Ihr literarischer Friedensappell an die Welt, der bis heute nicht
fruchtet, ist selbstverständlich richtig, allerdings wirkt er
schriftstellerisch sehr konstruiert. Erschreckend ist aber, dass
besonders der Nationalismus, den die Autorin u. a. anprangert, wieder
Hochkonjunktur hat. Die Wagenburgmentalität des Individuums, gefördert
durch einzelne Staaten bzw. Nationen oder auch nationale Parlamente,
siehe dazu aktuell u. a. Katalonien, ist nichts anderes als egoistisch
motivierte Rückwärtsgewandtheit, die das friedliche Zusammenleben zum
Wohl aller Menschen in der Regel aus durchschaubaren
(Wirtschafts-)interessen infrage stellt. Eine andere Seite des
Nationalismus, nämlich die, dass jede Nation Gott für sich einfordert,
zeigt Bertha von Suttner ebenfalls auf. Für mich entlarvt sie damit, wie
perfide sogenannte Patrioten, das Blut des Einzelnen zum Wohl des
"Vaterlandes" aber auch des jeweiligen Glaubens einfordern. Zumindest in
aufgeklärten Gesellschaften sollte diese Vorgehensweise heutzutage
nicht mehr funktionieren. An dieser Stelle wäre es allerdings
interessant zu Wissen, was Gott zu diesen nationalistischen Eiertänzen
auf dem „Vulkan“ sagt, der sich unsere Erde nennt!
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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