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Thomas Mann: Der Zauberberg

Der Zauberberg, 1924
Der Ort der Handlung ist eine Sanatorium in Davos. Manns Frau war dort des Öfteren zur Kur. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Hans Castorp, er ist schwach auf der Brust, denn er kränkelt wie die anderen Patienten an der Lunge. Das Leben an diesem Ort verläuft eintönig und die Sterberate ist hoch. Der Protagonist wird außerhalb dieser vier Wände nicht nur mit dem Tod, sondern auch mit Philosophie und Politik konfrontiert. Dafür sorgen der Literat und Freimaurer Settembrini und ein zum Katholizismus konvertierter Jude namens Naphta. Diese zwei unterschiedlichen und sich konträr gegenüberstehenden Charaktere erklären ihrem unbedarften "Zögling", und damit so ganz nebenher auch dem Leser, Gott und die Welt. Sie rücken bei Spaziergängen Hans Castorps Gedanken zurecht und einige Patienten rücken im Sanatorium bei spiritistischen Sitzungen Stühle. Irgendwie sind alle auf der Suche! Das gilt vor allem für Hans Castrop ganz real und konkret, als er bei einem Skiausflug im Gebirge von einem Schneesturm überrascht wird und vollkommen die Orientierung verliert. Castrop erlebt in dieser Szene - die für mich eine der besten der Weltliteratur ist - ein kurzes Spiel auf Leben und Tod, in dem er zudem von einem schrecklichen Traum gemartert wird. Seine Lehre daraus: Güte und Liebe besiegen den Tod, wenn er ihm gedanklich keine Macht zugesteht. Aber schafft er, ein Einzelner, das wirklich? Die Geschichte des bald folgenden 1. Weltkrieges, in dem der Protagonist als Soldat einfach verschwindet, lehrt uns, dass dem nicht so ist. Und wahrscheinlich nie so sein wird, so lange es Menschen gibt. "Der Zauberberg", in dem noch viel mehr steckt als von mir erwähnt, ist für mich Thomas Manns bester Roman!

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