Als Bardo wird in der tibetischen Tradition der Zwischenraum von Leben und Tod bezeichnet, in ihm spielt diese Geschichte. Derjenige der sich darin befindet, ist der mit 11 Jahren verstorbene Sohn Willie des amerikanischen Präsidenten Lincoln, den verständlicherweise dieser Verlust in eine Krise stürzt. Saunders, der vorher ausschließlich Kurzgeschichten schrieb, zeigt in diesem Roman literarisch überzeugend, wie Lincoln mit dieser tragischen Situation umgeht und sie bewältigt. Am Liebsten hätte ich dieses ausgezeichnete Buch in einem Rutsch gelesen, allerdings sind dafür 443 überzeugende Seiten doch ein bisschen viel.
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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