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Charles Foster: Wie ich versuchte, als Tier zu leben – Ein Experiment

Dieses ungewöhnliche Sachbuch ist lebendig, hochinformativ und darüber hinaus viel spannender als so mancher Roman! Der englische Akademiker Charles Foster, seines Zeichens Tierarzt und Anwalt, schlüpfte in die Rolle verschiedener Wildtiertiere, um am eigenen Leib zu erfahren, wie es sich anfühlen muss, in der Haut eines solchen Lebewesens zu stecken! Er begibt sich in tiefe Wälder, eiskalte Flüsse und versucht das ein um das andere Mal, seine Nahrung, die hauptsächlich aus Beeren, Nüssen etc. besteht, aus am Rande der Zivilisation stehenden, mit Abfall voll gestopften, Mülltonnen zu ergänzen. Foster bringt seine ungewöhnlichen Erfahrungen, die er lebendig und schillernd schildert, auf den Punkt, und einen gesättigten, lesenden Wohlstandsmenschen zum Grübeln. Wer sich als Leser auf Fosters Experiment einlässt und es aufmerksam verfolgt, erfährt eine Menge über unsere situierte Gesellschaft, aber eventuell auch etwas über den mit sich selbst zufriedenen Zeitgenossen, der vielleicht zuweilen sogar in ihm selber steckt!

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!