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Margaret Mitchell: Vom Winde verweht

Was in dieser Story aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts Amerikas aufgezeigt wird ist Folgendes:
1. Fundamentaler Rassismus in Form von Sklaverei in den Südstaaten Amerikas.
2. Der amerikanische Bürgerkrieg, der von 1861 bis 1865 tobte.
3. Ein einfach „gestricktes“ Frauenbild. Wobei man verstehen muss, dass Frauen aus gut situierten Schichten in der damaligen Zeit vor allem auf Handarbeit und Wohltätigkeit reduziert wurden.
4. Frauen wurden als gesellschaftsfähig definiert, wenn sie erstens früh vom „Richtigen“, also standesgemäß, geheiratet wurden und sich zudem als gebärfähig erwiesen. Dieses war allerdings nicht immer einfach, da bei Geburten die Sterberate recht hoch war.
5. Frau kann auch anders! Nämlich in Form der eigensinnigen und gut aussehenden, irischstämmigen Scarlett O’Hara, die Papas Liebling ist und zudem seinen Starsinn erbte. Das zeigt sich vor allem darin, dass sie über viele, viele Jahre einen Mann liebt, der ihre Liebe nicht erwidert. Aber demjenigen, der sie von Anfang an Anfang anhimmelt und sie auf Händen tragen will, nämlich Rhett Butler, bietet sie sehr, sehr lange die Stirn, um ihn schließlich doch noch zu heiraten. Dies geschah aber vor allem, weil sie sich wieder nach Wohlstand sehnte, den sie als Kind gewohnt war und aufgrund des Bürgerkriegs verloren hatte. Allerdings endete ihre Ehe, die nicht von langer Dauer war, tragisch.
Jedenfalls konnten und können sich bis heute Millionen von Leserinnen mit Margaret Mitchells Protagonistin identifizieren bzw. sich an ihr reiben. Auch wenn diese Story sehr frauentypisch ist, kann Mann sie lesen. Ich tat es nicht immer aus reinem Vergnügen, sondern aus Neugier, um über dieses Buch vor allem mit meiner Frau reden zu können. Unsere Meinungen gehen selbstverständlich, wie soll es auch anders sein, auseinander, aber in die Kategorie Weltliteratur würden wir es beide nicht einordnen. Darin sind wir uns ganz klar einig!

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