Dieser Roman, der mich vor allem durch seine dynamische und
bildhafte Sprache in den Bann zog, erschien 1858 in Paris und war ein
Sensationserfolg. Feydau erzählt in seinem einzigen erfolgreichen kurzen
Werk eine Dreiecksgeschichte aus der Sicht eines jungen Liebhabers, den
seine Eifersucht in den Wahnsinn treibt. Als Leser spürt man das
seelische Leiden des Ich-Erzählers, wenn er seine Gefühle bis ins
kleinste Teil seziert, und dabei in Selbstmitleid versinkt. Diese
wirklich beeindruckende psychologische Studie über einen Ehebrecher, den
die Eifersucht packt, stellt in der Weltliteratur eine Ausnahme dar,
weil es in der Regel immer die gehörnten Ehemänner sind, die an der
Untreue ihrer Ehefrau zerbrechen und nicht selten an ihrem Gegenspieler
rächen. Feydeaus „Etude“, so nannte der Autor sein Büchlein, ist mehr
als 150 Jahre nach seinem Erscheinen lesenswert, obwohl sich die Sitten
in unserer Zeit sehr geändert haben. Allerdings wird es Eifersucht, von
der jeder von uns in der Regel sicher mindestens einmal in seinem Leben
betroffen ist, so lange geben, wie es Menschen gibt. Und bis dahin wird
es zu diesem Thema noch viel zu erzählen geben. Aber nicht unbedingt so
etwas lesenwertes wie der Roman „Fanny“ von Ernest Feydeau.
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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