"Grau und trübe brach der Tag an." "Und die Sonne schien." Zwischen
dem ersten und dem letzten Satz, dieses Entwicklungsromans, in dem sich
biographische Bezüge zum Autor finden, liegen 700 Seiten. Die erwähnten
Sätze sind ein Spiegelbild der Gemütslage des Protagonisten und
verdeutlichen, dass sich für ihn trotz vieler Turbulenzen am Ende alles
zum Guten fügt. Obwohl die Story konstruiert und vorhersehbar ist, ist
der Roman für mich ein lesenswerter Klassiker des oben genannten Genres,
weil er nicht zuletzt, so denke ich, sehr präzise die sozialen
Lebensverhältnisse der Menschen um die vorletzte Jahrhundertwende in den
Metropolen Paris und vor allem in London beschreibt. Und dieses
wiederum erinnert mich an Charles Dickens, der u. a. offensichtlich ein
schriftstellerisches Vorbild für W. Somerset Maugham war.
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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