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Philip Roth: Der menschliche Makel

Dieser großartig geschriebene Roman, der von den Unzulänglichkeiten und Schwächen der Menschen am Beispiel des Individuums Coleman Silk, einem Uniprofessor, erzählt, der ein halbes Leben lang seine wahre Identität verleugnete und seiner Familie und allen anderen - aber vor allem auch sich selbst - etwas vorspielte bis zu dem Zeitpunkt, als seine wahre Herkunft entlarvt wird, hat mich von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen! Die Geschichte erzählt aber nicht nur von der menschlichen Schwäche des Protagonisten, sondern, für mich beispielhaft, von der aller Menschen und blickt ihnen dabei tief in ihre Seelen, die sich aber nie vollkommen ergründen lassen, auch die eigene nicht! So bleibt der Mensch für andere und sich selbst ein ewiges Rätsel. Großartiger als Philip Roth dieses Mysterium zu Papier bringt, lässt es sich meiner Meinung nach nicht erzählen!

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!