hat das Buch am Ende nicht mehr viel zu tun. Wenn man in die Philosophie (-Geschichte) einsteigen möchte, gibt es eine Reihe von besseren und interessanteren Büchern. Das Beste an Prechts Buch ist eigentlich der Titel, aber er deckt nicht den Inhalt des Buches ab. Übrigens, der Titel hat mich auf das Buch neugierig gemacht. Ein Titel kann somit ebenfalls so irreführend wie ein Umschlagtext sein.

Daniel Pennac: Wie ein Roman

"Wie ein Roman" von Daniel Pennac. Dieses Buch hat mir gefallen und ich würde es (besonders) "Leseratten" empfehlen. Allerdings kann Pennac sein (ehemaliges) Lehrer-Dasein nicht leugnen, denn der Pädagoge schimmert immer wieder einmal, wenn auch charmant und intellektuell, durch sein Büchlein hindurch. Darüber hinaus stellt er quasi alte Dogmen in Frage, um neue aufzustellen... Aber, wie gesagt, durchaus lesenswert!

Walter Moers: Die Stadt der träumenden Bücher

Walter Moers: Die Stadt der träumenden Bücher Dieser Roman von den träumenden Büchern fand ich sehr Phantasie voll, das gilt auch für die Zeichnungen sowie den Aufbau des Buches. Aber vor allem hat mir der Bezug zu verstorbenen Literaten, also das Anagrammieren, sehr gut gefallen. Ich empfand es als sehr interessant und einfallsreich. Allerdings fehlte mir in der Erzählung etwas der Drive. "Rumo" von ihm werde ich bestimmt auch noch lesen, es soll nach Aussage vieler Moers Liebhaber, sein bestes Werk sein.

Eva Leidmann: Wie man sich bettet / Volker Weidermann: Das Buch der verbrannten Bücher

Eva Leidmann: Wie man sich bettet Diese Geschichte, eine Milieustudie, erzählt von einem Dorfmädchen mit dem Namen Fanny, das sich als Kellnerin in einem Münchener Wirtshaus ihr Geld verdient. Sie ist resulut und lernt recht bald, wie sie mit den "Mannsbildern" umzugehen hat, sodass ihr diese nicht auf die Nase steigen. Allerdings konnte sie den Kontakt mit ihnen offentsichlich nicht ganz vermeiden, denn sie wird  schwanger! Das Buch ist von 1933 und wurde, wohl aus sittlichen Gründen, ebenso wie "Auch meine Mutter freute sich nicht", ein weiters Werk dieser Autorin, von den Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 verbrannt! Aufmerksam geworden auf Eva Leidmann bin ich durch den bereits erwähnten Volker Weidermann, der bei Kiepenheuer & Witsch 2008 "Das Buch der verbrannten Bücher" veröffentlicht hat. Klappentext: "10. Mai 1933. In Deutschland brennen Bücher. Dieses Sacbuch erzählt erstmals die Lebensgeschichten aller Autoren, deren Werke damal

Joseph Roth: Radetzkymarsch

Joseph Roth: Radetzkymarsch Dieser Roman erschien erstmalig 1932. Er schildert brillant die Situation vor Beginn des 1. Weltkrieges und ist darüber hinaus sogar heute noch - Thema Nationalismus - aktuell! Erzählt wird die Geschichte der Familie von Trotta, die unerwartet in den Adelsstand aufstieg. Ihre krisenhafte Entwicklung und der Verfall der Habsburger Monarchie werden parallel geschildert, und mit der Ermordung des Thronfolgers in Sarajewo verknüpft. Es ist jenes Ereignis, das den Ersten Weltkrieg auslöste und schließlich den Untergang der k. u. k. Monarchie besiegelte!

Volker Weidermann: Das Buch der verbrannten Bücher

"Das Buch der verbrannten Bücher" - Sachbuch - Das Thema des Buchs ist der 10. Mai 1933. Das Buch erzählt die Lebensgeschichten aller Autoren, deren Werke damals in Flammen aufgingen. Dieses "Dokument gegen das Vergessen" ist sehr informativ und es ist erstaunlich und erschreckend zu gleich, dass es die Nazis (aber später auch die junge BRD) geschafft hat, viele Autoren "auszulöschen". An manchen Stellen ist mir das Buch zu sehr kommentierend und wertend, aber trotzdem lohnt sich, es zu lesen.

Marcel Reich-Ranickis: Mein Leben - Autobiographie

Marcel Reich-Ranickis: Mein Leben  - Autobiographie Ich las diese Autobiographie bereits bei ihrem Erscheinen. Bekannt wurde der Überlebende des Warschauer Ghettos als einflussreicher deutschsprachiger Literaturkritiker nach dem er sich 1958 in der BRD ansiedelte. Für mich war er ein faszinierender Erzähler, der Menschen auf seiner unnachahmlichen Art und Weise für Literatur begeistern konnte!

"Das Schtetel - Die untergegangene Welt der osteuropäischen Juden"

"Das Schtetel - Die untergegangene Welt der osteuropäischen Juden -" von Mark Zborowski und Elizabeth Herzog aus dem Amerikanischen von Hans Richarad, Verlag C.H.Beck, München 1991. Dieses Sachbuch ist unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg entstanden. Es beruht auf Beobachtungen aus erster Hand und den Aussagen (damals) lebender Menschen. Somit gibt es einen lebendigen und authentischen Einblick in diese erloschene jüdische Welt. Fazit: Ein sehr empfehlenswertes Buch!

Jüdisches Leben in München - Sachbuch -

Das Buch bietet einen Überblick über das jüdische leben in München vom Mittelalter bis heute. Es erschien zur 850 Jahrfeier Münchens. Mich interessiert das Thema besonders, weil die Spuren unserer jüdischen Mitbürger in der "Hauptstadt der Bewegung" im "1000jährigen Reich" (fast) vollkommen vernichtet worden sind. Die Zusammenstellung von Geschichte, Fakten und menschlichen Schicksalen beeindruckt mich sehr!

Marisha Pressel: Die alltägliche Physik des Unglücks

Marisha Pressel: "Die alltägliche Physik des Unglücks" Dieses Buch empfand ich als einwenig langatmig. Es ist das Erstlingswerk dieser amerikanischen Schriftstellerin. Allerdings ist es für mich durchaus empfehlenswert, weil witzig, pfiffig und klug - manchmal so gar ein wenig "klug scheißernd" - geschrieben. Letzeres darf sich eine so junge Autorin mit einem fulminantes Wissen und einem immensen Gedächtnis durchaus erlauben. Dieser Tochter-Vater-Story mit Krimi-Elemente bietet einen unerwartenden und mysteriösen Schluss, für den es sich schließlich doch gelohnt hat, dass ich mich durch die ein oder andere langatmige Passage biss.

"Und Nietzsche weinte" von Irvin D. Yalom.

"Und Nietzsche weinte" von Irvin D. Yalom. Das Thema - die Idee an sich, Nietzsche in einen fiktiven Kontext seiner Zeit zu setzen - sowie die daraus resultierenden Dialoge zwischen den Protagonisten sind recht interessant und entbehren teilweise nicht einer gewissen Komik. Das Drumherum, die Nebenhandlung, zeigte aber, dass der Autor kein Schriftsteller sondern ein Psychiater ist. Kürze hätte hier gut getan!

Frank Witzel: Die Erfindung der roten Armee Fraktion durch einen manischdepressiven Teenager im Sommer 1969

Frank Witzel: Die Erfindung der roten Armee Fraktion durch einen manischdepressiven Teenager im Sommer 1969 „Schnipsel Witzels“ literarische Wundertüte! – Realismus und Fantasie ergeben in diesem fabelhaft geschriebnen Roman mit dokumentarischen Zügen eine Komposition von Zeit, Raum und Handlung, die mich über 800 Seiten fesselte! Witzel öffnet seinen Lesern eine Wundertüte voller Zeitschnipsel mit kollagenhaftem Charakter, die sie auf eine Reise in die 60er Jahre führt, in die sich Zeitzeugen   wie ich, schnell zurückversetzt fühlen. Bilder und Ereignisse erwachen, erscheinen vor dem geistigen Auge und transferieren einen zurück in die Vergangenheit, als wäre das Dokumentierte erst vor kurzem geschehen! Sicher kann auch ein Nachgeborener aufgrund der lebendigen Darstellung vieles imaginieren und somit ein Gespür für die erzählte deutsche Zeitgeschichte erlangen.

Stefan v. Jankovich: Ich war klinisch tot Der Tod – Mein schönstes Erlebnis - Sachbuch

Stefan v. Jankovich: Ich war klinisch tot   Der Tod – Mein schönstes Erlebnis - Sachbuch Der Autor verunglückte am 16. September 1964 mit seinem Sportwagen schwer. Ein Arzt stellte Herzstillstand fest. Ein zweiter brachte das Herz mit einer Spritze zum Schlagen. Um diese Minuten geht es in diesem Buch! Jankovich erlebte in diesem Moment seine Gefühle. Sein „Lebensfilm“ lief vor ihm ab und er zog bewusst Bilanz, als er sich selbst sah. Er erkannte, was mit der materiellen Welt zusammenhängt, ist nicht das Wesentliche! Die Erfahrungen, die er in dieser Situation machte, waren für ihn Selbsterkenntnis, die er nach seiner langwierigen Genesung, in seinem weiteren Leben bewusst einsetzte. Normalerweise habe ich es nicht so mit „Esoterik“, aber dieses eindrucksvoll und berührend erzählte Todeserlebnis hat mich nachdenklich gestimmt. Nicht zuletzt, weil ich quasi mal selbst dem Tod von der Schippe gesprungen bin!
Erri de Luca: Der Tag vor dem Glück Flott geschriebene und keineswegs klischeehafte Geschichte über einen gut beobachtenden italienischen „Waisenknaben“ aus Neapel, die in der Zeit des letzten Weltkrieges angesiedelt ist, in der der aufmerksame Leser viel über das sich vom Faschismus und den Nazis abspaltende Land erfährt, aus dem sich der zum Mann gereifte Knabe am Ende der Story, aus nicht vorhersehbaren, aber sehr interessant und aufschlussreich geschilderten Umständen in die weite Welt entfernt!

Richard David Precht Wer bin ich - und wenn ja wie viele?

Dieses Buch ist nicht schlecht. Stil und Sprache sind ganz i. O.! Nur hat Herr Precht ziemlich viele Themen in sein Werk hineingepackt! Wahrscheinlich wollte er seine Meinung zu all den Themen loswerden. Mit Philosophie im eigentlichen Sinne hat am Ende für mich das Buch nicht mehr viel zu tun. Wenn man in die Philosophie (-Geschichte) einsteigen möchte, gibt es eine Reihe besserer und interessanterer Bücher. Das Beste an Prechts Buch ist eigentlich der Titel, aber er deckt nicht den Inhalt des Buches ab. Übrigens, der Titel hat mich auf das Buch neugierig gemacht. Ein Titel kann somit ebenfalls so irreführend wie ein Umschlagtext sein! 

„Das Rosenspiel" von Gitta Becker.

„Das Rosenspiel" von Gitta Becker. Der genannte Roman ist Ihr Erstling. Ich habe das Buch in ca. vier Stunden gelesen. Es hat mir gefallen. Ich empfand es als gut lesbar und kurzweilig sowie den Schreibstil ansprechend. Das Thema "Ehebruch" ist leider etwas spröde, aber der Plot war ganz interessant. Über längere Strecken kam die Story für mich zu getragen - zu schwer - daher. Hier hätte ich mir etwas mehr Pfiff, Leichtigkeit und vor allem Selbstironie gewünscht. Aber vielleicht sind die von mir erwähnten Kriterien bei diesem Thema nicht so einfach umzusetzen. Grundsätzlich halte ich "Das Rosenspiel" für ein gelungenes Debüt! - 4 Sterne! -

"Das Buch der Unruhe" von Fernando Pesso

"Das Buch der Unruhe" von Fernando Pesso. Der portugiesische Autor, er hat sein Buch in den 20ern und 30ern Jahren in Lissabon verfasst, ist ein ziemlich intellektueller, tiefschürfender, philosophischer und einsamer Typ, der über sich und vor allem über das bzw. sein Leben auf einer sehr anspruchsvollen literarischen Ebene schreibt! Maike Albath vom Tagesspiegel hat das Buch mit der Bibel verglichen, in das man immer wieder hineinschauen aber vor allem auch querbeet lesen kann. Kurzum, für mich steckt das Buch voller interessanter Weltanschauungen und philosophischer sowie vor allem auch sozial- und gesellschaftskritischen Spitzfindigkeiten. Vereinfacht könnte man sagen, dass das Buch von einem Individualisten erzählt, der sich schreibend versucht im Kontext der Welt zu setzen, weil er, Real quasi nicht dazu gehört, obwohl er beruflich als Buchhalter durch seine Zahlenkolonnen im Leben eingebunden ist... Diese fast 600 Seiten sind nicht einfach zu lesen - manc

Nochmals zu "Das Buch der verbrannten Bücher"

Nochmals zu "Das Buch der verbrannten Bücher" Es ist mit 253 Seiten nach meiner Meinung nicht zu kurz. Es erwähnt alle in diesem Kontext betroffenen Autoren bzw. Autorinnen und reißt kurz ihr Leben, ihr Buch und ihr Werk an, und das vor allem nach der Aktion der Nationalsozialisten. Das Buch macht jedenfalls unheimlich neugierig auf die Autoren, da die meisten von ihnen leider tatsächlich vergessen sind, und das vor allem - tragischer Weise - auf Grund der Verbrennung ihrer Bücher. Ich habe z. B. von Eva Leidmann, bevor ich Weidermann las, noch nie etwas gehört. aber auch bisher nichts weiteres als "Wie man sich bettet " von Ihr gelesen.

"Wie ein Roman" von Daniel Pennac

"Wie ein Roman" von Daniel Pennac Das Buch hat mir gefallen und ich würde es (besonders) "Leseratten" weiter empfehlen. Allerdings kann Pennac sein (ehemaliges) Lehrer-Dasein nicht leugnen, denn der Pädagoge schimmert immer wieder einmal, wenn auch charmant und intellektuell, durch sein Büchlein hindurch. Darüber hinaus stellt er quasi alte Dogmen in Frage, um neue aufzustellen... Aber, wie gesagt, durchaus lesenswert!

"Die Stadt der träumenden Bücher" von Walter Moers

"Die Stadt der träumenden Bücher" von Walter Moers Dieser Roman von den träumenden Büchern fand ich sehr Phantasie voll, das gilt auch für die Zeichnungen sowie den Aufbau des Buches. Aber vor allem hat mir der Bezug zu verstorbenen Literaten, also das Anagrammieren, sehr gut gefallen. Ich empfand es als sehr interessant und einfallsreich. Allerdings fehlte mir in der Erzählung etwas der Drive (Zug). Vielleicht meinen andere das auch, die diesen Roman gelesen haben...

"Das Buch der verbrannten Bücher" Sachbuch von Volker Weidermann

"Das Buch der verbrannten Bücher" Sachbuch von Volker Weidermann Thema: 10. Mai 1933 - Das Buch erzählt die Lebensgeschichten aller Autoren, deren Werke damals in Flammen aufgingen. - Dieses "Dokument gegen das Vergessen" ist sehr informativ und es ist wirklich erstaunlich und erschreckend zu gleich, dass es die Nazis (aber später auch die junge BRD) geschafft hat, viele Autoren auszulöschen. An manchen Stellen ist mir das Buch zu sehr kommentierend und wertend, aber trotzdem hat es sich für mich gelohnt, es zu lesen.

"Das Schtetel - Die untergegangene Welt der osteuropäischen Juden -"

"Das Schtetel - Die untergegangene Welt der osteuropäischen Juden -" von Mark Zborowski und Elizabeth Herzog aus dem Amerikanischen von Hans Richarad, Verlag C.H.Beck, München 1991. Dieses Sachbuch ist unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg entstanden. Es beruht auf Beobachtungen aus erster Hand und den Aussagen (damals) lebender Menschen. Somit gibt es einen lebendigen und authentischen Einblick in diese erloschene jüdische Welt. Fazit: Ein sehr empfehlenswertes Buch. Marcel Reich-Ranickis Autobiographie habe ich bei ihrem Erscheinen gelesen. Der mittlerweile verstorbene Autor war ein faszinierender Erzähler, irgendwie hatte er etwas von einem wunderbaren "Märchenonkel"....

"Jüdisches Leben" in München

Zur Abwechslung lese ich auch immer mal wieder Sachbücher! "Jüdisches Leben" in München; Herausgeber: Richard Bauer und Michael Brenner, C.H.Beck, München 2006. Das Buch bietet einen Überblick über das jüdische leben in München vom Mittelalter bis heute.  Mich interessiert das Thema besonders, weil die Spuren unserer jüdischen Mitbürger in der "Hauptstadt der Bewegung" im "1000jährigen Reich" (fast) vollkommen beseitigt worden sind. Die Zusammenstellung von Geschichte, Fakten und menschlichen Schicksalen beeindruckt mich sehr!

"Die Asche meiner Mutter" von Frank McCourt

"Die Asche meiner Mutter" von Frank McCourt Das Buch hat inzwischen einige Jahre auf dem "Buchrücken" und ist bereits verfilmt worden, aber es ist sehr informativ - was vor allem das irisch katholische Leben der Unterschicht der 30ger und 40ger Jahre des letzten Jahrhunderts - angeht. Darüber hinaus ist es traurig und heiter zugleich. Kurzum, ein echtes Lese-Vergnügen!

"Feuchtgebiete" von Charlotte Roche

Ein Buch, das man/frau nicht lesen muss ist der o. g. Roman "Feuchtgebiete" von Charlotte Roche, da er einfach nur banal ist. Von Frau Roche, die ich für eine sehr gute Moderatorin und interessanten Menschen halte, habe ich mir mehr versprochen; Provokation als alleinige Grundlage eines Buches reicht einfach nicht aus, um mehr als 200 Seiten zu füllen. Obwohl ich mit der Autorin durchaus die eine andere These teile, wie z. B. die Kritik an den Reinigungs- und Hygienewahn, der von Frauen in unserer Männergesellschaft erwartet wird, geben die Story und vor allem der Stil sowie die Sprache  einfach zu wenig her.

"Die alltägliche Physik des Unglücks" von Marisha Pressel

Ein Buch, das ich ein wenig langatmig fand, ist dieses Erstlingswerk der amerikanischen Schriftstellerin Marisha Pressel. Allerdings ist es für mich durchaus empfehlenswert, weil witzig, pfiffig und klug - manchmal so gar ein wenig "klug scheißernd" - geschrieben. Letzeres darf sich eine so junge Autorin mit einem fulminantes Wissen und einem immensen Gedächtnis durchaus erlauben. Dieser Tochter-Vater-Story mit Krimi-Elemente bietet einen unerwartenden und mysteriösen Schluss, für den es sich schließlich doch gelohnt hat, dass ich mich durch die ein oder andere langatmige Passage biss.

"Und Nietzsche weinte" von Irvin D. Yalom

Ein "philosophisches Werk", das mich beim Lesen nicht unmittelbar ansprach ist das o. g. Buch.  Das Thema - die Idee an sich, Nietzsche in einen fiktiven Kontext seiner Zeit zu setzen - sowie die daraus resultierenden Dialoge zwischen den Protagonisten sind recht interessant und entbehren teilweise nicht einer gewissen Komik. Das Drumherum, die Nebenhandlung, zeigte aber, dass der Autor kein Schriftsteller sondern ein Psychiater ist. Kürze hätte hier gut getan!

Thomas Mann: Der Zauberberg

Der Zauberberg, 1924 Der Ort der Handlung ist eine Sanatorium in Davos. Manns Frau war dort des Öfteren zur Kur. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Hans Castorp, er ist schwach auf der Brust, denn er kränkelt wie die anderen Patienten an der Lunge. Das Leben an diesem Ort verläuft eintönig und die Sterberate ist hoch. Der Protagonist wird außerhalb dieser vier Wände nicht nur mit dem Tod, sondern auch mit Philosophie und Politik konfrontiert. Dafür sorgen der Literat und Freimaurer Settembrini und ein zum Katholizismus konvertierter Jude namens Naphta. Diese zwei unterschiedlichen und sich konträr gegenüberstehenden Charaktere erklären ihrem unbedarften "Zögling", und damit so ganz nebenher auch dem Leser, Gott und die Welt. Sie rücken bei Spaziergängen Hans Castorps Gedanken zurecht und einige Patienten rücken im Sanatorium bei spiritistischen Sitzungen Stühle. Irgendwie sind alle auf der Suche! Das gilt vor allem für Hans Castrop ganz real und konkr