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Sybille Berg: GRM

Dieser Roman, ohne klassische Textstruktur, spielt nach dem Brexit im neoliberalen England und weist keinen einzigen Dialog auf. Zudem fällt er durch seinen besonderen Schreibstil auf, der in seinen drastischen Schilderungen an Rap erinnert. Bereits der Bestandteil des Buchtitels GRM (eine Slangabkürzung für Grime) bezieht sich auf ihn. Zudem berichtet dieser Roman mit seinen 634 Seiten als eine Art düsterer Monolog unglaublich schräg vom herannahenden Ende der Welt. U.a. erzählt Sybille Berg von Männern, die sich bis dahin der „Volksablenkungsmaßnahme“ Fußball verschreiben, welche sie von einer Revolution abhält! Und wenn sich Männer einem anderen ihrer überschaubaren Interessen bzw. Bedürfnissen widmen, fragen sie jovilant: „Es war doch schön für Dich?“ Diese ziemlich schräge Story, mit vermeintlich „dystopischen“ Zügen, ist vor allem lesenswert, weil sie für mich unseren Zeitgeist entlarvt!

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!