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Theodor Fontane: Mathilde Möhring

In ihrem Sachbuch „Gerade dadurch sind sie mir lieb. Theodor Fontanes Frauen.“ Beleuchtet Christine von Brühl diesen Aspekt des literarischen Schaffens Fontanes. Ich denke, dass ich Brühls Aufzeichnungen bald „studieren“ werde. Zu „Mathilde Möhring“, eine starke Frau mit einem festen Willen, lässt sich sagen, dass sie, die aus einfachen, eher prekären Verhältnissen stammt, sich mit ihrem starken Willen, intellektuellen Fähigkeiten und den Glauben an sich selbst schnell in der („Männer-)Welt, zunächst als Ehefrau und später, nach dem Tod ihres Mannes, als Lehrerin gesellschaftlich zu Ende des 19. Jahrhunderts etablieren konnte. Ihr wankelmütiger Mann profitierte, allerdings stark von seiner couragierten auftretenden Frau, als er es mit Mathildes Unterstützung zu dem Amt eines Bürgermeisters brachte. Wer Fontane versteht erkennt in ihm einen emanzipatorischen, mit spitzer Feder schreibenden Aufklärer, der seiner Zeit ein ganzes Stück voraus war!

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!