Es ist eine gut geschriebene, interessante und
nicht alltägliche Geschichte, die von mehreren Generationen einer Familie
handelt. Erzählt wird sie aus der Sicht einer Frau mittleren Alters aus der dritten
Generation. Interessant sind die Verknüpfungen und die immer wieder
auftauchenden Parallelen zwischen den verschiedenen Generationen. Die
Verknüpfungen und Parallelen werden in unchronologischen Episoden erzählt und
ergeben am Schluss ein komplettes Ganzes, das mich überzeugte! Allerdings
fühlte ich mich als Mann beim Lesen dieser Geschichte (das ist mir bei
„Frauen-Literatur“ noch nie passiert) ein bisschen wie ein Eindringling, sogar
fast wie ein Voyeur, weil sie - erzählt aus der Sicht einer Frau - sehr
weibliche Perspektiven, Sichtweisen sowie Animositäten (besonders zwischen
Schwestern und Freundinnen) beschreibt. Eigentlich mag ich keine Klischees.
Aber es stimmt einfach: Frauen ticken anders als Männer! (Allerdings ist es aber
durchaus gut, dass dem so ist.) Darüber hinaus ist der Roman auch ein Bekenntnis zur
Heimat, in diesem Fall zur norddeutschen Tiefebene. Und es zeigt sich einmal
mehr, dass Regionen Menschen prägen.
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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