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Andreas Stichmann: Das große Leuchten

Dieser Roman ist ist Literatur! Vielen Lesern genügt konventionelle Unterhaltung. Das ist ihr gutes Recht. Meine Ansprüche gehen meistens darüber hinaus, denn ich möchte in der Regel, wobei Ausnahmen die selbige bestätigen, gefordert und zum Nachdenken angeregt werden. Für mich ist ein Roman gut, wenn ich dabei am Ende anders "rausgehe" als ich hineingegangen bin. "Das große Leuchten" ist eine kuriose, verzwickte und schräge Geschichte, die den Suchenden Ich-Erzähler bis in den Iran führt. Aber im Grunde ist sie nichts anderes als ein Selbstfindungsprozess. Der Autor Andreas Stichmann zeigt auf, dass sein Protagonist (das Alterego des Autors?) diesen Prozess Stück für Stück durchläuft. Der aufmerksame Leser geht diesen Weg mit und reflektiert seinen eigenen Werdegang. Ja, diese Art Erzählung ist für den Rezipienten anstrengend, mich aber begeistert sie nicht nur, sondern sie unterhält mich ganz hervorragend!

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!