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Charles Foster: Wie ich versuchte, als Tier zu leben – Ein Experiment

Dieses ungewöhnliche Sachbuch ist lebendig, hochinformativ und darüber hinaus viel spannender als so mancher Roman! Der englische Akademiker Charles Foster, seines Zeichens Tierarzt und Anwalt, schlüpfte in die Rolle verschiedener Wildtiertiere, um am eigenen Leib zu erfahren, wie es sich anfühlen muss, in der Haut eines solchen Lebewesens zu stecken! Er begibt sich in tiefe Wälder, eiskalte Flüsse und versucht das ein um das andere Mal, seine Nahrung, die hauptsächlich aus Beeren, Nüssen etc. besteht, aus am Rande der Zivilisation stehenden, mit Abfall voll gestopften, Mülltonnen zu ergänzen. Foster bringt seine ungewöhnlichen Erfahrungen, die er lebendig und schillernd schildert, auf den Punkt, und einen gesättigten, lesenden Wohlstandsmenschen zum Grübeln. Wer sich als Leser auf Fosters Experiment einlässt und es aufmerksam verfolgt, erfährt eine Menge über unsere situierte Gesellschaft, aber eventuell auch etwas über den mit sich selbst zufriedenen Zeitgenossen, der vielleicht zuweilen sogar in ihm selber steckt!

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John Niven: Gott Bewahre

Leicht, locker und flockig Geschriebenes zum Thema Gott und die Welt! Wer, so wie ich, katholisch sozialisiert wurde und seine ihm aufoktroyierten Glaubensbotschaften hinterfragt hat, kann sicher mit diesem Fantasiemärchen etwas anfangen. Wie auch immer, etwas Wahres ist durchaus dran an dieser schrägen Story, die im Amerika der Jetztzeit spielt. Fazit: Kurzweilige Erzählung mit einem Schuss Tiefgang für alle, die diese Materie interessiert. Da die Story literarisch nicht anspruchsvoll ist, ist sie für Everybody geeignet, der sich nicht an Blasphemie stört, sondern sie im Gegenteil zu schätzen weiß.