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Nicholas Evans: Der Pferdeflüsterer

Dieser Roman steckt voll mit (amerikanischen) spießbürgerlichen Klischees
und moralischen Werten. Er erzählt sehr konventionell eine belanglose und
billig gestrickte Liebesgeschichte zwischen einer gutsituierten
verheirateten New Yorkerin und einem Single-Cowboy. Ach, wie aufregend und
romantisch zugleich... Der Titel "Der Pferdeflüsterer" ist für Evans nur ein
Aufhänger um seine mit dem Pfeil Amors angereicherte Allerweltsstory zu
erzählen, denn die Arbeit des Pferdeflüsteres mit seinem Klientel wird nur
äußerst peripher beschrieben. Aber gerade aufgrund dieses Aspekts
interessierte mich das Buch! Dass dieser Roman ein Besteller wurde kann nur
daran liegen, dass Evans die Masse mit einfachen Sätzen, bestätigten
Vorurteilen und tradierten Normen bedient und ihre Denkmuster nicht
zerstört. So zementiert man gesellschaftlich gewünschte Klassenunterschiede.
Diese Love-Story, angereichert mit einem Schuss Mitleid für ein durch einem
Reitunfall behindertes Mädchen und seinem lädierten Pferd, lässt sich deshalb
in jedem Groschenroman so oder ähnlich finden.

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