Diese Biografie, die dem Menschen Heinrich Böll sehr nahe kommt,
gefiel mir sehr gut, denn sie enthüllte für mich viel Neues über den
Autor. Besonders seine so genannte „Fahnenflucht“ aus der Wehrmacht,
verbunden mit krankmachender Selbstmedikation, hat mich sehr
beeindruckt! Als Kind bzw. Jugendlicher hörte ich von den Erwachsenen
ständig dieselbe Ausrede: „Wir konnten ja nichts gegen Hitler und den
Krieg machen“. Diese Aussage wird wieder einmal ad absurdum geführt!!! In
diesem Fall durch den sehr stark vom Ur-Katholizismus geprägten
Humanisten Böll. Zudem hat mich sein Auftreten in den spießigen und
reaktionären 50er und 60er Jahren, in denen er nicht selten angefeindet
wurde, sehr imponiert. Das gilt später ebenso für seinen Einsatz gegen
die Stationierung der Pershingraketen. Als herausragenden Autor würde
ich ihn allerdings nicht bezeichnen, er war eher der Schriftsteller, der
mit seinen Romanen und Erzählungen den Finger in die Wunde des
Zeitgeistes des Wirtschaftswunders legte, siehe oben, und damit nicht
wenigen Menschen, denen die Flucht in den Konsum und die mangelnde
Auseinandersetzung mit der Nazivergangenheit zuwider war, aus der Seele
sprach. Auch Bölls Außenwirkung als Botschafter eines neuen, sich
verändernden Deutschlands in Form der BRD ist letztlich nicht zu
unterschätzen!
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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