Eine Liebesgeschichte aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts
die mit gängigen Konventionen bricht: Ein Liebespaar, sie zunächst
allein stehend, er später verheiratet, bekommt sich im Anschluss eines
dramatischen Endes, bei dem es um Leben und Tod geht. Günter Weisenborn,
ein Pazifist, der von den Nazis inhaftiert wurde und nach 1945 im
Theaterbetrieb in West-Berlin Kariere machte, überzeugte mich in diesem
Roman mit seiner realistischen Darstellung der Charaktere und seiner
Landschaftsbeschreibung der Nordsee. Der Mensch, der nur schlecht aus
seiner Haut heraus kann, ist eingebunden in seiner Rolle und wird
erdrückt von seinen täglichen Pflichten, die sich für Mann und Frau in
den gängigen Geschlechterklischees abspielen. Weisenborns Verdienst ist
es, aufzuzeigen, dass Konventionen nicht für die Ewigkeit bestimmt sind,
wenn zwei Menschen trotz scheinbar unüberwindbaren Schwierigkeiten
wirklich gewillt sind ihren eigenen Weg zu gehen. Dieser Roman wurde
übrigens auch verfilmt.
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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