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Mario Vargas Llosa: Das Fest des Ziegenbocks

Rafael Trujillo (geb. 1891), der Tyrann der Dominikanischen Republik, war einer der brutalsten Diktatoren des 20. Jahrhunderts und wurde am 30. Mai 1961 ermordet. In seinem hervorragenden Roman stellt der peruanische Autor das Attentat sowie die Anwältin Urania Carbel, die nach langen New Yorker Exiljahren in ihre Heimat für einen kurzen Besuch zurückkehrt, in den Mittelpunkt seiner Erzählung und lässt sie ihren Verwandten ihr grausames Schicksal, das ihr der Ziegenbock, so lautete der Spitzname Trujillos, mit dem Wissen ihres Vaters als 14-Jährige angetan hat, erzählen. Dass sie ihm, dem inzwischen schwer Kranken und Verstummten, trotz der Bitte ihrer Tante, die seine Schwester ist, nicht verzeihen kann, ist nur allzu verständlich. Dieser Roman, der nicht linear erzählt wird, was ein guter Griff ist, ist spannend wie ein Thriller; und nicht nur aus diesem Grund absolut empfehlenswert!

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Der Autor Dieter Wellershoff (1925-2018), der im Erwerbsberuf Lektor war, schrieb 1983 auf mittlerem Unterhaltungsniveau diese mit 511 Seiten „gut weg zu lesende“ leichte Belletristik mit einem zu erwartenden Ende. Im Mittelpunkt der von Allgemeinplätzen strotzenden Story - sie ist in der alten beschaulichen BRD angesiedelt - versucht ein bemühter Geschäftsmann in die Fußstapfen seines Schwiegervaters zu treten, was ihm allerdings aus diversen Gründen sehr große Mühe bereitet.                                                                                                        

Ljudmilla Ulitzkaja: Medea und ihre Kinder

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