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Markus Seidel: Freischwimmer

Ein lesenwerter kurzer Roman (231 S.), der sich in einem Zug, nicht nur in einem Zug*) bei einer etwas längeren Reise, gut lesen lässt. Vielleicht liegt dieses auch daran, dass Markus Seidel ihn wie aus einem Guss schrieb. Seine Ausführungen kommen mir vor, als seien sie ein ziemlich langer
Atem der erst ausgeht, wenn das letzte Wort gedacht bzw. gesagt ist. Die Worte in diesem Roman gehören dem Ich-Erzähler Hannes, einem Berliner Buchhändler, der seinen Leser einerseits auf seine Gefühlsreise und andererseits auf einen fünftägigen Cafe-, Kneipen-, und Stadtviertel-Trip durch die Bundeshauptstadt am Ende des letzten Jahrhunderts mitnimmt. Zum Schluss findet Hannes, kurze aufregende, besinnliche und erotische Erlebnisse eingeschlossen, zu sich bzw. zu seiner Freundin zurück. *) Sinniger Weise fand ich dieses Buch beim Ende einer eher kurzen Zugfahrt
verlassen auf einem Sitz.

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!