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Terézia Mora: Der einzige Mann auf dem Kontinent


Dieser in Berlin spielende Roman von 2009 befasst sich mit der computerisierten Arbeitswelt und zeigt einen einsamen User, der für seine amerikanische Firma „der einzige Mann auf dem Kontinent“ ist. Verloren strapaziert er die Tasten seiner Geräte und gibt dabei eine Art Comicfigur ab, die die Karikatur seiner selbst ist. Ja, Teréza Mora geht böse mit ihrem Protagonisten um, und hält auf diese Art und Weise der im Büro arbeitenden Männerwelt den Spiegel vor. Betrachtet man sich diesen Businessman, so bleibt eigentlich nur ein „bisschen“ Mann von ihm übrig. Ob allerdings seine realen Pendants wirklich einen besseren Eindruck hinterlassen, sei da hingestellt. Jedenfalls ist der Autorin, mit ihrer etwas schrägen, gut geschriebenen und unterhaltsamen Story eine gelungene Parodie, auf die sich ach so abplagenden und dabei sich so wichtig nehmenden Anzugsträger gelungen.

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