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Luciano De Cresceno: Alles fließt, sagt Heraklit – Sachbuch –

De Crescenos Ausführungen sind allgemeinverständlich geschrieben. Ob sie Heraklit gerecht werden, scheint mir eher zweifelhaft. Ebenso empfinde ich seine Interpretationen bezüglich dieses vorsokratischen Philosophen, der auch der Dunkle genannt wird, gewagt und oberflächlich. Heraklits Werk, das uns nur fragmentarisch vorliegt, wird wahrscheinlich auch in der Zukunft ein Rätsel bleiben und somit weiterhin Tür und Tor für "Spekulatius" bzw. Spekulationen weit aufreißen. Aber seiner Erkenntnis, auf die er sozusagen ein Urheberrecht hat, nämlich dass alles fließt - ob nun durch Tür und Tor oder sonst wo hindurch - schließe ich mich gerne an. Zudem zeigt er, für mich auf, dass geistiger Stillstand, in der der Mensch nicht mehr selbstständig denkt, sondern sich nur von seinen Emotionen leiten lässt, unweigerlich in die Selbstaufgabe führt. An einer anderern Stelle sagt er, dass die Menschen dumm seien, wenn sie so handeln, bzw. so handeln als ob sie Lemminge wären! Das Resultat ist: Der Mensch lebt quasi nicht mehr, sondern er wird nur gelebt. Und das Schlimme ist, dass ihm dieser Zustands nicht bewusst wirdt, sondern er denkt, als freier mündiger Bürger zu handeln, und nicht zuletzt deshalb, weil er spürt, dass die große Masse genau so tickt wie er. Leider tritt dieses Phänomen in unserer Zeit verstärkt auf und wird von Populisten aller Couleur ausgenutzt! Siehe Afd, Wagenknecht, Seehofer & Co.! Wo es hinführt hat man beispielsweise am Berixt gesehen. Und wo es noch hinführen kann, werden wir sehen ... Ich ahne jedenfalls nichts Gutes!

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