Langs Art zu schreiben würde ich als programmatische Literatur bezeichnen, weil sie nur eine Zielsetzung hat, nämlich den Leser von seiner eigenen Vorstellung zu überzeugen! Räume zum selbstständigen Denken lässt er seinem Leser nicht, sondern ganz im Gegenteil, er stößt ihn quasi mit der Nase auf seine Botschaft. In diesem Fall: Heimkinder sind soziale Außenseiter und geraten schnell auf die schiefe Bahn. Diese Aussage ist bestimmt nicht falsch, aber wenn mir der Autor das über mehr als 100 Seiten einbläuen will, mache ich zu und sicher viele andere Leser ebenfalls. Schade, dass dieses wichtige und brisante Thema so plump daherkommt. In diesem Kontext fällt mir noch Jürgen Breest mit dem Roman "Schade, dass du ein Miststück bist" ein und mit Abstrichen Martin Andersen Nexö, von dem ich "Ditte Menschenkind" las. Zu "Rufe in dem Wind" sei noch bemerkt, dass dieser Roman bei dtv Junior 1983 in einer Jugend-Reihe erschienen ist, die das Motto "Die Reihe für junge Menschen, die Mitdenken wollen" trägt. Mitdenken?, na ja ...
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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