In ihrem Sachbuch „Gerade dadurch sind sie
mir lieb. Theodor Fontanes Frauen.“ Beleuchtet Christine von Brühl
diesen Aspekt des literarischen Schaffens Fontanes. Ich denke, dass ich
Brühls Aufzeichnungen bald „studieren“ werde. Zu „Mathilde Möhring“,
eine starke Frau mit einem festen Willen, lässt sich sagen, dass sie,
die aus einfachen, eher prekären Verhältnissen stammt, sich mit ihrem
starken Willen, intellektuellen Fähigkeiten und den Glauben an sich
selbst schnell in der („Männer-)Welt, zunächst als Ehefrau und später,
nach dem Tod ihres Mannes, als Lehrerin gesellschaftlich zu Ende des 19.
Jahrhunderts etablieren konnte. Ihr wankelmütiger Mann profitierte,
allerdings stark von seiner couragierten auftretenden Frau, als er es
mit Mathildes Unterstützung zu dem Amt eines Bürgermeisters brachte. Wer
Fontane versteht erkennt in ihm einen emanzipatorischen, mit spitzer
Feder schreibenden Aufklärer, der seiner Zeit ein ganzes Stück voraus
war!
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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