Wer sich auf Märchen und Fantasy einlassen kann, ist mit diesem
Buch, das ich der gehobenen Belletristik zu ordne, sehr gut bedient und
vor allem unterhalten. Der Ire John Connolly entwirft eine Traumwelt, in
die sich sein 12 jähriger Protagonist David aus der Realität über
exzessives Lesen flüchtet. Sein junges Leben, das vom Tod seiner Mutter,
den Konflikten mit dem Vater, den Auseinandersetzungen mit der neuen
Frau seines Vaters, der Geburt des Stiefbruders sowie dem Ausbruch des
2. Weltkriegs, geprägt ist, bekommt er auch mit Hilfe eines Psychologen
(Freud lässt Grüßen!) nicht in den Griff. Was ihm bleibt sind die Bücher
in seinem neuen Zimmer, das einmal ein Onkel seiner Stiefmutter vor
vielen Jahren bewohnte. Dieser Onkel verschwand als 14 Jähriger zusammen
mit seiner Stiefschwester. Und wie es kommen muss, verschwindet David
eines Tages ebenfalls ...
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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