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Günther Weisenborn: Das Mädchen von Fanö

Eine Liebesgeschichte aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts die mit gängigen Konventionen bricht: Ein Liebespaar, sie zunächst allein stehend, er später verheiratet, bekommt sich im Anschluss eines dramatischen Endes, bei dem es um Leben und Tod geht. Günter Weisenborn, ein Pazifist, der von den Nazis inhaftiert wurde und nach 1945 im Theaterbetrieb in West-Berlin Kariere machte, überzeugte mich in diesem Roman mit seiner realistischen Darstellung der Charaktere und seiner Landschaftsbeschreibung der Nordsee. Der Mensch, der nur schlecht aus seiner Haut heraus kann, ist eingebunden in seiner Rolle und wird erdrückt von seinen täglichen Pflichten, die sich für Mann und Frau in den gängigen Geschlechterklischees abspielen. Weisenborns Verdienst ist es, aufzuzeigen, dass Konventionen nicht für die Ewigkeit bestimmt sind, wenn zwei Menschen trotz scheinbar unüberwindbaren Schwierigkeiten wirklich gewillt sind ihren eigenen Weg zu gehen. Dieser Roman wurde übrigens auch verfilmt.

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!