Dieser großartig geschriebene Roman, der von den Unzulänglichkeiten
und Schwächen der Menschen am Beispiel des Individuums Coleman Silk,
einem Uniprofessor, erzählt, der ein halbes Leben lang seine wahre
Identität verleugnete und seiner Familie und allen anderen - aber vor
allem auch sich selbst - etwas vorspielte bis zu dem Zeitpunkt, als
seine wahre Herkunft entlarvt wird, hat mich von der ersten bis zur
letzten Seite in seinen Bann gezogen! Die Geschichte erzählt aber nicht
nur von der menschlichen Schwäche des Protagonisten, sondern, für mich
beispielhaft, von der aller Menschen und blickt ihnen dabei tief in ihre
Seelen, die sich aber nie vollkommen ergründen lassen, auch die eigene
nicht! So bleibt der Mensch für andere und sich selbst ein ewiges
Rätsel. Großartiger als Philip Roth dieses Mysterium zu Papier bringt,
lässt es sich meiner Meinung nach nicht erzählen!
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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