Dieser Roman, ohne klassische Textstruktur, spielt nach dem Brexit
im neoliberalen England und weist keinen einzigen Dialog auf. Zudem
fällt er durch seinen besonderen Schreibstil auf, der in seinen
drastischen Schilderungen an Rap erinnert. Bereits der Bestandteil des
Buchtitels GRM (eine Slangabkürzung für Grime) bezieht sich auf ihn.
Zudem berichtet dieser Roman mit seinen 634 Seiten als eine Art düsterer
Monolog unglaublich schräg vom herannahenden Ende der Welt. U.a.
erzählt Sybille Berg von Männern, die sich bis dahin der
„Volksablenkungsmaßnahme“ Fußball verschreiben, welche sie von einer
Revolution abhält! Und wenn sich Männer einem anderen ihrer
überschaubaren Interessen bzw. Bedürfnissen widmen, fragen sie jovilant:
„Es war doch schön für Dich?“ Diese ziemlich schräge Story, mit
vermeintlich „dystopischen“ Zügen, ist vor allem lesenswert, weil sie
für mich unseren Zeitgeist entlarvt!
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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