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Nicolò Machiavelli: Der Fürst“ - Sachbuch -

Dieses Werk, um 1513 verfasst, ist eines der ersten der modernen politischen Philosophie und befasst sich mit dem Thema Macht und wie mit ihr von Seiten der Herrschenden umgegangen werden soll. Obwohl Machiavellis Ausführungen in der Renaissance entstanden und sich auf totalitäre Regime beziehen, lassen sich durchaus Parallelen zur politischen Gegenwart aufzeigen. So ist der Autor der Ansicht, dass „die Menschen im allgemeinen mehr nach den Augen, als nach den Händen schließen: weil zu sehen einem Jeden gegeben ist, zu fühlen, Wenigen. Jeder sieht was du scheinest, Wenige fühlen was du bist...“ Machiavelli folgert aus seinem Befund: „Es sorge demnach ein Fürst, die Oberhand und den Staat zu behaupten, so werden die Mittel immer ehrenvoll, und von jedermann löblich befunden werden: weil der Pöbel immer von dem, was scheint, und der Dinge Erfolg befangen wird; und in der Welt ist nichts als Pöbel.“ Dieser Strategie folgt, so meine ich, auch heute der ein oder andere demokratisch gewählte Repräsentant. Egal ob weiblich oder männlich, wenn er vor allem zum Gefallen der Masse agiert und dem Volk nach dem Maul redet. Als nur ein Beispiel unter vielen möchte ich die Forderung nach der Autobahnmaut für Ausländer nennen. Und wer den Pöbel agieren sehen will, der muss nur den Shitstrom im World Wide Web verfolgen. Ja, nach mehr als 500 Jahren scheint sich der Mensch doch nicht so sehr verändert zu haben, wie es sich vielleicht die „Aufklärung“ gewünscht hat. Und wer einen aktuell agierenden „Fürsten“ erleben will, der muss nur Richtung Osteuropa schauen. Machiavellis Buch zeigt wieder einmal, dass sich in herausragenden (philosophischen) Schriften immer ein Funke Wahrheit über menschliches Verhalten für die Ewigkeit finden lässt.

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!