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Es werden Posts vom Januar, 2019 angezeigt.

Que Du Lu: Totalschaden.

Die Autorin, die in Vietnam geboren wurde, ist chinesischer Abstammung und kam als Kleinkind nach Deutschland. Bisher veröffentlichte diese Autorin nur Erzählungen! Ihr "Erstlings Roman" -  der mit Leichtigkeit das schwieriges Thema Psychose meistert -  ist flott geschrieben und beginnt mit einem tödlichen Autounfall, nach dem nichts mehr so ist, wie es einmal war. Auf der Titelseite der Taschenbuch-Ausgabe findet sich eine prägnante Kurz-Rezension der Zeitschrift „Woman“: „Lässige Selbstfindungs-Odyssee. Komisch, tragisch gut.“ Dieser Aussage kann ich mich voll und ganz anschließen. Allerdings kommt diese Art von Zustimmung bei mir eher selten vor.

Spannende "Dramen"!

Unten stehend mal eine rein subjektive Auswahl von Büchern, die mir spontan zum Thema "Drama" *) eingefallen ist. Nicht alle haben mir gleich gut gefallen! Einige tendieren in Richtung Krimi, aber für mich sind sie keine typischen Vertreter ihrer Gattung. Darüber hinaus bin ich im Grunde kein Krimi Fan. - „Ungeduld des Herzens“ von Stefan Zweig  - "Böse Schafe" von Katja Lange  - "Der Tag an dem die Sonne verschwand" von Jürgen Domian  - "Die Musiklehrerin" von Elena Palmer     - „Die grauen Seelen“ von Philippe Claudel  - „Die Glut“ von Sándor Márai  - "Die Wand“ von Marianne Haushofer  - „Das Erdbeerfeld“ von Renate Dorrestein

William Boyd: Eines Menschen Herz und weitere Bücher ...

William Boyd: Eines Menschen Herz In diesem Roman erzählt der fiktive Engländer Logon Mounstuart, der in Uruguay geboren wurde, seine Biographie in Tagebuchform. An Hand des Lebens seiner Hauptfigur bringt Boyd seinem Leser die Geschichte des 20. Jahrhunderts nahe. Dies geschieht indem Logon Mounstuart allerhand Abenteuer erlebt, an politischen Brennpunkten und Kriegsschauplätzen auftaucht und berühmte Menschen der Zeitgeschichte, vor allem Künstler - insbesondere bildende - trifft. Er ist somit der Mann, der zur passenden Zeit am richtigen Ort war! Um seiner Hauptfigur größere Glaubwürdigkeit zu verschaffen und ihn als realen Zeitzeugen erscheinen zu lassen, was ihm durchaus gelingt, hat der Autor Fußnoten und am Schluss seines Werkes sogar ein Register angefügt, das auf die Personen, Schauplätze, Ereignisse etc. verweist, mit denen Mounstuart im 20. Jahrhundert in Berührung kam. Die Story ist bis auf einige - unweigerlichen? - Längen spannend erzählt, informati

Eine Auswahl meiner "Favorits", die ich ca. zwischen 2007 und 2009 las!

"Alle Tage" von Terézia Mora „Ungeduld des Herzens“ von Stefan Zweig "Die alltägliche Physik des Unglücks" von Marisha Pressel "Die Musiklehrerin" von Elena Palmer „Radetzkymarsch“ von Joseph Roth „Das Buch der Unruhe“ von Fernando Pessoa „Die morawiche Nacht“ von Peter Handke „Der Geschmack von Apfelkernen“ von Katharina Hagena „Drachenläufer“ und „Tausend strahlende Sonnen“ von Khaled Hosseini „Northline“ von Willy Vlautin „Tote Seelen“ (Neu Übersetzung) - Nikolai Gogol "Grand Tour oder die Nacht der großen Complication“ - Steffen Kopetzky „Die Glut“ von Sándor Márai „Die Wand“ von Marianne Haushofer „Der Meister und Margarita“ von Michail Bulgakow

Michail Bulgakow: Der Meister und Margarita

Michail Bulgakow: Der Meister und Margarita Ein phantastischer Roman der in satirischer Art und Weise die Wirklichkeit Russlands (konkret Moskaus) der Stalin-Ära beschreibt. Aber bei genauer Sichtweise lassen sich sogar einige Parallelen zum realen Russland und seiner ehemaligen Republiken erkennen. Wie z. B. das willkürliche Verhaften, das plötzliche Verschwinden und das häufige Töten kritischer Journalisten, Politiker, Wirtschaftsgrößen etc.! Bulgakows Roman „Der Meister und Margarita“ gehört - nicht nur vom Thema her - mit Goethes Drama „Faust" (I + II) und Thomas Manns „Mephisto“ in einem Atemzug genannt. Ein Muss für Liebhaber von Weltliteratur.

Agota Kristof: Das große Heft

Dieser Roman - Notizen männlicher Zwillingskinder im 2. Weltkrieg in Ungarn - ist nichts für schwache Nerven. Die Aneinanderreihung menschlicher Grausamkeiten - auch zum Teil (im Überlebenskampf) begangen von den Kindern - ist, wie so viele andere auch - ein mitreißender Appell gegen den Krieg und gegen das Vergessen! Wie viele Bücher dieser Art benötigt die Welt eigentlich noch???

Henry James: Washington Square und F. Scott Fitzgerald: Der große Gatsby

Die zwei folgenden Romane wurden in „Lolita lesen in Teheran besprochen:  Ich hatte sie bisher nicht gelesen und holte dieses nun nach. Ich denke, dass diese Romane vor allem aus (weiblicher) iranischer Sicht sehr interessant sind. Beide Romane sprechen die Themen Selbstbestimmung, Freiheit und Individualismus an. Diese Themen sind bis heute nur in der westlichen Welt für Frauen (seit ca. Mitte der 1970er Jahre) zu verwirklichen. Dieser skandalösen Tatsache wird leider viel zu wenig Beachtung geschenkt!!! Für mich wirkten beide Roman eher antiquiert. Da ich aber was bekannte und relevante angelsächsische Literatur angeht ziemlich blank bin, konnte ich meine große Lücke wenigstens marginal füllen. Nach und nach werde ich somit die Literaturliste aus dem oben genannten Sachbuch von Azar Nafisi und Maja Ueberle-Pfaff (Übersetzerin) „abarbeiten“ …

Köhlmeier: Abendland Michael

Der unchronologische Ablauf des Romans macht ihn ein wenig interessant und vermittelt ein bisschen Spannung. Ansonsten kommt mir der Autor wie sein Ich-Erzähler Sebastian Lukasser - ein Einser Maturand - vor, der zwar nicht sagt: „Herr Lehrer, ich weiß was“, sondern „Lieber Leser, ich weiß alles!“ Ja, der Herr Köhlmeier ist ein Naseweis, der seinem Leser seine (vermeintliche) Klugheit und Allwissenheit förmlich aufzwingt. Der Roman steckt voller willkürlich aneinander gereihter- aber brav recherchierter - Fakten und Personen des 20. Jahrhunderts, aber ein abgerundetes erzählerisches Ganzes stellt sich nach fast 800 Seiten nicht ein. Geradezu lächerlich ist es, wenn Mühldorfer ganz zum Schluss seines Buches beschreibt, wie sein „Monster“ Hanns Alverdes (diese Figur entspringt - wie viele andere - der Phantasie des Autors) fast siebzig Jahre Zeitgeschehen und -zeugen des vergangen Jahrhunderts abgesessen bzw. - in diesem Fall vielleicht doch besser - ausgesessen hat. An di

Die Brown und Helmut Deiner: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses - Sachbuch -

Ein Muss für alle Indianer-Freunde und Verfechter der Menschenrechte. Es ist erschreckend zu sehen und mitzuerleben wie Völkermorde bis in unsere heutige Zeit - zum größtem Teil unsanktioniert - weitergehen, als hätte es Folter und Massaker an den Indianern und anderen Ethnien nie gegeben!

Azar Nafisi und Maja Ueberle-Pfaff: Lolita lesen in Teheran - Sachbuch -

Dieses Sachbuch ist quasi eine Weiterführung des Themas "Unterdrückung der Frauen in einem fanatischen islamischen Staat" aus dem Roman "Tausend strahlende Sonnen" von Khaled Hosseini. Die Autorin Azar Nafsi, sie ist Professorin für Englischsprachige Literatur, beschreibt wie der Staat Iran den islamischen Glauben instrumentalisiert - besser missbraucht - um die Frauen seines Landes zu unterdrücken. Zusätzlich erfährt man viel über Angelsächsische Romane und ihre Autoren. - Frau Nafsi hat mich auf viele Werke neugierig gemacht, von denen ich jetzt einige lesen werde. Es ist einfach interessant, wenn ein Buch dazu anregt, weitere - fast zwingend - zu lesen.

Rüdiger Safranski: ROMANTIK - Eine deutsche Affäre - / Sachbuch

In diesem Sachbuch finden sich eine informative Darstellung der Romantik sowie weitere interessante Aspekte und Analysen zu diesem Thema. Safranskis Thesen und Schlussfolgerungen sind für mich nicht immer unbedingt nachvollziehbar, aber wer sich grundsätzlich für die Epoche der Romantik interessiert ist bei diesem Autor nicht schlecht aufgehoben.

ARTGAMEBOOK – Kunst des 20. Jahrhunderts – von David Rosenberg

In dem oben genannten und interessanten Buch bin ich auf folgendes Zitat gestossen: "Der Betrachter fragt sich was er sieht, und das Werk fragt ihn, wer er ist." Das Zitat stammt von dem chinesischen Avantgardisten Chen Zhen (1955-2000) Infos unter: http://deutsch.mart.trento.it/context_mostre.jsp?ID_LINK=11&area=42&page=74 Denke, das Zitat kann Anregung dafür sein, über sein eigenes bzw. das allgemeine Kunst- bzw. Leseverständnis einmal nachzudenken. Ich las das Zitat im ARTGAMEBOOK – Kunst des 20. Jahrhunderts – von David Rosenberg. Aus dem Englischen von Rita Seiß, 2005 – http://www.knesebeck-verlag.de Das Buch ist wirklich interessantes und spannend, denn der Autor geht mit der modernen Kunst „spielerisch“ um. Man liest es nicht einfach durch, sondern blättert und lernt auf lockere Art und Weise etwas über die Kunst des 20. Jahrhunderts. Sehr empfehlenswert, weil es Spaß macht!

Bücher, die ich ca. zwischen 2007 un 2009 las und empfehlen kann!

Hier mal eine Zusammenfassung der Bücher, die ich ungefähr zwischen 2007 und 2009 las und die ich mit gutem Gewissen empfehlen kann, da sie mindestens "dreieinhalb" von vier Kriterien erfüllen, die ich von einem guten Buch erwarte.  Die Kriterien sind: 1. Eine gute und glaubwürdige bzw. nachvollziehbare Story 2. Ein interessantes Thema 3. Gut gezeichnete Charaktere 4. Eine brillante Sprache Meine Favoriten im o. g. Zeitraum waren: "Alle Tage" von Terézia Mora „Die grauen Seelen“ von Philippe Claudel „Das Buch der Unruhe“ von Fernando Pessoa „Die morawiche Nacht“ von Peter Handke „Die größere Hoffnung“ von Ilse Aichinger „Der Geschmack von Apfelkernen“ von Katharina Hagena „Drachenläufer“ und „Tausend strahlende Sonnen“ von Khaled Hosseini „Der Fliegenpalast“ von Walter Kappacher „Northline“ von Willy Vlautin, „Tote Seelen“ von Nikolai Gogol (Neu Übersetzung) „Die Wand“ von Marlen Haushofer und selbstverständlich "Grand Tour..." -

Sándor Márai: Die Glut

Dieser Roman, der1941 auf einem Jagdschloß in den Karpaten spielt, ist ein Meisterwerk! Nicht nur für eifersüchtige Jäger und Sammler, sondern für alle Menschen die „Tiefgang“ mögen. Der Autor wurde 1900 als Sándor Károly Henrik Grosschmid in Kaschau (Österreich-Ungarn, heute Slowakei) geboren; er starb 1989 in San Diego und zählt zu den bedeutendsten ungarischen Lyriker, Schriftsteller und Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Diesen Buchtipp bekam ich übrigens von einer Ungarin!

Meine Urlaubslektüre aus dem Jahre 2009

„Tausend strahlende Sonnen“ von Khaled Hosseini Husseinis Zweitwerk nach dem „Drachenläufer“ wirkt von der Story her ein wenig konstruiert. Es ist zwar sprachlich nicht so gelungen wie sein Erstling, aber dafür ebenfalls spannend erzählt und bietet darüber hinaus dem okzidentalen Leser erneut einen tiefen Einblick in die ihm doch sehr fremde Thematik Afghanistans mit all ihren Facetten. Somit ist dieses Buch für mich durchaus lesenswert.   „Ich gebe Ihnen Mein Ehrenwort“ - Die Weltgeschichte der Lüge - Ein Text von Traudl Bünger und Roger Willemsen. Diesem Buch liegt ein Bühnenprogramm mit Dieter Hildebrandt und Roger Willemsen zugrunde, das seit 2007 immer wieder gezeigt wird. Der Text respektive das Buch ist ein höchst informatives intellektuelles Feuerwerk und damit sehr lesenswert. (Und vielleicht auch sehenswert?)   „Tagsüber dieses strahlende Blau“ von Stefan Mühldorfer Empfehlenswert für Männer die in der Mitlifekrisis - oder kurz davor - sind und keine Angst

Romane von und (in der Regel) für Frauen!

- Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche - „Don’t worry, be fifty“ von Margit Schönberger - "Für jede Lösung ein Problem" von Kerstin Gier - „Sternschnuppen“ von Anne Hertz - „Mondscheintarif“ von Ildikó von Kürthy - "Die Musiklehrerin" von Elena Palmer Wobei mir vom Inhalt Kerstin Giers Roman am besten gefiel, weil er sehr unterhaltsam, witzig und spritzig ist! Vom Stil bzw. vom literarischen Anspruch und der Sprache her fand ich das Buch der Amerikanerin Elena Palmer am gelungensten.

Stichwortartige Kommentare zu den unten genannten Büchern! Vielleicht machen sie Lust, sie zu lesen?

„Tumult und Grazie“ - Über Georg Friedrich Händel (Sachbuch) - Karl-Heinz Ott. Für Alle die mehr über Händel, Bach, die Barock-Musik und ihre Zeit sowie über die historische Aufführungspraxis wissen möchten. Fazit: Sehr unterhaltsam und informativ - geschrieben, nicht nur für Musik-Kenner.   „Alle sieben Wellen“ - Daniel Glattauer. Ein Nachfolger der nicht unbedingt sein musste. Der aber der trotzdem keine verlorene (Lese-) Zeit darstellt.   „Krücke“- Peter Härtling. Der Autor weiß einfühlsam - nicht nur für junge Menschen - von den Nöten und Sorgen der Menschen in der Nachkriegszeit zu erzählen. Diese zeitgeschichtliche Literatur berührt noch heute. Leider gerät die Kriegs- und Nachkriegszeit mehr und mehr ins Vergessen. Peter Härtling hält sie für uns zum Glück (noch) wach. Dieser Roman ist vor allem als Geschenk für junge Menschen zu empfehlen, z.B. als Lektüre im Schulunterricht!   „Die Affäre Calas“ - Helen Luise Köppel. Konventionelle Unterhaltung mit span

Steffen Kopetzky: Grand Tour oder die Nacht der großen Complication

Dieser literarisch interessante Roman erfordert vom Leser volle Aufmerksamkeit und Konzentration. Er bietet allerdings sozusagen als Belohnung eine sehr kreative und schöpferische Sprache sowie einen komplexen Plot mit einer großen Anzahl von Charakteren und unzähligen Details aus der „Schlafwagenszene“, die mir - und sicher auch anderen Lesern - so nicht bekannt waren. Fazit: Diese „Lesearbeit“ hat sich gelohnt! In dem Bereich Sprache bzw. Sprachbilder ist Kopetzky sehr kreativ. Von Mainstream, wie ihn beispielsweise Kehlmann und Glattauer zu Papier bringen, kann bei ihm jedenfalls nicht die Rede sein!

Karl-Heinz Ott: Tumult und Grazie - Über Georg Friedrich Händel -

Wer klassische Musik liebt und mehr bzw. unbekanntes über die Barockmusik und ihre Interpreten sowie über die historische Aufführungspraxis wissen möchte, ist mit diesem sehr informativen und gut geschrieben Buch bestens bedient. Im Vordergrund dieser Ausführungen steht natürlich Georg Friedrich Händel ( 1685 in Halle (Saale) geboren -1759 in London gestorben). Das Hauptwerk des deutsch-britischern Komponisten enthält 42 Opern und 25 Oratorien, die er in der Periode des Barocks für den englischen Hof schuf. Sein bekanntester „Hit“ der Kirchenmusik, die er hauptsächlich komponierte, ist sein Ohrwurm „Halleluja“ für Chöre! https://www.youtube.com/watch?v=5JDzWLUWa1I  

Willy Vlautin: Northline

Auch dieses Buch, das in Las Vegas und Reno spielt, vermittelt wie das zuletzt genannte keine Hoffnung, höchstens am Schluss einen kleinen Schimmer. Hier geht es ebenfalls um eine Frau aus der Unterschicht bzw. dem Prekariat. Sie heißt Allison. Obwohl sie mehr als 100 Jahre später als Ditte lebt, hat sie ebenfalls keine Chance ihrem Milieu zu entrinnen. Unterstrichen wird die depressive Grundstimmung dieses Romans von einem Soundtrack, den der Autor, er ist auch Musiker, zusammen mit Paul Brainard eingespielt hat. Willy Vlautin - die Übersetzung hat Robin Detje übernommen - benutzt eine sehr einfache aber sehr fesselnde Sprache, die mich von Anfang an in einen Bann gezogen hat. Auch bei diesem Buch handelt es sich nicht um Weltliteratur, aber das tut diesem zeitgenössischen schnörkellosen Roman eher gut. Mein Tipp: Ebenfalls lesenswert.

Martin Andersen Nexö: Ditte Menschenkind

Dieser dänische Autor (1869-1954) war mir vollkommen unbekannt. In der ehemaligen DDR ist er eine Größe gewesen, im Westen verschwieg man ihn offensichtlich. Das lag sicherlich daran, weil er  Kommunist war. Der Autor kann sich stilistisch und sprachlich durchaus mit einigen literarischen Größen wie Stefan Zweig oder Joseph Roth vergleichen lassen. Weltliteratur, wie auf dem Klappentext behauptet, ist es allerdings für mich nicht. Was leider des Öfteren bei der sehr berührenden Geschichte über eine Frau, die von Anfang an im Leben aus gesellschaftlichen Gründen keine Chance hat, nervt, ist die sozialistische Arbeiterideologie, die der Autor seinem Leser permanent einhämmert. Ich war immer wieder versucht mit dem Autor ein Zwiegespräch zu führen und ihm zu sagen: „Ich verstehe Dich, Du hast ja Recht! Aber bitte, jetzt reicht es!“ Trotzdem lautet mein Fazit: Lesenswerte Arbeiterliteratur ohne Hoffnung (das ist allerdings mit der Zeit sehr deprimierend), die beeindruckend

Susan Howatch: Das Glücksrad oder der Zauber von Oxmoon

Eine nette Familiensaga mit über 1000 Seiten. Wer sich unterhalten lassen will wird befriedigt. Wer allerdings literarische Ansprüche stellt, der wird enttäuscht. Die Geschichte, in der es ums Erben geht, beginnt vor dem ersten Weltkrieg und spielt bis weit in das 20. Jahrhundert hinein auf der walisischen Halbinsel Gower. Und da wo geerbt werden kann, stehen selbstredend quasi ständig Themen wie Liebe, Glück, Intrigen und Hass auf dem „Spielplan“! Als Leser kann man zum Voyeur werden und schmunzeln über die gierigen Erben und wie Onkel Nolte in Buschs „Fromme Helene“ sagen: „Ei ja! – Da bin ich wirklich froh! Denn, Gott sei Dank! Ich bin nicht so!!“

Oliver Sacks: Der einarmige Pianist - Über Musik und das Gehirn -

Der Neurologe und Schriftsteller Oliver Sacks schrieb u. a. das Buch mit dem pfiffigen Titel „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“. Diesen Besteller habe ich nicht gelesen. Aber in dem o. g. Buch verweist er immer wieder darauf. Somit ist „Der einarmige Pianist“ eher ein „Abklatsch“ seines bekanntesten Werkes, denn richtig überzeugen konnte mich das Buch nicht, obwohl es über einige interessante, informative und wissenswerte Kapitel verfügt.

Karl-Heinz Ott: Tumult und Grazie - Über Georg Friedrich Händel -

Wer klassische Musik liebt und mehr bzw. unbekanntes über die Barockmusik und ihre Interpreten sowie über die historische Aufführungspraxis wissen möchte, ist mit diesem sehr informativen und gut geschrieben Buch bestens bedient. Im Vordergrund dieser Ausführungen steht natürlich Georg Friedrich Händel ( 1685 in Halle (Saale) geboren -1759 in London gestorben). Das Hauptwerk des deutsch-britischern Komponisten enthält 42 Opern und 25 Oratorien, die er in der Periode des Barocks für den englischen Hof schuf. Sein bekanntester „Hit“ der Kirchenmusik, die er hauptsächlich komponierte, ist sein Ohrwurm „Halleluja“ für Chöre!

Jean-Jacques Sempe: Das Geheimnis des Fahrradhändlers

Dieses kleine nette Büchlein, das mir in einem Kinderbuchladen in die Hände viel, empfehle ich dem gestressten Leser oder anderen Zeitgenossen zur Entspannung. Die liebevollen Zeichnungen zwischen den Zeilen schuf der Autor selbst! Für die Übersetzung sorgte Patrick Süskind. Erzählt wird die zeitlose Geschichte des Fahrradhändlers Paul Tamburin, der ein Geheimnis hütet ... Ich finde die Geschichte einfach köstlich, egal ob für kleine oder große Leute!

Peter Härtling: Schubert - Zwölf Momente musicaux und ein Roman

Dieses Werk des Schriftstellers Peter Härtling, der am 10.07.2017 im Alter von 83 Jahren starb, ist eine der Romanbiografien, von denen er einige schrieb. Z. B. „Das Leben der Fanny Mendelsohn“ und vor allem „Hölderlin“, die ich beide bereits las und empfehlen kann. Das Buch über Hölderlin, habe ich mit noch größerer Freude gelesen, als das zuerst genannte. Den nun gelesenen Roman schrieb der Autor in seiner unnachahmlichen Art und Weise, indem er dem Leben eines berühmten Menschen in Biografien nachspürt und es vor seinem Leser fantasievoll ausbreitet. Auch als Kinderbuchautor stach Peter Härtling heraus, z. B. mit seinem Roman „Krücke“, den ich ebenfalls mit großer Freude las. Ein besonderer Genuss war es für mich, als ich mir das Buch über Schuberts Leben vornahm und parallel dazu seine Musik, in diesem Fall die Symphonien, hörte. 

Charlotte Roche: Feuchtgebiete

Dieser Roman erschien im Februar 2008. Ich las ihn recht bald. Die Story ist einfach nur banal! Von Frau Roche hatte ich mir mehr versprochen. Provokation als alleinige Grundlage eines Buches reicht einfach nicht aus, um mehr als 200 Seiten zu füllen! Obwohl ich mit der Autorin durchaus die eine andere oder These teile, wie z. B. ihre Kritik an dem Reinigungs- und Hygienewahn der Frauen - der offensichtlich von Männern erwartet wird - geben Story, Stil und Sprache einfach zu wenig her. Wobei ich aus heutiger Sicht den Eindruck habe, dass sich inzwischen der allgemeine "Waschzwang", vermutlich aufgrund von allumfassender penetranter Werbung, noch um einiges potenziert hat; was sich unschwer an aufdringlichen Geruchsschwaden, die einem beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmittel unangenehm in die Nase steigen, diagnostizieren lässt!

Walter Kappacher: Der Fliegenpalast

In dieser Geschichte geht es um Hugo von Hofmannsthals letzten Besuch in "seinem" Höhenkurort Bad Fusch*) der auf knapp 1.200 Meter liegt. Eine nette Geschichte, die sich vielleicht mit Martin Walsers "Ein liebender Mann" vergleichen lässt, denn in beiden Romanen wird eine Episode, die am Ende des Lebens eines bekannten Autors stattfindet, in einer Mischung aus Realität und Fiktion erzählt. Inhaltlich spricht mich eher Walser an, sprachlich Kappacher. Wer Handkes märchenhafte Fabulierungen liebt, schätzt sicher auch Kappacher. *)  Mittlerweile ist von dem Ort an der Glocknerstraße im Pinzgau nur noch eine Hotelruine übrig geblieben!

"Jüdisches Leben" in München; Herausgeber: Richard Bauer und Michael Brenner - Sachbuch -

Die Ausführungen bieten einen Überblick über das jüdische Leben in München vom Mittelalter bis heute.  Mich interessiert das Thema besonders, weil die Spuren unserer jüdischen Mitbürger in der "Hauptstadt der Bewegung" im "1000jährigen Reich" und danach im sogenannten Wiederaufbau (fast) vollkommen beseitigt worden sind. Inzwischen gibt es allerdings nach vielen Jahren den Neubau des jüdischen Zentrums am Jakobs-Platz. Die Zusammenstellung von Geschichte, Fakten und menschlichen Schicksalen in diesem Buch beeindruckte mich sehr! Es erschien 2006 bei C.H.Beck, München.

Frank McCourt: Die Asche meiner Mutter

Das Buch hat zwar bereits viele Jahre auf dem Buckel und ist bereits verfilmt worden, aber es ist sehr informativ - was vor allem das irisch katholische Leben der Unterschicht der 30.er und 40.er Jahre des letzten Jahrhunderts - angeht. Darüber hinaus ist es traurig und heiter zugleich. Kurzum, ein echtes Lesevergnügen, was man sich vielleicht sogar nochmals gönnen kann!

Marisha Pressel: Die alltägliche Physik des Unglücks

Diesen Roman epfand ich als ein wenig langatmig. Es das Erstlingswerk dieser amerikanischen Schriftstellerin. Aber für mich ist es durchaus empfehlenswert, weil es witzig, pfiffig und klug - manchmal so gar ein wenig "klug scheißernd" - geschrieben ist. Letzeres darf sich eine so junge Autorin mit einem fulminantes Wissen und einem immensen Gedächtnis durchaus erlauben. Dieser Tochter-Vater-Story mit Krimi-Elemente bietet einen unerwartenden und mysteriösen Schluss, für den es sich schließlich doch gelohnt hat, dass ich mich durch die ein oder andere langatmige Passage biss.

Irvin D. Yalom: Und Nietzsche weinte

Dieses "philosophische" Werk sprach mich beim Lesen eher weniger an. Das Thema - die Idee an sich, Nietzsche in einen fiktiven Kontext seiner Zeit zu setzen - sowie die daraus resultierenden Dialoge zwischen den Protagonisten sind recht interessant und entbehren teilweise nicht einer gewissen Komik. Das Drumherum, die Nebenhandlung, zeigte aber, dass der Autor kein Schriftsteller sondern ein Psychiater ist. Kürze hätte hier gut getan!

Que Du Lu: Totalschaden

Die in Vietnam geborene Autorin ist chinesischer Abstammung und kam als Kleinkind nach Deutschland. Bisher veröffentlichte sie nur Erzählungen. Dieser flott geschriebene Roman ist ihr Erstling, der mit Leichtigkeit ein schwieriges Thema meistert., nämlich einen tödlichen Autounfall mit schweren Folgen. Auf der Titelseite der Taschenbuchausgabe findet sich eine prägnante Kurzrezension der Zeitschrift „Woman“: „Lässige Selbstfindungsodyssee. Komisch, tragisch gut.“ Dieser Aussage kann ich mich voll und ganz anschließen. Allerdings kommt diese Art von Zustimmung bei mir eher selten vor! 

"Spannendes Drama"

Dieser Begriff  ist selbstverständlich relativ. Unten stehend mal eine rein subjektive Auswahl von Büchern, die mir spontan zum Thema Drama eingefallen ist. Nicht alle Romane gefielen mir gleich gut! Einige tendieren in Richtung Krimi, aber für mich sind sie keine typischen Vertreter ihrer Gattung. Darüber hinaus bin ich im Grunde kein Krimi Fan.   - „Ungeduld des Herzens“ von Stefan Zweig - "Böse Schafe" von Katja Lange  - "Der Tag an dem die Sonne verschwand" von Jürgen Domian  - "Die Musiklehrerin" von Elena Palmer   - „Die grauen Seelen“ von Philippe Claudel  - „Die Glut“ von Sándor Márai  - "Die Wand“ von Marianne Haushofer  - „Das Erdbeerfeld“ von Renate Dorrestein

William Boyd / ‚Walter’ / Michael Köhlmeier / David Kehlmann

William Boyd: Eines Menschen Herz. In diesem Roman erzählt der fiktive Engländer Logon Mounstuart, der in Uruguay geboren wurde, seine Biographie in Tagebuchform. An Hand des Lebens seiner Hauptfigur bringt Boyd seinem Leser die Geschichte des 20. Jahrhunderts nahe. Dies geschieht indem Logon Mounstuart allerhand Abenteuer erlebt, an politischen Brennpunkten und Kriegsschauplätzen auftaucht und berühmte Menschen der Zeitgeschichte, vor allem Künstler - insbesondere bildende - trifft. Er ist somit der Mann, der zur passenden Zeit am richtigen Ort war! Um seiner Hauptfigur größere Glaubwürdigkeit zu verschaffen und ihn als realen Zeitzeugen erscheinen zu lassen, was ihm durchaus gelingt, hat der Autor Fußnoten und am Schluss seines Werkes sogar ein Register angefügt, das auf die Personen, Schauplätze, Ereignisse etc. verweist, mit denen Mounstuart im 20. Jahrhundert in Berührung kam. Die Story ist bis auf einige - unweigerlichen? - Längen spannend erzählt, informat

Eine Auswahl meiner "Favorits" aus den Jahren 2008 + 2009

"Alle Tage" von Terézia Mora – Eine verwirrend aber fesselnde Sprache. Ich habe mich auf sie eingelassen und erlebte sie von Anfang bis Ende als einen einzigen Sog. „Ungeduld des Herzens“ von Stefan Zweig "Die alltägliche Physik des Unglücks" von Marisha Pressel Ebenfalls ein Erstling. Mal etwas Neues aus Amerika mit einem psychologischen Tatsch. „Northline“ von Willy Vlautin Schwierige Story - gut erzählt! "Die Musiklehrerin" von Elena Palmer  „Radetzkymarsch“ von Joseph Roth „Das Buch der Unruhe“ von Fernando Pessoa „Die morawiche Nacht“ von Peter Handke „Der Geschmack von Apfelkernen“ von Katharina Hagena – Ein interessanter und sprachlich nicht schlechter Erstling mit einer eher intimen weiblichen Familiengeschichte. Als Mann fühlte ich mich in der Welt der Frauen zum Teil wie ein Voyeur.  „Drachenläufer“ und „Tausend strahlende Sonnen“ von Khaled Hosseini „Northline“ von Willy Vlautin „Tote Seelen“ (Neu Übersetzung) - N

Monika Mann: Vergangenes und gegenwärtiges – Erinnerungen

Bei diesem Buch von Monika Mann, das erstmalig 1956 erschien, muss man nicht gleich schwarzsehen, obwohl die Autorin in ihrer Familie die Rolle des Wolle spendenden Tieres in selbiger Farbe einnahm. Besonders bei Mutter Mann, kam diese Familiengeschichte nicht gut an! Wirklich überzeugen konnte sie mich nicht, da sie meiner Ansicht nach vor allem literarisch zu wünschen übrig lässt. Bezüglich der Einblicke, die sie in dieser großbürgerlichen Familie um den schreibenden Vater bietet, ist sie allerdings durchaus aufschlussreich. Und so kann der Leser quasi ebenfalls in eine Tierrolle schlüpfen, nämlich in die, des lauschenden Mäuschens.

Hans-Josef Ortheil: Die Erfindung des Lebens. Ein autobiografischer Roman.

Sprechen, lesen und schreiben als Lebenselixier! Das Kind Hans-Josef ist stumm. Mühevoll findet es zur Sprache über die Musik. In dieser Geschichte erzählt der Autor aber nicht nur von sich, sondern auch von seiner Mutter, die im 2. Weltkrieg und danach schwere Schicksalsschläge erlebte. Angesiedelt sind Ortheils intensiv geschilderte Lebenserinnerungen in den 50er bis 80er Jahren in seiner Heimatstadt Köln und in Rom. Sie riefen bei mir eigene lebhafte Bilder an diese Zeit wach und bewirkten, dass ich mich schlagartig in sie zurückversetzt fühlte. Und so widerfuhr mir ein Wechselspiel zwischen dem Erzählten des Romans und meinem Erlebten. Spannend!

Peter Härtling: Schubert - Zwölf Momente musicaux und ein Roman

Dieses Werk des Schriftstellers Peter Härtling, der am 10.07.2017 im Alter von 83 Jahren starb, ist eine der Romanbiografien, von denen er einige geschrieben hat. Z. B. „Das Leben der Fanny Mendelsohn“ und vor allem „Hölderlin“, die ich beide bereits las. Das Buch über Hölderlin, las ich mit noch größerer Freude als das zuerst genannte. “Schubert“ fiel mir ca. 14 Tage nach dem Tod Härtlings auf einem Flohmarkt in die Hände. Auch diesen Roman über den Wiener Musiker schrieb er in seiner unnachahmlichen Art und Weise, das Leben eines berühmten Menschen in Biografien nachzuspüren und es vor seinem Leser fantasievoll auszubreiten. Als Kinderbuchautor stach Peter Härtling ebenfalls heraus, z. B. mit seinem Roman „Krücke“, den ich mit großer Freude las. Ein besonderer Genuss war es für mich beim Lesen über das Leben Schuberts parallel seine Musik zu hören. In diesem Fall waren es die Symphonien!

Helmut Minkowski: Das größte Insekt ist der Elefant – Professor Gallettis sämtliche Kathederblüten - Sachbuch -

Ja, es gibt Sprüche über Sprüche, wo werden sie nicht überall hinausgehauen! Ein wichtiger Verbreitungsort war schon immer die gute alte Penne. Ein Meister der sprachlichen Stilblüten und somit unschlagbar in seiner Formulierungskunst war der zerstreute Professor Johann Georg August Galetti (1750 – 1828). Zu seinen sogenannten Kathederblüten sind im Laufe der Jahre einige, die nicht von ihm stammen, dazu gekommen. So umfasst dieses Verzeichnis insgesamt 706, wobei ein Spruch den anderen jagt. Hier sein „Verslein“ zu seiner Wirkungsstätte: „Gotha ist nicht nur die schönste Stadt in ganz Italien, sondern sie hat auch viele Gelehrte gestiftet!“ Und von diesen Gelehrten ist er, Galetti, auf jeden Fall, mit Abstand der schrägste, aber auch unterhaltsamste Vogel!

Bruno P. Kremer: Natursparziergang Alpen / Beobachten – Erleben - Verstehen / Sachbuch

Die Entstehung der Alpen begann vor ca. 225 Millionen Jahren mit der Absinkung des nördlichen Teils des Tethysmeeres. Aus dieser ergab sich eine Großmulde mit mehreren Ablagerungsräumen. Dieses und viel mehr kann man diesem kleinen schlauen Büchlein mit seiner jahreszeitlichen Unterteilung von Bruno P. Kremer entnehmen. Besonders interessant finde ich den Part zu den Pflanzen, die ich immer gern bei meinen (Berg-)Spaziergängen näher und ausführlicher betrachtete. Für mich ist bei meinen Ausflügen in die Natur nicht das Ziel wichtig, sondern der Weg, auf dem ich außer der Flora auch die kleine und größer Fauna ausgiebig beobachte. Dieser „kosmosNaturführer“ hat seinen festen Platz in meinem Rucksack und ist somit zu meinem ständigen Begleiter!

János Székely: Verlockung

Diese Geschichte mit autobiographischen Zügen spielt im Ungarn der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts und erzählt von dem jungen Bela, der in bitterer Armut als vaterloses Kind aufwächst. Sein Bauch schreit nach Essen, sein Verstand nach geistiger Nahrung, aber was er und seine Mutter, und später auch sein wieder aufgetauchter Vater erleben ist schreiende Ungerechtigkeit, die sich als Ausbeutung und Unterdrückung des Proletariats durch die Mächtigen darstellt, die überall ihre Spitzel haben und den mehr oder weniger vegetierenden Menschen quasi keinen Raum zum Atmen lassen. Ich habe noch nie einen so bedrückenden und deprimierenden Roman gelesen, beim dem ich mit den Charakteren mit litt und die Unterdrücker verfluchte. Einen Ausweg aus dieser menschlichen und wirtschaftlichen Katastrophe scheint es nicht zu geben. Aber einen Hoffnungsschimmers schon, und das ist die poetische Ader Belas, die ihm Kraft gibt, um seinem Schicksal zu entrinnen und ihm einen Weg aus dem

Adolf Muschug: Kinderhochzeit

Dieser Roman des schweizerischen Schriftstellers ist mit vielen Charakteren gespickt und hat einen leicht epochalen Charakter, der sich aufgrund zahlreicher Handlungsstränge ergibt, die allerdings nicht selten unversehens enden. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen ein Kommissar und eine ermordete Millionärin einer Aluminiumfabrik. Des Weiteren befasst sich die ausufernde Story mit der Schweizer Neutralitätspolitik und ihren Verstrickungen mit den Nationalsozialisten, die ein Privatgelehrter versucht aufzuklären. Zudem wird ein Foto einer Kinderhochzeit bei einem Festumzug im Jahr 1949 thematisiert, um im Buchtitel seine Entsprechung zu finden. Des Weiteren lässt Adolf Muschug seine humanistische Bildung sehr stark in seinen Text einfließen und versucht mit ihr zu brillieren. Zudem bietet er seiner Leserschaft Exkurse in die Bibel. All diese scheinbaren "Versatzstücke" ergeben bei eingehender Betrachtung eine Art Komposition, welcher der Rezipient folgen kann od

Georg Christoph Lichtenberg: Sudelbücher – Ausgesucht feine Texte mit Biss

Dieser erfolgreiche Göttinger Professor für Experimentalphysik, der von 1742-1799 lebte, gilt als Begründer des deutschsprachigen Aphorismus. Sein Stil war locker und Einfallsreich, was seine Sudelbücher beweisen, die für mich noch heute eine selten zu findende feinsinnige Qualität haben, dass es Lichtenberg meisterlich gelang, seine wie quasi dahin geworfenen spitzfindigen Formulierung satirisch auf dem Punkt zu bringen und so menschlich zu formulieren, dass sie selbst noch auf heutige Zeitgenossen zutreffen. Ja, die Menschen haben sich offensichtlich im Kern nicht gravierend geändert ….

Bret Easton Ellis: American Psycho

Ist ein Klassiker, der auf satirische Art und Weise den amerikanischen Traum von Wohlstand und Ruhm pervertiert, der hier in der Gestalt des gut aussehenden erfolgreichen Yuppies und skrupellosen Serienkillers Pattrick Batemann personifiziert ist. Trotz oder sogar gerade wegen der großen Brutalität, die eher unvermittelt und banal daherkommt und eigentlich eine Antwort des Protagonisten auf seinen Bankerjob ist, in dem er sich genauso wie in seiner Freizeit, in der nur Äußerlichkeiten, wie persönliches Aussehen, teure Markenoutfits und heiße Girls zählen, nicht zurecht kommt, fesselte mich Ellis schriftstellerisch sehr anspruchsvolle Story von der ersten bis zur letzten der 549 Seiten! Insgesamt ist die Pattrick Batemanns Lebensgeschichte, die alles in allem wie eine gelungene literarische Komposition auf mich wirkte, ein großer Hilferuf eines kranken unreifen Psychopaten, wie ihn nur der ausufernde und alles menschliche sprengende Neokapitalismus hervorbringen kann, und

Bertha von Suttner: Die Waffen nieder

Ihr literarischer Friedensappell an die Welt, der bis heute nicht fruchtet, ist selbstverständlich richtig, allerdings wirkt er schriftstellerisch sehr konstruiert. Erschreckend ist aber, dass besonders der Nationalismus, den die Autorin u. a. anprangert, wieder Hochkonjunktur hat. Die Wagenburgmentalität des Individuums, gefördert durch einzelne Staaten bzw. Nationen oder auch nationale Parlamente, siehe dazu aktuell u. a. Katalonien, ist nichts anderes als egoistisch motivierte Rückwärtsgewandtheit, die das friedliche Zusammenleben zum Wohl aller Menschen in der Regel aus durchschaubaren (Wirtschafts-)interessen infrage stellt. Eine andere Seite des Nationalismus, nämlich die, dass jede Nation Gott für sich einfordert, zeigt Bertha von Suttner ebenfalls auf. Für mich entlarvt sie damit, wie perfide sogenannte Patrioten, das Blut des Einzelnen zum Wohl des "Vaterlandes" aber auch des jeweiligen Glaubens einfordern. Zumindest in aufgeklärten Gesellschaften sollt

Norbert Zähringer: Einer von Vielen

Einer von Vielen und irgendwo hin unterwegs. So könnte man Zähringers komplexen tragischen Roman mit komischen Elementen zusammenfassen. Er erzählt von zwei Männern, die am selben Tag geboren wurden und deren Lebenswege sich in der Nazi-Zeit in Deutschland verknüpfen. Sie stehen im Mittelpunkt der Story, um die sich noch viele andere kleinere ranken. Für mich ist Zähringers innovativer Episodenroman sehr lesenswert, allerdings erfordert er eine hohe Aufmerksamkeit, für die man auf intelligente und unterhaltsame Art und Weise belohnt wird, wenn man dieses 487 Seiten starke Buch am Ende angeregt und erfüllt zur Seite legt.

Juli Zeh: Unterleuten

Neugierig auf diesen Roman, der 2016 bei Luchterland erschien, wurde ich, weil es um ihn u. a. in verschieden Feuilletons einen großen Hype gab und genau das war der Grund, weshalb ich ihn mir bei meiner Gemeindebücherei auslieh. Gut, dass ich das von Zeh-Jüngern gepriesene Werk nicht kaufte, so sparte ich mir 24,99 €, denn es enttäuschte mich quasi von den ersten Seite an. Die Sprache ist konturlos und steckt voller Allgemeinplätze und holzhammermäßigen Namen wie Gerhard Fleiß oder Frederik Wachs. Inhaltlich erzählt die vorhersehbare Geschichte von Leuten, die in einem kleinen ostdeutschen Ort leben und ihr Miteinander getrennt von der übrigen Welt regeln. Frau Zeh berichtet in einem Interview übrigens von einem eigenen Feldversuch, den sie als Bewohnerin von auswärts in einem kleinen ostdeutschen Nest in Brandenburg für einige Jahre unternahm. Sie schaute, wie man so sagt, dabei dem Volk intensiv aufs Maul, denn betrachtet man ihre Wortwahl und die Qualität der von ihr

Philip Roth: Der menschliche Makel

Dieser großartig geschriebene Roman, der von den Unzulänglichkeiten und Schwächen der Menschen am Beispiel des Individuums Coleman Silk, einem Uniprofessor, erzählt, der ein halbes Leben lang seine wahre Identität verleugnete und seiner Familie und allen anderen - aber vor allem auch sich selbst - etwas vorspielte bis zu dem Zeitpunkt, als seine wahre Herkunft entlarvt wird, hat mich von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen! Die Geschichte erzählt aber nicht nur von der menschlichen Schwäche des Protagonisten, sondern, für mich beispielhaft, von der aller Menschen und blickt ihnen dabei tief in ihre Seelen, die sich aber nie vollkommen ergründen lassen, auch die eigene nicht! So bleibt der Mensch für andere und sich selbst ein ewiges Rätsel. Großartiger als Philip Roth dieses Mysterium zu Papier bringt, lässt es sich meiner Meinung nach nicht erzählen!

Clemens J. Setz: Die Frequenzen

Der österreichische Autor weiß viel, besser gesagt er hat sehr viel zu sagen und deshalb umfasst sein 2009 erschienener Roman rund 700 Seiten. Er schrieb ihn nach seinem Debüt „Söhne und Planeten“. Clemens J. Setz erzählt in seiner collagenartigen Geschichte, die in seiner Heimatstadt Graz spielt, von zwei miteinander befreundeten Jungen, Alexander Kerfuchs und Walter Zmal, die sich nach einem längeren Zeitraum wieder treffen. In dieser Erzählung geht es vorwiegend um die Nähe und Distanz zu ihren Vätern, mit denen sie in Konflikt stehen bzw. standen. Aber es geht auch um Einsamkeit, Nähe und nicht im geringen Maße um Sex, der ausgeschmückt und variantenreich geschildert wird. Und genau das ist für mich der zu bekrittelnde Punkt dieses mit Stilblüten gespickten Familienromans: Das ausschweifende und oftmals ausschmückende Erzählen, bei dem man als Leser recht schnell den Faden verliert! Mein Fazit: Großer Einfallsreichtum und übersprudelnde Fantasie bilden für mich nicht

Michela Murgia: Chirú

Dieser Roman handelt von einer nicht alltäglichen Liebesbeziehung. Eleonora eine 38-jährige Schauspielerin erzählt aus der Ich-Perspektive von ihrem Verhältnis zu ihrem 20 Jahre jüngeren Schüler Chirú. Dabei reflektiert sie sowohl ihre Kindheit als auch ihre Jugend und zeigt auf, dass ihre Prägung dazu führte, dass sie sich in Chirú verliebte. Sie beneidet ihn vor allem um seine Unbekümmertheit, die sie in seinem Alter aus ihrer Biographie heraus nicht hatte. Zudem kommt das jugendliche und gute Aussehen hinzu, das sie für ihren Jüngling einnimmt. Ihr Verstand sagt ihr, dass sie eine gewagte Beziehung mit ihrem Schüler eingeht, aber ihre Gefühle lassen sich nicht unterdrücken. So finden die Liebenden schließlich zueinander. Die Autorin Michela Murgia zeigt das Verhältnis dieser beiden Menschen sensibel auf, aber wie nicht anders zu erwarten, ist es eher nicht von langer Dauer. Allerdings vermittelt die Geschichte für mich recht deutlich, dass Probieren wichtiger ist als G

José Saramago: Kain

Der portugiesische Literaturnobelpreisträger von 1998, ein bekennender Atheist, liefert mit diesem, seinem letzten, eher kurzen Roman, eine wunderbare Persiflage auf die Bibel. Saramagos Geschichte steckt voller Einfallsreichtum und Fantasie, aber auch Ironie, da er Kain, den Mörder seines Bruders Abel als Protagonist zeigt und ihn auf eine Zeitreise durch die Jahrhunderte schickt. Saramago mokiert sich meiner Ansicht nach zu Recht, über den zornigen und strafenden Gott, der auf brutale Art und Weise den Menschen seinen Willen aufzwingt. Ich fühlte mich hervorragend unterhalten und amüsierte mich köstlich!

Ottfried Höffe: Aristoteles - Sachbuch -

Der Arztsohn Aristoteles (384 – 322 v. Chr.), ein praktischer Philosoph und akribischer Naturforscher, nimmt bis heute einen hohen Rang unter Seinesgleichen ein und gilt als unbestrittener Top-Philosoph der Antike schlechthin, der durch kluge Gedanken, seinen Blick auf den Kosmos sowie durch Analysen und Experimente in den Bereichen Flora und Fauna zu seinen Erkenntnissen kam. Eingeführt in die Philosophie wurde er durch seinen Lehrer Platon, den wiederum Sokrates belehrte. Diese Konstellationen von Lehrer und Schüler, wobei der eine die Gedanken und Erkenntnisse des anderen weiterführt bzw. neue kreiert, sind für mich sehr bemerkenswert und für die Entwicklung der Philosophie bis heute von großer Bedeutung. Waren Sokrates und Platon noch vom Mythos beeinflusst so beschäftigte sich der Logiker Aristoteles explizit mit der Wahrnehmung der Welt und ließ dabei seine Beobachtungen des Kosmos mit einfließen. In seiner Erscheinungslehre (Phänomenologie) stellt er zu Beginn fest

Peter Handke: In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus

Ein Apotheker auf Abwegen! Oder ist er auf dem Weg zu sich selbst? Handkes Erzählstil und seine damit verbundene Sprache sind bekanntermaßen gewöhnungsbedürftig, lässt man sich allerdings auf beides ein, dann eröffnen sie einem neue gedankliche Horizonte, die in eine eigene Welt, fast möchte ich sagen in eine Märchenwelt führen, in der man sich als Leser zunächst zurecht finden muss, ist aber dieses Geschehen, fühlt man sich, quasi wie von selbst, als ein Element dieser facettenreichen Geschichte, was dem „Verzauberer“ Handke, mit spielerischer Leichtigkeit gelingt.

Erri de Luca: Der Tag vor dem Glück

Flott geschriebene und keineswegs klischeehafte Geschichte über einen gut beobachtenden italienischen „Waisenknaben“ aus Neapel, die in der Zeit des letzten Weltkrieges angesiedelt ist, in der der aufmerksame Leser viel über das sich vom Faschismus und den Nazis abspaltende Land erfährt, aus dem sich der zum Mann gereifte Knabe am Ende der Story, aus nicht vorhersehbaren, aber sehr interessant und aufschlussreich geschilderten Umständen in die weite Welt entfernt!

Harald Welzer: Welzer wundert sich – Rückblicke auf die Zukunft von heute – Sachbuch –

In diesem sehr interessanten und erst vor kurzem herausgekommenen Sachbuch finden sich die Kultkolumnen aus dem „National Georaphic Magazin“ des o. g. promovierten Sozialpsychologen. Sie behandeln die unterschiedlichsten Themen unserer Zeit, wie u. a. Kreuzfahrten, Nachhaltigkeit, Angst und viele andere, auf eine informative und unterhaltsame Weise und regen zu Diskussionen sowie zum Nach- und Weiterdenken an. Vor allem machen sie deutlich, in welcher „ver-rückten“ Gegenwart wir leben. Welzer zeigt aber auch auf, dass ein persönliches und damit vielleicht auch ein gesamtgesellschaftliches Umdenken, durchaus möglich ist, bzw. notwendig ist, um das allgemeine Miteinander in einer vom Turbokapitalismus geprägten Welt, wieder verträglicher zu gestalten, damit unser Leben, aber vor allem auch unser Lebensraum, für nachfolgende Generationen nicht komplett aus den Fugen gerät!

Terézia Mora: Der einzige Mann auf dem Kontinent

Dieser in Berlin spielende Roman von 2009 befasst sich mit der computerisierten Arbeitswelt und zeigt einen einsamen User, der für seine amerikanische Firma „der einzige Mann auf dem Kontinent“ ist. Verloren strapaziert er die Tasten seiner Geräte und gibt dabei eine Art Comicfigur ab, die die Karikatur seiner selbst ist. Ja, Teréza Mora geht böse mit ihrem Protagonisten um, und hält auf diese Art und Weise der im Büro arbeitenden Männerwelt den Spiegel vor. Betrachtet man sich diesen Businessman, so bleibt eigentlich nur ein „bisschen“ Mann von ihm übrig. Ob allerdings seine realen Pendants wirklich einen besseren Eindruck hinterlassen, sei da hingestellt. Jedenfalls ist der Autorin, mit ihrer etwas schrägen, gut geschriebenen und unterhaltsamen Story eine gelungene Parodie, auf die sich ach so abplagenden und dabei sich so wichtig nehmenden Anzugsträger gelungen.

Sebastian Haffner: Geschichte eines Deutschen

Der Autor erzählt seine persönliche Geschichte, in der ihm fast sein Business von der Inflation und sein Leben von der Nazidiktatur genommen wurden. Somit gelang es ihm einerseits als Kaufmann mit Geschick seinen Kopf über Wasser zu halten und ihn andererseits Mitte der 30er Jahre mit seiner Flucht nach Amerika aus der Schlinge zu ziehen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland brillierte er in den Jahren des Wiederaufbaus als Journalist und leistete auf diesem Weg als Demokrat einen wichtigen Beitrag zum Entstehen einer  freien und liberalen Gesellschaft in seiner alten Heimat . Fazit: Lesenswert!

Mikko Rimminen: Der Tag der roten Nase

Gegenwartsliteratur aus Finnland! Eine arbeitslose Frau um die 50 versucht ihrer Kontaktarmut zu entkommen und schlüpft in die Rolle einer von Haus zu Haus gehende Marktforscherin. Dieser Roman, mit einem durchaus interessanten Plot, in dem sich skurrile Momente und aufschlussreiche Gespräche ergeben, ist der dritte des 1975 geborenen Autors. Allerdings plätschert die Story nach einem gelungenen Start eher so dahin. Aber auch die sprachliche Umsetzung, das könnte allerdings auch an der Übersetzung liegen, lässt für mein Dafürhalten zu wünschen übrig. Trotzdem werde ich dem Autor noch eine Chance geben und seinen Erstling, mit dem interessanten Titel „Tütenbierroman“, der in Kallio, einem Stadtteil der finnischen Hauptstadt Helsinki angesiedelt ist, bei Gelegenheit lesen.

Paul Kornfeld: Blanche oder Das Atelier im Garten

Dem Autor Paul Kornfeld, 1889 in Prag geboren und 1942 im Konzentrationslager Lodz von den Nazis ums Leben gebracht, gelang mit seinem einzigen Roman ein ganz großer Wurf. Für mich, mit einer der Besten, den die deutschsprachige Literatur neben der von Thomas Mann und Robert Musil zu bieten hat! Erzählt wird aus dem Leben des Bürgertums in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen, wie der Titel sagt, die junge, ambitionierte Malerin Blanche, Tochter eines Anwalts, und ihr Kunstrefugium, das Atelier im Garten. Dort gehen hofierende Männer und charmante Damen ein und aus, plaudern über ihresgleichen und die Welt. Die Hauptsache scheint zu sein, dass die Zeit vergeht! Kornfeld bietet seinem anspruchsvollen Leser Literatur vom Feinsten und verdeutlicht ihm in einem wunderbaren poetisch anmutenden Deutsch dessen Vielfältigkeit, Facettenreichtum und Intensität in der Ausdrucksform, mit dem Ziel, ihm einen an Leidenschaft nicht zu übertreffenden Kunstgenuss z

Sofi Oskanen: Fegefeuer

Dieser spannende Roman der finnisch-estnischen Schriftstellerin ist für mich Belletristik, auch schöne Literatur genannt, vom Feinsten. In dieser Story, die inhaltlich alles andere als „schön“ ist, stehen Frauen im Mittelpunkt des Geschehens. Allerdings spielen auch Männer eine Rolle, aber eine negative! Und nicht allein aus diesem Grund, siehe auch oben, ist diese Geschichte, die über einen längeren Zeitraum spielt und nicht nur in Estland angesiedelt ist, auch etwas für sie, hätten sie doch eine Chance, ihr Rollenbild, das in dieser Story vor allem von Gewalt und Sexismus geprägt ist, kritisch zu hinterfragen. Mein Fazit: „Fegefeuer“ ist von den eher neueren Romanen, er erschien auf Deutsch erstmalig 2012, derjenige, der mir in diesem Jahr, auch sprachlich, bisher am Besten gefiel, und deshalb kann ich ihn - siehe oben! -geschlechterübergreifend empfehlen!

Ernst Weiss: Ich - der Augenzeuge

Sehr starker Beginn, mit eher schwachem, dahinplätscherndem Ende! Der in Böhmen geborenen Autor, der 1908 seinen Doktortitel in Medizin erwarb und 1913 mit „Die Galeere“ seinen ersten Roman veröffentliche, stellt in diesem episodenhaften Werk einen Arzt in den Mittelpunkt, der angeblich Adolf Hitler von dessen Augenleiden heilte. Für diesen gelungenen Eingriff muss derselbige Arzt später in einem KZ büßen. Weiss Story, letztlich ein Konglomerat aus Fiktion (Hitlers Operation) und Realität (Europäische Geschichte), konnte mich nicht überzeugen. Allerdings fand es mit seiner 1963 posthumen Veröffentlich-ung seinen verdienten Platz innerhalb der literarischen Dokumente des NS-Widerstands; und von daher lässt sich Ernst Weiss in eine Reihe von bekannten Autoren wie Bertold Brecht und Heinrich Mann einordnen. Weiss nahm sich 1940 in Paris das Leben!

Donna W. Cross: Die Päpstin

Fazit: Massen kompatibler, in einer schlichten Sprache geschriebener, Mainstream, ohne literarischen Anspruch, von dem sich offensichtlich vor allem eine breite weibliche Leserschaft angesprochen fühlt, zudem mittlerweile sehr viele Musicalbesucherinnen hinzukommen. Nach wie vor wird allgemein diskutiert, ob es im Verlauf der Papstgeschichte tatsächlich eine weibliche Ausgabe dieser Spezies gab. Selbst die Autorin scheint sich zu diesem Thema widersprüchlich geäußert zu haben. Wie dem auch sei, schildert Donna W. Cross eine klischeehafte weibliche gütige Ausgabe des Bischofs von Rom, die von männlichen Intriganten abserviert wird. Will man wohlwollend sein, taugt Cross Konstrukt, allenfalls als Denkmodel mit der Frage: „Was wäre, wenn …?“

Joseph Sheridan Le Fanu: Carmilla der weibliche Vampir

„Dreh dich nicht um, der … geht um!“ In dieser Fantasiegeschichte ist es der weibliche Vampir Carmilla, der in einem Schloss in der Steiermark seine Gepflogenheiten nachgeht und seinen Opfern sonderbare Qualen, gepaart mit lesbischen Fantasien beschert. Diese „ gothic fiction“, auf Deutsch „Schauerroman“, erlebte seinen Höhepunkt im 19. Jahrhundert. Joseph Sheridan Le Fanu, Sohn eines irischen protestantischen Geistlichen mit hugenottischer Abstammung war seiner Zeit ein Meister dieses Genres. Seine Fantasie vollen Geschichten, gespickt mit literarischem Können und geschliffener literarischer Sprache, waren in der damaligen Zeit gefragt und beliebt zugleich! Zu den Bewunderern des Autors gehörten u. a. Henry James und James Joyce.

Wie frei ist die Kunst? – Der neue Kulturkampf und die Krise des Liberalismus – Essay

Das Thema dieser Essay ist das Diktat von Denkverboten in unseren Köpfen, um unsere Gedanken-, aber vor allem auch unsere Meinungsfreiheit einzuschränken, damit sich niemand in seinen Empfindungen, aus welchen Gründen auch immer, gestört fühlt. Diese Einschränk-ung wird euphemistisch auf Neudeutsch „politically correctnes“ genannt, sie ist, in der Regel aber nichts anders, als eine Zensur, die als Schere in unseren Köpfen aktiv werden soll! Da sich diese Vorgehensweise in unserer Gesellschaft sukzessiv ausweitet, läuft für mich das Ganze darauf hinaus, das in unserem Alltag ausschließlich „Mainstream“ gefragt ist; und somit fast jede abweichende Äußerung, als Störfaktor des gesellschaftlichen Konsens angesehen wird. Allerdings sollten, innerhalb einer pluralistischen Gesellschaft, für die der Autor dieser Essay, Hans Rautenberg und ich eintreten, unterschiedliche Weltanschauungen und Lebenspläne möglich und somit tolerierbar sein, denn eine funktionierende Demokratie lebt von Indi

Natalio Grueso: Der Wörterschmuggler

Natalio Grueso: Der Wörterschmuggler In diesem „Roman“ finden sich sehr konventionelle, klischeehafte und aneinander gereihte, schlicht erzählte und quasi vorhersehbare Geschichten, die meinen Erwartungen und vor allem meinen Ansprüchen, die ich an Literatur stellte, nicht ansatzweise entsprachen, nicht zuletzt weil ich vom Titel her eine lebendige und faszinierende Story erwartete, in deren Mitte ein Wörterschmuggler steht, der mit der Sprache nur so spielt. Mein Fazit: enttäuschend!