Der Amerikaner Julien Green präsentiert in diesem Psychothriller von
1929, der erst nach mehr als 60 Seiten richtig Fahrt aufnimmt, einen
Seelenstriptease vom feinsten. Seine Charaktere, vor allem der zum
Mörder werdende Protagonist, lassen ihre Masken fallen und outen sich
als fragile Wesen, wenn plötzlich ihre kleinbürgerliche, und scheinbar
heile Welt in der französischen Provinz durch sexuelle und merkantile
Obsessionen zusammenbricht. Ein gelungener Roman dieses Genres, aber
sicher keine Meisterwerk, das auf Ewigkeit in der Weltliteratur Einzug
hält.
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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