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Luciano De Cresceno: Alles fließt, sagt Heraklit – Sachbuch –

De Crescenos Ausführungen sind allgemeinverständlich geschrieben. Ob sie Heraklit gerecht werden, scheint mir eher zweifelhaft. Ebenso empfinde ich seine Interpretationen bezüglich dieses vorsokratischen Philosophen, der auch der Dunkle genannt wird, gewagt und oberflächlich. Heraklits Werk, das uns nur fragmentarisch vorliegt, wird wahrscheinlich auch in der Zukunft ein Rätsel bleiben und somit weiterhin Tür und Tor für "Spekulatius" bzw. Spekulationen weit aufreißen. Aber seiner Erkenntnis, auf die er sozusagen ein Urheberrecht hat, nämlich dass alles fließt - ob nun durch Tür und Tor oder sonst wo hindurch - schließe ich mich gerne an. Zudem zeigt er, für mich auf, dass geistiger Stillstand, in der der Mensch nicht mehr selbstständig denkt, sondern sich nur von seinen Emotionen leiten lässt, unweigerlich in die Selbstaufgabe führt. An einer anderern Stelle sagt er, dass die Menschen dumm seien, wenn sie so handeln, bzw. so handeln als ob sie Lemminge wären! Das Resultat ist: Der Mensch lebt quasi nicht mehr, sondern er wird nur gelebt. Und das Schlimme ist, dass ihm dieser Zustands nicht bewusst wirdt, sondern er denkt, als freier mündiger Bürger zu handeln, und nicht zuletzt deshalb, weil er spürt, dass die große Masse genau so tickt wie er. Leider tritt dieses Phänomen in unserer Zeit verstärkt auf und wird von Populisten aller Couleur ausgenutzt! Siehe Afd, Wagenknecht, Seehofer & Co.! Wo es hinführt hat man beispielsweise am Berixt gesehen. Und wo es noch hinführen kann, werden wir sehen ... Ich ahne jedenfalls nichts Gutes!

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

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Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!