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Leo Perutz: Sankt Petrischnee

Die fast mystische Story, des in Prag 1882 geborenen österreichische Schriftstellers, steckt voller visionärer Fantasie und lässt dem Leser eigene Interpretationen offen. Thema der Story, in der der Ich-Erzähler Georg Amberg steht, ist die unerschütterliche Gläubigkeit an den Fortschritt, gepaart mit einem blinden Vertrauen in die Wissenschaft. Amberg experimentiert mit Mutterkorn, wobei es ihm gelingt, eine Substanz zu extrahieren, die bei ihrer Einnahme zu Rauschzuständen führt. Seine daraus resultierenden Visionen zeigt Perutz auf höchster literarischer Ebene in zwei Varianten auf, sodass es dem Leser nicht zu 100 % möglich ist, zwischen Traum und Realität zu unterscheiden! Einen untergründigen Aspekt in diesem Roman spielt die Adelsgesellschaft: Sie spürt wie ihre gesellschaftliche Reputation in der noch jungen demokratischen Gesellschaft langsam schwindet und sie ihren uneingeschränkten Status langsam verliert.

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!