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Es werden Posts vom Januar, 2020 angezeigt.

Franz Josef Strauss: Erkenntnisse – Standpunkte – Ausblicke / Sachbuch

Dieses Sachbuch mit fast 600 Seiten, das 1985 bei Bruckmann in München zum 70. Geburtstag des Jubilars Strauß mit Beiträgen von über 40 bekannten und eher weniger bekannten Personen des damaligen Zeitgeschehens plus Fotos mit dem Objekts Franz Josef, fiel mir auf einem Flohmarkt in die Hände. Ich öffnete es und begab mich für acht Tage auf eine interessante Lesereise in die politische Vergangenheit der alten BRD, die ich als Kind und junger Erwachsener erlebte. Ganz nebenbei hatte ich manches Déjà-vu-Erlebnis, bei dem mir an der einen oder anderen Stelle ein Knopf zum damaligen Zeitgeschehen aufging. Außerdem wurden mir in diesem Kontext im Nachhinein, Sachverhalt bzw. die eine oder andere politische Situation sowie die getroffenen bzw. nicht getroffenen Entscheidungen dazu klarer. Fazit: Mein Nostalgietrip hat sich gelohnt!

Johann Bauer: Onkel Amerika und die wundersamen Jahre der Symetrie

Diese Geschichte spielt in der kleinen Bergbaustadt Penzberg im Alpenvorland in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Sie beschreibt aus der Sicht eines Jungen die gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse der damaligen Zeit. Im Mittelpunkt der Geschichte steht sein „Onkel Amerika“ der Bruder seiner Mutter, der die Sehnsucht der Einheimischen nach dem gepriesenen Land des wirtschaftlichen Wohlstands verkörpert und dieses mit einem Ami-Schlitten dokumentiert. Der Autor, der in diesem kleinen „rußigen“ Industrieort aufgewachsen ist, erzählt seine Geschichte und die seiner Familien und allen anderen Einwohnern mit ihren großen und kleinen Sorgen und unerwartenden Geheimnissen sehr lebendig und einfühlend. Wer in dieser Zeit gelebt hat bzw. Aufgewachsen ist, hat bei den gesellschaftlichen Beschreibungen des Alltags sicherlich das ein oder andere Déjà-vu-Erlebnis und fühlt sich in die Zeit zurückversetzt, so wie es mir an der einen oder anderen Stelle ergin

Fernan Cabllero (Cecilia Böhl de Faber): Die Möwe

Die spanische Schriftstellerin Cecilia Francisca Josefa Böhl de Faber Larrea wurde als Tochter eines Deutschen am 24.12.1796 in der Schweiz geboren. Sie schrieb unter dem Pseudonym Fernán Caballero, weil ihr klar war, dass man sie als schreibende Frau nicht Ernst nahm. Sie starb am 07.04.1877 in Sevillia, Spanien. In ihrem o. g. Roman zeichnet die „Multikulti“ Autorin eine Art Sittengemälde, das die Stellung einer Frau aus der Oberschicht beschreibt, an dem sich eine Leserin aus „besseren“ Gesellschaftlichen Kreisen zu orientieren hatte. Fazit: Gut zu lesende Unterhaltungsliteratur mit literarischem Anspruch, die Einblicke in längst vergangen Zeiten gibt und zur Reflektion anreget.

Hubert Schleichert: Wie man mit Fundmentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren

Hubert Schleichert: Wie man mit Fundmentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren Der 1935 geborene Wiener Philosoph beschäftigte sich u. a. mit Argumentationsphilosophie, was er in seinen o. g. Aufzeichnungen, die ich nur empfehlen kann, bestens dokumentiert. Anstatt einer Rezension möchte ich Schleichs unten stehenden Absatz rezitieren, der für mich eine hervorragende Anleitung darstellt, mit Menschen umzugehen, die meinen sie haben „Die Wahrheit“, aus welchen Gründen auch immer, für sich gepachtet und müssten sie anderen aufoktroyieren! „Ideologien, Religionen, Schwärmereien, Visionen, Dogmen, Doktrinen, Glaube und Aberglaube, Orthodoxien, Häresien und was der gleichen noch alles geben mag, die zu Verletzungen der Menschenrechte anleiten oder dieselben verharmlosen, soll man attackieren – auch dann, wenn sie sich im Moment lammfromm geben. Denn die Erfahrung lehrt, dass man in diesen Dingen, überhaupt nicht misstrauisch genug sein kann. Deshalb soll man jeden

Sybille Berg: GRM. Brainfuck

„Schöne neue Welt“ Huxley lässt grüßen! Allerdings ist die Welt, die Sybille Berg in ihrem in Großbritannien spielenden Roman aufzeichnet, um einiges autokratischer: Algorithmen übernehmen die Macht über die Menschheit. Hinzu kommt Brainfuck. Das ist die permanente Überflutung der Gehirne durch massenhafte Informationen! Allerdings sorgen vier Kinder für Gegenwehr; denn sie spielen das Spiel des Neoliberalismus nicht mit. Sie lehnen sich zudem dagegen auf, dass Menschen zur Perfektionierung der Überwachung Chips eingepflanzt werden! Der Halt der Kinder ist Grime (GRM), die größte musikalische Revolution seit dem Punk. Bergs eingängige Sprache entwickelt in ihrer apokalyptischen Story einen unheimlichen Sog, dem ich mich kaum entziehen konnte. Und wenn man zwischen den Zeilen liest, ist unschwer zu erkennen, dass unsere Gegenwart von Bergs Vision eines perfekten Überwachungsstaats, vielleicht weniger trennt, als wir meinen.

Eva Maaser: Der Moorkönig

Diese leicht zu lesende und ohne höheren Anspruch zu Papier gebrachte Geschichte, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in meiner westfälischen Heimat spielt, beschreibt die Abhängigkeit der geknechteten Kleinbauern, auch Kötter genannt, von ihrem Landherrn, dem Klerus sowie den französischen Besatzern. Bittere Armut, Leid und Ausbeutung sind das Schicksal der Geschundenen und Unmündigen. Ihr klischeehaft beschriebener Alltag zieht sich gleichförmig und monoton dahin. Bis ein so genannter „Spökenkieker“ das Licht der Welt erblickt! Ist dieser merkwürdige Knabe mit dem Zweiten Gesicht, vielleicht ein Hoffnungsschimmer, ein Zeichen für Veränderung und Aufbruch? Schön wäre es …

Charles Foster: Wie ich versuchte, als Tier zu leben – Ein Experiment

Dieses ungewöhnliche Sachbuch ist lebendig, hochinformativ und darüber hinaus viel spannender als so mancher Roman! Der englische Akademiker Charles Foster, seines Zeichens Tierarzt und Anwalt, schlüpfte in die Rolle verschiedener Wildtiertiere, um am eigenen Leib zu erfahren, wie es sich anfühlen muss, in der Haut eines solchen Lebewesens zu stecken! Er begibt sich in tiefe Wälder, eiskalte Flüsse und versucht das ein um das andere Mal, seine Nahrung, die hauptsächlich aus Beeren, Nüssen etc. besteht, aus am Rande der Zivilisation stehenden, mit Abfall voll gestopften, Mülltonnen zu ergänzen. Foster bringt seine ungewöhnlichen Erfahrungen, die er lebendig und schillernd schildert, auf den Punkt, und einen gesättigten, lesenden Wohlstandsmenschen zum Grübeln. Wer sich als Leser auf Fosters Experiment einlässt und es aufmerksam verfolgt, erfährt eine Menge über unsere situierte Gesellschaft, aber eventuell auch etwas über den mit sich selbst zufriedenen Zeitgenossen, der v

Afa-Wossen Asserate: Die neue Völkerwanderung – Wer Europa bewahren will, muss Afrika retten – Sachbuch –

Der äthiopisch-deutsche Geschäftsmann und Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie und folglich Prinz, geboren 1948, hat inzwischen verschiedene Sachbücher geschrieben, u. a. das oben genannte. Es gefiel mir sehr gut, weil es eingehend und informativ die Gründe für die Flucht vieler Afrikaner aus ihrer Heimat nach Europa kritisch hinterfragt und versucht zu erklären wie die Antworten der regierenden Politik in den Zuwanderungsländern, z. B. in Europa, darauf aussehen sollten. Zunächst einmal sei Hilfe zur Entwicklung und Förderung der kleinen Leute wichtig! Hierbei gilt es vor allem Frauen zu unterstützen, die für Afa-Wossen Asservate die Zukunft Afrikas darstellen und zudem anders als Männer, Geld zusammen halten und es nicht für Spirituosen ausgeben. Gleichzeitig ist es von Bedeutung, so der Autor, dass europäische Politiker darauf achten, dass Afrika gut regiert wird! Als Beispiel dafür nennt er den tansanischen Präsidenten John Magafuli, der ein üppig

Franziska Schreiber: Inside AfD - Sachbuch -

Franziska Schreiber, eine junge ostdeutsche Frau und ehemalige AfD Mitarbeiterin outet in ihrem Erfahrungsbericht diese sich bürgerlich gebende Partei als eindeutig rechts und sieht sie in der Nachfolge der marginalisierten NPD! Nach Aussagen Schreibers fühlen sich verunsicherte misstrauische Menschen aus allen Schichten von dieser Partei angezogen, weil sie ihnen (vermeintlich) einfache Antworten auf komplexe Fragen und Themen bietet. Allerdings streut die AfD gezielt falsche Fakten und setzt Unwahrheiten in die Welt, um bei ihren Wählern vorhandene Vorurteile und Ängste zu schüren bzw. sie anzuheitzen. Was die Wähler von ihrer Partei vor allem erwarten, ist die direkte Ansprache und die permanente Bestätigung ihres „gesunden“ Menschenverstandesverstandes, weil sie ihm erstens vertrauen und sich zweitens ausschließlich von diesem leiten lassen! Genau diese emotionalen Bedürfnisse sind es, die ihnen diese stark rechtslastige Partei bietet, bei der permanente Anschuldigung

Velma Vellis: Zwei alte Frauen – Eine Legende von Verrat und Tapferkeit

Eine einfach „gestrickte“ Geschichte, die von zwei alten Frauen erzählt, die von ihrer Eskimogemeinschaft ausgestoßen wurden, weil die Nahrung nicht mehr für alle reichte. Aber die Frauen finden in ihrer Not nach einigem Hin und Her zueinander und sogar den Weg zurück in die Gemeinschaft, die sie freudig wieder aufnimmt, weil die zwei „Aussätzigen“ diese vor dem Hungertod bewahren. Das Positive an dieser Geschichte ist, dass sie zeigt, dass Not die Menschen zusammenschweißt, aber weshalb eigentlich erst immer in der Not?

Anton Tschechow: Das Duell – Ein kleiner Roman

Ehre, Gerechtigkeit und Wahrheit sind Tschechows Themen in diesem sehr bewegenden, kleinen, aber sehr lesenswerten Roman, der in der russischen Provinz an der kaukasischen Küste spielt. Zum Thema Wahrheit, die viele Menschen für sich gepachtet zu haben scheinen, und dafür auf die eine oder anderen Art (siehe oben!) ihr Leben aufs Spiel setzen, schreibt der mit bereits 44 Jahren verstorbene Tschechow: „Auf der Suche nach der Wahrheit machen die Menschen zwei Schritte voran und einen Schritt zurück, der Durst nach Wahrheit aber und der hartnäckige Wille jagen sie voran und voran. Und wer will es wissen: vielleicht werden sie noch einmal bis zur wirklichen Wahrheit hingelangen …“ Text – Coverrückseite Bürgers Taschenbücher – Ullstein Bücher.

Zeruya Shalev: Liebesleben

Die 1959 geborene israelische Autorin und studierte Bibelwissenschaftlerin beschreibt in dieser, 1979 im Original erschienen Story, nicht die Geschichte von Adam und Eva, sondern von einer jungen Frau, die sich in einen älteren Mann verliebt und ihm mehr oder weniger verfällt, da sie für diese Liebe sehr viel aufgibt und sich fast in ihr verliert. Klug und raffiniert bringt die Autorin ihre intensive Story in einer faszinierend lebendigen, mitunter tobenden Sprache zu Papier; und fesselt so ihre Leserschaft, in diesem Fall mich, an ihre literarisch glänzenden und voller Erotik steckenden 368 Seiten.

Laura Wilson: Wenn die Nacht kommt

Die einzelnen Kapitel des spannenden und gut geschriebenen Thrillers, der 1940 zur Zeit des 2. Weltkrieges in London spielt, sind jeweils aus der Sichtweise der agierenden Charaktere geschrieben. Besonders interessant und erschreckend zugleich, ist die Perspektive des Mörders, der nach außen hin einen jungen, gut funktionierenden Flieger der britischen Luftwaffe abgibt. Offensichtlich kann er aber nicht damit umgehen, Menschen zu töten, wie es von ihm als Kampfpilot verlangt wird. Allerdings erfüllt er seinen Auftrag trotzdem und macht in einer Art krankhaften Wahns in seiner Freizeit nahtlos da weiter, wofür er als Flieger ausgebildet wurde und bezahlt wird. Übrigens, die über 65 Millionen bei Kampfhandlungen getöteten Menschen des 2. Weltkrieges waren in der Mehrzahl keine Soldaten, sondern Zivilisten!

Jaron Lanier: Anbruch einer neuen Zeit - Sachbuch -

In diesem hervorragend zu lesenden Sachbuch beschreibt der Internet-Pionier und einer der Begründer der virtuellen Welt, Jaron Lanier, die Anfänge des Silicon Valleys. Für ihn erschaffen Wissenschaft und Fortschritt nicht automatisch eine bessere Welt; allerdings bieten sie Spielräume, die unserem Leben moralische und ethische Möglichkeiten gewähren, in denen es jedem Einzelnen möglich ist, seine Vorstellungen für sich, aber auch für andere, zu erfüllen und sie positiv zu leben. Wobei es jedem selbstverständlich freigestellt ist, seine individuellen Akzente zu setzen, mit denen er seinen Beitrag zu einem lebendigen Miteinander in der virtuellen sowie daraus resultierend, auch in der realen Welt leistet. Letztlich lässt sich für Lanier die Informatik als eine technische Disziplin, als Handwerk und sogar als Kunst betrachten!

Sigfried Lenz: Schweigeminute

Diese ausgezeichnete, poetische und voller knisternder Erotik steckende Novelle hat die Mesalliance zum Thema, in deren Mittelpunkt eine Lehrerin und ihr Schüler stehen. Leider nimmt das Schicksal des glücklichen Paares einen negativen Verlauf, sodass der Titel dieser Liebestragödie an ihrem Ende bedauerlicherweise seine Berechtigung findet!

Die Ameisen - Sachbuch -

„Die Ameisen gehen durchs Land, lange Karawanen, eilen fleißig durch den Sand auf gepflegten Bahnen, wenn es einem schwierig scheint, etwas fort zu schieben, transportieren es vereint, sechse oder sieben.“ Das ist ein Teil eines alten Kinderreimes. Ja, bereits als Kind fanden wir diese Tierchen interessant und faszinierend. Allerdings sind wir mit ihnen nicht immer wohlwollend umgegangen. Das haben diese kleinen Krabbeltiere eigentlich nicht verdient, weil sie beispielsweise in unseren Wäldern wichtigen Aufgaben nachkommen, die diese schützen. Zudem leben Ameisen wie wir Menschen in Gemeinschaften und sind somit soziale Wesen. Deshalb denke ich, kann ihr Verhalten uns durchaus als Spiegel dienen. Bei näherer Betrachtung zeigt es sich allerdings, dass die kleinen Tierchen mit ihren Artgenossen nicht selten solidarischer umgehen, als wir mit den unsrigen. Somit lohnt es sich durchaus, Walter Kirchners Aufzeichungen über die Ameisen zu lesen!

Yukio Mishma: Bekenntnisse einer Maske

Diesem autobiographischen Roman aus Japan steht eine Einleitung zum Thema „Schönheit“ aus Dostojeweskis Werk „Die Brüder Karamasow“ voran. Der attraktive Ich-Erzähler dieser berührenden Geschichte kämpft mit seiner Homosexualität und versucht sie zu verbergen, wobei er allerdings in eine schwere Identitätskrise gerät. Ich las diesen Roman bereits vor ca. 30 Jahren und er gefiel und berührte mich zugleich, wie auch dieses Mal. Gesellschaftliche Zwänge in den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts engen die Entfaltungsmöglichkeiten, dieses individuellen Charakters ein, sodass er sich und seinen Mitmenschen permanent etwas vorspielt, was schließlich dazu führt, dass es für ihn nur einen Ausweg aus seiner Zerrissenheit gibt!

Herta Müller: Herztier

Jedes Wort ist gesetzt, jeder meistens kurze Satz passt in dieser berührenden und vor allem lesenswerten Story, der aus dem Banat stammenden und mit dem Nobelpreis für Literatur im Jahr 2009 ausgezeichneten Autorin Herta Müller. Das Ergebnis ist ein poetischer und mit Freude zu lesender Roman, obwohl er ein schwieriges Thema behandelt: Die Folgen der kommunistischen Diktatur in Rumänien unter Nicolae Ceaușescu!

Tim Parks: Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen - Sachbuch -

Sprechen wir zuerst einmal über den 1954 in Manchester geborenen und in Italien lebenden Autor, Übersetzer und scheinbaren Alleswisser Tim Parks, den man an der ein oder anderen Stelle seiner Ausführungen ein wenig Missgunst in Hinblick auf seine Kollegen anmerkt, wenn er z.B. Jonathan E. Franzen für seine Erfolge kritisiert, da er für ihn seine Sprache so anpasst, dass sie Massenkompatibel geworden ist. Allerdings ist das nicht unbedingt etwas Neues, dass sich Literaten auf Pfaden des Mainstreams begeben, um zu gefallen. Ob das allerdings für Franzen literarisches Werk zu trifft, möchte ich eher bezweifeln! Insgesamt stellen Parks „Buchweisheiten“ für mich keinen neuen Erkenntniswert dar, sodass ich mir das Lesen dieser allgemeinverbindlichen Ausführungen über Literatur, hätte schenken können!

Gabriel Barylli: Butterbrot

Baryillis Story von 1989 steckt voller spritziger Dialoge. Sie ist die erste, die dieser österreichische Autor schrieb. Die Protagonisten dieses Liebesgeplänkels sind der Architekt Martin und seine junge Freundin. Das verliebte Paar reist nach Venedig, flaniert an den Kanälen entlang, lotet seine Zuneigung zueinander aus und kommt sich langsam näher. Zu diesem, auch nach 30 Jahren, lesenswerten Liebesroman gibt es ein gleichnamiges Theaterstück.

Peter Härtling: Der Gedankenspieler

Dieser Roman ist sein letzter und ein wunderbarer Abschluss seines Oeuvres! Der Protagonist dieser berührenden, aber niemals kitschigen Story, ist ein alternder Architekt, quasi Härtlings Alter Ego, der launisch, im Rollstuhl sitzend, über sein Leben sinniert und sein jetziges Dasein mit Hilfe eines Freundes bis zum bitteren Ende durchsteht.

Barbara Wood: Bitteres Geheimnis

Dieser Roman der amerikanischen Schriftstellerin (Jahrgang 1947) und Vielschreiberin, die mit ihren Eltern 1954 aus England nach Amerika einwanderte, erschien 1991. In seinem Mittelpunkt steht eine Teenagerin, die quasi aus heiterem Himmel schwanger wurde. Selbstverständlich ist die Aufregung groß: Besonders der bigotte katholische Geistliche tobt! Der tolerante und wissenschaftlich interessierte Hausarzt ist von der vermeintlichen vom „Heiligen Geist“ inszenierten Schwangerschaft begeistert, weil er sich von diesem Vorfall als begleitender Arzt Aufmerksamkeit aus medizinischen Fachkreisen verspricht. Die aus Eifersucht von ihrem Freund verlassene 17-Jährige und von ihren Eltern gescholtene Mary steht mehr oder weniger allein gelassen mit ihrer Situation als schwangere Jungfrau im Land der unbegrenzten Möglichkeiten da! Allerdings scheint es selbst im mit Traumfabriken und Wunderwelten gespickten Amerika Grenzen für Erdenbürger zugeben, diese Tatsache empfinde ich als seh

Morten A. Strøksnes: Das Buch vom Meer

Bekannte aus meinem Lesekreis haben eine Tochter, die auf den Lofoten lebt. So wurde ich zum einen auf diese Inseln im Nordatlantik aufmerksam und zum anderen auf dieses Buch des Journalisten, Fotografen und Schriftstellers Morten A. Strøksnes. Im Mittelpunkt seiner Story steht ein Eishai, den zwei Freunde im Nordatlantik fangen wollen. Sie bemühen sich sehr, aber auch der Autor Strøksnes ist bemüht, er möchte eine spannende Story schreiben. Für mein Dafürhalten gelingt ihm das nur bedingt. Seine fabulierte Geschichte, die von Ungeheuern, der Schönheit und Vielfalt des arktischen Ufers erzählt, plätschert nur dahin, und wird meiner Erwartung von einer spannenden, im nördlichen Polarkreis im Atlantik spielenden Geschichte leider nicht gerecht.

Leo Perutz: Sankt Petrischnee

Die fast mystische Story, des in Prag 1882 geborenen österreichische Schriftstellers, steckt voller visionärer Fantasie und lässt dem Leser eigene Interpretationen offen. Thema der Story, in der der Ich-Erzähler Georg Amberg steht, ist die unerschütterliche Gläubigkeit an den Fortschritt, gepaart mit einem blinden Vertrauen in die Wissenschaft. Amberg experimentiert mit Mutterkorn, wobei es ihm gelingt, eine Substanz zu extrahieren, die bei ihrer Einnahme zu Rauschzuständen führt. Seine daraus resultierenden Visionen zeigt Perutz auf höchster literarischer Ebene in zwei Varianten auf, sodass es dem Leser nicht zu 100 % möglich ist, zwischen Traum und Realität zu unterscheiden! Einen untergründigen Aspekt in diesem Roman spielt die Adelsgesellschaft: Sie spürt wie ihre gesellschaftliche Reputation in der noch jungen demokratischen Gesellschaft langsam schwindet und sie ihren uneingeschränkten Status langsam verliert.

Rudolf Stumberger: Flüchtlinge verstehen - Wer sie sind, was sie von uns unterscheidet und was das für uns bedeutet - Sachbuch -

Dieses Sachbuch ist zunächst sehr informativ, weil es erklärt, weshalb Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern bei uns Asyl suchen. Es erläutert die jeweils aktuelle Lage dieser Länder und beschäftigt sich zudem mit den jeweiligen religiösen, politischen und wirtschaftlichen Hintergründen, aus denen die Menschen geflüchtet sind. Der Autor zeigt aber auch auf, dass einige Länder aus den unterschiedlichsten Gründen bis heute unter ihrem ehemaligen Kolonialismus leiden. Zudem verdeutlicht der Autor kulturelle und mentale Unterschiede sowie die soziale und wirtschaftliche Situation in den jeweiligen Ländern. Es handelt sich bei diesen Ländern eigentlich immer um Diktaturen bzw. nicht funktionierende oder nur scheinbare Demokratien, die ihre Bürger unterdrücken, vor allem Frauen und in denen nicht selten Clans herrschen! Allerdings sind die Menschen, die flüchten zumeist Männer, nicht zuletzt, weil in ihren Herkunftsländern das Patriarchat dominiert und somit Frauen als

Lars Mytting: Die Birken Wissen’s noch

Es mag ja sein, dass die Birken es wissen? Aber was der norwegische Autor mit seiner Story mir wissend machen will, weiß ich nicht so recht! Ich kann mir vorstellen, dass die "Bauer sucht Frau" TV-Serie spannender ist, als dieses eher pseudo literarische Werk mit seinem abwegigen Plot, der einfach nur dahinplätschert, sodass ich mich durch ihn hätte hindurchquälen müssen, um etwas von zwei Weltkriegen, Liebesleid und -freud und dubiosen Waffengeschäften zu erfahren. Mytting führt seine Leser- und -innen von Norwegen aus auf eine Reise nach Frankreich und den Shetlands. Diese könnte durchaus interessant sein, wenn sie Mytting nicht so retardierend und gähnend langweilig erzählen würde. Übrigens wurde mir dieser Roman von einem Buchhändlerpaar bei einer privaten Feier empfohlen. Es mag ja sein, dass er massenkompatibel ist. Meinen Ansprüchen genügt er allerdings nicht einmal ansatzweise!

Daphne Du Maurie: Der Sündenbock

Dieser fast Thriller bietet gute Unterhaltung mit Anspruch. In ihrer bekannten Art der Ablenkung ihrer Leserschaft vom Alltag inszeniert die Engländerin Maurier einen spannenden Plot, der einen Rollentausch mit Widerwillen präsentiert. Ihren größten Erfolg hatte die Bestellerin Autorin mit „Rebecca“. Ihr Ehemann war der General Sir Frederick Browning und so stand sie als seine Frau im engen Kontakt mit der königlichen Familie, von der gesagt wird, dass sie von der im April 1989 verstorbenen Vielschreiberin alle Bücher gelesen hat!

Amélie Nothomb: Die Kunst Champagner zu trinken

Eine Story mit Stil, die von einem edlen belebenden Getränk und seiner Wirkung erzählt, dass sich die oder der Trinkende, wenn sie bzw. er es in Maßen konsumiert, und es mit Stil zum Munde führt, um es in kleinen Zügen, Schluck für Schluck zu genießen, sich selbst als ein Mensch outet, von dem sich sagen lässt: „Sie bzw. er hat Stil“!

Dirk Neubauer: Das Problem sind wir / Ein Bürgermeister kämpft in Sachsen für die Demokratie - Sachbuch -

Ein interessanter, analytischer und kritischer Blick eines Funktionsträgers aus dem Osten Deutschlands auf das Konstrukt BRD mit erhellenden Einblicken in seine Arbeit und auf die Menschen mit ihren Sorgen und Anliegen vor Ort. Neubauer versucht Politik zu leben, sie zu veranschaulichen und für seine Bürger verständlich zu machen, ohne dabei den „Kümmerling“ zu geben! Für mich ist das ein sehr positiver Beitrag zur gelebten Demokratie, an dem sich sicher der ein oder andere Mandatsträger ein Beispiel nehmen könnte. Allerdings gilt das auch so manchem nörgelnden Bürger, der anerkennen sollte, dass es sicherlich nicht wenige menschlich und politisch engagierte Mandatsträger gibt, die es nicht verdient haben als „Die da Oben!“ pauschal abgeurteilt zu werden. Aber selbstverständlich ist es immer leichter auf „Die da Oben“ zu schimpfen, als sich an der eigenen Nase zu fassen! Fazit: Dirk Neubauer zeigt seinen Mitmandatsträgern und dem Bürger, dass gelebte Demokratie ein Mitei

Sofja Tolstaja: Lied ohne Worte

Diesen kurzen Roman, der Ehefrau des berühmten russischen Autors Lew Nikolajewitsch Tolstoi (1828-1910), las ich bereits im letzten Jahr. Ich las ihn nun in ein paar Stunden beim Fahren in öffentlichen Verkehrsmitteln erneut. Diese berührende, mitfühlende Geschichte - übrigens eine wunderbare Reiselektüre - erschien erst nach dem Tod ihres Mannes. Vielleicht hätte er ihre Veröffentlichung nicht für gut geheißen!

Marie Modiano: Ende der Spielzeit

Dieser Roman wird unter der Gattung Autofiktion geführt, folglich ist er eine Mischerzählung aus Autobiografie und Fiktion. In Frankreich hat er sei Margueriete Duras eine längere Tradition. Auch Marie Modiano, die Tochter Patrick Modianos, schreibt in diesem Stil und erzählt von einer jungen Frau, die sich ihren Weg in die Gesellschaft bahnt und ihren Ambitionen für Literatur und Theater nachgeht. Selbstverständlich kommt auch die Liebe in dieser leicht melancholischen, lesenswerten Story nicht zu kurz.

Hans Zippert: So funktioniert Deutschland - Sachbuch -

Der in Bielefeld geborene Autor, das es laut "übelgelaunter" Nachrede gar nicht gibt, erzählt lakonisch mit einem Schuss Ironie von Deutschland, dessen Existenz zwar nicht angezweifelt wird, dessen Daseinsform allerdings aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln auf Beschaffenheit, Funktionalität und Effizienz von ihm seziert wird, um seinen Landsleuten zu zeigen wie sie ticken bzw. ihr Land tickt! Mein Fazit: Wunderbare Unterhaltung auf höherem Niveau!

Theodor Fontane: Mathilde Möhring

In ihrem Sachbuch „Gerade dadurch sind sie mir lieb. Theodor Fontanes Frauen.“ Beleuchtet Christine von Brühl diesen Aspekt des literarischen Schaffens Fontanes. Ich denke, dass ich Brühls Aufzeichnungen bald „studieren“ werde. Zu „Mathilde Möhring“, eine starke Frau mit einem festen Willen, lässt sich sagen, dass sie, die aus einfachen, eher prekären Verhältnissen stammt, sich mit ihrem starken Willen, intellektuellen Fähigkeiten und den Glauben an sich selbst schnell in der („Männer-)Welt, zunächst als Ehefrau und später, nach dem Tod ihres Mannes, als Lehrerin gesellschaftlich zu Ende des 19. Jahrhunderts etablieren konnte. Ihr wankelmütiger Mann profitierte, allerdings stark von seiner couragierten auftretenden Frau, als er es mit Mathildes Unterstützung zu dem Amt eines Bürgermeisters brachte. Wer Fontane versteht erkennt in ihm einen emanzipatorischen, mit spitzer Feder schreibenden Aufklärer, der seiner Zeit ein ganzes Stück voraus war!

Ralph A. Austen: Sahara – Tausend Jahre Austausch von Ideen und Waren - Sachbuch -

Ab in die Wüste und jeden Sandkorn „sezieren“, nein so akribisch geht es nicht zu, wenn der emeritierte amerikanische Professor seine Leser in die Wüste schickt bzw. sie auf die Spuren der Karawanenvergangenheit mitnimmt und erklärt, dass die Sahara keine riesengroße „Sandkiste“ ist, sondern größtenteils eine Ansammlung unwegsamen Gerölls, auf dem „Hadschs“, sprich Wallfahrten, aber auch kriegerische Auseinandersetzungen, z.B. der Kolonialmächte, durchgeführt wurden. Primär war die Sahara, die die Länder des Mittelmeerraums vom tropischen Afrika trennt, allerdings einer der wichtigsten Handelswege zwischen Nord und Süd und blieb dies bis Mitte des 20. Jahrhunderts.

Steven Pinker: Aufklärung jetzt - Sachbuch -

Der Harvard-Psychologieprofessor Pinker erklärt seiner Leserschaft die Welt in Zahlen und führt aus; dass es den Menschen immer besser geht und in Zukunft sogar noch besser gehen wird! Auf diese Art und Weise schreibt er gegen den Kulturpessimismus unserer Zeit an und belegt seine These mit fundierten Zahlen. Heute wird der Durchschnittsmensch 71 Jahre Alt. Im Vergleich dazu lag er im 18. Jahrhundert nur bei 30 Jahren, das liegt vor allem daran, dass Menschen weltweit gesünder Leben. Aber die Menschheit wird nicht nur gesünder, sondern sogar auch klüger! Allerdings so Pinker, sehen die Menschen die Gegenwart und ihre Verbesserungen für den Einzelnen oftmals nicht. Der Grund dafür ist, dass sie lieber in der Vergangenheit schwelgen, sie sich schön reden und keinen neutralen Blick für die Gegenwart besitzen. Der Eiferer für Wissenschaft und Fortschritt Pinker versucht seine Thesen durch Zahlen zu belegen, was ihm, so meine ich, allerdings nicht immer gelingt, denn Zahlen la

John Updike: Rabbit, eine Rückkehr

Dieser Autor (1932-2009), ein Vielschreiber, brachte jedes Jahr ein neues Buch heraus! Die o. g. Novelle erschien in Deutschland 2002. Sie ist die fünfte und letzte Veröffentlichung der Rabbit-Reihe. Im Mittelpunkt stehen wieder die Amstrongs, die für Updike die typische amerikanische Familie verkörpert und in der es eigentlich immer drunter und drüber geht. Obwohl Vater Harry nicht mehr lebt, steht er wieder im Mittelpunkt des Geschehens, das mit einer Silvesterfeier ins neue Jahrtausend einen unerwartenden Abschluss findet.

Tankred Dorst: Glück ist ein vorübergehender Schwächezustand

Der Dramatiker und Schriftsteller, der 2017 mit 91 Jahren starb, schrieb diese in den Tropen spielende Erzählung, die 2009 bei Suhrkamp erschien, zusammen mit seiner Lebenspartnerin Ursula Ehler. Im Mittelpunkt dieser nicht uninteressanten, voller Selbstreflexionen steckenden Story, steht ein alternder Schauspieler, Schallück, der sich mit einer 14-Jährigen auf eine tragische Geschichte einlässt, an deren Ende der Vulkan donnert!

Avigdor Dagan: Das fünfte Viertel:

Der tschechoslowakische Autor mit jüdischen Wurzeln starb 2006 in Jerusalem. Geboren wurde er 1912 in Königgrätz, das damals zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte. In seinem menschelnden Roman lässt er ein altes Prager Viertel und seine Protagonisten, die darin wohnen und arbeiten, mit ihren kleinen und größeren Sorgen wieder auferstehen. Als empathischer Leser sieht man Dagans Charaktere lebendig vor sich und fühlt sich mit ihnen in eine längst vergessene Zeit versetzt, von der man weiß, dass es sie so niemals mehr geben wird!

Norbert und Stephan Lebert: Denn Du trägst meinen Namen - Sachbuch -

Harter Tobak! Ich habe mich, u. a. auch schulisch, sehr ausführlich mit dem 3. Reich befasst. Vor kurzem wurde ich auf dieses Buch aufmerksam gemacht und las es recht bald. Was mich eindeutig nach dem Lesen dieser Gespräche mit prominenten Nazi-Kindern, die in den 60er und 70er Jahren geführt wurden, erschrecken lässt, ist, dass die deutsche Vergangenheit in Teilen der Gesellschaft bis heute, fast 75 Jahre nach dem 2. Weltkrieg, nicht richtig aufgearbeitet zu sein scheint, aber was noch schlimmer ist, von staatlicher Seite mehr oder weniger verdrängt worden ist. Wie lässt sich ansonsten erklären, dass im 21. Jahrhundert, bei Wahlen in der BRD, rechten Parteien wieder Flügel wachsen, die an unsägliche Zeiten erinnern, als der aus römischen Zeiten stammende Reichsadler mit einem markanten Kreuz versehen war?

Christine von Brühl: Gerade dadurch sind sie mir Lieb – Fontanes Frauen - Sachbuch -

Auf dieses Sachbuch der mir unbekannten Autorin wurde ich vor kurzem aufmerksam und erstand es, weil ich mich bereits seit langem für „Fontanes Frauen“ interessiere. Sie alle basieren auf realen Vorbildern und repräsentieren zudem unterschiedliche soziale Schichten ihrer Zeit. Allerdings lassen sie sich auch als eine Art „Sittengemälde“ lesen. Anmerkung: Diesen großen deutschen Romancier kann ich allen Literaturfreunden ans Herz legen!

Bernhard Pörksen: Die große Gereiztheit - Wege aus der Kollektiven Erregung - Sachbuch -

Der Autor, ein Professor für Medienwissenschaft an der Uni Tübingen, setzt sich in seinen interessanten und zum Denken bzw. zum Nachdenken anregenden Ausführungen mit den negativen Phänomenen des Internets auseinander: Wie beispielsweise die ständige Gereiztheit seiner User! Diese lässt sich laut Pörksen u. a. aus bewusst veröffentlichten Desinformationen erklären, wie z.B. Fake-News. Was im „kommunikativen Klimawandel“ des Internets sichtbar wird, so der Autor, sind Schrecken und Verstörung, die als unerträglich angesehen werden müssen. Pörksen erklärt wie User damit umgehen sollen und gibt ihnen Tipps. Ob das allerdings den Internettrolls ein „Bitchen“ interessiert, steht sicher auf ganz anderen Seiten!

Achille Mbembe: Kritik der schwarzen Vernunft - Sachbuch -

Der Autor, ein 1957 in Kamerun geborener Historiker, Politikwissenschaftler und Theoretiker, rechnet in seinem hervorragend geschriebenen und mitreißenden Buch, mit dem globalen Postkolonialismus ab und macht deutlich, dass dieser nicht nur Waren und Menschen, sondern auch Rassen produziert hat. Allerdings blickt Mbembe auch mahnend in die Zukunft und zeigt auf, dass Gerechtigkeit, Würde und die Gemeinsamkeit aller Individuen ein erstrebenswertes Ziel der gesamten Menschheit sein muss, um das Leben aller, das nur ein weltumspanntes Miteinander sein kann, im Gleichgewicht mit der Natur auf unserem Planeten zu erhalten.

Wolf Haas: Junger Mann

Dieser österreichische Autor wurde bekannt durch seine diversen Kriminalromane. In diesem Roman versucht er sich an einer Geschichte, in der ein junger Mann seine Unschuld verliert. Die seichte und literarisch anspruchlose Story mit mehr als 230 Seiten plätschert einfach nur dahin, sodass ich das Lesen der „Haas Story“ leider unter der Rubik vertane Lebenszeit abhaken muss.

Lars Mitting: Die Birken wissen’s noch

In diesem Roman, der auf einem entlegenen Bauernhof in Norwegen spielt, spürt ein Mann mit Hilfe seines Großvaters seinen Eltern nach, die ums Leben gekommen sind als er drei Jahre alt war. Auch um den Bruder des Großvaters, einem Meistertischler, ranken sich mysteriöse Erinnerungen, die Lars Mitting seinen Lesern in seinem Mix aus Abenteuerroman, Familienchronik und Lebensgeschichte massenkompatibel darbietet. Kein Wunder also, dass er in der „Brigitte“ als Thriller angepriesen wird! (Siehe Buchrücken.)
Michel Ondaatje: Kriegslicht Im Mittelpunkt dieser nicht wirklich prickelnden Story des Autors des Bestseller „Der englische Patient“, steht ein Sohn, der die Vergangenheit seiner Mutter aufspürt, einer englischen Spionin im kalten Krieg. Die Geschichte plätschert so dahin und an ihrem Ende erzählt uns Ondaatje, dass wir unser Leben ordnen müssen, so wie es sein Protagonist auf der letzten Seite seines Romans vorführt: Er ordnet die Kleider seiner ermordeten Mutter und damit auch seine eigene Vergangenheit! Schön, wenn man so das Schicksal seiner Mutter und das damit verknüpfte eigene Leben auf die Reihe bringen kann ... Aber ob das wirklich so einfach ist, sei dahin gestellt!