Direkt zum Hauptbereich

Thomas Hettche: Pfaueninsel

In dieser seichten an den Haaren herbeigezogenen Geschichte, in deren Mittelpunkt eine kleinwüchsige Frau steht, die auf der Pfaueninsel im Wannsee nachweislich im 19. Jahrhundert gelebt hat, findet sich Geplänkel und geschraubtes Geschwafel gespickt mit Mord und Todschlag. Sicher hätte man aus den historischen Vorgaben eine sehr viel interessante Story machen können, als Thomas Hettche. Zur Zeit von Königin Luise, war die Insel bereits ein beliebter Aufenthalt der preußischen Könige und nach und nach wurde sie durch Friedrich Wilhelm III. ein Tummelplatz für exotische Tiere, so zählte man im Jahr 1832 etwa 847 von ihnen. Diese Begebenheiten könnten wirklich ein prima Stoff für eine tolle Geschichte sein, aber leider hat sie dr Autor für mein Dafürhalten in den Wannseesand gesetzt, weil er inhaltlich zuviel hineingepackt bzw. hineinfantasiert hat und vor allem unbedingt literarisch als Schriftsteller glänzen wollte, und gerade dieser Versuch, ist für mich gründlich in die (Bade-)Hose gegangen!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!