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Ernest Feydeau: Fanny

Dieser Roman, der mich vor allem durch seine dynamische und bildhafte Sprache in den Bann zog, erschien 1858 in Paris und war ein Sensationserfolg. Feydau erzählt in seinem einzigen erfolgreichen kurzen Werk eine Dreiecksgeschichte aus der Sicht eines jungen Liebhabers, den seine Eifersucht in den Wahnsinn treibt. Als Leser spürt man das seelische Leiden des Ich-Erzählers, wenn er seine Gefühle bis ins kleinste Teil seziert, und dabei in Selbstmitleid versinkt. Diese wirklich beeindruckende psychologische Studie über einen Ehebrecher, den die Eifersucht packt, stellt in der Weltliteratur eine Ausnahme dar, weil es in der Regel immer die gehörnten Ehemänner sind, die an der Untreue ihrer Ehefrau zerbrechen und nicht selten an ihrem Gegenspieler rächen. Feydeaus „Etude“, so nannte der Autor sein Büchlein, ist mehr als 150 Jahre nach seinem Erscheinen lesenswert, obwohl sich die Sitten in unserer Zeit sehr geändert haben. Allerdings wird es Eifersucht, von der jeder von uns in der Regel sicher mindestens einmal in seinem Leben betroffen ist, so lange geben, wie es Menschen gibt. Und bis dahin wird es zu diesem Thema noch viel zu erzählen geben. Aber nicht unbedingt so etwas lesenwertes wie der Roman „Fanny“ von Ernest Feydeau.

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!