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Leo Perutz: Sankt Petrischnee

Die fast mystische Story, des in Prag 1882 geborenen österreichische Schriftstellers, steckt voller visionärer Fantasie und lässt dem Leser eigene Interpretationen offen. Thema der Story, in der der Ich-Erzähler Georg Amberg steht, ist die unerschütterliche Gläubigkeit an den Fortschritt, gepaart mit einem blinden Vertrauen in die Wissenschaft. Amberg experimentiert mit Mutterkorn, wobei es ihm gelingt, eine Substanz zu extrahieren, die bei ihrer Einnahme zu Rauschzuständen führt. Seine daraus resultierenden Visionen zeigt Perutz auf höchster literarischer Ebene in zwei Varianten auf, sodass es dem Leser nicht zu 100 % möglich ist, zwischen Traum und Realität zu unterscheiden! Einen untergründigen Aspekt in diesem Roman spielt die Adelsgesellschaft: Sie spürt wie ihre gesellschaftliche Reputation in der noch jungen demokratischen Gesellschaft langsam schwindet und sie ihren uneingeschränkten Status langsam verliert.

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Dieter Wellershof: Der Sieger nimmt alles

Der Autor Dieter Wellershoff (1925-2018), der im Erwerbsberuf Lektor war, schrieb 1983 auf mittlerem Unterhaltungsniveau diese mit 511 Seiten „gut weg zu lesende“ leichte Belletristik mit einem zu erwartenden Ende. Im Mittelpunkt der von Allgemeinplätzen strotzenden Story - sie ist in der alten beschaulichen BRD angesiedelt - versucht ein bemühter Geschäftsmann in die Fußstapfen seines Schwiegervaters zu treten, was ihm allerdings aus diversen Gründen sehr große Mühe bereitet.                                                                                                        

Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

John Niven: Gott Bewahre

Leicht, locker und flockig Geschriebenes zum Thema Gott und die Welt! Wer, so wie ich, katholisch sozialisiert wurde und seine ihm aufoktroyierten Glaubensbotschaften hinterfragt hat, kann sicher mit diesem Fantasiemärchen etwas anfangen. Wie auch immer, etwas Wahres ist durchaus dran an dieser schrägen Story, die im Amerika der Jetztzeit spielt. Fazit: Kurzweilige Erzählung mit einem Schuss Tiefgang für alle, die diese Materie interessiert. Da die Story literarisch nicht anspruchsvoll ist, ist sie für Everybody geeignet, der sich nicht an Blasphemie stört, sondern sie im Gegenteil zu schätzen weiß.