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Leonhard Frank: Der Mensch ist gut

Auf diese Novellensammlung, die durch einen Protagonisten, dem Kellner, miteinander verknüpft ist, bin ich in Christa Wolfs Roman „Stadt der Engel oder …“ aufmerksam geworden. Für sie ist dieses Antikriegsbuch noch besser als „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque. Franks Roman erschien 1917 in der Schweiz. In Deutschland, wo er illegal eingeführt wurde, fand er aber trotz Verbots vor allem bei Kriegsgegnern großen Anklang. 1919 erschien das Werk bei Kiepenheuer in Potsdam. Die mir vorliegende Ausgabe ist von 1983 und ein unveränderter Nachdruck der Kippenheuer Ausgabe mit einem Vorwort von Herbert Wehner. (Wie anders waren doch die Zeiten als Politiker noch Ecken und Kanten hatten!)
Ich möchte nicht sagen, dass dieses Buch besser ist als Remarques, aber es ist anders, eindringlicher und vor allem besessen vom Gedanken des Pazifismus. Ja, Leonhard Frank war ein großer Pazifist, Aufklärer und Kämpfer für die Menschlichkeit. Vielleicht ist diese Buch das leidenschaftlichste Buch der Weltliteratur gegen den Krieg, Stilistisch gehört es bestimmt nicht zur Weltliteratur, aber das ist auch gar nicht entscheidend, denn Frank ging es darum den (deutschen) Menschen aus seiner Untertanenmentalität loszureißen und ihm zum selbstständigen Denken zu führen. „Und das Ungeheuerste wird zum Ereignis: es kommt vor, dass man auf der Straße Menschen begegnet, denen man ansieht, dass sie nicht nur leiden, sondern auch… denken.“ (S. 154 unten!) 
Franks Sätze sind meistens kurz und knapp und erinnern mich in ihrer Eindringlichkeit an Agota Kirstofs Roman „Das große Heft“, in dem es Aussicht zweier Buben um den 2. Weltkrieg in Ungarn geht. Dieser Roman der ungarisch-schweizerischen Schriftstellerin ist für mich ebenfalls ein Antikriegsroman und genau so empfehlenswert wie „Der Mensch ist gut“! Und auch ich, als unverbesserlicher Humanist, werde den Gedanken an das Gute im Menschen nicht aufgeben so lange ich lebe…

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