Imre Kertész erzählt in seiner kleinen Novelle von einer Bahnfahrt,
bei der er in eine Auseinandersetzung mit einem Zollbeamten geriet. Für
Kertész verkörpert dieser einen repressiven Staat, in dem dessen Bürger
unfrei sind und trotz politischer Veränderungen unfrei bleiben werden,
weil die Menschen es seit Generationen gewohnt sind, unterdrückt zu
werden und aufgrund dieser Tatsache, mit dem Zustand der Freiheit nichts
anzufangen wissen. Peter Esterházy geht in seiner Geschichte auf die
Ausführungen seines Kollegen Kertész ein und erklärt, dass die Tatsache
unterdrückt zu werden, eine Furcht in sich birgt, die auch ihm bekannt
sei. Weiter schreibt er: „… fürchten kann man sich nicht von Fall zu
Fall, fürchten kann man sich nur immer fort." So wird es sein! Und
Bezüge zur aktuellen Gegenwart sind mit Blick auf einige europäische
Länder nicht zu übersehen!
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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