- “Wenn einer eine Reise tut,…“ Ja, Elizabeth von Arnim hat viel zu
erzählen! Ihre Urlauberlebnisse auf Rügen liegen zwar schon mehr als 100
Jahre zurück. Aber interessant sind sie für den heutigen Zeitgenossen
allemal, hat sich doch an dem Typus „Deutscher (Tourist)“ nicht viel
geändert: laut, selbstherrlich und in Massen auftretend eher
unerträglich. Außerdem lassen die nationalgeprägten Gesänge und Parolen
der durch übermäßigen Bierkonsum angeheiterter Feriengäste bereits ein
Jahrzehnt vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges Düsteres erahnen. Etwas
anderes hat sich allerdings radikal geändert: Blieb man anno dazumal in
der Regel vier Wochen an seinem Urlaubsort, so reichen vielen Reisenden
inzwischen vier Tage! Außerdem bietet der Roman interessante Einblicke
in die damalige Gesellschaft mit ihren gravierenden Standesunterschieden
und der Reduzierung der Frau auf kuschendes Eheweib und funktionierende
Mutter. Emanzipierte Frauen hatten es zur damaligen Zeit ziemlich
schwer, denn sie wurden nicht nur von den Männern schief angesehen,
sondern auch von ihren Geschlechtsgenossinnen. Selbst Elizabeth von
Arnim tut sich mit den Ansichten ihrer missionierenden Cousine, die sich
vehement für Frauenrechte einsetzt und überall Unterdrückung vermutet,
schwer. Neben den gesellschaftlichen Analysen sind die
Landschaftsbeschreibungen der Insel Rügen, auch wenn sie sich inzwischen
gravierend geändert haben, sehr interessant und wecken Lust auf einen
Trip dorthin. Leider wird mich in absehbarer Zeit mein Weg nicht auf
diese größte deutsche Insel führen, die ich zuletzt vor mehr als 20
Jahren besuchte. Aber vielleicht hat aufgrund meiner Ausführungen die
ein oder andere Leserin bzw. der ein oder andere Leser Lust auf eine
Reise dorthin bekommen. Ansonsten bietet Elizabeth von Arnims
literarische Reisebeschreibung sicher auch an anderen (Urlaubs-)Orten
kurzweilige und augenzwinkernde Unterhaltung und allgemein Freude an der
Natur!
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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