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Oliver Maria Schmitt: Der beste Roman aller Zeiten






Satirischer Blödsinn oder blödsinnige Satire. Das ist hier die Frage. Dieser Roman liegt abseits des Mainstreams, er beginnt stark und endet vollkommen schräg! Einerseits zieht sich die Geschichte ewig hin und endet letztendlich in den Albanischen Bergen, nach dem sie im Rotlichtmilieu am Frankfurter Hauptbahnhof begann. Andererseits lassen sich aber in Oliver Maria Schmitts Buch, das eher keinen literarische Meisterleistung ist, überdrehte Situationen, spitzfindige Satire und pointierte Kommentare finden, die einfach herrlich sind! Wie z. B. unten stehende Aussage zu Herrn Grass. Der ich-Erzähler Mick Rademann, ein so genannter Diplom-Entschleuniger, und der sich selbst überschätzende fettleibige Schriftsteller Dr. Hollenbach, Autor des aus vielen berühmten Werken der Weltliteratur zusammen gestöpselten "BRAZ", schwadronieren in längeren Passagen über über den Literaturbetrieb im Allgemeinen und den besagten Nobelpreisträger im Besonderen: "Günther Grass?" "Hör mir mit dem auf!" schrie Hollenbach und spuckte vor Wut rote Kapselreste gegen den Fahrzeughimmel. Der Grass, der schreibt doch so einfältig, wie er zeichne, der könne nichts, "absolut null", kein Wunder, dass die SS den Krieg verloren habe!"

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!