Das Original erschien bereits 1961. Es war stark gekürzt und vor
allem zensiert. Die 650 Seiten dieser ungekürzten Fassung erschienen mir
keine Minute langweilig. Eher im Gegenteil, es war fast schade, dass
dieses vom Liberalismus und Humanismus geprägte Werk so schnell zu Ende
ging. Diese Parabel gehört zum Besten was die Science-Fiktion-Literatur
überhaupt zu bieten hat. Mit der Figur Michael Smith - der Mann vom Mars
- hält der Autor seinem Leser einen Spiegel vor und stellt Politik,
Religion sowie die damit verbundenen gesellschaftlichen und moralischen
Werte an den Pranger. Am Ende siegt die Emotion, und damit die Dummheit,
über den Verstand. Und das geschieht bis heute, weil sich auch in
unserem Jahrhundert immer wieder "Gimpel" finden, die sich vor dem
reaktionären Karren spannen lassen.
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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