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Thomas Hettche: Pfaueninsel

In dieser seichten an den Haaren herbeigezogenen Geschichte, in deren Mittelpunkt eine kleinwüchsige Frau steht, die auf der Pfaueninsel im Wannsee nachweislich im 19. Jahrhundert gelebt hat, findet sich Geplänkel und geschraubtes Geschwafel gespickt mit Mord und Todschlag. Sicher hätte man aus den historischen Vorgaben eine sehr viel interessante Story machen können, als Thomas Hettche. Zur Zeit von Königin Luise, war die Insel bereits ein beliebter Aufenthalt der preußischen Könige und nach und nach wurde sie durch Friedrich Wilhelm III. ein Tummelplatz für exotische Tiere, so zählte man im Jahr 1832 etwa 847 von ihnen. Diese Begebenheiten könnten wirklich ein prima Stoff für eine tolle Geschichte sein, aber leider hat sie dr Autor für mein Dafürhalten in den Wannseesand gesetzt, weil er inhaltlich zuviel hineingepackt bzw. hineinfantasiert hat und vor allem unbedingt literarisch als Schriftsteller glänzen wollte, und gerade dieser Versuch, ist für mich gründlich in die (Bade-)Hose gegangen!

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