Dieser kurze faszinierende und letzte Roman von Márquez, erschienen
2004, stellt sich für mich nach seinem Tod wie ein grandioser Abgesang
dar, sowie nur er ihn hat verfassen können. Ein Greis von 90 Jahren, der
sein ganzes Leben lang für Sex bezahlt hat, entdeckt die Liebe: „An
jenem Abend, wieder daheim ohne Katze und ohne Delgadina, stellte ich
fest, dass Sterben nicht nur im Bereich des Möglichen lag, sondern dass
ich, alt und mutterseelenallein, gerade dabei war, vor Liebe zu
sterben.“ (S. 119). Eindrucksvoller lassen sich Vergänglichkeit und
Liebe nicht beschreiben!
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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