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Margaret Atwood: Der Report der Magd

Bei diesem spannenden, brillanten und vor allem berührenden Roman der Kanadierin Margaret Atwood handelt es sich um eine fiktionale in der Zukunft spielende Erzählung in einem militant religiös geführten Staat mit dem Namen Gilead. Die Autorin erzählt aus der Sicht ihrer Ich-Erzählerin Desfred erstens wie ein demokratisch geführter Staat (die USA) durch verschiedene einschneidende Maßnahmen in die persönliche Freiheit des Einzelnen pö a pö zu einem Unterdrückerstaat werden kann und zweitens eindrücklich die Leidensgeschichte der Frau, die von der Vergangenheit über die Gegenwart (siehe ganz aktuell Indien!) bis in die Zukunft reicht. Somit hat dieser Roman von 1985 für mich bis heute mit seiner Kritik an (patriarchalischen) politischen aber auch religiösen Strukturen und Diktaturen sowie mit seiner Warnung vor weiteren negativen Entwicklungen in den o. g. Bereichen an Aktuallität nichts eingebüßt. Im Gegenteil, vielleicht ist er nicht zuletzt durch die Machtfülle weniger Technologiekonzerne und die damit verbundene Überwachung ihrer User in unserer digitalisierten Welt, die beispielsweise auch von Diktatoren leicht missbraucht werden können, so aktuell wie nie! Für mich rangiert dieser "emanzipatorische Meilenstein" der Weltliteratur sogar vor George Orwells Meisterwerk "1984" *), weil er zum einen eine realere bzw. konkretere Brisanz besitzt und zum anderen besonders die nach wie vor dominierende Männerherrschaft in unserer Welt undogmatisch anprangert.
*) Auch in der Literatur stehen Frauen immer noch hinten an!

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