Wolf Wondratscheck lässt ein berühmtes Cello aus dessen langem Leben
erzählen und der Leser nimmt jeden Satz ab, den dieses wunderbare
Instrument von sich preisgibt. Es wurde 1711 von Antonio Stradivari
gebaut und behauptet zu Recht ein Kunstwerk und darüber hinaus eine
Legende zu sein. Es ist mehr als 300 Jahre alt und klingt wie am ersten
Tag, wenn es erlebte Episoden aus seinen Saiten ausplaudert, deren
Augen- und Ohrenzeuge es war. Der Leser folgt Wondratscheks lebendigen
Ausführungen dankbar, weil sie ihn in eine längst vergessene Welt
entführen. Letztendlich ist diese Erzählung nichts anderes als eine
wunderbare Hommage an die Kunst!
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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