Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom Februar, 2019 angezeigt.

Stephen Hawking: Die Illustrierte Kurze Geschichte der Zeit - Sachbuch -

Wo ist Gott? Steckt er irgendwo im Universum und hat er den Urknall überlebt, den er möglicherweise selbst initiierte? Die moderne Physik forscht und Stephen Hawking präsentiert ihre interessanten Fakten, die Aufschluss über viele Fragen geben, wie z. B. zu der o. g.! Die theoretische Physik ist jedenfalls dicht daran, eine Weltformel zu entdecken! Das verdeutlicht der Autor in diesem illustrierten und somit sehr anschaulichen und empfehlenswerten Buch. Und als interessierter und neugieriger Leser fragt man sich, ob es nach Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie wirklich einmal möglich ist, Wurmlöcher im All zu schaffen und durch sie auf Zeitreisen zu gehen?

Christa Wolf: Der geteilte Himmel

Wie wenig weiß man als „Wessi“ doch immer noch über „die Ossis“, vor allem über ihr Leben in der damaligen DDR. Ich für meinen Teil finde das immer wieder erschreckend!*) Aber Christa Wolf, die unerbittliche Sozialistin und ausgezeichnete Erzählerin hat mich wieder einmal aufgeklärt. Vielleicht wäre es nach mehr als 25 Jahren für uns „Wiedervereinigte“ auf beiden Seiten, vor allem für uns ältere, nach dem Mauerfall auch die Grenzen in den Köpfen endlich fallen zu lassen. Für ein besseres Verständnis, gerade in dieser brisanten politischen Phase in unserem Land, wäre dieser Vorsatz sicher sehr hilfreich. Denn eine Kanzlerin aus der DDR mit Wurzeln in der BRD macht noch keinen Sommer! (Übrigens auch ein Ranicki-Tipp, ein weiterer findet sich gleich unten stehend!) *) Allerdings denke ich, dass das "Wessi-Ossi-Thema" von Generation zu Generation immer weniger eine Rolle spielen wird!

William Morris: Kunde von Nirgendwo (News fron Nowhere). Eine Utopie der vollendetsten kommunistischen Gesellschaft.

Ein sehr interessanter Roman des Engländers William Morris, der übrigens auch als Kunsthandwerker bzw. Designer Furore machte. Auf diesen Autor bin ich durch Oscar Wildes „De profundis“ aufmerksam geworden. Sicher wird sich eine ideale kommunistische Gesellschaft, die er in seinem Werk aus dem Jahre 1890 beschreibt, nie verwirklichen lassen, aber ich habe es interessant gefunden, es zu lesen, weil er mir, aber vielleicht auch anderen Lesern, durchaus Denkanstöße für die Gegenwart vermittelte. Mein Fazit: Auch Utopien aus dem vorletzten Jahrhundert besitzen eine Daseinsberechtigung, so lange die Menschen sich nicht wesentlich ändern; und das wird (leider) nie der Fall sein! Zudem ist mir im o. g. Kontext das Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen (BEG) für alle" eingefallen.

Oscar Wilde: De profundis (Lat. „Aus den Tiefen“)

Weltliteratur aus der Versenkung: Wilde schrieb 1897 einige Wochen vor seiner Entlassung aus dem Zuchthaus in Reading den o. g. Brief an seinen Ex-Geliebten, der ihn jedoch nie erreichte. Erst 1962 wurde das Manuskript vollständig und korrekt publiziert. Es erschien in dem Band The Letters of Oscar Wilde. Das vorliegende Werk ist literarisch anspruchsvoll und menschlich bewegend; eine seltene Kombination, die emotional sowie intellektuell überzeugt. Absolut lesenswert!

Marko Rostek: 33 Tage - Der letzte Sommer des alten Europas -

- Wem ein Sachbuch zu anspruchsvoll bzw. zu nüchtern ist, ist mit diesem Roman, der die diplomatischen Aktivitäten kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs dokumentiert, gut bedient. Eigentlich war den Beteiligten Österreichs und Deutschlands klar, dass eine Kriegserklärung an Serbien nur in ein Chaos führen konnte. Aber ihr bornierter Größenwahn und die Machtsmachtsansprüche der Gegner, beides eingebettet in männliche Eitelkeit, führten in das Chaos, das mit der Katastrophe des 2. Weltkriegs erst seinen abschließenden Höhepunkt in dem Untergang des sogenannten "Großdeutsches Reiches" fand.

Fred Vargas: Der verbotene Ort. Krimilesung DAV - Hörbuch -

Vampire sterben nicht aus. Zumindest nicht bei der spanischen Autorin Fred Vargas. Ihr Kriminalinspektor Abensberg wird in Serbien fündig und entdeckt eine ganze Brut, aus der einer noch 300 Jahre später aktiv ist. Die Lösung des Falls war mir alsbald klar, aber Vargas ließ ihre Leser bzw. Hörer zappeln, von denen sich sicher ein Großteil gut unterhalten fühlte. Mir taugte die ganze Geschichte nur als Kurzweil beim Autofahren. Ein Buch dieser Bestseller-Autorin zu lesen scheint mir persönlich vertane Lebenszeit zu sein.

Monika Peetz: Die Dienstagsfrauen. Gelesen von Ulrike Kiener. Audiobook. - Hörbuch -

Ratsch und Tratsch auf dem Jakobsweg oder fünf Frauen und ein Todesfall! Dieser Todesfall veranlasste die Kölner Damen, die sich seit 15 Jahren bei ihrem Lieblingsfranzosen treffen und einmal im Jahr einen gemeinsamen Wochenendtrip unternehmen, sich auf dem Jakobsweg nach Lourdes zu begeben. Ich habe mir dieses Hörbuch in meiner Gemeindebücherei ausgeliehen, um zu hören, was Frauen in den 10er Jahren unseres Jahrhunderts so bewegt. Wenn Sex und Kinder bzw. Familie und untreue Männer die bestimmenden Themen sind, scheint die Frauenbewegung der 70er Jahre, angeführt von Alice Schwarzer und ihrer „Emma“ *), nichts bewirkt zu haben. Wenn Frau Kieners Aufzeichnungen nur annähernd der Realität entsprechen, und dies könnte durchaus der Fall sein, immerhin haben Tausende von Frauen ihren schriftlichen Erguss konsumiert, finde ich das für die gesellschaftliche Entwicklung eines sozialen und demokratischen Systems, in diesem Fall dem der BRD, sehr bedauerlich. Zudem machte der Zw

Gert Fröbe liest Christian Morgenstern und Erich Kästner. Kein & Aber Records - Hörbuch -

Gert Fröbe, 1913 in Zwickau geborenen, beherrschte als Schauspieler viele Rollen und wurde zu einem prägnanten Charakterdarsteller der jungen Bundesrepublik. Er war in meiner Kindheit einer meiner Lieblingsschauspieler. Besonders seine Mimik und seine Darstellung von schrägen Charakteren, fand nicht nur ich bemerkenswert. Aber besonders als Rezitator, war er auf seinen Tourneen einfach unübertrefflich, wie die o. g. Aufzeichnungen beweisen. Auch für Nachgeborene ein Ereignis! Ebenso ist der Film „Es geschah am helllichtem Tag“ aus dem Jahre 1958. Mit ihm und Heinz Rühmann in den Hauptrollen empfehlenswert. Er basiert auf einer Vorlage von Friedrich Dürrenmatt. Der daraus entstandene Roman heißt "Das Versprechen“. Der Roman ist sehr spannend, das Drehbuch zum Kriminalfilm eher simpel, aber dank der der beiden Hauptdarsteller wird er zu einem sehenswerten Kriminalfilm. Ich habe beide Interpretationen der Geschichte, bei der es um ein Sexualverbrechen an einem Mädchen

Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür. Hörspiel mit Hans Quest u.a. - Nordwestdeutscher Rundfunk 1947. der hörverlag

Auch Wolfgang Borchert ist mit 26 Jahren viel zu früh verstorben! Was von ihm bleibt, ist dieses großartige Hörspiel, das die Leiden der Kriegsheimkehrer des 2. Weltkriegs eindrucksvoll dokumentiert und bei seiner Erscheinung 1947 so manchen aufgerüttelt hat. Später entstand aus dem Material ein Theaterstück. Borchers Aufschrei ist ein Fanal an seine Landsleute die Vergangenheit des 2. Weltkriegs nicht zu verdrängen. Viele Ex-Soldaten seiner Generation konnten sich allerdings mit seinen Aufzeichnungen identifizieren. Für mich bleibt „Draußen vor der Tür“ ein bemerkenswertes Anti-Kriegsdrama, das leider nie an Aktualität verlieren wird und ebenfalls, so meine ich, einen Bezug zur Flüchtlingsproblematik hat.

McCormick: Malala Yousafzai mit Patricia Malala. Meine Geschichte. Goya libre - Hörbuch -

"Meine Geschichte" ist die bemerkenswerte und hörenswerte Story der 17-jährigen Pakistanin, die 2014 den Friedensnobelpreis erhielt. Für mich ist sie ein Fanal der Freiheit sowie der Menschen- und Frauenrechte, dem man vor allem beim permanent aktuellen Thema Asyl nicht genug Aufmerksamkeit schenken kann!

Adorf liest Schiller. Herder-Audio - Hörbuch -

Schiller war noch nie mein Favorit was deutsche Literaten angeht. Es ist und bleibt Goethe! Er schreibt für mich mit Leichtigkeit und einem lächelnden Auge, obwohl seine Feder meist gespitzt ist. Wo hingen Schillers Werke auf mich immer gewollt und zum Teil verkrampft wirken. Liegt es daran, dass sein Vater Militarist war? Andererseits ist ihm deshalb vielleicht auch die Wallenstein-Triologie so hervorragend gelungen! Nicht zuletzt aufgrund des Wallenstein hat er, was die Dramen betrifft, seinem Meister Goethe durchaus etwas voraus. Vielleicht wäre bei ihm vieles anders gelaufen, wenn er nicht in der „Goethezeit“ gelebt hätte und seinem Idol gefallen wollte. Alles in allem: Goethe und Schiller sind für mich als Klassiker nicht zu übertreffen. Selbst Heinrich Heine, durchaus ein Genie, kann den zwei nicht das Wasser reichen. Allerdings weiß man nicht, wie sich der talentierte Georg Büchner entwickelt hätte, wäre er nicht bereits mit 23 Jahren gestorben. Wie auch immer, we

John Niven: Gott Bewahre

Leicht, locker und flockig Geschriebenes zum Thema Gott und die Welt! Wer, so wie ich, katholisch sozialisiert wurde und seine ihm aufoktroyierten Glaubensbotschaften hinterfragt hat, kann sicher mit diesem Fantasiemärchen etwas anfangen. Wie auch immer, etwas Wahres ist durchaus dran an dieser schrägen Story, die im Amerika der Jetztzeit spielt. Fazit: Kurzweilige Erzählung mit einem Schuss Tiefgang für alle, die diese Materie interessiert. Da die Story literarisch nicht anspruchsvoll ist, ist sie für Everybody geeignet, der sich nicht an Blasphemie stört, sondern sie im Gegenteil zu schätzen weiß.

A. L. Kennedy: Das Blaue Buch

Die schottische Autorin (geb.1965), ausgezeichnet mit diversen Preisen, hat einen eigenwilligen, aber literarisch nicht anspruchslosen Schreibstil und überrascht mit erotischer Offenheit zum Thema heterosexuelle Zweierbeziehung und bricht darüber hinaus in ihrer "Schiffsreisegeschichte" mit konventionellen Tabus. Lesenswert!

Taichi Yamada: Auf der Suche einer fernen Stimme

Die Aufzeichnungen von Taichi Yamada, des 1934 geborenen japanischen Schriftstellers und Drehbuchautors, beschreiben einen Weg zum eigenen ich. Fazit: Leichte Kost für Menschen, die auf dem Selbsterkennungstrip sind, auf den sich, so denke ich, jeder mal begeben sollte, wenn er daran interessiert ist, mehr über sich selbst zu erfahren und vielleicht auch über seinen Bezug zu anderen!

Alice Schwarzer: Der „kleine Unterschied“ und seine großen Folgen – Sachbuch –

Egal wie Mann/Frau zu Frau Schwarzer steht: Sie und besonders diese Aufzeichnungen waren für die Emanzipation in der BRD von entscheidender Bedeutung. Allerdings scheint mir das konservative Frauenbild, das besonders durch den amerikanischen medialen und wirtschaftlichen Einfluss inzwischen weltweit vermittelt wird und auf einem fundamentalen Protestantismus beruht, dafür zu sorgen, dass das weibliche Geschlecht um Jahre, wenn nicht um Jahrzehnte zurückgeworfen ist. Klar sind viele Frauen, da sie in erste Linie aus ökonomischen Interessen und nicht aus emanzipatorischen Gründen in der Wirtschaft gefragt sind, freier und von ihren Männern unabhängiger als in den 60er Jahren. Dieser Fakt ist selbstverständlich nicht zu leugnen. Aber sie sind nach wie vor auch die Ersten, die entlassen werden! Zudem sind sie gerade heutzutage einem männlichen (Mode-) Diktat unterworfen, das vorgibt, dass sie nach wie vor den Männern gefallen müssen, um bei ihnen anzukommen. Diesem Diktat wer

Lee Smolin: Im Universum der Zeit - Auf dem Weg zu einem neuen Verständnis des Kosmos - Sachbuch -

Es handelt sich um ein interessantes Buch mit einem fesselnden Thema, das das Verständnis bezüglich unseres Universums verändern könnte! Ich empfand es nicht immer als ganz einfach, dem Autor, der ein US-amerikanischer Theoretischer Physiker ist, in seinen Gedanken zu folgen. Allerdings waren für mich die von ihm erwähnten Kollegen, Philosphen etc. keine Unbekannten, deren Theorien ich ihnen auch zuordnen konnte. Es erstaunte mich aber, dass er die Verdienste von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 -1716), des protestantischen Mahthematikers, Philosophen etc. noch vor Newtons Erkenntnissen hervorgehoben hat. Besonders griff Smolin mehrmals Leibniz Idee der "besten aller möglichen Welten" auf, in der dieser auf einen kausalen Zusammenhang zwischen Gutem und Üblem hinweist, da es für ihn nur Gutes zum Preis der Tatsache gibt, dass auch Übel in der Welt existiert. Die erste Berührung mit Leibniz, dem letzten sogenannten Universalgelehrten, hatte ich in Form eines Butte

Vicki Myron, Bret Witter: Dewey und ich. - Die wahre Geschichte des berühmtesten Katers der Welt – Gelesen von Regina Lemnitz. RandomHouse Audio

In dieser Story erfährt man einiges über die kleine Stadt Spencer, die im amerikanischen Bundesstaat Iowa liegt und besonders viel über ihren legendären Kater "Dewey", der annähernd 19 Jahre in ihrer Bibliothek lebte. In dieser entzückte er kleine und große Leser seit ihn die Leiterin Vicki Myron, eine alleinerziehende Mutter, an einem kalten Wintermorgen als Baby aus dem Bücher-Einwurfschacht herausholte. Entzückend, für Menschen, die herzzerreißende Tiergeschichten mögen und durchaus nicht uninteressant für Menschen wie mich, die neugierig und offen für viele Dinge sind. Deshalb würde ich auch gerne wissen, von wem diese Stadt, die in einem riesigen Landwirtschaftsgürtel liegt, in dem vorwiegend Mais angebaut wird, besiedelt wurde. Vielleicht könnten es z.B. auch Deutsche aus der Region Brauschweig gewesen sein. Darauf gekommen bin ich, weil "Dewey" die ihm von seinem Frauchen Vicki vorgesetzte "Braunschweiger", eine fette Streichwurst, als

Paula Fox: Was am Ende bleibt

In Amerika wurde dieser Roman, der erstmals 1971 unter dem Titel "Desperates Charakters" erschien und mit Shirley MacLaine verfilmt wurde, als eines der besten Bücher des vergangenen Jahrhunderts bezeichnet. Paula Fox, die auch zahlreiche Kinderbücher geschrieben hat und dafür sogar den Hans-Christian-Andersen-Preis erhielt, ist es mit dieser Psycho-Geschichte, die die Auflösung eine Paarbeziehung nach 15 Jahre innerhalb von drei Tagen aufzeichnet, eindrücklich gelungen, den Verfall einer vermeintlich heilen Ehe zu beschreiben. Dieser 200-seitige Roman übte einen unheimlichen Sog auf mich aus, dem ich mich kaum entziehen konnte, sodass ich ihn am Liebsten gar nicht aus den Händen gelegt hätte.

Frank Witzel: Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manischdepressiven Teenager im Sommer 1969

Dieses Werk ist großspurig und -artig zugleich, und deshalb besonders lesenwert! Für mich ist es das Beste, was der deutsche Buchmarkt in den letzten Jahren hervorgebracht hat und 2015 vollkommen zu Recht den Deutschen Buchpreis erhielt! Gestillt werden Spannung, Wissensdurst, Reflexionen über die 60er Jahre im westlichen Nachkriegsdeutschland und Einblicke in die Musik und viele andere Dinge und Vorkommnisse in dieser Zeit. Für mich, der wie Frank Witzel, in dieser Zeit aufgewachsen ist und zudem wie er katholisch erzogen wurde, ist es eine Zeitreise in Kindheit und Jugend, bei der viele positive aber auch negative Erinnerungen wach werden. Hier noch meine Idee wie der Roman entstanden sein könnte: Wenn andere Autoren denken: "Jetzt schreibe ich einen tollen Roman und alle Leser sind begeistert!" Sagt sich Witzel: "Jetzt schreibe ich mal auf, was ich alles weiß, trage zusammen was ich schon alles geschrieben habe, denke mir einen ungewöhnlichen und langen Tit

Frank-Walter Steinmeier: Politiker in Zeiten der Krise von Michael Nolden. Sprecher: Thomas Krause. Audiobook

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier! Geschildert werden kritische Perioden in seiner ersten Zeit als deutscher Außenminister an der Seite von Frau Merkel. Sie holte ihn quasi nach der letzten Bundestagswahl in sein Amt zurück, in dem er sich sehr wohl zu fühlen scheint und vor allem aus der Luft agiert, da er die meiste Zeit in seinem Staatsflieger verbringt. Er, der seine Amtsgeschäfte sozusagen im Vorbeiflug und bei Zwischenlandungen wahrnimmt, feierte im Januar 2016 seinen 60. Geburtstag. Ich erlaube mir als Ostwestfale einige private Notizen zu Herrn Steinmeier und seinem beruflichen Werdegang: Er wuchs in Ostwestfalen Lippe auf, um ganz genau zu sein in Brakelsiek in Lippe, das an der Peripherie zu Niedersachsen liegt. Lippe war einmal eigenständiger Staat. Landeshauptstadt war zuletzt Detmold, die übrigens Frank-Walter Steinmeiers Geburtsstadt ist. 1947/1948 musste das Land Lippe auf Veranlassung der Briten, die die Besatzungsmacht in dieser Region war, seine j

Arthur Koestler: Ein spanisches Testament. Mit einem Nachwort von Peter Glaser. Gelesen von Oliver Besthorn. RADIOROPA Hörbuch

Dieses Testament dokumentiert den 90-tägigen Aufenthalt des ungarischen Journalisten und Schriftstellers mit jüdischen Wurzeln in Staatsgefängnissen der Franco-Diktatur ihm Jahre 1937. Es ist der historische Bericht eines Zeitzeugen, der zunächst die Kriegslage in Malaga und nach seiner Verhaftung den Gefängnisalltag schildert, bei dem Gewaltexzesse und Massenerschießungen an der Tagesordnung sind. Zudem spürt der zum Tode verurteilte seine Ängste nach und schildert sie beeindruckend. So erweist sich der Kommunist Koestler als großer Autor. Die Freiheit erlangte er übrigens vor allem nach massiven Interventionen seiner Frau und seines Arbeitgebers im Austausch mit einer spanischen Faschistin die in Großbritannien, Koestlers damaligem Lebensmittelpunkt, inhaftiert war. Oliver Besthorn transferiert die bedrückende Atmosphäre ausgezeichnet!

Juliane Hilscher: Vom Leben und Sterben der Pinguinfische. Gelesen von der Autorin. RADIOROPA

Hörbuch! Diese Story vom Sterben und Leben wirkt sprachlich wie inhaltlich sehr bemüht. Zwei Damen, eine ältere und eine jüngere, ringen mit ihrem Leben, beide werden an die spanischen Nordwestküste gespült, wo sich ihre Biografien miteinander vermengen. Es tritt eine weitere Frau auf, eine Nonne, eine nicht so ganz Heilige, die die beiden deutschen Damen unter ihre Fittiche nimmt. Auch für die Libido ist gesorgt, denn es taucht ein älterer aber reicher Adonis auf, der wie sich herausstellt, der kleine Bruder der Nonne ist, und den beiden Damen sehr sehr nahe kommt. Zum Schluss tritt, ein Kind ins Leben, zum Ausgleich dafür, dass zuvor eines die Welt verlassen hat. Nein, von einem Groschenroman ist nicht die Rede, aber von einem Hörbuch, das ich für einen Euro erstanden habe und das mich über sehr viele Stunden eher schlecht als recht unterhielt. Aber das Autoradio, egal welcher Sender, stellt für mich keine echte Alternative dar. Da höre ich mir doch lieber noch einen shl

Günter de Bruyn: Preußens Luise. Gelesen vom Autor. LITERA

Gehört! Preußens Luise: Man betrieb mit ihr Personenkult, sie wurde zur Heiligen verklärt, sie diente als weibliches Rollenmodell, der Mensch Luise, ein zwiespältiger Charakter, blieb auf der Strecke. Aber auch zur Manifestierung Preußens und des Kaiserreichs mit Wilhelm I. an der Spitze, dessen Mutter sie war, musste sie als Ikone herhalten. Nach ihr wurden z.B. viele Schulen für Mädchen im ganzen Reich benannt. Auch in meiner Geburtsstadt gibt es bis heute eine Luisenschule, aber dass der Name auf Preußens Luise zurückgeht war mir nicht bekannt. So lernt man selbst beim Autofahren dazu und fühlt sich informativ und kurzweilig unterhalten. Selbst de Bruyns Stimme kann sich hören lassen.

Das Gedicht – Zwischen Stabreim und Dada. Pisa-Basiswissen. Hörbuch.

Sprecher: Thomas Friebe, Nicole Engeln. Eine Produktion der Navarra Verlagsgesellschaft. Was Sie schon immer über Gedichte wissen wollten bzw. in der Schule wissen mussten! Wer sich für diesen Wissensstoff, vielleicht sogar trotz der erlittenen Qualen in der Schule, interessiert, ist mit dieser eher unterhaltenden als belehrenden Aufnahme gut bedient.

Edgar Wallace: Der Frosch mit der Maske. Gelesen von Peer Augustinsky. Karl Müller Verlag. Random House Audio.

Der Frosch mit der Maske "geistert" durch London und verbreitet großes Entsetzen. Dieses Hörspiel hat einige Jahrzehnte auf dem Buckel und besitzt nach wie vor, zumindest für mich, einen Unterhaltungswert, nicht zuletzt, weil es mich in meine jüngeren Jahre zurückversetzt und mich an Kult Krimis der 60.er erinnert!

James Fenimore Cooper: Der letzte Mohikaner. Hörspiel von 1967. LITERA Junior

Geschrieben wurde dieser weltweit bekannte Roman 1826. Er spielt in der Zeit des Franzosen- und Indianerkriegs und gehört zu den Lederstrumpf-Geschichten. Thema des Romans ist die Vernichtung der Indianerstämme in Nordamerika durch weiße Christen, die, siehe oben, auch durch Rassismus begründet wurde. Die Mohikaner sind ein fiktiver Stamm, die der Autor durch das Verbinden der Namen der beiden Stämme Mahican und Mohegan erschaffen hat. Als geflügeltes Wortspiel hat es bis heute Bestand. Das Hörspiel wirkt sehr altbacken, aber die Patina mit der es beleget ist, hat durchaus einen gewissen Charm.

Solomon Northup: 12 YEARS A SLAVE. Gelesen von Sascha Rotermund. Osterwold. Hörbuch.

Einfach nur traurig! Besonders dass der Rassismus in unserer Zeit nach wie vor vi­ru­lent ist und sogar, wie in der wahren Geschichte beschrieben, weiterhin exegetisch durch fundamentale Christen, Baptisten (in der o. g. Geschichte explizit erwähnt) etc. in "dem Gelobten Land der Freiheit ", betrieben wird. Genannt seien hier Morde und brutale Übergriffe weißer Polizisten an Schwarzen!

Charles Baudelaire: Die Blumen des Bösen - Lyrik

Großartig! Ich las diese wunderbare Dichtung in einer zweisprachigen Ausgabe ungereimt auf Deutsch. Leider hat Baudelaire, der an Sphylis starb, seiner Nachwelt nicht viel von seiner Kunst hinterlassen, in der signifikant sein Ringen mit den Polen Gut und Böse hervortritt. Ähnlich wie bei Böll spürt man auch bei Baudelaire, wie der Katholizismus ihn beeinflusste! Bei Baudelaire, der sich auch als Übersetzter des amerikanischen Erzählers und Lyrikers Edgar Ellen Poe hervortat, geschah dies in seiner Jugend in einem von Geistlichen streng geführten Internat, in das er von seinem sehr alten Vater gesteckt wurde.

Hans Pleschinski (Herausgeber): Das geheime Tagebuch des Herzogs von Croy Baude

Diese Aufzeichnungen vermitteln für mich einen persönlichen und damit authentischen Eindruck des Feudalismus, der für die Masse der Menschen unerträglich war und letztlich zur französischen Revolution von 1789 führte. Intrigen, Postenhascherei und Machtstreben waren an der Tagesordnung. Leider sieht es in einer Demokratie manchmal ähnlich aus, aber hier waltet die Judikative, solange sie als Teil der Gewaltenteilung z. B. von der Legislative (siehe aktuell Polen etc.!) nicht beeinflusst wird.

Heinrich Böll: Gruppenbild mit Dame

Heinrich Böll, der vom Katholizismus durch und durch geprägte Nachkriegsautor und Mitglied der Gruppe 47, schuf mit diesem Werk eine Deutschlandstudie, mit Rückblicken in die Kaiserzeit, die Weimarerer Republik und das Dritte Reich sowie mit Einblicken in die Anfänge der jungen BRD mit ihren "Gastarbeitern", indem er in Gesprächen mit Zeitgenossen dem Leben seiner Protagonistin, Leni Pfeiffer, exemplarisch nachspürt, wobei sie mit ihrem Verhalten, das eher von Selbstlosigkeit als von Egoismen geprägt ist, in das Weltbild ihrer Mitbürger nicht passt, nicht zuletzt weil sie eine selbstbewusste und selbstständige Frau ist, was damals nicht gefragt war! Ich habe vor allem den Mief der Nachkriegsjahre gespürt, den ich als Kind bis in die 70er Jahre hinein wahrgenommen habe. Heute stelle ich mir vor, welchen Nazis, Waffenschiebern und Kriegsproviteuren ich begegnet bin. Sicherlich nicht wenigen. Aber alle waren damals (ja noch) "Alte Kameraden"! Jedenfalls

Friedegrund Freitag: Leo von Klenze – Der Königliche Architekt. Aus der Reihe kleine Bayrische Biografien - Sachbuch -

Was Karl Friedrich von Schinkel in Berlin war, war Leo von Klenze (geb. in Buchladen (Bockelah/Bocla) bei Schladen) in München, ein großer Architekt und Baumeister. Baumeister war er vor allem für Ludwig I., König von Bayern. Leo von Klenze schuf für ihn viele architektonische Besonderheiten (u. a. die Walhalla, den „Ruhmestempel“ im klassizistischen Stil, der hoch über der Donau in der Nähe von Regensburg ragt). Darüber hinaus war er für Ludwigs Sohn Otto, König von Griechenland, in dessen Reich tätig. In München stand er immer in Konkurrenz zu Friedrich von Gärtner, ihn, der früh starb, überlebte er allerdings und war ihn somit als Konkurrent bald los. Insgesamt schuf er, besonders in München, viele Gebäude, und entwickelte Straßenzüge ausgehend von der Münchener Residenz (eines seiner Parardebauten), wobei er immer von den Lauen seines Gönners Ludwig I., der aufgrund einer Affäre mit Lola Montez, einer zwiespältigen Persönlichkeit, zurücktreten musste, stand. Leider is

Michael Schulte: Das Leben des Karl Valentin - Die Zukunft war früher auch besser -

Gehört: Sprecher Walter Schmidinger, Josef Bierbichler, Peter Fricke u. a. Mit Original-Hörszenen von Karl Valentin & Liesl Karlstadt. Mdr / Figaro, Audiobuch Valentin wie er leibte, lebte und vor allem litt! Und die Frauen, besonders Liesl Karlstadt, mit ihm. Aber sicherlich wäre Valentin ohne seine pathologischen Ansätze aber auch ohne die Frauen an seiner Seite, nicht zu dem anerkannten Wort- und Sinnakrobaten geworden, der er nun einmal war. Dieses Hörbuch würde ich als Pflichtprogramm für Karl Valentin Fans bezeichnen, denn es gibt neben den Tondokumenten auch Einblicke in seine Herkunft sowie in seine zwiespältige Seele, die ihn, aber auch sein Werk sehr geprägt haben. Valentin wie er leibte, lebte und vor allem litt! Und die Frauen, besonders Liesl Karlstadt, mit ihm. Aber sicherlich wäre Valentin ohne seine pathologischen Ansätze aber auch ohne die Frauen an seiner Seite, nicht zu dem anerkannten Wort- und Sinnakrobaten geworden, der er nun einmal war. Diese

Paul Auster: Winter-Journal

Er ist einfach ein virtuoser Autor, der kurz einmal, ich möchte sogar sagen fast locker-flockig, mit höchstem literarischen Anspruch sein bisheriges Leben, ohne dabei mit Selbstkritik zusparen, Revue passieren lässt und so seine Leserschaft begeistert. Sicherlich nicht nur den Teil, dem ich langsam angehöre, der unweigerlich in ein Alter gerät von dem sich sagen lässt, wie Auster es konstatiert, dass es langsam den Winter des Lebens einläutet. Fazit: Ein weiters, lesenswertes Meisterstück des amerikanischen Autors mit jüdischen Wurzeln, auf die er in seinen Ausführungen mehrfach hinweist und die mir bisher nicht bekannt warern. Bilanz: Auch für jüngere Semester lesenwert!

Peter Rosegger: Die Schriften des Waldschulmeisters

Der steirische Autor aus dem vorletzten Jahrhundert bietet interessante Einblicke in das Leben und Denken des unterdrückten Berg- und Bauernvolkes, das eng mit der Natur verbunden und vom Katholizismus indoktriniert war, ohne es zu idealisieren. Obwohl die Nazis Roseggers Schriften für ihre Ideologie missbraucht haben, fand ich sie als Millieunstudie sehr interessant .

Charles Baudelaire: Die Blumen des Bösen - Lyrik -

Großartig! Ich las diese wunderbare Dichtung in einer zweisprachigen Ausgabe ungereimt auf Deutsch. Leider hat Baudelaire, der an Sphylis starb, seiner Nachwelt nicht viel von seiner Kunst, in der signifikant sein Ringen mit den Polen Gut und Böse hervortritt, hinterlassen. Ähnlich wie bei Böll spürt man auch bei Baudelaire, wie er vom Katholizismus beeinflusst worden ist. Bei Baudelaire, der sich auch als Übersetzter des amerikanischen Erzählers und Lyrikers Edgar Ellen Poe hervortat, geschah dies in seiner Jugend in einem von Geistlichen streng geführten Internat, in das er von seinem sehr alten Vater gesteckt wurde.

Hans Pleschinski (Herausgeber): Nie war es herrlicher zu leben: Das geheime Tagebuch des Herzogs von Croÿ 1718-1784

Diese Aufzeichnungen vermitteln für mich einen persönlichen und damit authentischen Eindruck des Feudalismus, der für die Masse der Menschen unerträglich war und letztlich zur französischen Revolution von 1789 führte. Intrigen, Postenhascherei und Machtstreben waren an der Tagesordnung. Leider sieht es in einer Demokratie manchmal ähnlich aus, aber hier waltet die Judikative, solange sie als Teil der Gewaltenteilung z. B. von der Legislative (siehe aktuell Polen!) nicht beeinflusst wird.

Heinrich Böll: Gruppenbild mit Dame

Heinrich Böll, der vom Katholizismus durch und durch geprägte Nachkriegsautor und Mitglied der Gruppe 47, schuf mit diesem Werk eine Deutschlandstudie, mit Rückblicken in die Kaiserzeit, die Weimarerer Republik und das Dritte Reich sowie mit Einblicken in die Anfänge der jungen BRD mit ihren "Gastarbeitern", indem er in Gesprächen mit Zeitgenossen dem Leben seiner Protagonistin, Leni Pfeiffer, exemplarisch nachspürt, wobei sie mit ihrem Verhalten, das eher von Selbstlosigkeit als von Egoismen geprägt ist, in das Weltbild ihrer Mitbürger nicht passt, nicht zuletzt weil sie eine selbstbewusste und selbstständige Frau ist, was damals nicht gefragt war! Ich habe vor allem den Mief der Nachkriegsjahre gespürt, den ich als Kind bis in die 70er Jahre hinein wahrgenommen habe. Heute stelle ich mir vor, welchen Nazis, Waffenschiebern und Kriegsprofiteuren ich begegnet bin. Sicherlich nicht wenigen. Aber alle waren damals (ja noch) "Alte Kameraden"! Jedenfalls ist dieses

Friedegrund Freitag: Leo von Klenze – Der Königliche Architekt. Aus der Reihe kleine Bayrische Biografien. - Sachbuch -

Was Karl Friedrich von Schinkel in Berlin war, war Leo von Klenze (geb. in Buchladen (Bockelah/Bocla) bei Schladen) in München, ein großer Architekt und Baumeister. Baumeister war er vor allem für Ludwig I., König von Bayern. Leo von Klenze schuf für ihn viele architektonische Besonderheiten (u. a. die Walhalla, den „Ruhmestempel“ im klassizistischen Stil, der hoch über der Donau in der Nähe von Regensburg ragt). Darüber hinaus war er für Ludwigs Sohn Otto, König von Griechenland, in dessen Reich tätig. In München stand er immer in Konkurrenz zu Friedrich von Gärtner. Ihn, der früh starb, überlebte er allerdings und war ihn somit als Konkurrent bald los. Insgesamt schuf er, besonders in München, viele Gebäude, und entwickelte Straßenzüge ausgehend von der Münchener Residenz (eine seiner Parardebauten), wobei er immer von den Launen seines Gönners Ludwig I., der aufgrund einer Affäre mit Lola Montez, einer zwiespältigen Persönlichkeit, zurücktreten musste, stand. Leider ist von sei

Gehört: Michael Schulte: Das Leben des Karl Valentin - Die Zukunft war früher auch besser - Sprecher Walter Schmidinger, Josef Bierbichler, Peter Fricke u. a. Mit Original-Hörszenen von Karl Valentin & Liesl Karlstadt. Mdr / Figaro, Audiobuch

Valentin, wie er lebte, und vor allem wie er litt! Aber auch die Frauen unter ihn, besonders Liesl Karlstadt! Ganz sicherlich wäre Valentin ohne seine pathologischen Ansätze, aber auch ohne die Frauen an seiner Seite, nicht zu dem anerkannten Wort- und Sinnakrobaten geworden, der er nun einmal war. Dieses Hörbuch würde ich als Pflichtprogramm für Karl Valentin Fans bezeichnen, denn es gibt neben den Tondokumenten auch Einblicke in seine Herkunft sowie in seine zwiespältige Seele, die ihn, aber vor allem sein Werk sehr prägten.

Graham Green: Die Kraft und die Herrlichkeit

Ein sehr berühmter Roman von 1940, der in Lateinamerika spielt und von einem blutigen Kampf eines jungen revolutionären Offiziers zwischen einen so genannten katholischen „Arme-Leute-Priester“ auf dem Land erzählt. Teilweise wirken Greens Ausführungen auf mich bemüht und konstruiert, weil er so scheint, es mir, mit aller Macht eine Botschaft zum Thema Gut und Böse bzw. gläubig und ungläubig formulieren will! Überzeugen konnte mich dieser Roman somit nicht, sowie andere dieses Autors vorher.

Paul Auster: Winter-Journal

Er ist einfach ein virtuoser Autor, der kurz einmal, ich möchte sogar sagen fast locker-flockig, mit höchstem literarischen Anspruch sein bisheriges Leben, ohne dabei mit Selbstkritik zusparen, Revue passieren lässt und so seine Leserschaft begeistert. Sicherlich nicht nur den Teil, dem ich langsam angehöre, der unweigerlich in ein Alter gerät von dem sich sagen lässt, wie Auster es konstatiert, dass es langsam den Winter des Lebens einläutet. Fazit: Ein weiters, lesenswertes Meisterstück des amerikanischen Autors mit jüdischen Wurzeln, auf die er in seinen Ausführungen mehrfach hinweist und die mir bisher nicht bekannt warern. Bilanz: Auch für jüngere Semester lesenwert!

Elinor Lipper: Elf Jahre meinesHörbuch! Lebens - Eine Frau in sowjetischen Gefängnissen und Lagern. Gelesen von Silvia Höhne. MP3 CD – Ungekürzte Ausgabe, 21. Februar 2008. RADIOROPA

Als junge überzeugte Kommunistin reist die Niederländerin 1937 nach Moskau und wird bald, wie viele andere Ausländer und Einheimische, als Konterrevolutionärin verhaftet. Die Schilderung ist eine Art Dokumentation über ihre elfjährige Gefangenschaft und die menschenunwürdigen Zuständen in Stalins Lagern und Verliesen, die sie vorwiegend in der Region Magadan an der Küste des Ochotskischen Meers, das im asiatischen Teil der Sowejtunion liegt, verbrachte. Es ist kaum vorstellbar, was Menschen ertragen können, vor allem Frauen. Von deren unglaublicher Leidensfähigkeit Lipper, eine Medizinstudetin, die den größten Teil ihre Haft als Krankenschwester eingesetzt war, eindrucksvoll zu berichten weiß. (Was mir, im Gegensatz zu vielen meiner ach so starken Geschlechtsgenossen, schon immer klar war! Und mir wird immer unergründlich bleiben, woher sie das Recht nehmen sich über Frauen zu stellen und sie nach wie vor als eher minderwertig anzusehen. Diese Betrachtungsweise drückt sic

Mario Vargas Llosa: Das Fest des Ziegenbocks

Rafael Trujillo (geb. 1891), der Tyrann der Dominikanischen Republik, war einer der brutalsten Diktatoren des 20. Jahrhunderts und wurde am 30. Mai 1961 ermordet. In seinem hervorragenden Roman stellt der peruanische Autor das Attentat sowie die Anwältin Urania Carbel, die nach langen New Yorker Exiljahren in ihre Heimat für einen kurzen Besuch zurückkehrt, in den Mittelpunkt seiner Erzählung und lässt sie ihren Verwandten ihr grausames Schicksal, das ihr der Ziegenbock, so lautete der Spitzname Trujillos, mit dem Wissen ihres Vaters als 14-Jährige angetan hat, erzählen. Dass sie ihm, dem inzwischen schwer Kranken und Verstummten, trotz der Bitte ihrer Tante, die seine Schwester ist, nicht verzeihen kann, ist nur allzu verständlich. Dieser Roman, der nicht linear erzählt wird, was ein guter Griff ist, ist spannend wie ein Thriller; und nicht nur aus diesem Grund absolut empfehlenswert!

Stanislaw Lem: Solaris

Dieser Roman gilt als Klassiker der Sincefiktion-Romane, der aber doch ganz anders daherkommt als der Großteil dieses Genres. Auf Solaris gibt es Kunstwesen. Sie stellen sich den Menschen zur Seite, entpuppen sich als früherer Lebenspartner und verhalten sich bis zu einem gewissen Punkt real. Der Protagonist dieser Geschichte, Kris Kelvin, der einer früheren Geliebten begegnet, fragt sich, ob er sein Gegenüber bewusst erlebt oder ob es reine Einbildung ist. Die noch anwesenden Bewohner der Station, die selbst zwischen den Welten schweben, können ihm nicht weiterhelfen. So stellt sich für ihn, aber auch für den Leser, die Frage was ist bewusst, was ist unbewusst und was bilde ich mir ein. Und über allem steht bei Lem, dem katholischen Polen, letztendlich aber immer Gott, um Großes und Unerklärliches vielleicht doch begreifbar zumachen.

Gehört: William Wilkie Collins: Die Frau in Weiß. "Das komplette 7-teilige Kriminalhörspiel nach dem Bestseller von Wilkie Collins". Eine Aufnahme des Saarländischen Rundfunks Saarbrücken - 1965. Pidax film media Ltd. 2015

Der britische Schriftstelle William Wilkie Collins (1824-1889) gilt als Begründer des Genres "Mysterey Thriller". Sein erstes Werk dazu war "Die Frau in Weiß". Bei dieser verzwickten, spannenden Story die in der Upper Class zur Zeit des viktorianischen Zeitalters angesiedelt ist und vor allem in der Dämmerung und im Nebel spielt, wie es für diese Art von Geschichte wohl zwingend ist, geht es um Erscheinungen, Liebe, Eifersucht und viel Geld. Dem saarländischen Rundfunk gelingt es mit seiner Tonaufnahme von 1965 glänzend die Atmosphäre der Story für seine Hörer lebendig werden zu lassen. Besonders positiv, und deshalb bemerkenswert, fiel mir die Wortwahl und die exakte Aussprache der Schauspieler auf. Für die Übersetzung war Marianne de Barde zuständig, Regie führte Wilm ten Haf.

Gehört! Stanislaw Lem: Sterntagebücher - Aus den Erinnerungen Ijon Tichys

Ab in die Zukunft mit Lem, und das bereits seit 1957! Denn damals schoss er den Weltraumfahrer Ijon Tichy zum ersten Mal in den Kosmos und ließ ihn Kurioses erfahren. In diesem Buch hört man etwas über Professor Corcoran, der sich auf dem Ego-Trip befindet. Über Professor Decantor, der die Seele seiner Frau konserviert und von einem gewissen Molteri, der der Erfinder eine Zeitmaschine ist. In der letzten Geschichte begibt sich Tichy in eine Nervenheilanstalt für Roboter, um dort festzustellen, dass Roboter ähnlich wie Menschen ticken. Weil Lems zeitlose Storys, die mit Phantasie, Philosophie und Religion gespickt sind, zugleich heiter und nachdenklich stimmen, werden sicher noch viele ihre Freude daran haben, sowie ich!

Gehört! Cecelia Ahern: Der Ghostriter. Gelesen von Stephan Benson.

Dieses Hörbuch fand ich in meiner Gemeindebücherei. Ein amerikanischer Multimillionär will als Hobbyautor unbedingt einen Bestseller schreiben und nistet sich in dem Haus eines verstorbenen Autors bei Bath in Südengland ein. Somit war ich auf leichte Unterhaltung eingestellt. Das muss ja auch mal sein, dachte ich mir! Aber was mir in dieser Novelle zu Ohren kam, wobei Stephan Benson professionell las, war einfach nur schlecht. Klischeehafte schwarz-weiß Malerei, facettenlose Charaktere und ein abruptes unvollendetes Ende ließen mich verstört zurück. Und Frau Ahern soll eine Besteller-Autorin sein? Nachvollziehen kann ich das nach diesem trivialen Erguss ihrer an den Haaren herbeigezogenen Spukgeschichte leider nicht! Argon Hörverlag

Frank Günther: Unser Shakespeare - Sachbuch -

Eigentlich hatte ich, als ich dieses Taschenbuch in einer Buchhandlung in die Hand nahm und hineinblätterte, eine eher wissenschaftliche Abhandlung zum Thema Shakespeare erwartet. Allerdings hätte ich aber schon ahnen können, als ich den Aufkleber "Spiegel Bestseller" sah, dass es wohl damit nicht so weit her sein kann. Recht bald spürte ich, dass Frank Günther Shakespeare quasi lebt. Er übersetzt seinen Lieblingsautor bereits seit 40 Jahren und lässt auf ihn nichts kommen. Gekonnt und argumentativ schlägt er beispielsweise bis in kleinste Details die Anfechtungen gegen die dogmatischen Kritiker, die Shakespeare die Autorenschaft seiner zahlreichen Dramen absprechen, nieder und weist ihnen Verleumdnungsphantasien nach. Dieses Buch ist wirklich unterhaltend, spannend, aktuell und sogar lehrreich geschrieben. Kurzum: Günther macht (auch Laien) Bock auf Shakespeare!

Gehört! Bill Bryson: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge. Sprecher: Rufus Beck. Der Hörbuchverlag.

Der Amerikaner Bryson startet seine Geschichte über alltägliche Dinge in dem alten Pfarrhaus im englischen Norfolk, das sein Zuhause ist, und präsentiert interessantes aus dem Leben der Menschen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Dabei zeigt er unterschiedliche Lebensstandards der jeweiligen Kulturen über Jahrtausende auf. Bemerkenswert für mich ist, dass viele Menschen noch vor 250 Jahren in unseren Breiten quasi wie im Mittelalter lebten. Erst die Industrialisierung in England, unter der die Massen unendlich litten, schuf die Grundlage für die Entwicklung bis in unsere Zeit. Den größten Quantensprung erlebten allerdings die Menschen, die zwischen 1820 und 1900 lebten, so wie der Pfarrer, der das Haus in dem Bryson heute wohnt, erbaute. Im Plauderton erzählt der Autor kleine und große Geschichten, gespickt mit amüsanten und traurigen Anekdoten aus dem Leben der großen und kleinen Menschen und spart dabei nicht mit Kritik an den vermeintlichen Eliten der Gesellschaften,

Gehört: Wolfgang Herrndorf: Bilder einer großen Liebe – Unvollendeter Roman. Gelesen von Natalia Beltiski. Argon Verlag.

On the Road Again! Ja, Herrndorfs Protagonistin, die auch in seinem ersten Roman auf der Straße anzutreffen war, geht wieder auf Tour und trifft dabei auf Hinz und Kunz, wobei diese sich als ziemlich schräge Typen herausstellen, die einiges über sich und das Leben im Allgemeinen zum besten geben. Ob es dem psychisch angeschlagenen altklugen jungen Mädchen hilft, sei dahingestellt. Allerdings fühlt sich der Leser, in meinem Fall der Hörer, wieder einmal über das Leben am Rande der Gesellschaft gut informiert und unterhalten. Schade, dass Wolfgang Herrndorf das Lesepublikum nicht mehr auf seine frische innovative Art begeistern kann, es hätte ihm bestimmt auch seine nächsten literarischen Exzesse aus den Händen gerissen! Mit ihm starb ein eigenwilliger und herausragender deutscher Gegenwartsautor.

Joe Borgenicht und Dr. Louis Borgenicht: Baby Betriebsanleitung – Inbetriebnahme, Wartung und Instandhaltung / Modell: Säugling. - Sachbuch -

Noch nie habe ich ein so informatives (Bilder-)Buch gelesen, bei dem ich oftmals herzlich über den Text und nicht zuletzt über die Illustrationen lachen musste. Nicht nur für Eltern der IT-Generation empfehlenswert, weil medizinisches Wissen unterhaltsam im "User-Sprech" vermittelt wird!

James Joyce: Die Toten – The Dead. - Novelle - Mit Nachworten von Richard Ellmann und Eberhard Späth.

Diese Novelle trägt starke autobiographische Züge und zeigt Joyces Verbundenheit mit seiner Familie und seiner Heimat. Lesenswert! Für mich besonders deshalb, weil sie in dieser Ausgabe zweisprachig geschrieben ist und ich mein Englisch mal wieder testen konnte. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich sicher zu weiteren interessanten zweisprachigen Büchern greifen.

Ketil Bjornstad: Vindings Spiel

Eine nette, durchaus lesenswerte Geschichte, in deren Mittelpunkt ein junger Pianist steht, dessen erste Liebe leider tragisch endet. Zudem vermittelt der Autor, der selbst ein Komponist und Jazzpianist ist, vor allem Laien Einblicke in die Klassik- und Konzertwelt und macht so, die eine oder den anderen auf dieses Genre aufmerksam, dass sie bzw. er Lust auf mehr bekommt. Sicher hat Ketil Bjornstedt , so vermute ich, in seinem soliden Roman autobigrafische Erlebnisse aus den 50er bzw. 60er Jahren des letzten Jahrhunderts eingebaut. Mit der literarischen Kunst seines Landsmanns Karl Ove Knausgard kann er allerdings nicht mithalten. Und ich denke das bekümmert zu Recht ihn und seine Leserschaft nicht! Weshalb auch? Denn wie heißt es so schön - jedem das Seine!

Ben Redelings/Sascha Theissen (Hrsg.): Auf Asche – Unwiderstehliche Bolzplatz-Erinnerungen von Alex Formeysen, Frank Goosen, Uli Hesse, Roland Reng u.v.m. - Sachbuch -

Mit diesen "schriftstellerischen" Zuspielen zum Thema Bolzplatz und Amateurfußball etc. kann ich nicht viel anfangen. Teilweise sind sie zu kurz getreten, kommen eher angeeiert als dynamisch daher, sind vor allem im Fußballhimmel schon lange unterwegs, sodass sie nicht aus der Tiefe des Raumes, sondern aus der Mottenkiste diese Ballsports stammen und für mich somit unweigerlich als Fehlpass ins Aus geraten.

Pamela Druckerman: Warum französische Kinder keine Nervensägen sind - Sachbuch -

Die amerikanischen Autorin Druckerman bekommt ihr erstes Kind in Paris und erzählt von ihren Erfahrungen während der Schwangerschaft, bei der Geburt und vor allem von dem Umgang mit Säuglingen bzw. Kindern in ihrem Gastland Frankreich, in dem die medizinische Versorgung, die soziale Betreuung und die anfallenden Kosten dafür, weitreichend vom Staat getragen werden. Was ihr besonders ins Auge sticht sind die relaxten Mütter, die nicht nervenden Säuglinge und kleinen Kinder, die sich schon früh selbstständig beschäftigen können. In ihren (Selbst-)Studien geht sie der Sache auf den Grund und zeigt ihrer Leser(innen)schaft auf, welche gravierendem Unterschiede es in diesem Bereich in ihrer Wahlheimat zu ihrem Heimatland Amerika, aber auch zu Deutschland gibt. Ein lesenswertes Buch das Denkanstöße für eine Erziehung zum Wohle von Kindern und Eltern aufzeigt, die sich vielleicht nicht immer 1 zu 1 im eigenen Land umsetzten lassen, aber durchaus den Betroffenen, beispielsweise

John Williams: Stoner

Auch so ein „Spiegel Besteller“. Von wegen! Es handelt sich um eine belanglose und vorhersehbare Geschichte eines intellektuellen Losers. Der Roman, der bereits 1965 erschien, ist eher einfach als anspruchsvoll geschrieben und spielt vorwiegend an einer Universität im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten von Amerika vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Der Autor gibt seinem Protagonisten, Stoner, keine Chance ein glücklicher Mensch zu werden und lässt ihn, der aus einfachen Verhältnissen stammt, von einer, in die nächste klischeehafte und vorhersehbare Situation geraten, um ihn am Schluss, ach wie dramatisch, an Darmkrebs*) zugrunde zu gehen lassen. *) Das Thema kommt mir irgendwie bekannt vor!

Hubert Schleichert: Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren – Anleitung zum subversiven Denken. - Sachbuch - Höchst aktuell!!!

Eine interessante Lektüre aus dem Bereich der Rhetorik, die der Wiener Professor da verfasst hat. Sie ist eine Anleitung zum subversiven Argumentieren und soll den Fundamentalisten aller Couleur, wie beispielsweise Calvin einer war, auch im 21. Jahrhundert den Wind aus den Segeln nehmen. Wie das funktionieren kann, zeichnet Schleichert u. a. an diversen Aussagen des Aufklärers Voltaire auf, der dem Christentum auf ironisch feingeistige Art begegnete. Allerdings wird es Fundamentalismus solange es Menschen gibt sicher geben, das einzige Mittel dagegen ist für mich Bildung, Bildung und nochmals Bildung!!! Ob das allerdings von den Mächtigen dieser Welt gewollt ist, sei dahin gestellt!

John Steinbeck: Früchte des Zorns (Eine Flutkatastrophe!) - Parallelen zur Gegenwart sind nicht zu übersehen!!! -

Ein „Katastrophenroman“! Erzählt wird die dramatische Geschichte von Wirtschaftsflüchtlingen, die sich in den 1930er in Amerika abgespielt hat. Im Mittelpunkt der Story steht eine Familie, die sich von Oklahoma aus nach Kaliforniern aufmacht, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen, allerdings kommt sie dort vom Regen in die Traufe und verliert am Ende bei einer Flutkatastrophe fast Ihr Leben, die Hoffnung, trotz Ausbeutung, Hunger und Fremdenhass, aber nie. Parallelen zur Gegenwart sind nicht zu übersehen. Nicht zuletzt deshalb ist dieser naturalistische Roman lesenswert bzw. wieder lesenswert!

Als Hörbücher rezipert: Uwe Kolbe: Die Lüge / Jan Weiler: Das Hörbuch der 19 Kostbarkeiten / John Gaskin: Klassische Philosophie

Uwe Kolbe: Die Lüge. Gelesen von Markus Meyer und Joachim Schönfeld. Audio-Verlag Dieser Roman gibt einem in Westdeutschland Geborenen wie mir, tiefe Eindblicke in das System und die Verhältnisse der ehemaligen DDR. Dokumentiert wird in diesem Roman eine Vater-Sohn-Geschichte, die von den Anfängen bis zum Ende der sozialistischen Diktatur spielt. Der Vater ging als überzeugter Gesinnungsgenosse von West nach Ost, um als glühender Antifaschist nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs einen neuen Staat, frei von der Vergangenheit aufzubauen und trat dazu in die Einheitspartei ein, um schließlich auch für "die Firma" sprich die Stasi zu arbeiten. Sein erstgeborener Sohn, eines seiner vielen Kinder, die er mit verschiedenen Frauen zeugte, tat es ihm mehr oder weniger nach. Jedenfalls nutze er, ein talentierter Komponist, die Verbindungen seines Vaters, um seine Karriere zu starten und einige Furore im Musiksystem des Oststaates zu machen. Außerdem trat der Filius, se

Jean-Jacques Rousseau: Die Bekenntnisse

Auch in diesem Roman, der als eine Mischung aus Anklage und Beichte daher kommt, werden Sexuelles und zwischenmenschliche Beziehungen nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern auch zwischen Rousseau und seinen Gegnern aus der Retrospektive thematisiert. Er ist ebenso wie Millers Werk ein Spiegelbild der jeweiligen Zeit, und nicht nur deshalb, sind beide bis heute nach wie vor lesenswert.

Henry Miller: Wendekreis des Krebses

Dieser Roman ist eine Mischung aus Millers sexuellem Erlebnisbericht und seinen Gedanken an seine Heimat Amerika in seinen Pariser Jahren zwischen 1930 und 1932. Intellekt und Trieb stellen in diesem großartig geschriebenen Werk gegensätzliche Pole dar. Insgesamt vermittelt Miller so ein zum Glück inzwischen eher antiquiertes Geschlechtsbild, in dem die Frau auf ein Objekt der männlichen Lust reduziert wird, und Prostitution und Ausbeutung geradezu idealisiert werden.

Als Hörbücher rezipert: Rolf Dobelli: Die Kunst des Klaren Denkens / Mia Morgowski: Kein Sex ist auch keine Lösung / Heiner Uber: All you need is Laugh

Rolf Dobelli: Die Kunst des Klaren Denkens: 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen. In unserm Hirn steckt immer noch der Jäger und Sammler, der auf seine Sippe angewiesen ist, deshalb fällt es uns schwer, rationale Entscheidungen zu treffen, die die Gefahr in sich bergen, aus dem Klan ausgeschlossen zu werden. Wer aber eiskalt und skrupelos denkt, und das lässt sich (leider) lernen, kann nach Dobellis Anweisungen erfolgreich werden, aber ob er deshalb auch wirklich glücklich wird, ist eine andere Frage. Wer mit kritischen Ohren lauscht, erfährt einiges darüber, wie Gewinnstreben, Kapitalismus und Erfolg funktionieren. Aber ob, das ein Mensch wirklich für erstrebenswert erachtet, bleibt ihm selbst überlassen. Für mich kommt der Schweizer Autor Dobelli als Schlaumeier und Naseweis daher. Solche Typen fand ich noch nie sonderlich toll!   Mia Morgowski: Kein Sex ist auch keine Lösung. Gelesen von Thomas M. Held. Audio media verlag Als Buch würde ich solch einen Te

Saul Bellow: Mann in der Schwebe

Ein wunderbarer Roman in Tagebuchform, in dem ein junger Mann kurz vor seiner Einberufung zum Militärdienst Mitte der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts auf der Suche nach seinem Ich ist und dabei seine Balance zur Welt verliert. Als Leser spürt man mit jedem Satz, wie sich der verheiratete junge Mann Stück für Stück um seinen Platz im Leben bringt. Das geschieht vor allem durch seine permanenten Grübeleien, die mit harten Urteilen über seine Mitmenschen, sowie durch körperliche Gewalt gegen diese, einhergehen. Warnung: In depressiver Fassung sollte man diesen Roman, der zur Weltliteratur zählt, eher nicht lesen!

Judith Schalansky: Der Hals der Giraffe – Bildungsroman

Ein Bildungsroman, der in Stil und Art aus der Art schlägt! Im Mittelpunkt der Erzählung steht die Gymnasiallehrerin Lohmark aus Mecklenburg-Vorpommern, die ihre Abiturschüler mit einer schonungslosen darwinistischen Sichtweise bewertet und aussortiert. In Stil und Form ist dieser Roman erschreckend und aufklärend zugleich. Insgesamt ist Frau Schalanskys zweiter literarischer Erguss lesenswert. Aber Vorsicht, leicht verdaulich ist er nicht!

Imre Kertész, Peter Esterházy: Eine Geschichte - Zwei Geschichten

Imre Kertész erzählt in seiner kleinen Novelle von einer Bahnfahrt, bei der er in eine Auseinandersetzung mit einem Zollbeamten geriet. Für Kertész verkörpert dieser einen repressiven Staat, in dem dessen Bürger unfrei sind und trotz politischer Veränderungen unfrei bleiben werden, weil die Menschen es seit Generationen gewohnt sind, unterdrückt zu werden und aufgrund dieser Tatsache, mit dem Zustand der Freiheit nichts anzufangen wissen. Peter Esterházy geht in seiner Geschichte auf die Ausführungen seines Kollegen Kertész ein und erklärt, dass die Tatsache unterdrückt zu werden, eine Furcht in sich birgt, die auch ihm bekannt sei. Weiter schreibt er: „… fürchten kann man sich nicht von Fall zu Fall, fürchten kann man sich nur immer fort." So wird es sein! Und Bezüge zur aktuellen Gegenwart sind mit Blick auf einige europäische Länder nicht zu übersehen!

Pfarrer Josef Schmidt: Die Deutschböhmen im Banat – Ein Heimatbuch um die Jahrhundertwende – Wiederveröffentlichung anlässlich der 175 jährigen Feier der Gründung des deutsch-böhmischen Ortes Wolfsberg im Banater Bergland - Sachbuch -

In dieser geschichtlichen Aufzeichnung geht es um so "genannte" Wirtschaftsflüchtlinge!  Eine lokale Geschichtsschreibung um 1930. Aufgezeigt wird das Leben der Deutsch-Böhmen die von der K u. K-Monarchie als Einwanderer um 1820 mit nicht eingehaltenen Versprechungen in die Region des Banats, damals Ungarn, heute Rumänien, gelockt wurden. Was diese interessanten und historischen Aufzeichnungen zeigen, ist, dass es schon immer so "genannte" Wirtschaftsflüchtlinge gab und nicht wenige mit deutschen Wurzeln. Nur scheinen viele Deutsche, aber auch die inzwischen zurückgekehrten Vorfahren, u. a. die sogenannten Spätaussiedler, das in Bezug auf andere Völker, die heute aus ähnlichen und anderen Gründen in Deutschland und der EU um Einlass bitten, vergessen zu haben. Ist es wirklich so schwer aus Geschichte zulernen, vor allem aber endlich zu begreifen, dass wir alle Menschen sind?

Max Frisch: Die Chinesische Mauer. Eine Farce (Version Paris, 1972) - Abschottung durch eine Mauer, das klingt gerade, Anfang 2019, verdammt aktuell!!!

Leider hat diese Farce bis heute ihre Daseinsberichtigung! In ihr steht der Baus der Chinesischen Mauer im Mittelpunkt. Mit ihr will sich der absolutistisch herrschende chinesische Kaiser abschotten! Das klingt gerade, Anfang 2019, verdammt aktuell!!! Wie lange muss sich Geschichte noch wiederholen, dass „Herrscher“ endlich begreifen, dass ein Zusammenleben nur friedlich funktioniert! Siehe auch Neil Mac Gregor: Deutschland – Erinnerungen einer Nation!

Neil Mac Gregor: Deutschland – Erinnerungen einer Nation - Sachbuch -

Der britischer Kunsthistoriker und Direktor des British Museums wirft als Außenstehender einen Blick auf unsere bunte und zum Teil mosaikhafte politische Geschichte und vermittelt uns Deutschen mit seiner neutralen Sichtweise einen Blick auf uns und unsere Nation, wobei er an der ein oder anderen Stelle zwangsläufig auch die Österreicher nicht ausspart. Insgesamt bietet seine 500 Jahre umfassende deutsche bzw. europäische Kultutrgeschichte dem Leser das ein oder andere Déjà-vu-Erlebnis. Darüber hinaus zeigt sie, wie leicht sich Geschichte, und damit auch immer wieder Tragödien, wiederholen können, wenn man nichts aus ihnen lernt bzw. in altes Freund- und Feinddenken sowie Nationalismen zurückfällt. Wie immer werden wahrscheinlich diese leicht zu verstehenden und eingehenden Erläuterungen nur die Menschen lesen, die sich sowieso immer schon mit deutscher Geschichte und ihrer oft grausamen Vergangenheit, die vor allem auch in seinen Kleinstaaten auftrat, eher kritisch befas

Prof. Dr. med. Richard Béliveau, Dr. Med. Denis Gingras: Der Tod – Das letzte Geheimnis des Lebens. Daten, Fakten, Unerklärliches - Sachbuch -

Dieses mit Bildern und ergänzenden Erläuterungen versehene Sachbuch zeigt eine interessante, aber auch wissenschaftliche Bilickweise auf das Thema und kommt dabei ganz ohne religiöse und moralische Wertungen aus. Selbst die Medizin wird vor allem im Kapitel über den Krebs kritisch betrachtet. Jeder der sich, weshalb auch immer, mit den heiklen aber unausweichlichen Themen Tod und körperlicher Verfall beschäftigen will, hat die Chance durch die Auseinandersetzung mit diesem Buch neue Blickweisen auf diese Problematik zu erlangen, die uns zunächt mittel- bzw. später unmittelbar alle einmal treffen wird. Ich für meine Person kann die eher ernüchternden Analysen sehr gut nachvollziehen und denke, dass, wenn ich selbst unmittelbar betroffen bin, sie mir von Nutzen sein werden, um mich dem Unausweichlichen - dem Tod - angstfrei zu stellen!

J.R.R. Tolkin: König Arthus Untergang

Neben der Edda und dem Nibelungenlied ist die König Arthussage, eine der bekanntesten. Tolkien hat sie inhaltlich und sprachlich in gewohnter Manier als Gedicht verfasst. Aus dem Nachlass seines Vaters gab Christopher Tolkien dieses Werk heraus. Neben der hervorragenden deutschen Übersetzung von Hans-Ulrich Möhring ist in dieser Ausgabe auch der englische Originaltext sowie die Entstehung dieses Werks zu finden! Für Tolkienfans und Liebhaber schöner Poetik ist dieses Buch sehr empfehlenswert. Ich lieh es mir aus meiner Gemeindebücherei aus.

Daphne Du Maurier: Rebecca

Ein auch noch heute unterhaltsamer und gut geschriebener Klassiker, in dem sich eine junge Frau mit dem Rätsel Rebecca, der Vorgängerin ihres Mannes, auseinandersetzen muss, die beim Segeln "vom Winde verweht" wurde. Folglich geht es in diesem Roman um Liebe, Eifersucht, Hass und Rache. Kein Wunder, dass ihn einst Alfred Hitchcock verfilmte! 

Henry David Thoreau: Walden Ein Leben mit der Natur

Neuengland 1845! Ein Dichter geht ab in die Büsche, sprich in die Natur, um dort für zwei Jahre zu leben. Er schildert in literarischer Form und anschaulicher Art seine Erlebnisse am Waldensee in Massachusetts, wo er Kontakt zu Flora und Fauna sucht. Zudem reflektiert er sein Dasein und das seiner Mitmenschen. Er ist erstaunt über den so genannten Fortschritt, z. B. den Bau von Eisenbahnen, und steht ihm kritisch gegenüber. Was würde der gute Mann erst heute sagen? Besonders interessant finde ich die Passagen in denen er mit seinen Zeitgenossen ins Gericht geht, vor allem mit den schlichten Gemütern, die nur an der Oberfläche leben, denen jeglicher Tiefgang fehlt und die im Grunde nur wie Frösche in Tümpeln quaken. Entsetzlich ist, dass diese Quäkerei in unserem Zeitalter von Fernsehen, Internet und Co. leider ein Dauerzustand ist! Der Autor empfiehlt beispielsweise Bücher zur Auffrischung des Geistes und rezitiert an der einen oder anderen Stelle aus einigen. Wobei er, s

Paolo Giordano: Schwarz und Silber

Dem Autor gelang mit „Die Einsamkeit der Primzahlen“ ein Bestseller! Dieser Roman, in dem ein „verkopfter“ Ich-Erzähler von seiner Frau, von seinem Sohn und vom Krebstod der Kinderfrau desselbigen erzählt, ist nicht wirklich prickelnd! Mit dem Tod des guten Geistes des Hauses stellt der Protagonist dieser Familiengeschichte fest, dass ihm und den Seinen etwas Elementares fehlt, nämlich „der Kitt“ der alles zusammen hielt. In dieser Giordanogeschichte steht der Vater des Hauses für Einsamkeit, auch wenn er es erst sehr spät merkt!

Leben des Benvenuto Cellini. Autobiographie - Übersetzt von Goethe mit einem Anhang und einem Nachwort von Harald Keller

Der filigran arbeitende italienische Goldschmied, der zur Zeit der Renaissance sein Handwerk ausübte, versuchte sich auch erfolgreich als Bildhauer und Skulpturengießer und wurde dafür von seinen adligen Auftraggebern mehr oder weniger gut belohnt. Allerdings stand Cellini bei seinen zahlreichen Projekten und Abenteuern oftmals sein aufbrausendes Naturell sowie seine mangelnde Unterwürfigkeit seinen Protegés gegenüber im Wege, was dazu führte, dass er zahlreiche Aufenthalte, in gruseligen Kerkern und schaurigen Verliesen verbringen musste, die ihn das eine oder andere Mal an den Rand des Todes führten. Beschweren konnte er sich über diese Behandlung im Grunde genommen nicht, weil er den einen oder anderen Widersacher in seiner Raserei mit seinem Degen tötete. Allerdings kam auch er bei Auseinandersetzungen mit ihnen, des Öfteren nur sehr knapp mit seinem Leben davon, einmal hätte man ihn sogar fast vergiftet. Neben Cellinis Aufzeichnungen sind aber auch der Anhang und da

Wolfgang Büscher: Berlin-Moskau – Eine Reise zu Fuß

Zu Fuß nach Moskau ist ein Weg auf blutigen und verstrahlten Pfaden der Geschichte, der einen Einblick in das Leben und die Seelen der Menschen gibt, den Wolfgang Büscher so meisterlich festhält, dass es ihm gelingt, seinen Lesern neben dem Informativen auch einen unvergesslichen Lesegenuss zu bereiten. Dieses Buch war ein famoser Tipp meiner Frau!

Jon Krakauer: In die Wildnis

Weshalb gehen Menschen in die Wildnis? Man könnte meinen um die Natur zu erleben. Das trifft sicherlich für viele zu, aber es gibt auch solche, wie den jungen Christopher Johnson McCandless, der aus einem reichen Vorort von Washington, D.C. stammte und 1992 in Alaska umkam. Er wollte offensichtlich seiner Familie und dem Konflikt mit seinem Vater entkommen bzw. ihm davon laufen. Und so führte sein Weg, den Jo Krakauer wunderbar recherchiert hat, in die Einsamkeit bzw. in den Tod. Fazit: Eine spannende und fesselnde und vor allem traurige Geschichte, die aber trotz aller Tragik Lust auf kleine oder große Abenteuer in der Wildnis macht, wenn man aus ihr die richtigen Lehren zieht. Empfehlenswert!

Thomas Hettche: Pfaueninsel

In dieser seichten an den Haaren herbeigezogenen Geschichte, in deren Mittelpunkt eine kleinwüchsige Frau steht, die auf der Pfaueninsel im Wannsee nachweislich im 19. Jahrhundert gelebt hat, findet sich Geplänkel und geschraubtes Geschwafel gespickt mit Mord und Todschlag. Sicher hätte man aus den historischen Vorgaben eine sehr viel interessante Story machen können, als Thomas Hettche. Zur Zeit von Königin Luise, war die Insel bereits ein beliebter Aufenthalt der preußischen Könige und nach und nach wurde sie durch Friedrich Wilhelm III. ein Tummelplatz für exotische Tiere, so zählte man im Jahr 1832 etwa 847 von ihnen. Diese Begebenheiten könnten wirklich ein prima Stoff für eine tolle Geschichte sein, aber leider hat sie dr Autor für mein Dafürhalten in den Wannseesand gesetzt, weil er inhaltlich zuviel hineingepackt bzw. hineinfantasiert hat und vor allem unbedingt literarisch als Schriftsteller glänzen wollte, und gerade dieser Versuch, ist für mich gründlich in die

Ben Aaronovitch: Fingerhut-Sommer - Kriminalroman -

Auf diesen Roman stieß ich in meiner Gemeindebücherei, er prangte dort an einem Ständer. Ich dachte mir, nachdem ich kurz einige Angaben las, das könnte das richtige Buch für deinen Urlaub sein. Und ich irrte mich nicht! Es ist eine Mischung aus realem Krimi und unerklärbarer Magie, in die der Autor seine Leser und -innen führt. Im Mittelpunkt steht der Kommissar Peter Grant. Er ist für magische bzw. mystische Fälle, denen nicht allein durch Ratio beizukommen ist, bei Scotland Yard zuständig. Die Geschichte, in der zwei Mädchen vermisst werden und die quasi unvermittelt wieder auftauchen, spielt auf dem englischen Land. Merkwürdige und zwiespältige Charaktere tauchen auf. Der Autor lässt seinen Leser, wenn er sich darauf einlässt, zusammen mit dem Ermittler und einer offensichtlich auf allen Gebieten unwiderstehlichen Nixe, in die Gewässer eines mystischen Flusses eintauchen, um ihm eine Märchenwelt zu eröffnen, in der Dinge geschehen, die rational nicht für möglich erach

Margaret Mitchell: Vom Winde verweht

Was in dieser Story aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts Amerikas aufgezeigt wird ist Folgendes: 1. Fundamentaler Rassismus in Form von Sklaverei in den Südstaaten Amerikas. 2. Der amerikanische Bürgerkrieg, der von 1861 bis 1865 tobte. 3. Ein einfach „gestricktes“ Frauenbild. Wobei man verstehen muss, dass Frauen aus gut situierten Schichten in der damaligen Zeit vor allem auf Handarbeit und Wohltätigkeit reduziert wurden. 4. Frauen wurden als gesellschaftsfähig definiert, wenn sie erstens früh vom „Richtigen“, also standesgemäß, geheiratet wurden und sich zudem als gebärfähig erwiesen. Dieses war allerdings nicht immer einfach, da bei Geburten die Sterberate recht hoch war. 5. Frau kann auch anders! Nämlich in Form der eigensinnigen und gut aussehenden, irischstämmigen Scarlett O’Hara, die Papas Liebling ist und zudem seinen Starsinn erbte. Das zeigt sich vor allem darin, dass sie über viele, viele Jahre einen Mann liebt, der ihre Liebe nicht erwidert. Aber demjenigen, der

Gabriele Hoffmann: Heinrich Böll – Eine Biographie –

Diese Biografie, die dem Menschen Heinrich Böll sehr nahe kommt, gefiel mir sehr gut, denn sie enthüllte für mich viel Neues über den Autor. Besonders seine so genannte „Fahnenflucht“ aus der Wehrmacht, verbunden mit krankmachender Selbstmedikation, hat mich sehr beeindruckt! Als Kind bzw. Jugendlicher hörte ich von den Erwachsenen ständig dieselbe Ausrede: „Wir konnten ja nichts gegen Hitler und den Krieg machen“. Diese Aussage wird wieder einmal ad absurdum geführt!!! In diesem Fall durch den sehr stark vom Ur-Katholizismus geprägten Humanisten Böll. Zudem hat mich sein Auftreten in den spießigen und reaktionären 50er und 60er Jahren, in denen er nicht selten angefeindet wurde, sehr imponiert. Das gilt später ebenso für seinen Einsatz gegen die Stationierung der Pershingraketen. Als herausragenden Autor würde ich ihn allerdings nicht bezeichnen, er war eher der Schriftsteller, der mit seinen Romanen und Erzählungen den Finger in die Wunde des Zeitgeistes des Wirtschafts

Luciano De Cresceno: Alles fließt, sagt Heraklit – Sachbuch –

De Crescenos Ausführungen sind allgemeinverständlich geschrieben. Ob sie Heraklit gerecht werden, scheint mir eher zweifelhaft. Ebenso empfinde ich seine Interpretationen bezüglich dieses vorsokratischen Philosophen, der auch der Dunkle genannt wird, gewagt und oberflächlich. Heraklits Werk, das uns nur fragmentarisch vorliegt, wird wahrscheinlich auch in der Zukunft ein Rätsel bleiben und somit weiterhin Tür und Tor für "Spekulatius" bzw. Spekulationen weit aufreißen. Aber seiner Erkenntnis, auf die er sozusagen ein Urheberrecht hat, nämlich dass alles fließt - ob nun durch Tür und Tor oder sonst wo hindurch - schließe ich mich gerne an. Zudem zeigt er, für mich auf, dass geistiger Stillstand, in der der Mensch nicht mehr selbstständig denkt, sondern sich nur von seinen Emotionen leiten lässt, unweigerlich in die Selbstaufgabe führt. An einer anderern Stelle sagt er, dass die Menschen dumm seien, wenn sie so handeln, bzw. so handeln als ob sie Lemminge wären!

Mikael Niemi: Populärmusik aus Vittula

Eine wunderbar lebendig geschriebene Geschichte aus einer nicht immer unbeschwerten Kindheit, die in den 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts an der schwedisch-finnischen Grenze, etwa 100 Kilometer nördlich des Polarkreises, spielt. Die Kälte, die sich an diesem Ort fast das ganze Jahr über findet und sich auf das Leben der Menschen niederschlägt, was nicht verwundert, ist an manchen Stellen körperlich spürbar. Sie wird aber immer wieder schnell durch eine Art von schwarzem Humor und kindlicher Lebensfreude vertrieben. Diese wunderbare Story wurde 2004 verfilmt. Fazit: Nicht nur als Lesestoff an heißen Sommertagen zu empfehlen!

Karl Georg Valentin Rost: 1847 – Ein Münchner Studentenleben in aufregenden Zeiten / Tagebuch 1847-1849. Herausgeber Ernst Dopfer, Transkription: Anke und Ulrich Geier

Gefunden wurden diese Aufzeichnungen eines Jurastudenten vor mehr als 30 Jahren auf einer bayrischen Müllhalde und erst viel später aus der Altdeutschen Schrift übertragen. Im Mittelpunkt dieses Tagebuchs steht die Geschichte von Ludwig I. und Lola Montez, die bekanntlich in der Öffentlichkeit viel Aufsehen erregte und zu der Abdankung Ludwig I. führte. Hier wird sie aus der Sicht eines jungen Münchner Bürgers, ein gebürtiger Franke, sozusagen mit „der Stimme des Volkes“ lebendig erzählt. Nebenbei erfährt man viel über das damalige Leben in München, besonders über das der Studenten, die sich nicht selten interne aber auch politische Scharmützel mit der staatlichen Ordnung lieferten. Mit der sogenannten Münchener Gemütlichkeit - man denke an die vielen Wirtshäuser, die es damals noch gab, und in denen ausschweifend gezecht und gesungen wurde, war es aber nicht immer so weit her - wurden doch erste Anzeichen von Demokratisierungstendenzen durch das Aufbegehren gegen den Kön

Frank Goosen: Pokorny lacht

Leichte locker geschriebene Unterhaltung, die im Ruhrgebiet spielt, wie sollte es bei Frank Goosen anders sein! Erzählt wird die Story von zwei Jungen, Friedrich und Thomas, die ihr Außenseiterschicksal miteinander vereint. Was die Freundschaft zusätzlich verbindet ist der alte Caddy - Achtung Klischee! -, der im Zwinger des Schrottplatzes von Thomas Vater steht. Was die Freundschaft trennt ist, wie kann es bei Männern anders sein, selbstredend eine Frau, - Achtung Klischee! - an deren Tod die zwei Kumpels nicht ganz unschuldig sind. Sie gehen getrennte Wege, der eine den eines „Bänker“ und der andere, den eines Alleinunterhalters. Ein Wiedersehen gibt es auch, aber das verläuft ganz anders als erwartet. Und wer spielt bei dieser Begegnung wieder eine Rolle? Richtig, eine Frau!!!

Roger Willemsen: Kleine Lichter

Erzählt wird von der Liebe, auch von der körperlichen. Es wird nicht nur erzählt, sondern philosophiert, theoretisiert, ja seziert. Wie sollte es bei einem Intellektuellen wie Roger Willemsen (* 15. August 1955; † 7. Februar 2016) es gewesen ist anders sein. Willemsen geht der Liebe in der Rolle des anderen Geschlechtes auf den Grund. (Er nimmt also die Position der Frau ein!) Dabei kam mir der Eindruck, dass die Liebe und mit ihr die Sexualität quasi ausgezuzelt bzw. ausgesaugt wird. Zudem werden Fragen zur Liebe gestellt und auch zum Teil beantwortet, auf die man vielleicht gar nicht selbst gekommen wäre. Die Protagonistin nimmt Kassetten für ihren Freund Rashid auf, der seit sechs Monaten in einem Krankenhaus im Koma liegt, um die gemeinsame Zeit mit ihm verbal auferstehen zulassen. Gedanke für Gedanke entsteht, alle ranken sich um das alle Menschen bewegendes Thema. Für mich sind sie größtenteils treffende, geistreich-witzige Bemerkungen, somit gelungene Bonmots. Zude

Gregor von Rezzoni (1914-1998) Ödipus siegt bei Stalingrad und Ein Hermelin in Tschernopol. Ein maghrebinischer Roman.

Ich las diesen Autor, der in den 50.er Jahren - also vor meiner (Lese-)Zeit - en vogue war, sozusagen im Doppelpack: - Ödipus siegt bei Stalingrad Es geht es um das Leben in Berlin nach den Kriegsjahren, in dem die Menschen und vor allem auch der (osteuropäische) Landadel wieder Fuß fassen will. Dieses geschieht vor allem in einer Schein- und Halbwelt, in der alkoholische und sexuelle Ausschweifungen - Mann und Frau hatten offensichtlich Nachholbedarf - scheinbar an der Tagesordnung waren. Rezzoni, der mit seiner humanistischen Bildung protzt, ist ansonsten ein sehr guter Beobachter und Erzähler, sodass es ihm gelingt, eine interessante Milieustudie der Zeit und das sich im Schwebezustand befindlichen Berlin seinem Leser näher zu bringen. Zudem spricht er den Leser als eine Art ständigen Begleiter bzw. Stadtführer immer wieder persönlich an. Dieses Verfahren ist für mich ein positives Stilmittel, das der Erzählung gut tut. Allerdings ist der Romantitel sehr verwirrend un

Alice Munro: Der Traum meiner Mutter – Erzählungen

Wunderbar verwobene Erzählungen, die Frauenschicksale erzählen. Ich bin nicht unbedingt Fan eines Erzählbandes, aber dieser ist wirklich großartig! 2013 erhielt die kanadische Autorin sehr verdient den Nobelpreis für Literatur, obwohl ihr Werk hauptsächlich Kurzgeschichten umfasst, inzwischen sind es mehr als 150. Nicht nur für Frauenversteher, sondern auch für die restliche Männerwelt absolut lesenswert!

Stendahl: Rot und Schwarz

Dieses Werk ist für mich kein Roman, den man unbedingt gelesen haben muss, obwohl er für viele zur Weltliteratur zählt. Es ist sehr ausschweifend und manchmal eher umständlich geschrieben. Man spürt: Da wollte jemand seinen Zeitgenossen und Lesern unbedingt etwas klar machen! Etwa wie das Leben so bzw. mit einem spielt? Das haben allerdings für mich schon viele andere Autoren vor und nach Stendahl viel besser gemacht. Übrigens war Stendahl nur sein Pseudonym, richtig hieß er Marie-Henri Beyle.

William Shakespeare: König Lear - Drama - / In der Übersetzung von Erich Fried

Das Böse ist zum Greifen nah! Diese Tragödie ist höchst dramatisch und grausam: Zunächst verliert Lear den Verstand, dann das Leben. Der Leser aber sollte nicht seinen Kopf verlieren, um das Böse zu erkennen, das überall steckt. Vielleicht auch in ihm selbst, denn von der Vernunft bis zum Wahnsinn ist es oftmals gar nicht so weit. Siehe König Lear!

Uwe Tellkamp: Der Eisvogel

Ein Mörder erklärt, weshalb er töten musste! Dieser Roman ist ein intelligenter Thriller für Anspruchsvolle, in dem philosophischer Tiefsinn mit literarischem Können gepaart sind. Der ostdeutsche Autor und Arzt schrieb ihn vor seinem sehr bekannten Werk "Der Turm", für den er 2008 den Deutschen Buchpreis erhielt.

Emerenz Meier: Wilde Balsamien – Gedichte und Erzählungen

Naive Naturromantik als Spiegel der nicht wirklich guten alten Zeit um 1900 im bayrischen Wald. Gelungene „Sozialstudie“ bei der die Autorin die Autoritäten der katholischen Kirche scharf kritisiert. Auch Emrenz Meiers Biografie ist für die Region, in der sie aufwuchs und die damalige Zeit nicht untypisch: 1874 wurde sie in Schiefweg bei Waldkirchen geborenen. Gestorben ist sie am 28. Februar 1928 im Alter von 53 Jahren in Chicago.

Cees Nooteboom: Allerseelen und Rituale

An diesem Autor gibt es für Literaturliebhaber kein vorbeikommen! Beide Romane, der zweitgenannte, war sein Erstling, sind informativ, tief schürfend und bewegend. Erstaunlicherweise ist dieser Autor in Deutschland angesagter, als in seiner Heimat den Niederlanden. Vielleicht deshalb, weil er den deutschen (analytischen) Nerv trifft? Das könnte schon sein ...

Ian McEwan: Der Zementgarten

Eine dramatische Geschichte aus England, spannend und fesselnd zugleich! Geschrieben wurde sie 1978. In ihrem Mittelpunkt stehen eine sechsköpfige Familie einer Vorortsiedlung und ihr Garten, in dem sehr viel Zement liegt, um seine Pflege leichter in den Griff zu bekommen. Aber der Zement bleibt nicht da, wo er ist!

Patrick Modiano: Damit du dich im Viertel nicht verirrst

Modiano zu lesen, ist für mich fast zu einer Sucht geworden! Auf seinen Spaziergängen durch Paris, die man quasi abgehen könnte, begegnet er in seinen Erinnerungen Menschen und vergangene Ereignisse, die wie Puzzleteile Leben und Epochen zusammensetzen, wobei Details oft im Dunkeln bleiben; allerdings Fragen nach Vergessen, Schuld und Identität immer wieder auftauchen. Und genau dieses Konglomerat muss es sein, das mich an Modianos Geschichten süchtig macht.

Josef Winckler: Der tolle Blomberg - Ein westfälischer Schelmenroman -

Der Roman, der in meiner Heimat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielt, ist teilweise in Platt (Niederdeutsch) geschrieben. Einige Wörter und Begriffe waren mir, obwohl ich mit Hochdeutsch aufgewachsen bin, aber durchaus geläufig, z.B. durch meine Großmutter mütterlicherseits. Durch sie wurde ich auch als 10-Jähriger auf die Verwandtschaft des Niederdeutschen mit dem Englischen aufmerksam! Zwischen dem münsterländer und dem ostwestfälischen Platt gibt es aber einige Nouncen. Einflussreich auf die Sprache der Einwohner dieser Regionen, wie auf vieles Andere, war selbstverständlich die „Franzosenzeit“ zwischen 1792 und 1815. Die historische Vorlage für die Hauptfigur des Romans „Der tolle Blomberg“, der u. a. mit Hans Albers 1957 verfilmt wurde, war Gisbert von Romberg (1839-1897). Er wurde auf Schloss Buldern bei Münster geboren und war Mitglied eines alten protestantisches Adelsgeschlechts aus der Grafschaft Mark, die ein Territorium des Heiligen Römischen R

Husch Josten: Hier sind Drachen

Eine hochaktuelle, intelligenter und gut geschriebene Story zum Thema Terrorismus. Im Mittelpunkt der Erzählung steht die Journalistin Caren. Sie und die weiteren Passagiere eines Flugzeuges werden in Heathrow im Herbst 2015 an ihrem Flug nach Paris gehindert. Es gab eine Bombendrohung. Die Protagonistin gerät mit einem älteren Mann, den sie Wittengenstein nennt, ins … Richtig! Am Ende dieser Story ist für Caren nichts mehr, wie es war. Eingehend und ausführlich betrachtet die Autorin Husch Josten, die selbst u. a. als Journalistin gearbeitet hat, die Aspekte Zufall, Schicksal und Bestimmung. Nicht zuletzt aus diesem Grund, ist dieser eher kurz ausgefallene Roman empfehlenswert!