Dieses ungewöhnliche Sachbuch ist lebendig, hochinformativ und
darüber hinaus viel spannender als so mancher Roman! Der englische
Akademiker Charles Foster, seines Zeichens Tierarzt und Anwalt,
schlüpfte in die Rolle verschiedener Wildtiertiere, um am eigenen Leib
zu erfahren, wie es sich anfühlen muss, in der Haut eines solchen
Lebewesens zu stecken! Er begibt sich in tiefe Wälder, eiskalte Flüsse
und versucht das ein um das andere Mal, seine Nahrung, die hauptsächlich
aus Beeren, Nüssen etc. besteht, aus am Rande der Zivilisation
stehenden, mit Abfall voll gestopften, Mülltonnen zu ergänzen. Foster
bringt seine ungewöhnlichen Erfahrungen, die er lebendig und schillernd
schildert, auf den Punkt, und einen gesättigten, lesenden
Wohlstandsmenschen zum Grübeln. Wer sich als Leser auf Fosters
Experiment einlässt und es aufmerksam verfolgt, erfährt eine Menge über
unsere situierte Gesellschaft, aber eventuell auch etwas über den mit
sich selbst zufriedenen Zeitgenossen, der vielleicht zuweilen sogar in
ihm selber steckt!
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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