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Martin Andersen Nexö: Ditte Menschenkind

Dieser dänische Autor (1869-1954) war mir vollkommen unbekannt. In der ehemaligen DDR ist er eine Größe gewesen, im Westen verschwieg man ihn offensichtlich. Das lag sicherlich daran, weil er  Kommunist war. Der Autor kann sich stilistisch und sprachlich durchaus mit einigen literarischen Größen wie Stefan Zweig oder Joseph Roth vergleichen lassen. Weltliteratur, wie auf dem Klappentext behauptet, ist es allerdings für mich nicht. Was leider des Öfteren bei der sehr berührenden Geschichte über eine Frau, die von Anfang an im Leben aus gesellschaftlichen Gründen keine Chance hat, nervt, ist die sozialistische Arbeiterideologie, die der Autor seinem Leser permanent einhämmert. Ich war immer wieder versucht mit dem Autor ein Zwiegespräch zu führen und ihm zu sagen: „Ich verstehe Dich, Du hast ja Recht! Aber bitte, jetzt reicht es!“ Trotzdem lautet mein Fazit: Lesenswerte Arbeiterliteratur ohne Hoffnung (das ist allerdings mit der Zeit sehr deprimierend), die beeindruckend das Leben der besitzlosen Klasse der damaligen Zeit beschreibt!

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Dieter Wellershof: Der Sieger nimmt alles

Der Autor Dieter Wellershoff (1925-2018), der im Erwerbsberuf Lektor war, schrieb 1983 auf mittlerem Unterhaltungsniveau diese mit 511 Seiten „gut weg zu lesende“ leichte Belletristik mit einem zu erwartenden Ende. Im Mittelpunkt der von Allgemeinplätzen strotzenden Story - sie ist in der alten beschaulichen BRD angesiedelt - versucht ein bemühter Geschäftsmann in die Fußstapfen seines Schwiegervaters zu treten, was ihm allerdings aus diversen Gründen sehr große Mühe bereitet.                                                                                                        

Ljudmilla Ulitzkaja: Medea und ihre Kinder

Die 1947 in Dawlekanowo geborene russische Autorin lebt heute in Moskau und hat sich als Putin-Kritikerin geoutet. Ein Dutzend Ihrer frauenaffinen Romane wurden inzwischen ins Deutsche übersetzt. Der o. g. Roman mit literarischem Anspruch, überzeugte mich mit einer gut geschriebenen Story, die auf der Krim spielt. Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht die Titelfigur des Romans, „Meda“, eine geborene Griechin, die ihren vielfach verzweigten Familienclan aufrechterhält und große und kleine Probleme managet.

Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!