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"Das Buch der Unruhe" von Fernando Pesso

"Das Buch der Unruhe" von Fernando Pesso.
Der portugiesische Autor, er hat sein Buch in den 20ern und 30ern Jahren in Lissabon verfasst, ist ein ziemlich intellektueller, tiefschürfender, philosophischer und einsamer Typ, der über sich und vor allem über das bzw. sein Leben auf einer sehr anspruchsvollen literarischen Ebene schreibt! Maike Albath vom Tagesspiegel hat das Buch mit der Bibel verglichen, in das man immer wieder hineinschauen aber vor allem auch querbeet lesen kann. Kurzum, für mich steckt das Buch voller interessanter Weltanschauungen und philosophischer sowie vor allem auch sozial- und gesellschaftskritischen Spitzfindigkeiten. Vereinfacht könnte man sagen, dass das Buch von einem Individualisten erzählt, der sich schreibend versucht im Kontext der Welt zu setzen, weil er, Real quasi nicht dazu gehört, obwohl er beruflich als Buchhalter durch seine Zahlenkolonnen im Leben eingebunden ist... Diese fast 600 Seiten sind nicht einfach zu lesen - manche Aussagen muss ich zwei bis dreimal lesen - aber sie sind unheimlich interessant und regen mich vor allem zum Nach- und Weiterdenken an. Darüber hinaus bestätigt es mich in mancher Ansicht und Meinung. Und Selbst-Bestätigung tut halt immer wieder gut! Sicher werde ich diese Buch in einigen Jahren wieder lesen bzw. nicht einfach zur Seite legen.

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!