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Imre Kertész, Peter Esterházy: Eine Geschichte - Zwei Geschichten

Imre Kertész erzählt in seiner kleinen Novelle von einer Bahnfahrt, bei der er in eine Auseinandersetzung mit einem Zollbeamten geriet. Für Kertész verkörpert dieser einen repressiven Staat, in dem dessen Bürger unfrei sind und trotz politischer Veränderungen unfrei bleiben werden, weil die Menschen es seit Generationen gewohnt sind, unterdrückt zu werden und aufgrund dieser Tatsache, mit dem Zustand der Freiheit nichts anzufangen wissen. Peter Esterházy geht in seiner Geschichte auf die Ausführungen seines Kollegen Kertész ein und erklärt, dass die Tatsache unterdrückt zu werden, eine Furcht in sich birgt, die auch ihm bekannt sei. Weiter schreibt er: „… fürchten kann man sich nicht von Fall zu Fall, fürchten kann man sich nur immer fort." So wird es sein! Und Bezüge zur aktuellen Gegenwart sind mit Blick auf einige europäische Länder nicht zu übersehen!

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!