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Henry David Thoreau: Walden Ein Leben mit der Natur

Neuengland 1845! Ein Dichter geht ab in die Büsche, sprich in die Natur, um dort für zwei Jahre zu leben. Er schildert in literarischer Form und anschaulicher Art seine Erlebnisse am Waldensee in Massachusetts, wo er Kontakt zu Flora und Fauna sucht. Zudem reflektiert er sein Dasein und das seiner Mitmenschen. Er ist erstaunt über den so genannten Fortschritt, z. B. den Bau von Eisenbahnen, und steht ihm kritisch gegenüber. Was würde der gute Mann erst heute sagen? Besonders interessant finde ich die Passagen in denen er mit seinen Zeitgenossen ins Gericht geht, vor allem mit den schlichten Gemütern, die nur an der Oberfläche leben, denen jeglicher Tiefgang fehlt und die im Grunde nur wie Frösche in Tümpeln quaken. Entsetzlich ist, dass diese Quäkerei in unserem Zeitalter von Fernsehen, Internet und Co. leider ein Dauerzustand ist! Der Autor empfiehlt beispielsweise Bücher zur Auffrischung des Geistes und rezitiert an der einen oder anderen Stelle aus einigen. Wobei er, so könnte man kritisch anführen, hin und wieder mit seiner humanistischen Bildung einwenig prahlt, die er offensichtlich in erster Linie in seiner Lehrerausbildung genossen hat! Insgesamt haben mir Thoreaus Ausführungen aber sehr gut gefallen, vor allem seine Naturbeobachtungen. Auch ich gebe mich ihnen gern bei passender Gelegenheit hin. Auf dieses Buch wurde ich erst durch Barbara Lichs „Der Walden – Field Guide“ aufmerksam, obwohl ich mich eigentlich schon lange für alternative Lebensformen interessiere und Diverses darüber las. Nicht nur für Aussteiger, sondern auch für "Ausgeher" ist dieser Bericht aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts lesenswert!

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!