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Frank Witzel: Die Erfindung der roten Armee Fraktion durch einen manischdepressiven Teenager im Sommer 1969


Frank Witzel: Die Erfindung der roten Armee Fraktion durch einen manischdepressiven Teenager im Sommer 1969
„Schnipsel Witzels“ literarische Wundertüte! –
Realismus und Fantasie ergeben in diesem fabelhaft geschriebnen Roman mit dokumentarischen Zügen eine Komposition von Zeit, Raum und Handlung, die mich über 800 Seiten fesselte! Witzel öffnet seinen Lesern eine Wundertüte voller Zeitschnipsel mit kollagenhaftem Charakter, die sie auf eine Reise in die 60er Jahre führt, in die sich Zeitzeugen  wie ich, schnell zurückversetzt fühlen. Bilder und Ereignisse erwachen, erscheinen vor dem geistigen Auge und transferieren einen zurück in die Vergangenheit, als wäre das Dokumentierte erst vor kurzem geschehen! Sicher kann auch ein Nachgeborener aufgrund der lebendigen Darstellung vieles imaginieren und somit ein Gespür für die erzählte deutsche Zeitgeschichte erlangen.

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!