Dieser Roman, der mich vor allem durch seine dynamische und
bildhafte Sprache in den Bann zog, erschien 1858 in Paris und war ein
Sensationserfolg. Feydau erzählt in seinem einzigen erfolgreichen kurzen
Werk eine Dreiecksgeschichte aus der Sicht eines jungen Liebhabers, den
seine Eifersucht in den Wahnsinn treibt. Als Leser spürt man das
seelische Leiden des Ich-Erzählers, wenn er seine Gefühle bis ins
kleinste Teil seziert, und dabei in Selbstmitleid versinkt. Diese
wirklich beeindruckende psychologische Studie über einen Ehebrecher, den
die Eifersucht packt, stellt in der Weltliteratur eine Ausnahme dar,
weil es in der Regel immer die gehörnten Ehemänner sind, die an der
Untreue ihrer Ehefrau zerbrechen und nicht selten an ihrem Gegenspieler
rächen. Feydeaus „Etude“, so nannte der Autor sein Büchlein, ist mehr
als 150 Jahre nach seinem Erscheinen lesenswert, obwohl sich die Sitten
in unserer Zeit sehr geändert haben. Allerdings wird es Eifersucht, von
der jeder von uns in der Regel sicher mindestens einmal in seinem Leben
betroffen ist, so lange geben, wie es Menschen gibt. Und bis dahin wird
es zu diesem Thema noch viel zu erzählen geben. Aber nicht unbedingt so
etwas lesenwertes wie der Roman „Fanny“ von Ernest Feydeau.
Der Autor Dieter Wellershoff (1925-2018), der im Erwerbsberuf Lektor war, schrieb 1983 auf mittlerem Unterhaltungsniveau diese mit 511 Seiten „gut weg zu lesende“ leichte Belletristik mit einem zu erwartenden Ende. Im Mittelpunkt der von Allgemeinplätzen strotzenden Story - sie ist in der alten beschaulichen BRD angesiedelt - versucht ein bemühter Geschäftsmann in die Fußstapfen seines Schwiegervaters zu treten, was ihm allerdings aus diversen Gründen sehr große Mühe bereitet.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen