Der Autor Dieter Wellershoff (1925-2018), der im Erwerbsberuf Lektor war, schrieb 1983 auf mittlerem Unterhaltungsniveau diese mit 511 Seiten „gut weg zu lesende“ leichte Belletristik mit einem zu erwartenden Ende. Im Mittelpunkt der von Allgemeinplätzen strotzenden Story - sie ist in der alten beschaulichen BRD angesiedelt - versucht ein bemühter Geschäftsmann in die Fußstapfen seines Schwiegervaters zu treten, was ihm allerdings aus diversen Gründen sehr große Mühe bereitet.
Buchrezensionen
In diesem Roman erzählt der fiktive Engländer Logon Mounstuart, der in Uruguay geboren wurde, seine Biographie in Tagebuchform. An Hand des Lebens seiner Hauptfigur bringt Boyd seinem Leser die Geschichte des 20. Jahrhunderts nahe. Dies geschieht indem Logon Mounstuart allerhand Abenteuer erlebt, an politischen Brennpunkten und Kriegsschauplätzen auftaucht und berühmte Menschen der Zeitgeschichte, vor allem Künstler - insbesondere bildende - trifft. Er ist somit der Mann, der zur passenden Zeit am richtigen Ort war! Um seiner Hauptfigur größere Glaubwürdigkeit zu verschaffen und ihn als realen Zeitzeugen erscheinen zu lassen, was ihm durchaus gelingt, hat der Autor Fußnoten und am Schluss seines Werkes sogar ein Register angefügt, das auf die Personen, Schauplätze, Ereignisse etc. verweist, mit denen Mounstuart im 20. Jahrhundert in Berührung kam. Die Story ist bis auf einige - unweigerlichen? - Längen spannend erzählt, informativ, unterhaltend, recht amüsant und sogar ein wenig „schlüpfrig“*).
An manchen Stellen scheint die Fantasie mit Boyd durchzugehen, aber das sei ihm verziehen, denn im Großen und Ganzen handelt es sich für mich bei „Eines Menschen Herz“ um einen gelungen Roman. Manche Leser sagen es sei Boyds bester, das kann ich aber nicht beurteilen, weil es für mich der erste war, den ich von ihm las.
Allerdings gefällt mir dieser Roman nicht, weil ich den Eindruck habe, dass der Autor Köhlmeier - wie unter Zwang stehend? - alle möglichen Ereignisse schildern wollte und unendliche viele Figuren des 20. Jahrhunderts auftreten lassen musste. Mir scheint, dass Köhlmeier ein epochales, unvergessliches Werk des vergangenen Jahrhunderts beim Schreiben vor Auge hatte, wobei er sich leider nach meinem Dafürhalten - im wahrsten Sinne des Wortes - verzettelt hat.
Anmerkung: Boyds Roman hat 500 Seiten, der von Köhlmeier sogar (leider) fast 800.