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Martin Andersen Nexö: Ditte Menschenkind

Dieser dänische Autor (1869-1954) war mir vollkommen unbekannt. In der ehemaligen DDR ist er eine Größe gewesen, im Westen verschwieg man ihn offensichtlich. Das lag sicherlich daran, weil er ein Kommunist war. Der Autor kann sich stilistisch und sprachlich durchaus mit einigen literarischen Größen wie Stefan Zweig oder Joseph Roth vergleichen lassen. Weltliteratur, wie auf dem Klappentext behauptet, ist es allerdings nicht. Was leider des Öfteren bei der sehr berührenden Geschichte über eine Frau, die von Anfang an im Leben aus gesellschaftlichen Gründen keine Chance hat, nervt, ist die sozialistische Arbeiterideologie, die der Autor seinem Leser permanent einhämmert. Ich war immer wieder versucht mit dem Autor ein Zwiegespräch zu führen und ihm zu sagen: „Ich verstehe Dich, Du hast ja Recht! Aber bitte, jetzt reicht es!“ Trotzdem lautet mein Fazit: Lesenswerte Arbeiterliteratur ohne Hoffnung (das ist allerdings mit der Zeit sehr deprimierend), die beeindruckend das Leben der besitzlosen Klasse der damaligen Zeit beschreibt.

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!