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Neil Mac Gregor: Deutschland – Erinnerungen einer Nation - Sachbuch -

Der britischer Kunsthistoriker und Direktor des British Museums wirft als Außenstehender einen Blick auf unsere bunte und zum Teil mosaikhafte politische Geschichte und vermittelt uns Deutschen mit seiner neutralen Sichtweise einen Blick auf uns und unsere Nation, wobei er an der ein oder anderen Stelle zwangsläufig auch die Österreicher nicht ausspart. Insgesamt bietet seine 500 Jahre umfassende deutsche bzw. europäische Kultutrgeschichte dem Leser das ein oder andere Déjà-vu-Erlebnis. Darüber hinaus zeigt sie, wie leicht sich Geschichte, und damit auch immer wieder Tragödien, wiederholen können, wenn man nichts aus ihnen lernt bzw. in altes Freund- und Feinddenken sowie Nationalismen zurückfällt. Wie immer werden wahrscheinlich diese leicht zu verstehenden und eingehenden Erläuterungen nur die Menschen lesen, die sich sowieso immer schon mit deutscher Geschichte und ihrer oft grausamen Vergangenheit, die vor allem auch in seinen Kleinstaaten auftrat, eher kritisch befasst haben. Allerdings muss man nach der Lektüre sein Haupt nicht mit Asche bestäuben, sondern man sollte aufrecht und mit einem klaren Blick in die Zukunft schauen, um aus der Vergangenheit, die auch durchaus positive Seiten hatte, zu lernen. Leider bietet ein Blick auf die aktuelle deutsche und europäische Gegenwart keine Hoffnung auf Besserung, weil die ewig Gestrigen wieder das Heft in der Hand zuhaben scheinen. Siehe dazu ganz aktuell Österreich und Co.!

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!