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Es werden Posts vom Februar, 2021 angezeigt.

Aravind Adiga: Der weiße Tiger

Idee und Geschichte sind am Anfang ganz nett und zunächst spannend: Der Protagonist, ein Mann der einer unteren Kaste entstammt, schreibt fiktive E-Mails an den chinesischen Ministerpräsident, von dem er durch eine Nachricht gehört hat, dass er seine Heimat Indien besuchen will. In seinen schriftlichen Ausführungen klärt der Autor der E-Mails den Ministerpräsidenten über die für ihn ungerechten und korrupten Verhältnisse in seiner Heimat auf, die ihm sogar zu einem Mörder werden ließen. Für mich tragen sich auf Dauer Story und Schreibstil nicht, da dieser rein beschreibend ist. Mir fehlt einfach das Analytische! Ein wenig Witz bzw. Ironie hat vielleicht noch die Aussage, dass China Indien in Zukunft wirtschaftlich bestimmt weit überflügeln wird, weil es eine Diktatur und keine parlamentarische Demokratie wie Indien ist. Aber insgesamt hat mich dieser Roman, ein Erstling, nicht überzeugt. Vielleicht sind ja Adigas weitere Werke besser.

Leonhard Frank: Der Mensch ist gut

Auf diese Novellensammlung, die durch einen Protagonisten, dem Kellner, miteinander verknüpft ist, bin ich in Christa Wolfs Roman „Stadt der Engel oder …“ aufmerksam geworden.  Für sie ist dieses Antikriegsbuch noch besser als „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque. Franks Roman erschien 1917 in der Schweiz. In Deutschland, wo er illegal eingeführt wurde, fand er aber trotz Verbots vor allem bei Kriegsgegnern großen Anklang. 1919 erschien das Werk bei Kiepenheuer in Potsdam. Die mir vorliegende Ausgabe ist von 1983 und ein unveränderter Nachdruck der Kippenheuer Ausgabe mit einem Vorwort von Herbert Wehner. (Wie anders waren doch die Zeiten als Politiker noch Ecken und Kanten hatten!) Ich möchte nicht sagen, dass dieses Buch besser ist als Remarques, aber es ist anders, eindringlicher und vor allem besessen vom Gedanken des Pazifismus. Ja, Leonhard Frank war ein großer Pazifist, Aufklärer und Kämpfer für die Menschlichkeit. Vielleicht ist diese Buch das leidenschaftlichste B

Christa Wolf Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud

Dieser Roman hat mir sehr gut gefallen, Sprache und Stil sind einfach großartig. Vordergründig geht es um einen Aufenthalt in den USA, genauer gesagt in L.A vor ca. 20 Jahren. Reflektiert wird vor allem die - so genannte - Wende unter Einbeziehung folgender und anderer Themen: das Leben in der DDR, die Immigration deutscher Juden nach Amerika in den 30ger Jahren des 20. Jahrhunderts, die Stasiakten, Flucht und Vertreibung aus den Ostgebieten nach dem Ende des 2. Weltkriegs.  Christa Wolfs Ton wirkt teilweise selbstgefällig, was mich bei einer lebenserfahrenen linken Intellektuellen, wie sie es ist, allerdings nicht verwundert. Diese Note verleiht dem vielleicht letzten „Schreibwerk“ dieser Autorin einen gewissen Charme. Jedenfalls lässt mich Christa Wolfs Roman ambivalent, nämlich positiv nachdenklich, zurück! 

Klaus Mann: Alexander

Es ist nach „Der fromme Tanz“ der zweite Roman des Autors und erschien im Jahr 1929. Historisch korrekte Fakten stehen in diesem Roman nicht im Vordergrund, sondern psychologische und analytische Interpretationen der Ereignisse. Es ist interessant wie an vielen Stellen, besonders bei den Beschreibungen der jungen gut aussehenden Krieger, Manns sexuelle Präferenz erkennbar wird. Das wirkt auf mich reizend aber auch infantil und vor allem ehrlich, und deshalb liebenswert! Jedenfalls halte ich dieses Werk nicht nur für liebenswert, sondern vor allem für lesenswert, denn wenn es auch bei vielen Kritikern umstritten war bzw. ist, stellt es für mich insgesamt eine Besonderheit in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts dar.

Jan Rankin: Ein Rest von Schuld“ - Krimi -

Das Buch, welches mir von einem Rankin-Fan empfohlen und ausgeliehen wurde, bietet eine unerträgliche Aneinanderreihung von Klischees und Allgemeinplätzen sowie jede Menge an platten Sätzen wie folgende: „Der Gangster bleckte grinsend ein kostspieliges Gebiss. Dann sog er schnüffelnd die Luft ein und schlenderte zur anderen Seite der Brücke.“ Lese-Qual statt Lese-Vergnügen, Zumutung statt Unterhaltung! 

Sam Savage: Firmin - Ein Rattenleben

Dieser Roman (angeblich ein Besteller) wird aus der Sicht einer intellektuellen Ratte erzählt, die beim Bücherfressen in einer Buchhandlung das Lesen erlernt hat, weil sie - so berichtet sie - ein hochbegabtes Mitglied ihrer Spezies sei. Jedenfalls rezitiert sie aus Weltliteratur und gibt ihre Lieblingsautoren an. Parallel dazu erzählt die Ratte „Firmin“ vom Verfall bzw. Abriss des Stadtteils in dem sie lebt. Ich habe schon bessere Bücher gelesen die in Buchhandlungen spielen, z. B. „Die kleine Kartäuserin“ von Pierre Pejuvon und vor allem „Das geheime Leben der Bücher“ von Régis de Sá Moreira. Dieses kleine Büchlein kann ich wahren Leseratten als Sommerlektüre wärmstens empfehlen!

Jhumpa Lahiri: Fremde Erde - Erzählungen

Wunderbare, packende Geschichten - sozusagen aus dem Leben gegriffen - von Menschen, die sich, aus einer fremden Welt und Kultur stammend, an ein ihnen unbekanntes Land sowie eine unbekannte Gesellschaft herantasten. Klar, dass der zweiten Generation oft die Integration besser gelingt als der Ersten. Aber die Storys zeigen, dass Assimilation auch ohne Verlust der ursprünglichen Prägung bzw. der eigenen Identität möglich ist. Und das ist gut so!

Sally Schreiber: Die Geschwister Bronte - Sachbuch -

Wer kennt sie nicht die Romane „Sturmhöhe“ und „Jane Eyre“? Aber wer weiß etwas über die Autorinnen, die Schwestern Anne und Charlotte Bronte, und ihr Leben vor 200 Jahren? Sicher nur wenige! (Sie schrieben beispielsweise gezwungener Maßen unter männlichen Pseudonymen!) Wer über eine interessante Familie und eine bewegten Zeit (Beginn der Industrialisierung) am Anfang 19. Jahrhunderts mehr wissen möchte, ist mit diesem Sachbuch bestens bedient. Auch für Nicht-Literaturwissenschaftler scheint mir diese Buch interessant zu sein!

Edwin A. Abbott: Flächenland. Ein mehrdimensionaler Roman verfasst von einem alten Quadrat

Fantasy des 19. Jahrhunderts die sich als Realsatire auf die damalige englische Gesellschaft entpuppt. Dieses kleine quadratische Buch (als Ausgabe von Clett-Cotta) des Theologen und Mathematikers Abott ist für mich sogar heute noch sehr lesenswert. Darüber hinaus bietet es eine interessante Einführung in die Geometrie bzw. es frischt geometrische Grundkenntnisse auf. Somit kann er für Mathematiker ein Einstieg in die Literatur sein und für Literaturfreunde in die Geometrie. Was für Möglichkeiten!

David Foster Wallace: Unendlicher Spaß

 Der Leser lässt sich bei dieser Lektüre nicht nur auf unendlichen Spaß ein - soweit er welchen verspürt - sondern auch auf eine scheinbare "never ending story" (1700 Seiten inkl. Anhang), die zwischen Tret- und Klapsmühle spielt und detailliert von den Abgründen des Lebens, wie Drogenkonsum, Mord- und Todschlag etc., erzählt. Bei der Tretmühle handelt es sich um ein Tennisjugendinternat, bei der Klapsmühle um eine Entzugsklinik für Alkohol- und Drogenabhängige. Dieses Werk strotzt vor Fremdwörtern, Fachvokabular und Schachtelsätzen, und dokumentiert damit das hochintellektuelle Niveau seines Autors. Ein absolutes - aber nicht ganz unanstrengendes - Lesevergnügen für Anspruchsvolle!

Henrik Lange: Weltliteratur für Eilige: Und am Ende sind sie alle tot - Nachschlagewerk / Sachbuch -

Witzig und informativ auf wenigen Seiten. Einfach durchblättern und schmunzeln. Durchaus möglich, dass dieses "Nachlagewerkchen" den Kennern der vorgestellten Bücher noch besser gefällt als denjenigen, die sie noch nicht kennen … Fazit: Als Urlaubslektüre für zwischendurch bestens geeignet.

Tom McCathy: 8 1/2 Millionen

Ein Roman aus dem Englischen. Im Original lautet der Titel "Reminder". Reminder bedeutet im Englischen nicht nur Mahnung sondern auch Gedächtnishilfe bzw. Gedächtnisstütze. Und einer der zwei letztgenannten Begriffe wäre für dieses Buch - übrigens ein Erstling - der richtige Titel gewesen, denn es geht darum, sich an etwas zu erinnern bzw. darum, Gefühle (wieder) zu entdecken bzw. zu rekonstruieren!  Der Autor Tom McCathy erzählt in seinem Werk wie eine Obsession zu einer pathologischen Manie werden kann  und darüber hinaus gefährlich wird, wenn weitere Menschen von diesem "Virus" erfasst werden.  Das Buch hat mich von Anfang an intellektuell angesprochen und emotional begeistert. Für mich ist es sehr lesenswert und spannend wie ein Krimi, vor allem am Schluss.  Vielleicht findet aber nicht jeder Leser den Einstieg in diesen Roman... Ich jedenfalls freue mich, dass er in unserem Münchner XING-Literaturkreis vorgeschlagen wurde. Für mich war er eine literarische Entd

Benjamin Stein: Die Leinwand

Dieser Roman hat mich sehr ambivalent zurückgelassen: Thematisch interessant, sprachlich nicht überzeugend aber sehr Informativ in Bezug auf das heutige Leben jüdischer Mitbürger in Deutschland bzw. München.  Für mich ist es in diesem Kontext erschreckend, wie wenig man eigentlich  über seine (gläubigen bzw. andersgläubigen) Mitbürger weiß.

Markus Zusak: Die Bücherdiebin

Unterhaltungsliteratur die sich an ein schwieriges Thema herantraut, nämlich an das 3. Reich. Verfolgt man die Bestsellerlisten, so hat man den Eindruck, dass Zusak eine relativ große Leserschaft für das genannte Thema durch seinen eingängigen literarischen Stil begeistern kann. Das ist schön!  Mir allerdings fehlten die Zwischentöne, die mich zum selbstständigen Denken anregen. Auf jeden Fall: massentauglich. Diesen Aspekt sollte man bei diesem Thema auf keinen Fall unterschätzen! Und deshalb empfehle ich dieses Buch und würde mir wünschen, dass sich viele Leser nach der Lektüre weiter mit  dem Thema Nationalsozialismus beschäftigen.

Robert Walser: Liebesgeschichten - Erzählband

Der Schweizer Robert Walser war ein intellektueller sensibler Außenseiter. - Die Betonung liegt auf sensibel! - Seine Werke überzeugen durch scharfe Beobachtung, (vor allem) durch Einfühlungsvermögen,  menschliche Wärme und hohe sprachliche Begabung. Letztendlich hat ihn seine Sensibilität und damit seine Verletzlichkeit in die Isolation geführt. Seine letzten Lebensjahrzehnte verbrachte er in der Psychiatrie.  Robert Walser ist für Kenner der deutschsprachigen Literatur längst kein Geheimtipp mehr und  für mich persönlich um Klassen lesenswerter als sein Namensvetter mit dem Vornamen Martin, mit dem er nicht verwandt ist.

Othmar Franz Lang: Rufe in den Wind

Langs Art zu schreiben würde ich als programmatische Literatur bezeichnen, weil sie nur eine Zielsetzung hat, nämlich den Leser von seiner eigenen Vorstellung zu überzeugen! Räume zum selbstständigen Denken lässt er seinem Leser nicht, sondern ganz im Gegenteil, er stößt ihn quasi mit der Nase auf seine Botschaft. In diesem Fall: Heimkinder sind soziale Außenseiter und geraten schnell auf die schiefe Bahn. Diese Aussage ist bestimmt nicht falsch, aber wenn mir der Autor das über mehr als 100 Seiten einbläuen will, mache ich zu und sicher viele andere Leser ebenfalls. Schade, dass dieses wichtige und brisante Thema so plump daherkommt.  In diesem Kontext fällt mir noch Jürgen Breest mit dem Roman "Schade, dass du ein Miststück  bist" ein und mit Abstrichen Martin Andersen Nexö, von dem ich "Ditte Menschenkind" las.  Zu "Rufe in dem Wind" sei noch bemerkt, dass dieser Roman bei dtv Junior 1983 in einer Jugend-Reihe erschienen ist, die das Motto "Die Rei

Simon Singh - Sachbuch -: Fermats letzter Satz - Die abenteuerliche Geschichte eines mathematischen Rätsels

-  Mathe war in der Schule nie mein Lieblingsfach. Vielleicht lag es (auch) an den Lehrern. Dieses Buch aber macht Spaß auf Mathe! Es führt in die Welt der Mathematik ein und bringt einem die großen Mathematiker der Vergangenheit näher - von Pythagoras über Euler bis Andrew Wiles, der Fermats letzten Satz durch seine Arbeit bestätigt hat. Fermat lebte im 17. Jahrhundert in Frankreich auf dem Lande und war als französischer Beamter u. a. für das Rechtswesen zuständig. Als Mathematiker war er eine Art Autodidakt, dessen Leidenschaft zu seinem Hobby wurde. Singh  macht aber deutlich, dass viele Mathematik Genies durch die Gesellschaft (u. a. durch das Elternhaus) zu anderen Tätigkeiten gedrängt wurden. Gerade besondere Ereignisse, wie u. a. die Französische Revolution  oder Kriege brachten viele Talente aus der Spur. Vor allem Frauen, deren Väter nicht selten selbst Mathematiker waren, wurde der Weg zur Mathematik durch akademische Chauvinisten noch im 19. Jahrhundert verbaut. (Wobei die

Charles Baudeliere: "Die Blumen des Bösen" - Lyrik -

Dieses Buch ist ein "Lyrik-Klassiker" und d er Stil der Gedichte gefällt mir sehr gut!  Baudeliere scheint ein sehr charismatischer Mensch, mit einer interessanten Biografie gewesen zu sein.  Allerdings klingen in seinen Gedichten für mich immer wieder christliche Normen, Werte und Verbote (sowie auch Antisemitismus) durch, die die Lust verdammen und - wie gehabt - die Frau als böse Verführerin abstempeln.  Leider hat sich diese Ideologie bis heute vor allem im religiösen Bereich gehalten. So ist es nach wie vor für den Mann einfach, die Frau für seinen Trieb verantwortlich zu machen. Ach, die armen Männer ... (Zum Glück hat sich  aber innerhalb der Gesetzgebung - zumindest in der westlichen Welt - einiges getan.)

Jonathan Franzen: Die Korrekturen

Auf dieses Buch kam ich u. a. durch "1001 Bücher: ... die Sie lesen sollten, bevor das Leben vorbei ist"! Allerdings haute er mich nicht vom Hocker. Für mich war es eine gut geschriebene amerikanische Mittelschicht-Familiengeschichte der Neuzeit mit Längen in der Handlung. Zum Schluss hat der Autor noch die Kurve gekriegt und seine Handlungsstränge abgeschlossen. Mit dem Fazit "Die Nachkriegsfrauengeneration wurde von ihren Männern unterdrückt und kann erst nach dem Tod des autoritären Ehemanns ein eigenständiges Leben beginnen" Franzens Resümee ist zwar sehr hart, scheint aber leider die Regel gewesen zu sein. Gut, dass sich die  Zeiten in der Regel geändert haben!

Sherwood Anderson: Winesburg, Ohio - Roman um eine kleine Stadt -

In diesem beachtenswerten literarischen Werk sind kleine feine Geschichten von "kleinen" Menschen aus einer kleinen fiktiven Stadt im Mittleren Westen Amerikas um 1900 zu einem empfehlenswerten Roman verwoben.  Von dem Autor hat (angeblich) eine ganze Generation amerikanischer Schriftsteller gelernt:  Ernest Hemingway, William Faulkner, F. Scott Fitzgerald...  Auf diesen Roman kam ich durch „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ von Amos Oz. Der Autor las es als junger Mann im Kibbuz.

Iwan Sergejewitsch Turgenew: Väter und Söhne

Aus dem russischen übersetzt von Annelore Nitschke. - Ein Klassiker!  Wer russische Literatur, besonders die der Phase des Realismus mag, ist hier bestens aufgehoben. Turgenjew reiht sich mit diesem und weiteren Werken nahtlos in die Reihe seiner großen russischen Schriftstellerkollegen wie Tolstoi, Dostolewskij und andere ein. Er, ein bekennender Europäer, sprach u. a. fließend Deutsch. Als deutschsprachige Schriftsteller hatten es ihm Goethe und Schiller angetan, als Philosoph Schopenhauer. Zu seinem deutschen Bekanntenkreis zählten u. a. Bettina von Arnim, Alexander von Humboldt, Theodor Storm u.v.a. Nicht nur in seinem o. g. Roman vertritt er die Ansicht, im Leben den "Mittelweg" zu gehen. Diesem Rat kann ich mich    nur anschließen,  auch wenn er meistens der schwerste ist!

Amos Oz: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis

Mit dieser Geschichte versucht der israelische Autor Amos Oz nach fast 50 Jahren dem Suizid seiner Mutter für sich aufzuarbeiten, besser zu erarbeiten  bzw. für sich (vielleicht) begreifbar zu machen. An dieser "Selbsttherapie" lässt er seine Leser teilhaben. Dabei schildert er ihnen einerseits Eindrücke aus einem nicht mehr existierenden Europa vor dem Holocaust, wenn  er aus den Kindertagen seiner Eltern und seiner Großeltern berichtet und andererseits versucht er ihnen die Aufbruchsjahre des jungen Staates Israels zu vermitteln, wenn er aus seiner Kindheit und frühen Jugend erzählt.  Insgesamt halte ich dieses Werk (trotz 830 Seiten) für lesenswert, denn es beleuchtet über die tragische Familiengeschichte hinaus, viele unterschiedliche Aspekte, wie das Judentum (Volk, Literatur, Philosophie  etc.), den Zionismus sowie die Politik des Staates Israels in den Gründerjahren.

J. M. Coetzee: Zeitlupe

Coetzee war der Literaturnobelpreisträger des Jahres 2003! Er ist ein wunderbarer Erzähler, dem es gelingt durch eine kleine Geschichte seine Leser auf literarisch anspruchsvolle Art und Weise zum  Nachdenken zu bringen. - Und sicher nicht nur Menschen, die durch einen Schicksalsschlag (beim Protagonisten aus "Zeitlupe" handelte es sich um einen Verkehrsunfall) aus der Bahn geworfen wurden! -  Bestimmt ist dieser Roman auch etwas für Menschen, die auf die eine oder andere Art in einem Heilberuf tätig sind, denn die (oft schwierige) Konstellation Helfer/Patient, wird hier eingehend - vor allem aus der Sicht des Patienten - erörtert.

Tomas E. Martinez: Santa Evita

Ein großer Roman eines großen Autors. Er starb 2010. Thema, Stil und Sprache sind in diesem Roman einfach so faszinierend wie der Mensch Eva Peron, von der erzählt wird.  Für mich steht dieser Roman zu Recht in dem Fachbuch, das sich "1001 Bücher - Die Sie lesen sollten, bevor das Leben vorbei ist - "  nennt!

Tomas Eloy Martinez

Die Geschichte  der Reise eines Vaters mit seinem Sohnes durch ein postapokalyptisches Amerika  ist sehr schwarz-weiß gezeichnet. Ich bekomme immer Beklemmungen, wenn jemand so klar sagen kann, was Gut und was Böse ist. Glauben s sätze bzw. Dogmen sind mir einfach suspekt! Aber vielleicht gibt es ja Leser, die so etwas mögen?

Alain-Fournier: Der Große Meaulines

Es ist d er "Erstling" dieses Autor und leider sein einziger Roman. Er starb mit 28 Jahren  gleich  zu Beginn  des 1. Weltkriegs 1914 in der Nähe von Verdun! In seinem Roman geht um die erste Liebe und ihre Folgen. Eine bunte Mischung aus Romantik, Träume, Wünsche, Hoffnungen und Realität. Ein kleines handliches Büchlein, das durchaus lesenswert ist. 

McCarthy: Die Straße

Die Geschichte  die Reise eines Vaters und seines Sohnes durch ein postapokalyptisches Amerika  ist sehr schwarz-weiß gezeichnet. Ich bekomme immer Beklemmungen, wenn jemand so klar sagen kann, was Gut und was Böse ist. Glauben s sätze bzw. Dogmen sind mir einfach suspekt! -

Joseph Konrad: Das Herz der Finsternis

Ein wirklich sehr guter Roman. Konrad ( 1857-1924)   entpuppt sich in diesem Werk wieder einmal als wahrer Schriftsteller, der so manchen "Schreiberling" der heutigen Zeit vor Neid erblassen lässt  und um Längen in den Schatten stellt. Im Mittelpunkt seiner Geschichte steht ein Seemann, der von einer abenteuerlichen Reise nach Afrika im Jahr 1888 erzählt.

Robert Seethaler: Der letzte Satz

In diesem biografischen Roman, befasst sich der auf Lebensläufe spezialisierte 1968 geborene Autor mit seinem Landsmann Gustav Mahler, der sich 1911 auf seiner letzten Dampferfahrt von Amerika zurück nach Europa befindet, wo er noch im selben Jahr in seiner Heimat stirbt. Seethaler rekapituliert fabulierend Mahlers Leben und liefert seiner Leserin bzw. seinem Leser ein von ihm „gezeichnetes“ Bild über Mahler ab, das diese auf sich wirken lassen können, damit sie vielleicht selbst einen (gefilterten) Eindruck bezüglich dieses großen Komponisten und Dirigenten seiner Zeit erhalten. Fazit: Wer biografische Roman mag, ist mit diesem nicht schlecht bedient.

Dr. Marc Dingman: Das Gehirn - Sachbuch -

Das Gehirn sitzt hinter der Stirn und hat uns viel zu bieten, u. a. auch Verstand, wenn er d e nn vorhanden ist! Diese und andere Details lassen sich in diesem sehr verständlich geschriebene n , in die o.g. Materie einführende n Buch, des amerikanischen Neuro w issenschaftlers , w underbar nachlesen, weil sie allgemeinverständlich und somit aufschlussreich b eschrieben sind. Mein Fazit: F ür Interessierte an dieser Materie sehr zu empfehlen!

George Saunders: Zehnter Dezember – Stories

I nteressante Stor ies mit klaren Aussagen über Menschen, Situationen und die Welt! S a unders intensive Sprache (Übersetzung Frank Heibert) führt dazu, dass sie einem als Leser fast sprachlos macht, ja, quasi den Atem raubt, sodass man ständig Luft holen muss, um weiterzulesen, damit es einem gelingt, seine sehr individuellen Protagonisten mit ihren facettenreich sku rr ilen, aus dem Leben gegriffenen Geschichten zu verfolgen. Allerdings lohnt sich diese Vorgehensweise sehr, denn so erhält man a ls Leser einen unmittelbaren Eindruck von Menschen, die sich Tag für Tag mit Existentiellem und Profanem herumschlagen müssen und denen es trotzdem immer wieder gelingt ihr Leben, bis zum nächsten kleineren oder größeren Crash, „auf die Reihe“ zubringen!

Amélo Nothomb: Töte mich

Klare Worte in einer überzeugenden, mit Humor ge spickten Sprache, bringt die 1967 in Belgien geborene Autorin in ihre r Geschichte, in dem de r verarmende Graf Henri Nivelle im Mittelpunkt steht, auf den Punkt, und spart dabei nicht mit Humor, sodass sie ihrem Leser, in diesem Fall mir, ein wunderbares, k urzweiliges Lesevergnügen bietet, das mich nicht nur einmal schmunzeln ließ! Fazit: Vergnüglich l esenswerte Kost.

Ewald Weber: Das kleine Buch der botanischen Wunder - Sachbuch -

Der Schweizer Autor stellt u. a. Gemeinsamkeiten zwischen Pflanzen, deren Vielfalt sich besonders in den Tropen zeigt, und Tieren heraus. Und betont, dass dies z.B. für Fingerhut und Hummel zutrifft. Letztlich steht für ihn fest , dass Pflanzen, Tiere und Menschen aufgrund genetischer Gemeinsamkeiten, die selben Vorfahren gehabt haben müssen! Als Schatzkammer der biologischen Vielfalt stellt er die Tropen heraus. Interessant ist auch, dass die portugiesischen Eroberer Brasilien se inen Namen gaben. Bei der Errichtung ihrer Kolonie stießen sie auf eine n Baum, der besonders aufgrund seiner roten Farbe auffiel. Sie nannten ihn Pau Brasil, was wörtlich Rotglutholz bedeutet. Daraus entstand schließlich der Name für das von ihnen eroberte Land: Brasilien!

Eberhard Schmidhäuser: Verbrechen und Strafen - Ein Streifzug durch die Weltliteratur von Sophokles bis Dürrenmatt - Sachbuch -

Schmidhäuser ( 1 920- 2002 ) , ein ehemalige Professor für Straf- und Prozessrecht, beleuchtet sein d i f f iz i les Thema anhand dreizehn ausgewählter W erke der Weltliteratur. B eginnend bei Friedrich Schiller s „ Der Verbrecher aus verlorener Ehre - Eine wahre Geschichte“ über Sophokles „König Ödipus“ bis hin zu Kleists „Die Marqise von O“. Schmidhäusers Vorgehensweise ist sehr interessant und erhellend , weil er seinen Leserinnen und Lesern einen roten Faden durch die von ihm besprochenen Werke bietet. U nd wenn sie sich von diesem Faden leiten lassen , erleben sie ein en interessanten literarischen Streifzug durch Jahrhunderte . S elbstverständlich fehlt in Schmidhäusers Ausführungen auch Dostojewskij s Klassiker „Verbrechen und Straf e “ („Schuld und Sühne“) nicht ! Allerdings sind auch die weniger bekannten Werke zu den o. g. Themen sehr aufschlussreich, sodass ich mich Schmidhäusers „ Streifzug durch die Weltliteratur“ gern anschloss !

Adeline Dieudonné: Das wirkliche Leben

Nicht unbedingt Weltliteratur, aber eine sehr „weltliche" Geschichte der o. g. belgischen Autorin . Beginnt man ihr Buch zu lesen , in der ein e zehnjährige Ich-Erzählerin im Mittelpunkt steht, ist es schwer es wieder aus den Händen zu legen, denn Handlung und Sprache bilden in dieser „Unterschichtstory“ einen unheimlichen Sog, dem man sich als Leser kaum entziehen kann, sodass si e mich in einen regelrechten „Leserausch“ führte, dem ich mich gerne hingab und mit einem kräftigen „ super !“ beendete . Fazit: Dieser mit mehrfachen Preisen ausgezeichnete Debütroman ist absolut lesenswert!

Orhan Pamuk: Die rothaarige Frau

Wieder einmal ein sehr lesenswerter, kurzweiliger und stilistisch ansprechender „Pamuk“! Dieser Autor versteht es einfach großartig, kleine menschliche Geschichten aufzuschreiben, die einen ansprechen, berühren und niemals kitschig wirken, obwohl die Themen eher „banal“ sind. D iese Geschichte handelt von einen Jungen, der sich in seinen Schulferien als „Lehrling“ eines Brunnenbauers in einem kleinen anatolischen Dorf verdingt, weil er für seine weitere schulische und akademische Laufbahn ein finanzielles Polster benötigt. Und so buddeln die zwei vor sich hin und kommen ihrem Ziel, Wasser zu finden, langsam näher. Allerdings wäre ihr Vorhaben einfacher zu realisieren, wenn es nicht „Die rothaarige Frau“ gäbe, von der der Pubertierende sehr angetan ist!

Viktor E. Frankl: … Trotzdem Ja zum Leben sagen - Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager - Sachbuch -

In der Nazizeit war der österreichische Psychologe Viktor E. Frankl, geboren 1905, in verschiedenen Konzentrationslagern interniert und berichtet in seinen Aufzeichnungen über seine diversen Erfahrungen, die er mit dem Gefangenenpersonal und anderen Internierten wie ihm, machte. Aber vor allem erzählt er, wie es ihm und anderen Insassen Physisch und Psychisch dabei erging. Das Leid, das ihm und anderen widerfuhr, ist unbeschreiblich. Frankl klagt nicht an, er verarbeitet sein Schicksal und klärt darüber auf, wozu Menschen fähig sind, wenn sie einem Wahn verfallen und zu Schergen einer mörderischen Verbrechensmaschine werden: nämlich bestialischer und abgestumpfter als jedes Tier. Aber nichts des so trotz widerstanden Frankl und andere Inhaftierte dieser mit Stumpfsinn und unvorstellbaren Grausamkeiten angetrieben Todesmaschinerie, weil sie eine Strategie entwickelten, die sich auf ihrer Verstandesebene abspielte und mit deren Hilfe es ihnen gelang, trotz aller Grausamkeiten die sie er

George Saunders: Lincoln im Bardo S

Al s Bardo wird in der tibetische n Tradition der Zwischenraum von Leben und Tod bezeichnet , in ihm spielt diese Geschichte. Derjenige der sich darin befindet, ist der mit 11 Jahren verstorbene Sohn Willie des amerikanischen Präsidenten Lincoln, den verständlicherweise dieser Verlust in eine Krise stürzt. Saunders, der vorher ausschließlich Kurzgeschichten schrieb, zeigt in diesem Roman literarisch überzeugend , wie Lincoln mit dieser tragischen Situation umgeht und sie bewältigt. Am Liebsten hätte ich dieses ausgezeichnete Buch in einem Rutsch gelesen, allerdings sind dafür 443 überzeugende Seiten doch ein bisschen viel.

Herbert Rosendorfer: Stephanie und das vorige Leben

  Herbert Rosendorfer: Stephanie und das vorige Leben Nach längerer Zeit nahm ich mir mal wieder einen „Rosendorfer“ zur Hand. Diese Geschichte, in der eine junge Frau namens Stephanie steht, spielt zwischen den Welten von Realität und Fantasie und transferiert die Protagonistin ins spanische Granada des 18. Jahrhunderts. Zunächst erzählt Stephanies Bruder von seiner Schwester und ihrem Abenteuer, aber später schildert die Protagonistin ihre surrealen Erlebnisse selbst, wobei auch der Klerus ein wenig "mitredet". Aus meiner Sicht sind Herbert Rosendorfers Ausführungen recht nett. Er, der im Hauptberuf als Richter fungierte, verstand es Leser:innen zu unterhalten, zu fesseln allerdings eher nicht.

Francis Spufford: Neu York

Neu York bzw. New York w ar 1746 noch eine holländische Stadt und hatte etwa 7000 Einwohner. Der englische Autor, geb. 1964, Sohn promovierter Eltern erwarb 1995 seinen Bachelor und schrieb zunächst Sachbücher. Mit diesem „historischen“ Roman, in dem zu Beginn ein Brite mit dem Namen Smith von einem Segler steigt, ist ihm wirklich einer toller C oup gelungen, den der große rundum beleibte TV-Literaturkritiker Denis Scheck in seiner Sendung „Druckfrisch“ seiner lesenden Fernsehgemeinde empfahl. Ich erhielt ihn von einer weitläufigen Bekannten per Post unvermittelt zugesandt und machte mich, weil ich ein neugieriger und wissbegieriger Mensch bin, gleich ans Lesen dieses sehr gut geschrieben en , interessanten und fesselnden Romans, den ich ebenfalls mit gutem „Lesegewissen“ weiter empfehlen kann.

Charles Frazier: Unterwegs nach Cold Mountain

Diese routiniert geschriebene Story, die sich mit dem amerikanischen Bürgerkrieg beschäftigt, ist eher interessant als wirklich prickelnd und vermittelt eher Landschaftsbilder als konkrete Beschreibungen der Protagonisten. Wenn man diesem 1997 erschienen Roman etwas positives abgewinnen will, dann dass es ein Antikriegsroman ist, wobei es in diesem Genre für mich allerdings keine Spitzenposition einnimmt. Mein Fazit: Eine literarisch überschätzte Lektüre mit einem „Schuss“ Unterhaltungscharakter.

Dr. Marc Dingman: Das Gehirn - Sachbuch -

  Das Gehirn sitzt hinter der Stirn und hat uns viel zu bieten, u. a. auch Verstand, wenn er d e nn vorhanden ist! Diese und andere Details lassen sich in diesem sehr verständlich geschriebene n , in die o.g. Materie einführende n Buch, des amerikanischen Neuro w issenschaftlers , w underbar nachlesen, weil sie allgemeinverständlich und somit aufschlussreich b eschrieben sind. Mein Fazit: F ür Interessierte an dieser Materie sehr zu empfehlen!

George Saunders: Zehnter Dezember – Stories

I nteressante Stor ies mit klaren Aussagen über Menschen, Situationen und die Welt! S a unders intensive Sprache (Übersetzung Frank Heibert) führt dazu, dass sie einem als Leser fast sprachlos macht, ja, quasi den Atem raubt, sodass man ständig Luft holen muss, um weiterzulesen, damit es einem gelingt, seine sehr individuellen Protagonisten mit ihren facettenreich sku rr ilen, aus dem Leben gegriffenen Geschichten zu verfolgen. Allerdings lohnt sich diese Vorgehensweise sehr, denn so erhält man a ls Leser einen unmittelbaren Eindruck von Menschen, die sich Tag für Tag mit Existentiellem und Profanem herumschlagen müssen und denen es trotzdem immer wieder gelingt ihr Leben, bis zum nächsten kleineren oder größeren Crash, „auf die Reihe“ zubringen!

Amélo Nothomb: Töte mich

Klare Worte in einer überzeugenden, mit Humor ge spickten Sprache, bringt die 1967 in Belgien geborene Autorin in ihre r Geschichte, in dem de r verarmende Graf Henri Nivelle im Mittelpunkt steht, auf den Punkt, und spart dabei nicht mit Humor, sodass sie ihrem Leser, in diesem Fall mir, ein wunderbares, k urzweiliges Lesevergnügen bietet, das mich nicht nur einmal schmunzeln ließ! Fazit: Vergnüglich l esenswerte Kost.

George Saunders: Zehnter Dezember – Stories

I nteressante Stor ies mit klaren Aussagen über Menschen, Situationen und die Welt! S a unders intensive Sprache (Übersetzung Frank Heibert) führt dazu, dass sie einem als Leser fast sprachlos macht, ja, quasi den Atem raubt, sodass man ständig Luft holen muss, um weiterzulesen, damit es einem gelingt, seine sehr individuellen Protagonisten mit ihren facettenreich sku rr ilen, aus dem Leben gegriffenen Geschichten zu verfolgen. Allerdings lohnt sich diese Vorgehensweise sehr, denn so erhält man a ls Leser einen unmittelbaren Eindruck von Menschen, die sich Tag für Tag mit Existentiellem und Profanem herumschlagen müssen und denen es trotzdem immer wieder gelingt ihr Leben, bis zum nächsten kleineren oder größeren Crash, „auf die Reihe“ zubringen!