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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder

Ihr literarischer Friedensappell an die Welt, der bis heute nicht fruchtet, ist selbstverständlich richtig, allerdings wirkt er schriftstellerisch sehr konstruiert. Erschreckend ist aber, dass besonders der Nationalismus, den die Autorin u. a. anprangert, wieder Hochkonjunktur hat. Die Wagenburgmentalität des Individuums, gefördert durch einzelne Staaten bzw. Nationen oder auch nationale Parlamente, siehe dazu aktuell u. a. Katalonien, ist nichts anderes als egoistisch motivierte Rückwärtsgewandtheit, die das friedliche Zusammenleben zum Wohl aller Menschen in der Regel aus durchschaubaren (Wirtschafts-)interessen infrage stellt. Eine andere Seite des Nationalismus, nämlich die, dass jede Nation Gott für sich einfordert, zeigt Bertha von Suttner ebenfalls auf. Für mich entlarvt sie damit, wie perfide sogenannte Patrioten, das Blut des Einzelnen zum Wohl des "Vaterlandes" aber auch des jeweiligen Glaubens einfordern. Zumindest in aufgeklärten Gesellschaften sollte diese Vorgehensweise heutzutage nicht mehr funktionieren. An dieser Stelle wäre es allerdings interessant zu Wissen, was Gott zu diesen nationalistischen Eiertänzen auf dem „Vulkan“ sagt, der sich unsere Erde nennt!

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