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Juli Zeh: Unterleuten

Neugierig auf diesen Roman, der 2016 bei Luchterland erschien, wurde ich, weil es um ihn u. a. in verschieden Feuilletons einen großen Hype gab und genau das war der Grund, weshalb ich ihn mir bei meiner Gemeindebücherei auslieh. Gut, dass ich das von Zeh-Jüngern gepriesene Werk nicht kaufte, so sparte ich mir 24,99 €, denn es enttäuschte mich quasi von den ersten Seite an. Die Sprache ist konturlos und steckt voller Allgemeinplätze und holzhammermäßigen Namen wie Gerhard Fleiß oder Frederik Wachs. Inhaltlich erzählt die vorhersehbare Geschichte von Leuten, die in einem kleinen ostdeutschen Ort leben und ihr Miteinander getrennt von der übrigen Welt regeln. Frau Zeh berichtet in einem Interview übrigens von einem eigenen Feldversuch, den sie als Bewohnerin von auswärts in einem kleinen ostdeutschen Nest in Brandenburg für einige Jahre unternahm. Sie schaute, wie man so sagt, dabei dem Volk intensiv aufs Maul, denn betrachtet man ihre Wortwahl und die Qualität der von ihr gewählten Sprache, scheinen ihr die erwähnten Mäuler ihren Text, um es etwas überspitzt zu formulieren, quasi souffliert zu haben. Dass Frau Zeh für ihren Roman den Thomas-Mann-Preis erhielt verwundert mich sehr, denn wüsste dieser große Schriftsteller davon, würde er sich bestimmt im Grabe umdrehen! Und somit lanciere ich am Schluss meiner Kritik selbst eine Plattitüde, um mich dem Stil des Romans „Unterleuten“ anzupassen und so wenigsten den sprachlichen Erwartungen des Zeh-Fanclubs Genüge zu tun!

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