Der Erzähler der sehr guten literarischen Geschichte und des höchst
politischen Romans, der sich mit der französischen Vergangenheit in der
Zeit der deutschen Okkupation befasst und mit jüdischen und
antijüdischen Klischees spielt, ist der junge Raphael Schlemilovitch.
Der Autor Patrick Modiano, geb. 1945, zeigt in seiner sehr lesenswerten
Story auf, dass Antisemitismus kein rein groß-deutsches Thema war,
sondern z.B. auch in Frankreich grassierte und durch die
Vichy-Regierung, die mit Hitler paktierte, zum Ausdruck kam. Allerdings
sieht Modiano in politischen Äußerungen auch Israel durchaus kritisch
und begründet dies damit, dass das Land gegenüber seinen Nachbarn hoch
militaristisch aufgerüstet ist.
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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