Direkt zum Hauptbereich

Posts

Aravind Adiga: Der weiße Tiger

Idee und Geschichte sind am Anfang ganz nett und zunächst spannend: Der Protagonist, ein Mann der einer unteren Kaste entstammt, schreibt fiktive E-Mails an den chinesischen Ministerpräsident, von dem er durch eine Nachricht gehört hat, dass er seine Heimat Indien besuchen will. In seinen schriftlichen Ausführungen klärt der Autor der E-Mails den Ministerpräsidenten über die für ihn ungerechten und korrupten Verhältnisse in seiner Heimat auf, die ihm sogar zu einem Mörder werden ließen. Für mich tragen sich auf Dauer Story und Schreibstil nicht, da dieser rein beschreibend ist. Mir fehlt einfach das Analytische! Ein wenig Witz bzw. Ironie hat vielleicht noch die Aussage, dass China Indien in Zukunft wirtschaftlich bestimmt weit überflügeln wird, weil es eine Diktatur und keine parlamentarische Demokratie wie Indien ist. Aber insgesamt hat mich dieser Roman, ein Erstling, nicht überzeugt. Vielleicht sind ja Adigas weitere Werke besser.
Letzte Posts

Leonhard Frank: Der Mensch ist gut

Auf diese Novellensammlung, die durch einen Protagonisten, dem Kellner, miteinander verknüpft ist, bin ich in Christa Wolfs Roman „Stadt der Engel oder …“ aufmerksam geworden.  Für sie ist dieses Antikriegsbuch noch besser als „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque. Franks Roman erschien 1917 in der Schweiz. In Deutschland, wo er illegal eingeführt wurde, fand er aber trotz Verbots vor allem bei Kriegsgegnern großen Anklang. 1919 erschien das Werk bei Kiepenheuer in Potsdam. Die mir vorliegende Ausgabe ist von 1983 und ein unveränderter Nachdruck der Kippenheuer Ausgabe mit einem Vorwort von Herbert Wehner. (Wie anders waren doch die Zeiten als Politiker noch Ecken und Kanten hatten!) Ich möchte nicht sagen, dass dieses Buch besser ist als Remarques, aber es ist anders, eindringlicher und vor allem besessen vom Gedanken des Pazifismus. Ja, Leonhard Frank war ein großer Pazifist, Aufklärer und Kämpfer für die Menschlichkeit. Vielleicht ist diese Buch das leidenschaftlichste B

Christa Wolf Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud

Dieser Roman hat mir sehr gut gefallen, Sprache und Stil sind einfach großartig. Vordergründig geht es um einen Aufenthalt in den USA, genauer gesagt in L.A vor ca. 20 Jahren. Reflektiert wird vor allem die - so genannte - Wende unter Einbeziehung folgender und anderer Themen: das Leben in der DDR, die Immigration deutscher Juden nach Amerika in den 30ger Jahren des 20. Jahrhunderts, die Stasiakten, Flucht und Vertreibung aus den Ostgebieten nach dem Ende des 2. Weltkriegs.  Christa Wolfs Ton wirkt teilweise selbstgefällig, was mich bei einer lebenserfahrenen linken Intellektuellen, wie sie es ist, allerdings nicht verwundert. Diese Note verleiht dem vielleicht letzten „Schreibwerk“ dieser Autorin einen gewissen Charme. Jedenfalls lässt mich Christa Wolfs Roman ambivalent, nämlich positiv nachdenklich, zurück! 

Klaus Mann: Alexander

Es ist nach „Der fromme Tanz“ der zweite Roman des Autors und erschien im Jahr 1929. Historisch korrekte Fakten stehen in diesem Roman nicht im Vordergrund, sondern psychologische und analytische Interpretationen der Ereignisse. Es ist interessant wie an vielen Stellen, besonders bei den Beschreibungen der jungen gut aussehenden Krieger, Manns sexuelle Präferenz erkennbar wird. Das wirkt auf mich reizend aber auch infantil und vor allem ehrlich, und deshalb liebenswert! Jedenfalls halte ich dieses Werk nicht nur für liebenswert, sondern vor allem für lesenswert, denn wenn es auch bei vielen Kritikern umstritten war bzw. ist, stellt es für mich insgesamt eine Besonderheit in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts dar.

Jan Rankin: Ein Rest von Schuld“ - Krimi -

Das Buch, welches mir von einem Rankin-Fan empfohlen und ausgeliehen wurde, bietet eine unerträgliche Aneinanderreihung von Klischees und Allgemeinplätzen sowie jede Menge an platten Sätzen wie folgende: „Der Gangster bleckte grinsend ein kostspieliges Gebiss. Dann sog er schnüffelnd die Luft ein und schlenderte zur anderen Seite der Brücke.“ Lese-Qual statt Lese-Vergnügen, Zumutung statt Unterhaltung! 

Sam Savage: Firmin - Ein Rattenleben

Dieser Roman (angeblich ein Besteller) wird aus der Sicht einer intellektuellen Ratte erzählt, die beim Bücherfressen in einer Buchhandlung das Lesen erlernt hat, weil sie - so berichtet sie - ein hochbegabtes Mitglied ihrer Spezies sei. Jedenfalls rezitiert sie aus Weltliteratur und gibt ihre Lieblingsautoren an. Parallel dazu erzählt die Ratte „Firmin“ vom Verfall bzw. Abriss des Stadtteils in dem sie lebt. Ich habe schon bessere Bücher gelesen die in Buchhandlungen spielen, z. B. „Die kleine Kartäuserin“ von Pierre Pejuvon und vor allem „Das geheime Leben der Bücher“ von Régis de Sá Moreira. Dieses kleine Büchlein kann ich wahren Leseratten als Sommerlektüre wärmstens empfehlen!

Jhumpa Lahiri: Fremde Erde - Erzählungen

Wunderbare, packende Geschichten - sozusagen aus dem Leben gegriffen - von Menschen, die sich, aus einer fremden Welt und Kultur stammend, an ein ihnen unbekanntes Land sowie eine unbekannte Gesellschaft herantasten. Klar, dass der zweiten Generation oft die Integration besser gelingt als der Ersten. Aber die Storys zeigen, dass Assimilation auch ohne Verlust der ursprünglichen Prägung bzw. der eigenen Identität möglich ist. Und das ist gut so!