In dieser seichten an den Haaren herbeigezogenen Geschichte, in
deren Mittelpunkt eine kleinwüchsige Frau steht, die auf der Pfaueninsel
im Wannsee nachweislich im 19. Jahrhundert gelebt hat, findet sich
Geplänkel und geschraubtes Geschwafel gespickt mit Mord und Todschlag.
Sicher hätte man aus den historischen Vorgaben eine sehr viel
interessante Story machen können, als Thomas Hettche. Zur Zeit
von Königin Luise, war die Insel bereits ein beliebter Aufenthalt der
preußischen Könige und nach und nach wurde sie durch Friedrich Wilhelm
III. ein Tummelplatz für exotische Tiere, so zählte man im Jahr 1832
etwa 847 von ihnen. Diese Begebenheiten könnten wirklich ein prima Stoff
für eine tolle Geschichte sein, aber leider hat sie dr Autor für
mein Dafürhalten in den Wannseesand gesetzt, weil er inhaltlich zuviel
hineingepackt bzw. hineinfantasiert hat und vor allem unbedingt
literarisch als Schriftsteller glänzen wollte, und gerade dieser
Versuch, ist für mich gründlich in die (Bade-)Hose gegangen!
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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