Dieser Roman des schweizerischen Schriftstellers ist mit vielen
Charakteren gespickt und hat einen leicht epochalen Charakter, der sich
aufgrund zahlreicher Handlungsstränge ergibt, die allerdings nicht
selten unversehens enden. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen ein
Kommissar und eine ermordete Millionärin einer Aluminiumfabrik. Des
Weiteren befasst sich die ausufernde Story mit der Schweizer
Neutralitätspolitik und ihren Verstrickungen mit den
Nationalsozialisten, die ein Privatgelehrter versucht aufzuklären. Zudem
wird ein Foto einer Kinderhochzeit bei einem Festumzug im Jahr 1949
thematisiert, um im Buchtitel seine Entsprechung zu finden. Des Weiteren
lässt Adolf Muschug seine humanistische Bildung sehr stark in seinen
Text einfließen und versucht mit ihr zu brillieren. Zudem bietet er
seiner Leserschaft Exkurse in die Bibel. All diese scheinbaren
"Versatzstücke" ergeben bei eingehender Betrachtung eine Art
Komposition, welcher der Rezipient folgen kann oder auch nicht, da
dieser Roman keinen linearen Handlungsstrang aufweist! Trotz aller
Undurchschaubarkeit, hat Muschugs Schreibstil für mich etwas
Ansprechendes und stellenweise sogar etwas Faszinierendes, sodass mich
die 527 Seiten des Romans, von denen 40 Seiten einen Anhang bilden, zwar
teilweise irritierten, aber nicht unbefriedigt zurück ließen.
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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